Jüdische Schicksale in und aus Frankreich

Jüdische Schicksale in und aus Frankreich von Ahlfeld-Heymann,  Marianne, Bernhard-Ithai,  Lilli, Bohny,  August, Bohny-Reiter,  Friedel, Dreyfuss,  Louis, Flörsheim,  Chanan Hans, Freudenberg-Hübner,  Dorothee, Groszman,  Groszman, Künzel,  Peter, Liefmann,  Else, Liefmann,  Martha, Meyerstein,  Heinz Jehuda, Rehn,  Marie-Elisabeth, Ruch,  Martin, Scott,  Jack, Siegel,  Paul, Trautmann,  Arthur S., Wiehn,  Erhard Roy, Wildmann,  Manfred, Zahlten,  Richard
Deportiert und ermordet – untergetaucht und überlebt Am 1. September 1939 hatte der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf Polen begonnen. Am 3. September 1939 erklärte Frankreich dem Deutschen Reich den Krieg und musste am 22. Juni 1940 bei Compiegne (Departement Oise) ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnen. Artikel 19 dieses Abkommens verpflichtete die französische Regierung in Vichy (Auvergne) unter dem damaligen Ministerpräsidenten und baldigen 'Chef de l'Etat Français', Marschall Henri Philippe Petain (1856-1951), und dem stellvertretenden (späteren) Ministerpräsidenten Pierre Etienne Laval (1883-1945) "alle in Frankreich sowie in den französischen Besitzungen befindlichen Deutschen, die von der Reichsregierung namhaft gemacht werden, auf Verlangen auszuliefern". Genau vier Monate nach diesem deutsch-französischen Waffenstillstandsabkommen mit seinem sich als tödlich erweisenden Artikel 19 erfolgte die Deportation der badischen, pfälzischen und saarländischen Juden in den Zuständigkeitsbereich der französischen Vichy-Regierung. Am 22./23. Oktober 1940 wurden etwa sechseinhalbtausend Menschen aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das südwestfranzösi-sche Internierungslager Gurs am Fuß der Pyrenäen deportiert, Alte und Kranke, Frauen und Männer, Jugendliche, Kinder und Babys, Deutsche von Deutschen, 'nur' weil sie Juden waren. Sehr wenige blieben von dieser sogenannten 'Abschiebung' verschont, und sogar nicht-jüdische Angehörige gerieten damals auf die tödlichen Schienen der Schoáh. Angesichts grausamer Transportbedingungen sowie unsäglicher Lebensverhältnisse in Gurs und benachbarten Lagern starben viele schon in der allerersten Zeit, nicht allzu vielen gelangen Befreiung und Flucht. Es gab hochherzige Hilfsmaßnahmen, insbesondere in der Schweiz. Gleichwohl wurden viele ab August 1942 aus Gurs und an-deren Camps in die deutschen Vernichtungslager Polens verbracht und ermordet. Vor allem um das Schicksal dieser Deportierten geht es im folgen-den Lesebuch. …
Aktualisiert: 2022-05-19
> findR *

