Der imaginierte Nomade von Weiß,  Alexander

Der imaginierte Nomade

Formel und Realitätsbezug bei antiken, mittelalterlichen und arabischen Autoren

Schreibt ein vormoderner Autor über Nomaden, drängt sich rasch der Verdacht auf, was er schreibe sei von literarischen Formeln getränkt. Dieses fraglos begründete Verdachtsmoment verbindet sich für den Historiker aber notwendig mit der Frage, welche Wirklichkeit hinter den Formeln, oder vielleicht eher: durch sie hindurch noch zu erblicken ist. Es zeigt sich, dass Texten, die Nomaden zum Gegenstand haben, mit den Kategorien des ‚Topos’ und des ‚Stereotypes’ nur unzureichend beizukommen ist. Antike ‚Nomadenbilder’ treten ebenso wie diejenigen anderer Epochen in unterschiedlichen Diskursen mit unterschiedlichen Funktionen auf. Sie werden nicht von zeitlosen ‚Topoi’ gestaltet, sondern ‚Nomadenbilder’ haben vielfältige Funktionen und Ausprägungen, deren Komplexität in ihren jeweiligen historischen und diskursiven Kontexten erklärt werden muss. Sie gehen über die Funktion von reinen Abgrenzungsmechanismen von Sesshaftigkeit gegenüber Nomadismus hinaus und erhalten durch ihre historische Kontextualisierung ihren Wirklichkeitsbezug. Als Fallbeispiele werden untersucht: das Bild der skythischen Nomaden in zwei Texten aus dem 5. Jh. v. Chr., nämlich bei Herodot und dem Autor der medizinischen Schrift De aeribus; der ‚Nationalmythos’ vom Aufstieg der Numider als siegreiche Nomaden, welcher durch den Numiderkönig Hiempsal II. in der ersten Hälfte des 1. Jh.s v. Chr. als Gegenentwurf zur Vereinnahmung der nordafrikanischen Völker durch griechische Geschichtsmythen erfunden wird; die komplexen und anscheinend widersprüchlichen Äußerungen Ibn Khalduns, des großen Gelehrten des 14. Jh.s, über die arabischen Nomaden, in denen rationale Analysen und ‚mythische’ Vorstellungen miteinander verwoben sind; der materiale Realismus hinter dem Diktum des Ammianus Marcellinus (4. Jh. n. Chr.) von der „nomadischen Gier nach Gold“; der Rückgriff des Synesios von Kyrene auf dichotomische Stereotypisierungen im Übergang vom Miteinander zum Gegeneinander Nomaden versus Sesshafte; die Vorstellungen der Lateineuropäer über die Mongolen, die im Gefolge der Mongoleneinfälle entstehen und von empirisch gespeisten Beobachtungen bis zu apokalyptischen Stilisierungen reichen; die Figur des Skythen Anacharsis, in der möglicherweise der Hellenen-Barbaren-Gegensatz als Gegenüber von Nomaden und Sesshaften vorgeprägt wurde.

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Die Publikation Der imaginierte Nomade - Formel und Realitätsbezug bei antiken, mittelalterlichen und arabischen Autoren von ist bei Reichert, L erschienen. Die Publikation ist mit folgenden Schlagwörtern verschlagwortet: Alte Geschichte, Alterität, Anacharsis, Antike, Araber, Awaren, Awarenschatz, Beduinen, Beduinentum, Geschichte, Geschichte 600 v. Chr. - 1400, Herodot, Hiempsal, Ibn-Ḫaldūn, ʿAbd-ar-Raḥmān Ibn-Muḥammad, Identitaet, Mittelalter, Mongolen, Mythos, Nomaden, Nomadendiskurs, Nomadismus, Normannen, Numider, Numidien, Sallust, Skythen, Stereotypen, Synesios, Topos, Ungarn. Weitere Bücher, Themenseiten, Autoren und Verlage finden Sie hier: https://buchfindr.de/sitemap_index.xml . Auf Buch FindR finden Sie eine umfassendsten Bücher und Publikationlisten im Internet. Sie können die Bücher und Publikationen direkt bestellen. Ferner bieten wir ein umfassendes Verzeichnis aller Verlagsanschriften inkl. Email und Telefonnummer und Adressen. Die Publikation kostet in Deutschland 45 EUR und in Österreich 46.3 EUR Für Informationen zum Angebot von Buch FindR nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!