Weltflucht und Schäferideal

Weltflucht und Schäferideal von Krüger,  Reinhard
Immer schon träumten Menschen, insbesondere dann, wenn sie ihre eigenen Lebensumstände als Bedrängnis empfanden, von einem anderen Leben in dieser oder in einer anderen Welt. Die Literatur ist ein herausragender Ort für die Verdichtung derartiger Vorstellungen. In Frankreich wird im Mittelalter in Gestalt der Pastourelle vorgestellt, daß der Chevalier, ohne die strengen Regeln der höfischen Liebe beachten zu müssen, sich in ein ganz anders geartetes Liebesspiel mit der sozial niedrig stehenden Schäferin einlassen darf. Diese Textsorte wird als eine intellektuelle Entlastungsstrategie für jene verfaßt, denen das höfische Liebesritual ganz offensichtlich zu belastend ist. Im 16. Jahrhundert wird in Frankreich diese utopische und zugleich Weltfluchtfunktion der Pastorale reaktiviert, indem die Impulse von Sannazaro und seiner Arcadia (1504) aufgenommen werden, die Pastorale neu aus der Perspektive antiker Hirtenlyrik und Bukolik zu denken. Immer geht hiermit einher die Einsicht, daß der Traum von einem Leben in Arkadien einen Bruch aufweist und die Gesellschaft in ihren Grundfesten bereits Defizite aufweist, die ein rundum glückliches Leben des Menschen nicht möglich machen. Konkret in der Astrée (1607 sq.) von Honoré d’Urfé begeht der Protagonist Céladon aufgrund der üblen und verwirrenden Nachrede in seinem sozialen Umfeld gleich zu Beginn Selbstmord und der ganze Roman steht viele tausend Seiten lang unter diesem Vorzeichen der Präsenz des Todes in Arkadien. Daß hier der Bogen zu Poussins Gemälde Die Arkadischen Hirten (ca. 1638) mit der in ihm enthaltenen Devise Et in Arcadia ego geschlossen werden kann, ist naheliegend. Doch zur Geschichte der Verarbeitung des arkadischen Traums in Frankreich gehört auch eine poetische Praxis im Umfeld der Astrée, die Gegenstand der in diesem Band versammelten Aufsätze ist.
Aktualisiert: 2020-01-20
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Pneumatische Streifzüge I zur Geschichte der Berliner Rohrpost (1863-1976)

Pneumatische Streifzüge I zur Geschichte der Berliner Rohrpost (1863-1976) von Krüger,  Reinhard
Mitte 2008 wird auf dem von Gildefreund Richard Ebert betriebenen philatelistischen Internetforum www.philaseiten.de das Thema Rohrpostbelege begonnen. Schon nach kurzer Zeit sind wissbegierige Sammler und ausgewiesenen Rohrpostexperten in einem regen Meinungsaustausch. Mit Stand Anfang Dezember 2013 ist dieses philatelistische Exotenthema mit über 900 Beiträgen und weit über 300.000 Lesezugriffen eines der beliebtesten Themen des Forums. Im Februar 2010 nimmt erstmals ein Mitglied namens telosgraphein007 an den Diskussionen teil. Hinter dem Namen verbirgt sich kein geringerer als unser Autor Prof. Dr. Krüger. Die Art und Weise, wie er seine Beiträge verfasst und auch die Themenstellungen lassen eine enorme Wissenstiefe erkennen. Regelmäßig werden von Ihm auch die Randbereiche jenseits von Portostufe und Ganzsachenkatalog angesprochen. Mit dem vorliegenden Buch ist es ihm gelungen neugierig zu machen auf viele noch kaum erforschte Sachverhalte, die unmittelbar mit der Rohrpost zusammen hängen. Er regt an, sich mit Themenstellungen jenseits des Mainstream zu beschäftigen. Dort zu sammeln, zu sichten, zu bewerten und gemeinsam mit Gleichgesinnten zu forschen. Die heutigen Möglichkeiten der Kommunikation machen es uns sehr viel einfacher, als den Altvorderen, Wissen miteinander auszutauschen, zu bündeln und zu veröffentlichen.
Aktualisiert: 2023-01-13
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Rummelsberger Reihe / Die Philippuskirche Rummelsberg – Streiflichter aus 90 Jahren