Dr. Johanna Geissmar

Dr. Johanna Geissmar von Wiehn,  Erhard R, Zahlten,  Richard
Johanna Geissmar wurde am 7. Dezember 1877 als jüngstes Kind einer angesehenen deutsch-jüdischen Familie in Mannheim geboren. Zu ihren Vorfahren zählten Rabbiner, Kantoren und Religionslehrer. Ihr Vater Josef war ein bekannter Rechtsanwalt. Für die schöne und kluge Johanna kam ein Studium zunächst nicht in Frage, da ihr als Frau des Jahrgangs 1877 die Universitäten noch verschlossen blieben. Nach dem Tod des Vaters kam für die unverheiratete Johanna die Zeit des Aufbruchs: Im Jahre 1900 wurden erstmals Frauen an der Heidelberger Universität zugelassen. Johanna holte das Abitur nach und wählte Medizin als Studienfach. Nach ihrer Dissertation 1916 blieb sie als Ärztin im Lazarettdienst, wo sie das Elend des Krieges hautnah miterlebte. Ab dem Jahre 1920 praktizierte sie als Kinderärztin in Heidelberg und wurde bald von arm und reich geschätzt. Anfang 1933 musste ihre Praxis geschlossen werden, da im nationalsozialistischen Deutschen Reich jüdische Ärztinnen /Ärzte keine Kassenverträge mehr bekamen. Am 28. August 1933 meldete Johanna Geissmar sich beim Einwohneramt der Stadt Heidelberg ab, blieb aber in Deutschland. Zunächst zog sie in den Schwarzwald nach Bärental, ab 1935 lebte sie in Saig. In diesem kleinen Ort wurde bald bekannt, dass sie Jüdin war. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Johanna Geissmar tätlich angegriffen. Sie fand Zuflucht bei ihrer Freundin Erika Schwoerer, deren Familie kein Hehl aus ihrer Verachtung für den Nationalsozialismus machte. Als die Lage immer bedrohlicher wurde, wandte sich Erika an den evangelischen Pfarrer Martin Huß, der ein Mitglied der "Bekennenden Kirche" war. Doch diese Hilfe war vergebens. Die Ärztin wurde von der Gestapo am 23. Oktober 1940 zu einer der drei Sammelstellen gebracht und in das Lager von Gurs deportiert. Im August 1942 wurde sie nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Obwohl ihr Name nicht auf der Liste stand, meldete sie sich freiwillig, vor allem weil sie hoffte, ihre Geschwister dort zu finden. Als Todestag kann ihr Ankunftstag in Auschwitz-Birkenau gesehen werden: der 14. August 1942. In einem Vorwort schreibt Margot Wicki-Schwarzschild, die als neunjähriges Mädchen nach Gurs deportiert wurde, zu Recht: "Das vorliegende Buch ist eine Hommage an eine große Frau und zugleich eine weiteres Werk gegen das Vergessen."
Aktualisiert: 2023-03-30
> findR *

Wie unendlich traurig

Wie unendlich traurig von Barth,  Rudolf, Groszman,  Gabriel, Wiehn,  Erhard Roy
Nur wenige Glückliche überlebten Auf Briefe aus einem Internierungslager in Vichy-Frankreich wurde ich erstmals aufmerksam, als wir nach dem Tod des Stiefvaters meiner Frau, Semi Uffenheimer, auf einen Koffer stießen, den er auf dem Dachboden aufbewahrt hatte. Semi, der aus dem badischen Breisach stammte, hatte niemals über seine Familie gesprochen, und wir wussten nur von einigen entfernten Verwandten, die in vielen verschiedenen Ländern lebten, aber keiner von ihnen in Deutschland. In dem Koffer entdeckten wir Hunderte von Briefen und Dokumenten, die uns einen überraschenden Einblick in das tragische Schicksal seiner engeren Familie gaben. Schon von der Lektüre eines kleinen Teils dieses umfangreichen Materials waren wir tief ergriffen. Danach geschah erst einmal 30 weitere Jahre nichts, bis ich nach unserer Übersiedlung in die USA den Entschluss fasste, dieses Material für ein Buch zu verwenden. Etwa zur gleichen Zeit wandte sich der Breisacher Förderverein ehemaliges jüdisches Gemeindehaus (Blaues Haus), der sich u.a. der Aufklärung des Schicksals von im Dritten Reich emigrierten Breisacher Juden widmet, mit der Anfrage an das argentinische Unternehmen S. Uffenheimer S.A., ob dieses etwas mit dem Semi Uffenheimer zu tun habe, der 1938 aus Breisach nach Argentinien emigriert war. In der Tat handelte es sich bei ihm und meinem Schwiegervater um ein und dieselbe Person. Wenig später machten wir einen Besuch in Breisach und erhielten im Blauen Haus (S. 9) Unterlagen über die Uffenheimers und andere Breisacher jüdische Familien. Auf der Grundlage der im Koffer entdeckten Briefe und Dokumente, der vom Blauen Haus erhaltenen Informationen und der Briefsammlungen von zwei anderen Familien konnten wir unser Buch über das Schicksal mehrerer jüdischer Familien aus Baden schreiben. In den folgenden Jahren wurden wir mit weiteren Familien bekannt, deren Geschichte zu einem großen Teil aus Briefen ihrer in Vichy-Frankreich internierten Angehörigen rekonstruierbar war. Daraus entstand die Idee für ein neues Buch, jedoch in diesem Fall mit dem Konzept, die Briefe kommentiert wiederzugeben. Wir suchten und fanden Kontakt zu neuen Quellen und erhielten zustimmende Reaktionen sowie Zugang zu Mitteilungen, die deportierte Angehörige aus der Lagerhaft geschickt hatten. In diesem Buch können wir deshalb nun die kommentierten Briefe vorlegen, die 13 verschiedene Familien von ihren in französischen Lagern internierten Verwandten erhielten und aus denen die dort herrschenden elenden Zustände ersichtlich werden. Einige Verfasserinnen und Verfasser äußerten sich uneingeschränkt dankbar für die erhaltene Hilfe, während andere mehr davon erbaten oder gar forderten und sich über die Verhältnisse im Lager beklagten – über die kümmerlichen Essensrationen und die mangelnde Möglichkeit von Zukäufen, über das unerträglich heiße und dann wieder ebenso unerträglich kalte Klima, über immer wieder enttäuschte Emigrationshoffnungen etc. Nur wenige Glückliche überlebten, die meisten starben in der Gefangenschaft oder nach weiterer Deportation in den Vernichtungslagern der Nazis im Osten. Wir widmen dieses Buch allen darin genannten Personen, die in der Vernichtungsmaschinerie der Nazis ihr Leben verloren.
Aktualisiert: 2020-07-01
> findR *

