Wer ist ein gebildeter Mensch? von Döbertin,  Winfried

Wer ist ein gebildeter Mensch?

Zur Grundfrage der Pädagogik

Wer ist ein gebildeter Mensch?

Diese Frage stellten sich schon Generationen von Pädagogen – und jeder Autor beantwortet sie auf seine Weise. Jetzt legt Winfried Döbertin, der emeritierte Dozent für politische Bildung am ehemaligen Pädagogischen Institut der Universität Hamburg, ein Buch mit diesem Titel vor. Er erhebt diese Fragestellung „Zur Grundfrage der Pädagogik“, so der Untertitel.

Döbertins Ausgangsfrage lautet: „Was kann und muss ‚Bildung‘ heute leisten, zu deren Entwicklung die Schulen beitragen sollen und wollen?“ Sodann versucht er im Folgenden zu ergründen, was junge Menschen lernen sollten und welche Anforderungen an sie, ihre Lehrer und Eltern gestellt werden müssen, damit sie sich zu gebildeten Menschen entwickeln können.

Döbertin verwendet bewusst den antiquierten Begriff der Bildung und grenzt sich damit von den Erziehungswissenschaftlern ab, die nur noch von Qualifikationen sprechen, die junge Menschen erwerben sollen. „Bildung“ wird zwar nicht definiert, aber Döbertin nähert sich dem Sinn dieses Begriffs, indem er ihm eine Reihe von Befähigungen zuordnet, über die ein „gebildeter“ Mensch verfügen muss; dazu gehören u.a. Mitmenschlichkeit, die Beherrschung der Kulturtechniken, gesellschaftliche und politische Selbst- und Mitbestimmung, ein basales Weltwissen und die Fähigkeit, seine Freizeit sinnvoll zu gestalten.

In weiteren Kapiteln werden diese „Elemente“ einer Bildung erläuternd beschrieben. Zu Mitmenschlichkeit führt ein Urvertrauen, das schon in frühen Lebensjahren in den Kindern gebildet wird. Aber auch die Schule muss ihren Teil zur Entwicklung der Mitmenschlichkeit beitragen.

Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben setzt die Beherrschung der Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens voraus. Darüber hinaus ist in der heutigen Welt die Fähigkeit zu postulieren, sich in mindestens einer Fremdsprache verständigen zu können. Ein besonderes Anliegen ist Döbertin die politische Bildung. „Sie soll, demokratischen Grundsätzen folgend, Menschen befähigen, sich im Rahmen von Staat und Gesellschaft politisch beteiligen zu können.“ Dazu gehören zwingend geschichtliche Erfahrungen, die nach Döbertins Vorschlag aus einem sehr umfangreichen historischen Wissenskanon zu erwerben sind.

Die Schule kann die Schüler in die Welt der Wissenschaften immer nur durch Ausschnitte des Wissens einführen. Dabei hat sie darauf zu achten, dass dies in exemplarischer Weise im Klafki’schen Sinne erfolgt. Nicht die einzelnen naturwissenschaftlichen Themen sind von bildendem Wert, sondern die Fragestellungen und die Methoden zu ihrer Beantwortung. Den ersten Teil des Buches beschließt ein langes Kapitel über die Frage nach dem Sinn des Daseins. Döbertin nennt diese zweite fundamentale Voraussetzung von Bildung die „Philosophie der Existens“.

Im zweiten Teil gibt der Autor Beispiele existenzieller Pädagogik. Er setzt sich mit dem Für und Wider von Märchen in der Schule ebenso auseinander wie mit dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms als „religiösem Kunstwerk“. Schließlich wendet sich Döbertin dem Religionsunterricht zu, indem er die Auferstehungsgeschichten des Neuen Testaments „historisch-kritisch und existenziell“ betrachtet. Wer sich, sei es als Studierender, als Unterrichtender oder auch als Ruheständler einmal mit Fragen der Bildung auseinandersetzen will, sollte das Buch zur hand nehmen.

Jürgen Walkstein
in: hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 10-11/09, Seite 54-55

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