Rummelsberger Reihe / Die Philippuskirche Rummelsberg – Streiflichter aus 90 Jahren von Breitenbach,  Günter, Gerndt,  Gabriele, Greif,  Thomas, Krüger,  Reinhard
Die Philippuskirche in Rummelsberg bei Nürnberg ist die geistliche Heimat aller Diakoninnen und Diakone der bayerischen evangelischen Landeskirche. Das Gotteshaus wurde 1927 nach dem architektonischen Vorbild einer frühchristlichen Basilika erbaut. Die Broschüre widmet sich der eigentlichen Baugeschichte samt Einweihungsfeiern, beleuchtet aber auch die Zeitumstände, die Geschichte der drei Orgeln und die Kirchengeschichte im Wandel der vergangenen 90 Jahre. Neben den harten Fakten ist auch Raum für Vergnüglich-Anekdotisches – etwa für den seltenen Umstand, dass die Kirchweihfeier dank besonderer Fürsorge des Rummelsberger Rektors vollkommen alkoholfrei verlief, oder für mancherlei kuriose Widrigkeit im Umgang mit Orgelbaumeistern und Architekten.
Aktualisiert: 2023-01-12
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Weltflucht und Schäferideal in arkadischer Landschaft

Weltflucht und Schäferideal in arkadischer Landschaft von Krüger,  Reinhard
Arkadien gehört zu den Geschichtsmythen, aus denen sich u.a. europäische Zivilisation und ihre Geschichtskonstruktionen herleiten, und die auf diesem Wege von den Europäern auch auf andere Kontinente und Kulturen übertragen worden sind. Es ist erstaunlich, dass zu einer Zeit, in der man, wenn man Grieche oder Römer war, die Geschichte menschlicher Gesellschaft nur in der Spanne von einigen tausend, wenn nicht sogar nur Hunderten von Jahren erfasst hatte, zunächst durch Überlegung und Ausdeutung des Mythos zu der Einsicht kam, dass menschliche Gesellschaft, so wie wir sie kennen, eigentlich erst mit dem Aufkommen der Hirtenkultur begann. Dies trifft sich recht gut mit neueren Erkenntnissen, wonach die entscheidenden Schritte in die Richtung einer Entwicklung unserer heutigen Kulturen erst mit der neolithischen Revolution, d.h. irgendwann vor 12 bis vielleicht 20 tausend Jahren sich herausgebildet hatten. Die Ausdeutung des Mythos Arkadien ist also zugleich eine imaginäre Rekonstruktion unserer Zivilisationen in einem Frühstadium. Da dieses Frühstadium der Menschheitsgeschichte jedoch noch nicht von den Zerfallserscheinungen späterer zivilisatorischer Prozesse geprägt war, wohnt dem Mythos Arkadien und dem nach ihm imaginierten gesellschaftlichen Verhältnissen ein utopisches Potenzial inne, das die Sprengkraft der Rezeption dieses Mythos ausmacht. Die hier versammelten Aufsätze sind erste Studien, die auf dem Weg zu einer viel umfassenderen Deutung des Mythos Arkadien durch die europäische Pastoralliteratur entstanden sind.
Aktualisiert: 2019-12-12
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Von der Dekadenz zu den neuen Lebensdiskursen

Von der Dekadenz zu den neuen Lebensdiskursen von Ducrey,  Guy, Dünne,  Jörg, Folger,  Robert, Frömmer,  Judith, Goumegou,  Susanne, Hahn,  Kurt, Hettich,  Katja, Jing,  Xuan, Krüger,  Reinhard, Leopold,  Stephan, Oster,  Angela, Peters-Bannon,  Karin, Schneider,  Lars, Scholler,  Dietrich, Siebenborn,  Eva, Simonis,  Linda
Mit dem Untergang des II. Kaiserreichs vollzieht sich in Frankreich nicht nur ein politischer sondern auch ein diskursgeschichtlicher Wandel, in dessen Folge ein Dispositiv der Erkrankung und des Niederganges durch solche Formationen überschrieben wird, die nunmehr Heil statt Unheil setzen. Der negative Vitalismus der Dekadenz weicht einer Regenerationsbewegung, die sich jedoch nicht in einem einzigen politischen Diskurs beruhigen kann, sondern sich um jene mit dem Verlust des Souveräns entstandene Leerstelle herum zu vervielfältigen scheint. Steht die Dekadenz im Zeichen einer gleichermaßen fetischisierten wie perhorreszierten Weiblichkeit, so kreist die mit der Niederlage von Sedan aufkommende Regenerationsdynamik um eine Vaterfunktion, die in der Republik, so scheint es, eben gerade noch keine symbolische Entsprechung finden kann. Die vakante Vaterposition wird damit offen für immer neue, imaginäre Besetzungen, die bei aller Heterogenität als Gemeinsamkeit die Verschränkung von Männlichkeit und Heil teilen.
Aktualisiert: 2023-04-26
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Eine Welt ohne Amerika / Das Überleben des Erdkugelmodells in der Spätantike (ca. 60 v.u.Z. – ca. 550)