Die bittere Not begreifen

Die bittere Not begreifen von Arnold,  Birgit, Wicki-Schwarzschild,  Margot, Wiehn,  Erhard Roy
Im vorliegenden Sammelband Die bittere Not begreifen publizieren wir 30 Dokumente der Jüdischen Gemeinde Kreuzlingen (Thurgau/Schweiz) und des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, vor allem aber Briefe und Postkarten (insgesamt ca. 190) aus dem Camp de Gurs (110), aus Noé (23), Pontacq (17), Récébédou (14), Rivesaltes (7), Les Milles (5) und aus sonstigen Orten (14) an die Jüdische Gemeinde Kreuzlingen Eine Besonderheit sind die 47 Briefe von Rosa Schriesheimer an ihren Sohn Hugo Schriesheimer, der im Oktober 1942 in die Schweiz gelangen konnte. Diese Sammlung ist nicht vollständig, weil nach meiner ersten Verarbeitung von Deportiertenpost in Oktoberdeportation 1940 ein Teil der Sammlung der Jüdischen Gemeinde Kreuzlingen vermutlich nach Yad Vashem (Jerusalem) gegeben wurde. Aber auch die hier abgedruckte Post sagt genug über den grausamen Leidensweg der Menschen von Konstanz nach und durch Gurs und andere Deportiertenlager und für viele weiter nach Auschwitz. Die Briefe geben einen Einblick in die Notlage der Deportierten, zeugen aber auch von ihrer Dankbarkeit für materiellen und seelischen Beistand seitens der Jüdischen Gemeinde Kreuzlingen. Die erstaunlich schnell angelaufene und mehr als vier Jahre durchgehaltene Hilfsaktion der Jüdischen Gemeinde Kreuzlingen in Verbindung mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund in Form von Lebensmitteln und Geldspenden – zumal unter den damaligen schwierigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen in der Schweiz wie in ganz Europa – erwuchs nicht nur aus guter alter jüdischer Tradition, sondern hing auch damit zusammen, dass jüdische Familien in Kreuzlingen bis ca. 1938 Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Konstanz waren, und überdies gab es enge verwandtschaftliche Verbindungen. Die Jüdische Gemeinde Kreuzlingen wurde nach der Zerstörung der Konstanzer Synagoge am 9./10. November 1938 anno 1939 gegründet, der jüdische Friedhof der Gemeinde in Kreuzlingen-Bernrain war bereits 1937 bezugsfertig, da keine Schweizer Juden mehr auf dem jüdischen Friedhof in Konstanz beerdigt werden wollten. Nachdem sich die Jüdische Gemeinde Kreuzlingen nach dem biologischen Lauf der Dinge aus Mitgliedermangel 2016 auflöste, bleiben (neben einigen Erinnerungsstücken im Jüdischen Museum Gailingen am Hochrhein) der jüdische Friedhof Bernrain und unsere Publikationen als Denkmale für ihre 77-jährige Existenz in schweren wie in guten Zeiten.
Aktualisiert: 2020-07-09
> findR *

