RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse

RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse von Aumercier,  Sandrine, Chitu,  Andrei, Coelen,  Marcus, Diekhans,  Jonas, Janda,  Alex, Kasper,  Judith, Kebir,  Sabine, Lahl,  Aaron, Lüdemann,  Susanne, Pazzini,  Karl-Josef, Rauchfuß,  Sarah, Ruf,  Kianush, Scheffler,  Thomas, Schmidt-Dominé,  Jonathan, Weber,  Elisabeth, Wegener,  Mai, Widmer,  Peter
Ausgangspunkt für die Entstehung dieses Hefts war ein Workshop mit dem Titel »Islam – Psychoanalyse – Fethi Benslama und andere Versuche« an der Psychoanalytischen Bibliothek Berlin im März 2019, bei dem einige der hier publizierten Texte in einer ersten Version vorgetragen wurden. Dem Workshop voraus ging die gemeinsame Lektüre von Benslamas Buch, das im Deutschen den Titel »Psychoanalyse des Islam« trägt. Der französische Originaltitel dagegen lautet »La psychanalyse à l’épreuve de l’Islam – Wie der Islam die Psychoanalyse auf die Probe stellt«, wobei der Autor nicht versäumt, darauf hinzuweisen, dass der umgekehrte Titel – »Wie die Psychoanalyse den Islam auf die Probe stellt« – ebenso zutreffend gewesen wäre. Wir nehmen diese gegenstrebige Fügung auf und formulieren als Frage: Psychoanalyse des Islam? Darin lässt sich das Anliegen hören, sich von psychoanalytischer Seite mit dem Islam zu befassen, wie auch (genitivus subjectivus) die Psychoanalyse durch ihn verändert zu sehen. Es lässt sich darin aber auch Erstaunen hören: Suggeriert die Formulierung nicht auf heikle Weise, dass es wünschenswert sei, »den Islam« auf die Couch zu legen? Für die analytische Praxis immerhin gilt, dass einem Psychoanalytiker oder einer Psychoanalytikerin immer Einzelne begegnen, die ja nicht als Muslime in die Psychoanalyse kommen, oder gar als Islamisten, ebenso wenig wie als Christen, als Linke oder als Bauarbeiter, sondern aus einer je konkreten Geschichte heraus. Sie kommen als von Geschichte(n) durchquerte Subjekte und können darin von einer religiösen Tradierung berührt oder geprägt sein – was im Übrigen nicht allein für Muslime gilt. Die analytische Theorie hingegen befasst sich durchaus nicht allein mit den Subjekten, sondern hat es von Anfang an sehr fruchtbar mit Fragen der Kultur und mit religiösen Tradierungen aufgenommen. Freud hat seine Schrift» Der Mann Moses und die monotheistische Religion« aber doch nicht »Psychoanalyse des Judentums« genannt, sondern statt der Psychoanalyse sein spezifisches Interesse an Moses in den Titel gehoben. Über die von ihm ersonnene »psychoanalytische Hochschule«, deren »Unterricht auch Fächer […] [wie] Kulturgeschichte, Mythologie, Religionspsychologie und Literaturwissenschaft« umfassen sollte, gibt es dann auch wieder einen Rückbezug zur Praxis, denn, wie Freud festhielt, »[o]hne eine gute Orientierung auf diesen Gebieten steht der Analytiker einem großen Teil seines Materials verständnislos gegenüber«.4 Immer wieder aufs Neue hat die psychoanalytische Arbeit so – in der Praxis wie in der Theorie – das Verhältnis zwischen Singulärem und Struktur oder einfach zwischen Subjekt und Kultur zu artikulieren.