Eine Welt ohne Amerika / Das Überleben des Erdkugelmodells in der Spätantike (ca. 60 v.u.Z. – ca. 550) von Krüger,  Reinhard
Der angebliche Niedergang antiker Kultur in der Spätantike fand wenigstens hinsichtlich des kosmologischen und astronomischen Wissens nicht statt. In dem hier vorliegenden zweiten Band wird die lebendige Tradition des antiken Erdkugelmodells in der Spätantike untersucht, die schließlich sogar in die kirchenväterlichen Vorstellungen von der Beschaffenheit der Welt eingeht. Während das Imperium Romanum zusammenbrach, blieben die Modelle von der Erde und dem gesamten Universum unverändert erhalten.
Aktualisiert: 2022-05-23
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Zwischen Dekadenz und Comic-Strip

Zwischen Dekadenz und Comic-Strip von Favaro,  Roberto, Heister,  Hanns W, Krüger,  Reinhard, Vetterlein,  Suse
Roberto Favaro (geboren 1961 in Padua, Italien), Musikhistoriker und Essayist, hat mit einer Arbeit auf dem Gebiet der Philosophie an der Universität Padua die Laurea erlangt. An der Humboldt-Universität zu Berlin hat er seine Ausbildung in Musikgeschichte fortgesetzt. Er ist Professor für Theatergeschichte an der Accademia di Belle Arti di Brera di Milano und Professor für Musikästhetik an der Accademia di Architettura di Mendrisio (Università della Svizzera Italiana, Lugano). Er hat zahlreiche Essays und Monographien vorgelegt, darunter, gemeinsam mit Luigi Pestalozza, Storia della Musica, Warner Bros., Milano 1999, L’ascolto del romanzo Mann, la musica, i Buddenbrook, Ricordi, Milano 1993. Er ist seit 1987 Chefredakteur der musikwissenschaftlichen Zeitschrift Musica/Realtà.
Aktualisiert: 2020-01-20
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,Kopernikanische Wende‘ und die ‚kosmologische Kränkung‘ des Menschen der Neuzeit