Als Kinder Auschwitz entkommen

Als Kinder Auschwitz entkommen von Wicki-Schwarzschild,  Hannelore, Wicki-Schwarzschild,  Margot, Wiehn,  Erhard Roy
Aus dem Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild Schweigen statt reden? Bei allem Verständnis und aller Sympathie für uns Überlebende des Holocaust, die ich immer wieder von Freunden und Bekannten zu spüren bekomme, treffe ich auch Menschen, die unausgesprochene oder frei geäußerte Einwände bringen: "Ist nicht genug darüber berichtet worden?" – "Kann man das Geschehen vor mehr als 70 Jahren nicht endlich ad acta legen?" – "Wird man nicht überfüttert mit längst bekannten Tatsachen?" – "Könnte man nicht einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen?" Ich nehme diese Bedenken durchaus ernst und kann sie verstehen. Sollten wir wirklich besser schweigen statt reden? Sollten wir aufhören, die Menschen an die grauenvollen Zeiten der Schoáh zu erinnern? Es einfach sein lassen und zur Tagesordnung übergehen? Aber dann vernehme ich in den Medien Nachrichten von den Neonazis und Revisionisten im Allgemeinen und von der PNOS (Partei National Orientierter Schweizer) im Speziellen. Sie leugnen den Holocaust und die Massenvernichtung der Juden während des Zweiten Weltkriegs, obwohl es kaum etwas gibt, das so gut dokumentiert ist wie der Holocaust. Sogar die Echtheit des Tagebuchs der Anne Frank wird von diesen Gruppierungen angezweifelt. Dummheit? Oder gezielte, bösartige, rassistische, gefährliche Hetze – wie wir sie aus der Zeit des Nazi-Regimes noch sehr gut in Erinnerung haben? Oder unbedeutende, nicht ernst zu nehmende Mini-Parteien? Wie dem auch sei: Die braune Gefahr ist noch immer nicht gebannt. Sie ist da und Achtsamkeit am Platz. Schweigen statt reden? Ich höre im Geiste die verzweifelte Stimme der deportierten Frau, kurz vor Abfahrt des Zuges in den Tod im Osten: "Schweizer Schwester, sagen Sie es in Ihrer Heimat, sagen Sie es der ganzen Welt, was hier geschieht!" Diese Stimme hätte auch die unseres Vaters sein können. Tausendfach wird dieser Ruf der Verzweiflung aus den Todeszügen zu hören gewesen sein. Genau diese Stimmen sind es, die mir klar machen: Ich darf nicht schweigen! Wir dürfen nicht schweigen! Wir müssen auch heute noch nach mehr als 70 Jahren unsere Stimme erheben, reden für die, die nicht mehr reden können, reden für die, die verstummt sind: für unseren Vater und für die Millionen von Menschen, für die Kinder, die Jugendlichen, für Menschen jeglichen Alters, für die Betagten und Kranken, die kaltblütig ermordet wurden, nur weil sie Juden waren. Trotzdem ist es uns wichtig, nicht bei den Ungeheuerlichkeiten des Dritten Reiches stehen zu bleiben, sondern hinzuweisen auf all die Krisen- und Kriegsgebiete und auf das Elend vieler heutiger Menschen, auf "ethnische Säuberungen", auf die Millionen hungernder Kinder in dieser Welt und auf die Missachtung der Menschenrechte in vielen Ländern. Uns ist es besonders wichtig, den Unterschied deutlich zu machen, dass nämlich damals mit teuflischer Akribie die industrielle Vernichtung der Juden geplant und durchgeführt wurde, wie sie die Menschheit noch nicht erlebt hatte. Um Europa "judenrein" zu machen, wurde dieses logistische Unterfangen, die "Endlösung der Judenfrage" organisiert. Man muss sich nur die Planung eines solchen Horrors vorstellen: Wie vernichtet man sechs Millionen Juden, ohne dass die Welt davon Kenntnis nimmt, ohne dass sie aufschreit? Wie bringt man so viele Juden um? Wie "entsorgt" man Millionen von Menschen? Mit deutscher Gründlichkeit ist dieses teuflische Werk vorbereitet und ausgeführt worden. Auch unsere Familie stand auf der Todesliste. Meine Mutter, meine Schwester und ich haben überleben dürfen. Unser Vater nicht. Ein liebevoller Vater und wunderbarer Mensch. Nur weil er Jude war, wurde er in Auschwitz-Birkenau ermordet. Immer wieder haben wir uns gefragt: Warum sind gerade wir diesem Schicksal entronnen? Warum er nicht? Aus diesen Gründen ist es uns ein Anliegen, eine Verpflichtung, denen eine Stimme zu geben, die nicht mehr sprechen können.
Aktualisiert: 2022-02-27
> findR *

