Der Einfluss eines konservativen Familienideals von Leip,  Evelyn

Der Einfluss eines konservativen Familienideals

Rezeptionsgeschichte einiger Thesen Wilhelm H. Riehls

Wilhelm Heinrich Riehl (1823-1897) war einer der einflussreichsten Denker des 19. Jahrhunderts. Seine genauen Beobachtungen und detaillierten Schilderungen des Alltaglebens machen ihn zum Begründer mehrerer sozialwissenschaftlicher und volkskundlicher Disziplinen. Problematisch in seinem Werk ist die Vermischung wissenschaftlicher Analyse mit politischen Forderungen und Wunschvorstellungen. In der „Familie“ (1855) stehen empirische Erkenntnisse verbunden mit der Forderung nach einer exakten Familienwissenschaft der Darstellung einer „heilen Großfamilie“ gegenüber, die auch zu Riehls Zeit nicht der sozialen Wirklichkeit entsprach. 150 Jahre Riehl-Rezeption zeigen, dass dieses Trugbild einer „gesünderen“ Familie bis heute oft unreflektiert übernommen wird. Daran gemessen werden heutige Familienformen pauschal als krisenhaft empfunden. Eine Beschwörung der Vergangenheit aber verhindert sinnvollen Umgang mit Problemen der Gegenwart. Umgekehrt führt die Ablehnung der restaurativen Ideen Riehls bei einigen Autoren zu einer Verkennung seiner empirischen Erkenntnisse. Dabei ist beispielsweise Riehls Auffassung von der Rolle der Frau als einer sich wandelnden, kulturell, historisch und auch schichtspezifisch geprägten Gegebenheit geradezu modern. Durch eine oft ideologisch überformte Diskussion in den Familienwissenschaften wird die Weiterarbeit an solchen wertvollen Ansätzen verhindert. So findet der soziologische Diskurs zur Frauenrolle teilweise vor dem Hintergrund unhistorischer Schablonen statt. Verwischungen von Leitbildern und Wirklichkeit wie bei Riehl gibt es in wissenschaftlichen Untersuchungen auch in der Gegenwart. Vor allem aber in Politik und Medien zeigt sich bis heute ein Einfluss Riehlscher Idealvorstellungen, der den Blick auf die Realität verstellt. Aktuelle Diskussionen über Ganztagsbetreuung von Kindern, Pflegeeinrichtungen für Ältere u.ä. argumentieren zu oft mit veralteten Leitbildern, die niemals soziale Wirklichkeit waren. Eine kritischere Hinterfragung scheinbar „natürlicher“ Normen und Funktionen der Familie ist dringend notwendig. Die Familiensoziologie könnte zu einer solchen Klärung beitragen, wenn sie die eigenen Quellen, zu denen Riehl gehört, kritischer aufarbeitet.

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Die Publikation Der Einfluss eines konservativen Familienideals - Rezeptionsgeschichte einiger Thesen Wilhelm H. Riehls von ist bei Kovac, Dr. Verlag erschienen. Die Publikation ist mit folgenden Schlagwörtern verschlagwortet: Familie, Familienforschung, Frau, Funktionsverlust, Idealisierung, Ideologie, Kontraktion, Psychologie, Wilhelm H. Riehl. Weitere Bücher, Themenseiten, Autoren und Verlage finden Sie hier: https://buchfindr.de/sitemap_index.xml . Auf Buch FindR finden Sie eine umfassendsten Bücher und Publikationlisten im Internet. Sie können die Bücher und Publikationen direkt bestellen. Ferner bieten wir ein umfassendes Verzeichnis aller Verlagsanschriften inkl. Email und Telefonnummer und Adressen. Die Publikation kostet in Deutschland 45.9 EUR und in Österreich 47.2 EUR Für Informationen zum Angebot von Buch FindR nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!