,Kopernikanische Wende‘ und die ‚kosmologische Kränkung‘ des Menschen der Neuzeit von Krüger,  Reinhard
Die Entdeckung des Kopernikus, dass nicht die Erde, sondern die Sonne sich im Zentrum des Universums befindet, stellte zwar im Jahre der Erstveröffentlichung dieses Konzepts 1453 eine wissenschaftliche Innovation dar. Doch Ansätze dazu, das heliozentrische Modell im lateinischen Mittelalter als eine mögliche Konstruktion zu diskutieren, lassen sich bis ins 14. Jahr-hundert zurückverfolgen. Auch Giordano Brunos Vorstellung von der Vielzahl der Welten, die eine Unendlichkeit des Universums voraussetzt, ist so originell nicht. Denn erstens wurde diese These bereits im 13. Jahrhundert an der Sorbonne gelehrt, von der Kirche dann aber verboten. Zweitens jedoch stammt Brunos Argument, dass das Universum eine unendliche Sphäre sei, deren Peripherie nirgends und deren Zentrum überall sei, bereits aus dem Liber viginti quattuor philosophorum (Buch der 24 Philosophen) aus dem 12. Jahrhundert. Hier schließt auch Blaise Pascal an, der angesichts der Unendlichkeit zwar einen Schauder erfährt, der jedoch mit dem gleichen Argument der 24 Philosophen und Giordano Brunos den Betrachter dieses Unendlichen ins Zentrum des Universum stellt: Wenn das Zentrum des Universums überall ist, dann befindet sich sein Betrachter logischerweise immer im Zentrum des Universums. Von einer Dezentrierung der Erde und erst recht von einer Dezentrierung des Menschen kann nicht die Rede sein, sondern das Gegenteil ist der Fall. Die sogenannte Kopernikanische Wende scheint somit eher eine rhetorische Volte der Neuzeit zu sein, denn sie hat aus der Sicht der Zeitgenossen, die des Kopernikus’ Werk durchaus zur Kenntnis nehmen und die es wie Gottsched sogar feiern und mit der Leistung des Columbus vergleichen, nicht stattgefunden. Sie ist eine Erfindung späterer Jahrhunderte ebenso wie die 'kosmologische Beleidigung', die Sigmund Freund im Jahre 1917 als eine der Grundbeleidigungen des Menschen der Neuzeit identifiziert. Sie erscheint vor dem Hintergrund des 1. Weltkriegs eher als eine kulturpessimistische Projektion, denn als eine philologisch und historisch begründete und nachgewiesene Tatsache in der Seelengeschichte des neuzeitlichen Menschen. Die Thesen von der Kopernikanischen Wende und der kosmologischen Beleidigung sind geschichtsphilosophische und wissenschaftsgeschichtliche Mythen. Sie bauen auf dem Mythos vom geschlossenen Universum des Mittelalters auf, um vor diesem Hintergrund die Überlegenheit der Neuzeit vor allen anderen Epochen der Menschheitsgeschichte postulieren und rhetorisch vertreten zu können.
Aktualisiert: 2020-01-20
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Autismus und Körpersprache

Autismus und Körpersprache von Kalverkämper,  Hartwig, Krüger,  Reinhard, Posner,  Roland, Zöller,  Dietmar
Man stelle sich vor, man möchte ein A schreiben, habe eine klare Vorstellung davon, wie ein A aussieht, habe auch klare Vorstellungen, wenigstens kann man sie rekonstruieren und erinnern, welche Bewegungen man durchzuführen hat, um ein A auf das Blatt Papier zu schreiben. Doch die Hand tut nicht das, was man will. Dagegen spielt der eigene Körper völlig unwillentlich verrückt, weil gerade die Wetterlage ungünstig ist. So etwa geht es Dietmar Zöller. Seine Wahrnehmungen und folglich seine Handlungen sind infolge einer autistischen Behinderung gestört. Entsprechend stellt Dietmar Zöller seine eigene Lage dar: “Daß das, was ich sah, hörte und roch, nicht die Realität sein konnte, merkte ich nach und nach. Ich lernte, mit dem Chaos zu leben und schaffte mir in meinen Gedanken eine Gegenwelt, in der es sich leben ließ.” “Mein autistisches Verhalten ist die Folge einer Hirnschädigung, die im frühen Säuglingsstadium mein Gehirn behinderte und eine normale Entwicklung unmöglich machte. Störungen der Verarbeitung von Wahrnehmungen in allen Sinnesbereichen haben meine Entwicklung blockiert und machen mein Leben auch noch heute zu einem täglichen Kampf.” Zöller hat bereits zwei Bücher über seine Behinderung vorgelegt. Mit dieser neuen Untersuchung führt er erstmals im Rahmen einer wissenschaftlichen Darstellung die genaue Beschreibung und Beobachtung der Fehlfunktionen und der spezifischen Leistungen seines Körpers durch. Es gelingen ihm dabei Einsichten in die Funktionen des Körpers und dessen Steuerung, die einem Nichtbehinderten praktisch unmöglich sind und einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Steuerung des Körpers und seiner Artikulation darstellen.
Aktualisiert: 2020-01-20
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Die Tradition der Alba in der spanischen Lyrik des 20. Jahrhunderts