Erinnerung verpflichtet

Erinnerung verpflichtet von Bernhard-Ithai,  Lilli, Wiehn,  Erhard R
Zum Bewusstsein des Holocaust Die folgenden Aufzeichnungen waren ursprünglich für die jüngeren und jüngsten Enkel bestimmt. Warum habe ich geschrieben? Mein ältester Enkel hat seine Abiturarbeit über die Geschichte der Familie Bernhard verfasst, und ich half ihm, relativ weit zurückliegendes Material zu sichten. Ich war daran interessiert, auch andere Familienmitglieder einzubeziehen und zusammen mit persönlichen Erinnerungen einige Skizzen zur Zeit des Holocaust hinzuzufügen, woW die ausschlaggebende Periode in unser aller Leben. Heute ist das alles schon in weiter Ferne, aber es war mir wichtig, der jüngeren Generation die Empfindungen und Gedanken von damals zu vermitteln. Wahrscheinlich erscheint das allermeiste davon heute naiv - gerade oder trotz des Hintergrundes der historischen Ereignisse. Das Bewusstsein vom Holocaust entstand ja erst, nachdem die tatsächliche Vernichtung der Menschen schon Vergangenheit war. Das frühere Zuhause habe ich nicht extra beschrieben, es war ein typisches, gutbürgerliches Heim in einem ruhigen Viertel in Berlin-Grunewald. Alles atmete Ästhetik und Kultur. Damals fiel mir die Trennung von allem nicht so schwer. Keiner von uns hat irgendetwas Außergewöhnliches vollbracht - jeder war und ist nur ein kleiner Mosaikstein in einer riesengroßen schwarzen Mauer. Kibbuz Gat 1998
Aktualisiert: 2020-03-18
> findR *

Oktoberdeportation 1940. Die sogenannte ‚Abschiebung‘ der badischen und saarpfälzischen Juden in das französische Internierungslager Gurs und andere Vorstationen von Auschwitz

