Vom Spital zur Spezialisierung – Psychosomatik medizinhistorisch betrachtet von Braun,  Birgit

Vom Spital zur Spezialisierung – Psychosomatik medizinhistorisch betrachtet

Festschrift für Thomas Horst Loew. Mit einem Exkurs zu Historie und Ethik von Psychotherapie-Aufklärung

Konzepte zur Leib-Seele-Interaktion wurden in der europäischen Medizin- und Philosophiegeschichte schon seit dem Altertum diskutiert. In den Irrenabteilungen“ der Spitäle des Mittelalters lebte die antike Auffassung von den „Geisteskrankheiten“ teils fort. Psychosomatik und Psychotherapie im engeren Sinne entwickelten sich im 19. Jahrhundert – also erst nach dem Zeitalter der Aufklärung. Nach dem Verbot der Psychoanalyse im Nationalsozialismus konnten sich an westdeutschen Universitäten ab den 1950er Jahren erste Abteilungen für psychosomatische Medizin etablieren.

Eine gute Behandlungsqualität zeichnet sich aus durch eine umfassende medizinische Versorgung gemäß dem biopsychosozialen Modell. Psychosomatische Abteilungen haben deshalb während der letzten knapp 30 Jahre an Universitätskliniken und Kliniken der höchsten Versorgungsstufe eine zunehmende Bedeutung als Partner der somatischen Medizin gewonnen, wie am Beispiel des Universitätsklinikums Erlangen aufgezeigt wird.

Ab 1985 als Psychotherapiestation und ab 1992 als „Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie in der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik des Klinikums der Universität Erlangen-Nürnberg“ entstand am Universitätsklinikum Erlangen eine psychosomatische Behandlungseinheit mit Bettenstation, Tagesklinik und Konsiliardienst. Diese Abteilung wirkt in die somatischen Fächer hinein, beispielhaft als Psychoonkologie bei Krebspatienten. Mit ihrem integrativen Ansatz behandelt die Psychosomatik Menschen mit somatoformen Störungen, Essstörungen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Das Versorgungs- und Forschungsspektrum der Abteilung erfüllt bis heute die Anforderungen an eine zeitgerechte und konkurrenzfähige universitäre Psychosomatik.

Neben der spezialisierten muss auch die integrierte Psychosomatik mit ihrem holistischen Ansatz mitbedacht werden. Wenn zunehmend – von medizinethischer Seite skeptisch betrachtet – „individualisierte“ oder „personalisierte Medizin“ als präzisionsmedizinisch passgenaue Pharmakotherapie propagiert wird, so sollten sich die gesprächsbasierten Fachdisziplinen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, die ja in ganz besonderer Weise das Individuum, die Person im Fokus haben, nachhaltig in die Debatte einbringen.

Das Grundprinzip einer medizinisch/therapeutischen Aufklärungspraxis ist nicht erst nach dem Nürnberger Ärzteprozess 1946/1947 im ärztlichen Wertekodex verankert. Bereits im Vorfeld gab es hierzu verschiedene Ansätze. Aktuelle Studien zeigen, dass in medizinischen Aufklärungsbögen relevante Informationen für ein informiertes Einverständnis fehlen. Die Psychotherapie-Aufklärung muss neben der Aushändigung standardisierter Aufklärungsbögen auch das individuelle Gespräch beinhalten. Um den Therapeuten die hierfür notwendigen ethischen Kenntnisse zu vermitteln, wären verpflichtende Ethik-Bausteine in das Psychotherapie-Curriculum zu integrieren.

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