Die Tradition der Alba in der spanischen Lyrik des 20. Jahrhunderts von Kalverkämper,  Hartwig, Krüger,  Reinhard, Partzsch,  Henriette, Posner,  Roland
Die Alba, die Zusammenkunft oder Trennung der Liebenden bei Tagesanbruch, ist ein fester Bestandteil mittelalterlicher Dichtung. In dieser Untersuchung werden erstmals Fortbestand und Wandel dieses Topos in der spanischen Lyrik des 20. Jahrhunderts in detaillierten Einzelinterpretationen ausführlich dargestellt. Die Autorin weist dabei nach, daß sich auf diese Weise exemplarisch die allmählichen Veränderungen der poetischen Konstruktion von Geschlechtsidentität im Laufe des Jahrhunderts verfolgen lassen. Durch die Einbeziehung von Fragestellungen der neueren Diskurs- und Kulturtheorie wird so ein breites Panorama der spanischen Lyrik von den 20er Jahren bis zur Gegenwart entworfen. Henriette Partzsch hat an der TU-Berlin promoviert, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Basel und hat mehrere Publikationen zur zeitgenössischen spanischen Lyrik vorgelegt.
Aktualisiert: 2020-01-20
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Drei Untersuchungen zur Körpersprache im französischen Mittelalter

Drei Untersuchungen zur Körpersprache im französischen Mittelalter von Bredtmann,  Hermann, Krüger,  Reinhard, Lommatzsch,  Erhard, Schiller,  Friedrich
Die Anthropologie der Romantik ebenso wie die anthropologische Ausrichtung der Neuphilologien im 19. Jahrhundert haben die Sicht auf eine Vielzahl von kulturellen Phänomenen freigelegt. Nicht nur die Sprachen wurden in diachroner und synchroner Hinsicht erfaßt und ihre historischen Quellen vor allem in den zahlreichen Texteditionen gesichert, die als ein Ergebnis der romantischen Mittelaltersichtung zu verstehen sind. Daneben überlebten Impulse zu einer ganzheitlichen Erfassung der jeweiligen Zielkultur, Impulse, die wenigstens bis auf Giambattista Vicos Scienza nuova und sein Projekt eines Wörterbuches aller mentalen Konzepte aller Völker und aller Zeiten zurückgeführt werden können. Dies betrifft vor allem auch die Körpersprache, Gestik und Mimik, die seit dem beginnenden 19. Jahrhundert wieder ein vermehrtes Interesse der Forschung verspüren konnten. Doch nicht nur traditionelle Positionen der älteren Kulturwissenschaft und Anthropologie geben ihre Impulse an die Philologien im 19. Jahrhundert ab. Es kommen die Anregungen hinzu, die seit 1872 von Charles Darwins The Expression of the Emotions in Men and Animals in alle Richtungen ausgegangen sind. Insbesondere die deutsche Romanistik, vor allem jene, die unter dem Einfluß Adolf Toblers stand, hat sich seit Darwin vermehrt Fragen der Körpersprache zugewandt und es sind eine Reihe von einschlägigen Dissertationen entstanden. Mit diesem Band werden Arbeiten von drei Romanisten des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts erstmals neu herausgegeben, darunter die bis heute nur partiell veröffentlichte Dissertationsschrift von Eduard Lommatzsch. Alle befassen sich mit dem Thema der Körpersprache im französischen Mittelalter, und zwar so, wie sie sich nach dem Befund der altfranzösischen Literatur darstellt. Alle diese Schriften sind reiche Quelle für neuere Untersuchungen und stellen zugleich eine Herausforderung an eine moderne Philologie dar, die sich den Möglichkeiten einer kulturgeschichtlichen und literaturanthropologischen Fragestellung nicht verschließt.
Aktualisiert: 2020-01-20
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Die Maßnahme