Oktoberdeportation 1940. Die sogenannte ‚Abschiebung‘ der badischen und saarpfälzischen Juden in das französische Internierungslager Gurs und andere Vorstationen von Auschwitz von Althausen,  Oskar, Ansbacher,  Jehuda L, Brändle,  Gerhard, Dreyfuss,  Louis, Fried,  Eugen, Friedberg,  Gertrud, Friedrich,  Eckhardt, Friesländer-Bloch,  Berty, Wiehn,  Erhard R
Am 22. Oktober 1990 jährte sich zum fünfzigsten Mal ein Ereignis, das zu den traurigsten Kapiteln der südwestdeutschen Landesgeschichte zählt. An eben diesem Oktobertag des Jahres 1940 wurden insgesamt 6500 jüdische Mitbürger aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das Internierungslager Gurs im damals noch unbesetzten Teil Frankreichs (Vichy-Frankreich) verschleppt. Diese von den NS-Gauleitungen von Baden und der Saarpfalz generalstabsmäßig geplante und durchgeführte Verschleppungsaktion markierte den Beginn der systematischen Judendeportationen durch die Nationalsozialisten, mit denen - als erster Schritt zur 'Endlösung der Judenfrage' - das Ziel verfolgt wurde, das Deutsche Reich 'judenfrei' zu machen. Dem an der Universität Konstanz Soziologie lehrenden Prof. Erhard R. Wiehn sowie dem kleinen, auf Judaica spezialisierten Konstanzer Hartung-Gorre Verlag ist es zu danken, dass zu diesem erschütternden Ereignis der jüngeren Geschichte Südwestdeutschlands nunmehr eine umfassende geschichtswissenschaftliche Analyse und Dokumentation vorliegt. Der Herausgeber sowie Paul Sauer, dessen 1968 erschienene Pionierstudie über die Schicksale der jüdischen Bürger Baden-Württembergs während der nationalsozialistischen Verfolgungszeit 1933 bis 1945 nach wie vor Standard setzende Bedeutung hat, beschreiben in zwei einleitenden Beiträgen die Oktoberdeportation von 1940 als ein Ereignis, dem im Gesamtrahmen der nationalsozialistischen Judenverfolgung ebenso wie dem Novemberpogrom von 1938 ('Reichskristallnacht') eine archimedische Bedeutung zukommt, insofern nämlich, als hiermit ein entscheidender Schritt unternommen wurde von der 'bloß' rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Diskriminierung der jüdischen Mitbürger zur physischen Vernichtung des Judentums. Deutlich wird, dass mit der Deportation der badischen und saarpfälzischen Juden in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940 endgültig die Weichen für die 'Endlösung der Judenfrage' gestellt wurden. Eine Reihe von lokalhistorischen Studien und Augenzeugenberichten über den Ablauf der Deportationsaktion in Heidelberg, Singen, Mannheim, Karlsruhe, Pforzheim, in denen viele Einzelschicksale auf eindringliche und authentische Art ins Blickfeld gerückt werden, offenbaren dabei in aller Eindringlichkeit das unvorstellbare Leid, das den von der Deportation betroffenen Menschen zugefügt wurde. Mit noch größerem Nachdruck vermittelt sich dem Leser die Unmenschlichkeit der Verschleppungsaktion, wenn er die zahlreichen, zumeist aus der authentischen Leidensperspektive von unmittelbar Betroffenen geschriebenen Berichte über das Leben und den Überlebenskampf der Deportierten im Internierungslager Gurs liest. Das Grauen der 'Hölle von Gurs' wird dabei buchstäblich lebendig, wenn hier die katastrophale Ernährungslage, die völlig unzureichende medizinische Versorgung sowie die unvorstellbar schlechten, hygienischen Verhältnisse, die den Alltag des Lagerlebens bestimmten, weniger im Stile einer nüchternen historischen Bestandsaufnahme, sondern vorwiegend aus dem Blickwinkel von denjenigen beschrieben werden, die diese 'Vorstation von Auschwitz' überlebt haben. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang der umfängliche, auf über 400 Seiten angelegte Dokumentationsteil, der in einer Vielzahl von Einzeldokumenten (staatliche Erlasse, Presseartikel, Briefe von Lagerinsassen etc.) die Geschichte der Oktoberdeportation und ihrer schrecklichen Folgen vor allem auch im Hinblick auf konkrete Einzelschicksale nachvollziehbar macht und dabei die zynische Planrationalität der nationalsozialistischen Judenpolitik im Vorfeld von Auschwitz offenlegt. Im Vorwort äußert der Herausgeber die Hoffnung, dass mit diesem Band eine ebenso vielseitige wie würdige Gedenkdokumentation zustande gekommen ist, deren Zweck es ist, an· die Opfer und ihre Peiniger zu erinnern und noch 50 Jahre danach daraus zu lernen. Das vorliegende Buch löst diesen Anspruch ein, weshalb zu wünschen ist, dass es möglichst viele Leser findet.
Aktualisiert: 2020-03-17
> findR *

