Demokratie und soziale Gerechtigkeit von Bruns,  Angélique

Demokratie und soziale Gerechtigkeit

Die pädagogischen Konzepte von Célestin Freinet und Paulo Freire im Vergleich

Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Auflösen des sozialistischen Ostblocks 1989 gingen die alten Demokratien der kapitalistischen Länder als “Sieger” hervor. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft galten als die Garanten für erfolgreiche politische Systeme. Gleichzeitig wurden diese Faktoren unter dem Begriff “good governance” zu den Zielvorgaben, um den sogenannten “Dritte Welt”-Ländern fortan Kredite zu genehmigen. Es begann eine weltweite Demokratisierungswelle. Dabei wurde die Demokratisierung nicht selten nur zum Schein denn wirklich begonnen, damit alte Diktatoren oder Eliten ihre Machtposition behaupten und weiterhin ausländische Kredite fließen konnten.

Aufgrund veränderter Bedingungen und der sich daraus stellenden neuen Aufgaben für eine Demokratie, ist ein Nachdenken über das Demokratiemodell prinzipiell notwendig, sowohl für sich neu demokratisierende Gesellschaften, als auch für die alten Demokratien, die über Modernisierungen nachdenken müssen. Dazu bedarf es insgesamt einer stärkeren Mitwirkung, Mitverantwortung und Mitentscheidung sowohl des Einzelnen innerhalb seiner Gemeinschaft, aber auch auf der staatlichen und internationalen Ebene. Diese Reflexionsarbeit über das Demokratiemodell stellt sich daher nicht nur im politischen Sektor. Um eine Demokratie zu verwirklichen, muß sie vorrangig eine Lebensform sein. Der Handlungsalltag der Menschen muß von demokratischen Prinzipien geprägt sein. Dazu bedarf es auch einer gesellschaftlichen und pädagogischen Reflexion über die Idee der Demokratie.

Für die Reflexion über das Demokratiemodell im politischen, gesellschaftlichen und pädagogischen Bereich, ist es hilfreich sich die Modelle anderer Länder vor Augen zu führen, um die eigene Demokratie in der Gegenüberstellung besser zu verstehen, aber auch um neue Anregungen für eine Modernisierung zu erhalten. Beispielsweise stellt der Bildungsforscher Gero Lehnhardt in einem Kommentar zu einer Erörterung über die Situation der Schulbildung, das US-amerikanische Schulmodell dem deutschen gegenüber. Er stellt fest, daß das Leistungsprinzip in den USA eine andere normative Struktur hat als in der BRD. “In den dortigen Schulen wird es wegen der unbedingten Anerkennung, die dem Individuum in einer demokratischen Kultur zuteil wird, zum Medium bürgerlicher Bewährung und Unabhängigkeit; wo diese demokratische Norm schwächer ist (wie bei uns), nähert sich das Leistungsprinzip einer gewissermaßen sozialdarwinistischen Form.” In dem unterschiedlichen Verständnis von Leistung liegt auch ein anderer Gedanke von Mündigkeit, Verantwortung und Freiheit begründet. Dies führt zu einer anderen Bildungspraxis und Schulorganisation. Durch den Vergleich und das Wahrnehmen von Unterschieden wird eine Reflexion auf alte Strukturen angeregt, die zu einem Umdenken in der Umsetzung demokratischer Prinzipien führen kann.

Im Vordergrund stehen zwei pädagogische Konzepte, die sich kritisch mit dem Erreichen einer demokratischen Gesellschaft auseinandersetzen und mit ihren pädagogischen Konzepten die “Demokratie als Lebensform” anstreben. Ich werde das (Schul-)Konzept des französischen Reformpädagogen Célestin Freinet und das (Alphabetisierungs-)Konzept des brasilianischen Befreiungspädagogen Paulo Freire unter dem Aspekt der Demokratisierung vergleichen. Wichtig sind dabei ausgewählte, d.h. Demokratie konzipierenden Aspekte. Beide Konzepte sind zu einem Nachdenken über das Demokratie-Modell geeignet, weil sie eine Bandbreite an Reflexionsmöglichkeiten und Überlegungen zur gesellschaftlichen und pädagogischen Modernisierung bieten und zu den oben genannten neuen Fragen und Problemen weiterführende Anregungen bieten. Beispielsweise bei der Frage nach mehr Partizipation bei Entscheidungsprozessen (auch von Kindern) oder den Erhalt der sozialen Gemeinschaft über die Arbeit, wobei Freinet und Freire von einem marxistisch orientierten Arbeitsbegriff ausgehen.

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Die Publikation Demokratie und soziale Gerechtigkeit - Die pädagogischen Konzepte von Célestin Freinet und Paulo Freire im Vergleich von ist bei Paulo Freire Verlag erschienen. Die Publikation ist mit folgenden Schlagwörtern verschlagwortet: Arbeitstechniken, Demokratie, Dialog, Freiheit, Freinet, Freire, Reformpädagogik. Weitere Bücher, Themenseiten, Autoren und Verlage finden Sie hier: https://buchfindr.de/sitemap_index.xml . Auf Buch FindR finden Sie eine umfassendsten Bücher und Publikationlisten im Internet. Sie können die Bücher und Publikationen direkt bestellen. Ferner bieten wir ein umfassendes Verzeichnis aller Verlagsanschriften inkl. Email und Telefonnummer und Adressen. Die Publikation kostet in Deutschland 22.9 EUR und in Österreich 23.6 EUR Für Informationen zum Angebot von Buch FindR nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!