Die Maßnahme von Brecht,  Bertolt, Krüger,  Reinhard
Es handelt sich um einen unkorrigierten Vorabdruck der “Maßnahme”. So stand es am 13. Dezember 1930 den Premierengästen zum Kauf für 20 Pf zur Verfügung. Das Heft ist voller Anmerkungen von zeitgenössischer Hand. Während der Premiere hat ein Zuschauer des Stücks umfangreiche Notizen an die Ränder der Seiten des Heftes geschrieben. In Fragen der Musik kennt er sich aus. Durch den Vergleich mit gedruckten Rezensionen kann man den konservativen Bühnenkritiker Paul Fechter als den Urheber der Notizen identifizieren. Er notiert über die Aufführung, was dem gedruckten Text nie zu entnehmen ist: wann Helene Weigel ihren Part der Vier Agitatoren spielt, wann Saxophone die Aufführung kommentieren, was Ernst Busch als Agitator spricht, ob die Musik sich revolutionär anhört, ob der Großberliner Arbeiterchor - der ‘Kontrollchor’ des Stücks - “unisono” oder “polyphon” singt, welche Worte in den Songs durch besondere Betonung herausgehoben sind. Passagen sind zu lesen, die bereits über den gedruckten Text hinaus als mündliche Einwürfe von Hanns Eisler vorgetragen wurden. Brecht hat sie später ausdrücklich als Möglichkeiten der Variation genannt: sie sind hier schon als Bestandteile der Premiere belegt und wiedergegeben. Schließlich liest man am Ende des Heftes die Feststellung, daß Eislers ‘Anti-Musik’ zu diesem Stück die angemessene musikalische Form des Kommunismus als Anti-Religion sei. Wir halten ein einmaliges Dokument der Aufführung eines der frühen Brecht-Eisler-Stücke in den Händen. Nur selten wird eine Brecht-Inszenierung aus der Zeit vor dem Krieg durch konkrete Anmerkungen nach Jahrzehnten noch einmal so plastisch vorstellbar, wie nach diesen reichen Notizen des zeitgenössischen Kenners der deutschen Musik- und Theaterszene zu Beginn der 30er Jahre.
Aktualisiert: 2020-01-20
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Körpermessungen verschiedener Menschenrassen

Körpermessungen verschiedener Menschenrassen von Krüger,  Reinhard, Weisbach,  Augustin
Auch Österreich war eine kurze Zeit lang Seemacht, als man durch die Herrschaft über den Balkan auch Zugang zum Mittelmeer hatte. Sofort kam die Idee einer österreichischen Beteiligung an den Entdeckungsstreifzügen des 19. Jahrhunderts auf. Im Jahre 1857 schließlich startet die österreichische Fregatte Novarra zu einer der letzten Weltumsegelungen der europäischen Entdeckungsgeschichte. Unterstützt von Alexander v. Humboldt und anderen namhaften Gelehrten der Zeit werden im Verlaufe von drei Jahren zahllose Dokumente und Daten gesammelt. Auf der Weltreise wurden Vertreter aller erreichbaren Völker nach anthropometrischen Prinzipien vermessen. Rassenunterschiede sollten sich so in der Körpermessung manifestieren. Zehn Jahre später machen sich Schiffsärzte auf österreichischen Linienschiffen ans Werk und fügen den von der Novarra ermittelten Meßergebnissen auf der Grundlage modifizierter Meßverfahren weitere hinzu. All diese Daten schließlich faßt der k.u.k. Regimentsarzt in Konstantinopel, Dr. Augustin Weisbach mit eigenen Messungen zu einer Schrift zusammen, die vor allem eines zeigt: Welche Menschenrasse gilt als das Maß der Dinge und hat folglich das Recht, die anderen zu vermessen, und welches sind die Rassen, die Gegenstand der Messungen werden. Bei diesen spricht Weisbach schließlich nur noch von dem “lebendigen Material”. Die entstandene Schrift veröffentlicht der Berliner Arzt Rudolf Virchow, der sich bereits zweifelhafte Verdienste um die Craniologie, die Schädelmessung, erworben hatte, und der zugleich Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte ist, im Jahre 1877 als den bislang einzigen Supplementband der Zeitschrift für Ethnologie. Er sichert damit, ohne es freilich zu wissen, dieses wichtige Dokument des europäischen Rassendünkels im 19. Jahrhundert, der sich ganz wissenschaftlich und ‘objektiv’ als die entstehende Anthropologie gibt.
Aktualisiert: 2020-01-20
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Eine Welt ohne Amerika / Das lateinische Mittelalter und die Tradition des antiken Erdkugelmodells (ca. 550 – ca. 1080)

Eine Welt ohne Amerika / Das lateinische Mittelalter und die Tradition des antiken Erdkugelmodells (ca. 550 – ca. 1080) von Krüger,  Reinhard
In dem hier vorliegenden Band wird der Kontakt zwischen den nicht-lateinischen Völkern und der römischen Kultur nachgezeichnet, so wie er sich besonders seit dem 6. Jahrhundert abzeichnete, als die neuen Völker staatliche Funktionen auf ehemals römischem Reichsgebiet übernahmen. Dieser Vorgang führt zu einer praktisch unmittelbaren Übernahme griechisch-römischer Konzepte des Erdraumes, die sich vielfach vor dem Hintergrund einer Assimilation dieser Völker an eine bereits mit antikem Verständnis kritisch durchleuchtete, christliche Schöpfungsgeschichte und Kosmologie vollzog.
Aktualisiert: 2023-01-24
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Drei Studien zur Körpersprache der Romanen