Helle Lichter auf dunklem Grund

Helle Lichter auf dunklem Grund von Liefmann,  Else, Liefmann,  Martha, Wiehn,  Erhard R
Aus dem Vorwort von Margot Wicki-Schwarzschild Auf dunklem Grund … Gurs - um diesen Ort des Grauens und der Unmenschlichkeit geht es im vorliegenden Buch der Geschwister Liefmann. Erstaunlich war für mich, als ich dieses Buch las, dass Else Liefmann zwar von den vielen seelischen Grausamkeiten berichtet, vom "dunklen Grund", dass sie aber ebenso von "hellen Lichtern" zu erzählen wusste, die es für sie als gestandene, gut sechzigjährige und im Glauben verwurzelte Frau und Ärztin offenbar gegeben hat. Wir wurden im gleichen Transport nach Gurs verschleppt, waren zur gleichen Zeit im Lager. Haben sich wohl unsere Wege gekreuzt, sind wir uns dort begegnet? 'Helle Lichter auf dunklem Grund' - es ist immer eine Frage der Optik, der eigenen Lebenssituation. Wenn ich versuche, mich an diese mir als Kind endlos scheinende Zeit zu erinnern, so wird mir vor allem Dunkles bewusst. Obwohl ich ein fröhliches, ja heiteres Kind war, Veränderungen und besondere Ereignisse überaus liebte, hier im Lager Gurs ging mein kindlicher Optimismus endgültig in die Brüche. Zum ersten Mal wurde für mich das Leben todernst, zum ersten Mal spürte ich die Mächte der Dunkelheit, des Bösen, spürte ich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Fünfundfünfzig Jahre sind nach diesem dramatischen, ja traumatischen Einbruch in unser Leben vergangen, aber ich höre heute noch die Schritte im "Judenhaus" am Morgen des 22. Oktober 1940, das schreckliche Poltern an der Wohnungstüre, die rauen Männerstimmen, die uns befahlen, uns fertigzumachen, um das "Reichsgebiet" zu verlassen. Ich sehe vor mir den Ort der Versammlung all dieser aus dem Schlaf gerissenen jüdischen Menschen, die Trostlosigkeit, die meine Eltern und alle Leute um uns herum erfasst hatte, höre das leise Weinen meiner Mutter, sehe meinen erblassten Vater, spüre die Fassungslosigkeit, die alle ergriffen hatte. Und dann die endlose Fahrt ins Ungewisse im überfüllten Zug, den man nicht verlassen durfte, draußen Männer mit Gewehr im Anschlag, bereit zu schießen, wenn es jemand gewagt hätte, ans Fenster zu treten. Die Ankunft - nach endloser Fahrt - in Oloron, unsere Verfrachtung, stehend im Lastwagen, nach dem Internierungslager Gurs, das für die nächste Zukunft unsere Bleibe werden sollte. Und auf die Frage "Warum?" wusste niemand eine Antwort.
Aktualisiert: 2020-03-17
> findR *

Nach dem Dunkel kommt das Licht

Nach dem Dunkel kommt das Licht von Enders,  Jürgen
Berichte vom Leben und Überleben in den südfranzösischen Lagern Gurs und Rivesaltes Drei Schicksale * Drei Porträts Hannelore und Margot Wicki-Schwarzschild, Paul Niedermann Je weiter die Ereignisse der Schoáh sich zeitlich zu entfernen und in der Vergangenheit zu entschwinden scheinen, desto näher rücken sie in die Gegenwart herein. Das gilt auch für die beispiellose "Abschiebung" der südwestdeutschen Juden am 22. Oktober 1940, die erste derartige NS-Aktion im deutschen Reich überhaupt. 70 Jahre danach leben nur noch sehr wenige der jüngsten Deportierten als Augen- und Zeitzeugen, denen der damalige Alptraum jedoch ganz gegenwärtig geblieben ist. Um so wichtiger werden schon jetzt und mehr noch in Zukunft in einer Art Sekundärzeugenschaft verschriftlichte Augenzeugenberichte.
Aktualisiert: 2020-03-17
> findR *
MEHR ANZEIGEN

Bücher zum Thema Camp de Gurs

Sie suchen ein Buch über Camp de Gurs? Bei Buch findr finden Sie eine große Auswahl Bücher zum Thema Camp de Gurs. Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr hat zahlreiche Bücher zum Thema Camp de Gurs im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das passende Buch für Ihr Lesevergnügen. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus unserer großen Auswahl das Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zum Thema Camp de Gurs einfach online und lassen Sie es sich bequem nach Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch.

Camp de Gurs - Große Auswahl Bücher bei Buch findr

Bei uns finden Sie Bücher beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher zum Thema Camp de Gurs, die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche Fakten vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl Bücher verschiedenster Genres, Verlage, Autoren bei Buchfindr:

Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien zu finden. Unter Camp de Gurs und weitere Themen und Kategorien finden Sie schnell und einfach eine Auflistung thematisch passender Bücher. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem Lesevergnügen steht nichts im Wege. Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die bestellten Bücher schnell und bequem zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen, Buchempfehlungen und Rezensionen zu studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen das Team von Buchfindr.