Aktualisiert: 2021-04-08
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RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse

RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse von Binotto,  Johannes, Boelderl,  Artur, Cassin,  Barbara, Coelen,  Marcus, Diekhans,  Jonas, Gondek,  Hans-Dieter, Härtel,  Insa, Hartmann,  Nadine, Kasper,  Judith, Kleinbeck,  Johannes, Kupfer,  Bettina, Lahl,  Aaron, Langnickel,  Robert, Meinecke,  Thomas, Ménard,  Monique David, Nancy,  Jean-Luc, Pazzini,  Karl-Josef, Wegener,  Mai, Widmer,  Peter
Laien, Dilettanten, Hochstapler, Buffos, Sophisten, Orvietanhändler, Kinder, Vogelfreie, Wilde, Analytiker? Die Psychoanalyse hat sich sicherlich stets mehr auf Unsicherheit und zumindest anfängliche Unbe- stimmtheit eingelassen, als in vermeintlichen oder tatsächlichen Konstrukten der Gewähr, Garantie oder vorgefertigten Gewissheit ihr Heil zu suchen, das mit Sicherheit ihr Ende bedeutet hätte. Die Gestalten, Verkörperungen sowie institutionellen Ausprägungen einer solchen – wahrscheinlich außermoralischen – Ethik der Ungewissheit, die zudem noch unsicher ist darüber, ob die Negation von Sicherheit die ihr angemessene Figur sein kann, FRÖHLICHE WISSENSCHAFT reichen von den »Laienanalytikern«, deren Status Freud gegen den Widerstand der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung vergeblich forderte, bis zu den »escroqueries« – »Betrügereien« –, die Lacan als nichtwegzudenkenden Anteil der analytischen Praxis zu bedenken gab. Die Reihe dieser Verkörperungen ist aber unabgeschlossen und prinzipiell unabschließbar. Auch lädt sie dazu ein, über die Analyse hinauszugreifen und sich ihren zahllosen Figuren in Kunst oder Wissenschaft, im Alltag oder als Ausnahmeerscheinung zuzuwenden. »Irgend etwas ausbündig Schlimmes und Boshaftes kündigt sich an: incipit parodia, es ist kein Zwei- fel...« Mit Fröhliche Wissenschaft hat Nietzsche seinem eigenen Ringen um eine Sprechweise, die zweifellos zweifelnd ist, einen Titel gegeben, der auf das gay saber der okzitanischen Troubadoure zurückgriff. Mit der parodistischen Konstellation von Bosheit, Eros, Poesie und ungewissem Wissen zeichnen sich für Nietzsche zudem die Konturen eines Leiblichen ab, das den »Frühgeburten einer unbewiesenen Zukunft« eigen wäre. Im »Schlimmen und Boshaften« mag man die »rohe Grausamkeit« – cruauté – des Psychischen erahnen, der sich »ohne Alibi« zuzuwenden, nach einer Forderung Derridas, Aufgabe der Psychoanalyse sein kann. Ohne mit dem Titel Fröhliche Wissenschaft – den seither Autorinnen und Autoren wie Bataille, Deleuze, Foucault und Kofman in ihren Arbeiten bejaht haben – eine wilde Mannigfaltigkeit klammern zu wollen, haben wir dazu eingeladen, unter ihm die Figuren und Instanzen zu denken, die sich der genannten Konstellation zuwenden, sie in aktuellen Fragen von »Professionalität« oder Institution, in Theorie und Praxis einführen, ihre konkreten Handgriffe, Schritte und Sprünge verfolgen, sowie ihren Tempi nachspüren. Herausgekommen ist dabei eine lose Sammlung von Beiträgen, die immer wieder auch selbst das Prinzip der losen Reihung, des Sprung- haften und Fragmentarischen thematisieren als eine notwendige Abweichung vom systematischen Zug, der eben jene Wissenschaft auszeichnet, gegen die Nietzsche aufbegehrte. Erst wenn sich das Schreiben und Denken den eigenen Abschweifungen nicht entzieht, sondern sich den Widersprüchen aussetzt, von denen es angetrieben wird, vermag es, dem fraglichen Status des Fröhlichen, der Freude, und Lust, dem Spaß oder Genießen, also auch dem Schmerz und der Quälerei, der Not und der Muße wie dem Geschlechtlichen darin und seinen Differenzen Aufmerksamkeit zu schenken und etwas von diesen affektiven Dimensionen zur Sprache zu bringen. Wie Nietzsche in seinem Vorwort zur Fröhlichen Wissenschaft schreibt, sucht auch diese Ausgabe des RISS aufzunehmen, was »in der Sprache des Thauwinds geschrieben« ist. Die Leserinnen und Leser mögen darin etwas von »Übermut, Unruhe, Widerspruch, Aprilwetter« verspüren.
Aktualisiert: 2023-03-15
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