Drei Studien zur Körpersprache der Romanen von Flachskampf,  Ludwig, Kalverkämper,  Hartwig, Krüger,  Reinhard, Posner,  Roland, Urtel,  Hermann, Wandruszka,  Mario
Daß die Körpersprache ein signifikantes System ist, ohne das menschliche Kommunikation kaum funktionieren würde, ist seit der Antike bekannt. Ebenso ist seit dieser Zeit die Vorstellung verbreitet, daß der körperliche Ausdruck ein universell verständliches Zeichensystem ist, das keiner weiteren kulturellen Kodierung unterliegt. Vorstellungen dieser Art sind seit der Romantik und dann wieder im 20. Jahrhundert von den Theoretikern der Pantomime vorgebracht worden. Tatsächlich jedoch hatte sich die Körpersprache bereits als ein kulturell kodiertes Zeichensystem erwiesen, das Gegenstand von Interpretationen und damit auch von Mißverständnissen ist. Für das Bemühen um ein Verständnis fremder Kulturen implizierte dies vor allem, daß nicht nur die fremde Sprache, sondern auch die fremden Zeichen der körperlichen Kommunikation beschrieben und erlernt werden können. Dies war eine Einsicht der Neuphilologie, seit sie im Ausklang der Romantik immer deutlicher als eine allgemeine Wissenschaft von den Systemen verstanden wurde, mit denen die Menschen Gedanken ausdrücken können. Der Einsicht in die kulturelle und historische Kodiertheit der Körpersprache folgend legten mit den hier versammelten Studien zur Körpersprache der romanischen Völker drei deutsche Romanisten bzw. Ethnologen des 20. Jahrhunderts ihre Bemühungen zu einer Beschreibung und zu einem umfassenden Verständnis des Körperverhaltens in unseren romanischen Nachbarkulturen vor. Diese Studien stellen, insbesondere hinsichtlich der von ihnen erfaßten Phänomene, bis auf den heutigen Tag nicht überholte Beiträge zum Verständnis der romanischen Kulturen in ihren vielleicht charakteristischsten Artikulationen, ihrer geradezu sprichwörtlich reichen Gestikulation dar.
Aktualisiert: 2020-01-20
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Literatur und sozialer Kontext

Literatur und sozialer Kontext von Krüger,  Reinhard
Hinter dem oberflächlichen Glanz des siècle classique, das in der Rückschau (spätestens seit Voltaires berühmtem Essai Le Siècle de Louis XIV) vielfach auf die Zeit der persönlichen Herrschaft von Louis XIV reduziert wird, hinter der Vorstellung vom alles beherrschenden Prinzip der raison d’etat und des Absolutismus zeigen sich bei näherer Betrachtung soziale und politische Verwerfungen der französischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts, die sich auch in ästhetischer und sprachkünstlerischer Programmatik und Praxis manifestieren. Sobald man den Blick von den grands classiques abwendet und sich dem Gesamt der literaturhistorischen Konstellationen des 17. Jahrhunderts zuwendet, erscheinen ganz andere Konturen als jene, die man auf der ausschließlichen Betrachtung der Leistungen Corneilles, La Fontaines, Molières, Racines oder Boileaus erkennen kann. Es scheint so, daß die französische Literatur dieser Zeit einmal von dem grundlegenden Konflikt zwischen epischen (also ritterlich-aristokratischen) und dramatischen (also eher politischen) Visionen von Gesellschaft und deren poetisch vorgeführter Idealbilder geprägt war. Zum anderen spielt der Vorgang der Säkularisierung des merveilleux, das neben der vraisemblance als die wichtigste poetische Kategorie gerade in der Zeit nach dem Konzil von Trient eine besondere christliche Nuancierung erfuhr, eine hervorragende Rolle bei der Verweltlichung der Lebens- und Weltauffassungen in Frankreich überhaupt.
Aktualisiert: 2020-01-20
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