Zeitwende im Alter
Individuelle Zeitstile älterer Frauen
Hanne Isabell Schaffer
Angesichts der Fülle weitgehend unstrukturierter Stunden, die die Altersphase den Menschen aus modernen Industriegesellschaften beschert, gerät der Alltag im Alter leicht zur «moralischen Grauzone». Die fällige Neukonzeption eines Alltags wird zur individuellen Verhaltensaufgabe und erweist sich für wenig zeitkompetente Menschen als geradezu tragisches Geschenk. Vormals gelebte Selbstverständlichkeiten müssen durch neue Routinen ersetzt werden. Von der individuell gelungenen Installierung eines zeitlichen Handlungsrahmens hängt das Empfinden von Normalität, Lebenssinn und Lebenszufriedenheit ab. Die in der Studie untersuchten 70-80jährigen Frauen bewegen sich dabei zwischen Zeitmoralismus und Zeitvernichtung. Die jeweiligen Zeitstile spiegeln die biographisch erworbene Zeitsouveränität wider.