Ein Buch über die Frage, was die binäre Geschlechterdifferenz heute bedeutet, und zugleich eine leidenschaftliche intellektuelle Kontroverse, ausgetragen im Geiste der griechischen Philosophie.
Aktualisiert: 2023-05-04
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Aktualisiert: 2023-04-19
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Für die Ausgabe »Fröhliche Wissenschaft« (RISS 88, 2018) hatte uns Barbara Cassin freundlicherweise eine Liste mit Zitaten und Notaten überlassen, die überschrieben war mit dem Titel »Athen Oktober 09. Die sophistischen Ursprünge der Psychoanalyse«. Die Redaktion des RISS hatte diese Liste damals, mit einer knappen Einleitung versehen, unkommentiert veröffentlicht. In der vorliegenden 6. Ausgabe der Reihe RISS+ möchten wir diese Liste noch einmal separat – und nun zweisprachig – veröffentlichen, zusammen mit den Ergebnissen einer Gruppenarbeit, die sich als ein Cartel den Auftrag gegeben hat, zu überlegen, was uns diese Liste zu denken aufgibt, wie sie weiterzuschreiben, zu supplementieren oder kommentieren wäre.
Wichtig war zunächst festzustellen: Cassin hat uns keinen von ihr verfassten Essay gegeben. Was hier veröffentlicht wird, steht nicht unter ihrer Autorschaft. Vielmehr ist sie Überbringerin von Bruchstücken aus Texten anderer Autoren. Sie hat uns also etwas überlassen, gegeben, geschenkt, das nicht ihr gehört hat. Zugleich zeugt die Auswahl und Konstellation der Zitate sowie die wenigen Notate, in der keine persönliche Handschrift erkennbar wird, doch – wie bei einem gelungenen Geschenk – von einem bestimmten »Geschmack«, einer Positionierung. In diesem Fall: für die Sophisten, für Lacan, für Poesie, für Wortspiele und Paradoxe, gegen den »Kummer«, für das »Bessere«.
Aktualisiert: 2023-02-16
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Aktualisiert: 2023-04-05
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Aktualisiert: 2023-04-16
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Aktualisiert: 2023-02-06
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Laien, Dilettanten, Hochstapler,
Buffos, Sophisten, Orvietanhändler,
Kinder, Vogelfreie, Wilde, Analytiker?
Die Psychoanalyse hat sich sicherlich stets mehr auf Unsicherheit und zumindest anfängliche Unbe-
stimmtheit eingelassen, als in vermeintlichen oder tatsächlichen Konstrukten der Gewähr, Garantie
oder vorgefertigten Gewissheit ihr Heil zu suchen, das mit Sicherheit ihr Ende bedeutet hätte.
Die Gestalten, Verkörperungen sowie institutionellen Ausprägungen einer solchen – wahrscheinlich
außermoralischen – Ethik der Ungewissheit, die zudem noch unsicher ist darüber, ob die Negation
von Sicherheit die ihr angemessene Figur sein kann, FRÖHLICHE WISSENSCHAFT reichen von den »Laienanalytikern«, deren Status Freud gegen den Widerstand der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung vergeblich forderte, bis zu den »escroqueries« – »Betrügereien« –, die Lacan als nichtwegzudenkenden Anteil der analytischen Praxis zu bedenken gab. Die Reihe dieser Verkörperungen ist aber unabgeschlossen und prinzipiell unabschließbar. Auch lädt sie dazu ein, über die Analyse hinauszugreifen und sich ihren zahllosen Figuren in Kunst oder Wissenschaft, im Alltag oder als Ausnahmeerscheinung zuzuwenden. »Irgend etwas ausbündig Schlimmes und Boshaftes kündigt sich an: incipit parodia, es ist kein Zwei- fel...« Mit Fröhliche Wissenschaft hat Nietzsche seinem eigenen Ringen um eine Sprechweise, die zweifellos zweifelnd ist, einen Titel gegeben, der auf das gay saber der okzitanischen Troubadoure zurückgriff. Mit der parodistischen Konstellation von Bosheit, Eros, Poesie und ungewissem Wissen zeichnen sich für Nietzsche zudem die Konturen eines Leiblichen ab, das den »Frühgeburten einer unbewiesenen Zukunft« eigen wäre. Im »Schlimmen und Boshaften« mag man die »rohe Grausamkeit« – cruauté – des Psychischen erahnen, der sich »ohne Alibi« zuzuwenden, nach einer Forderung Derridas, Aufgabe der Psychoanalyse sein kann.
Ohne mit dem Titel Fröhliche Wissenschaft – den seither Autorinnen und Autoren wie Bataille, Deleuze, Foucault und Kofman in ihren Arbeiten bejaht haben – eine wilde Mannigfaltigkeit klammern zu wollen, haben wir dazu eingeladen, unter ihm die Figuren und Instanzen zu denken, die sich der genannten Konstellation zuwenden, sie in aktuellen Fragen von »Professionalität« oder Institution, in Theorie und Praxis einführen, ihre konkreten Handgriffe, Schritte und Sprünge verfolgen, sowie ihren Tempi nachspüren. Herausgekommen ist dabei eine lose
Sammlung von Beiträgen, die immer wieder auch selbst das Prinzip der losen Reihung, des Sprung-
haften und Fragmentarischen thematisieren als eine notwendige Abweichung vom systematischen
Zug, der eben jene Wissenschaft auszeichnet, gegen die Nietzsche aufbegehrte. Erst wenn sich das
Schreiben und Denken den eigenen Abschweifungen nicht entzieht, sondern sich den Widersprüchen aussetzt, von denen es angetrieben wird, vermag es, dem fraglichen Status des Fröhlichen, der Freude, und Lust, dem Spaß oder Genießen, also auch dem Schmerz und der Quälerei, der Not und der Muße wie dem Geschlechtlichen darin und seinen Differenzen Aufmerksamkeit zu schenken und etwas von diesen affektiven Dimensionen zur Sprache zu bringen.
Wie Nietzsche in seinem Vorwort zur Fröhlichen Wissenschaft schreibt, sucht auch diese Ausgabe
des RISS aufzunehmen, was »in der Sprache des Thauwinds geschrieben« ist. Die Leserinnen und
Leser mögen darin etwas von »Übermut, Unruhe, Widerspruch, Aprilwetter« verspüren.
Aktualisiert: 2023-03-15
Autor:
Johannes Binotto,
Artur Boelderl,
Barbara Cassin,
Marcus Coelen,
Jonas Diekhans,
Hans-Dieter Gondek,
Insa Härtel,
Nadine Hartmann,
Judith Kasper,
Johannes Kleinbeck,
Bettina Kupfer,
Aaron Lahl,
Robert Langnickel,
Thomas Meinecke,
Monique David Ménard,
Jean-Luc Nancy,
Karl-Josef Pazzini,
Mai Wegener,
Peter Widmer
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Aktualisiert: 2023-04-07
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Aktualisiert: 2023-03-15
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