„Jasagen zum Leben bis in den Tod“

„Jasagen zum Leben bis in den Tod“ von Hartmann,  Nadine
Nadine Hartmann geht dem gemeinsamen Interesse des französischen Philosophen Georges Bataille und des US-amerikanischen Autors Norman Mailer an Phänomenen der Ekstase und anderen Grenzbereichen des Lebens nach. Sie beschreibt, wie beide Autoren subjektive Souveränität in der Überschreitung ermöglicht sehen und kontextualisiert diese Annahme in existentialistischen und psychoanalytischen Diskursen. "Jasagen bis in den Tod" ist demnach kein Konzept der Selbstauslöschung, sondern im Sinne der Lacan-Schule zu verstehen, wonach der Todestrieb nicht als zerstörerischer Antagonist des Eros verstanden wird, sondern als rätselhafte Umwandlung der Libido, die einen Überschuss an (psychischem) Leben transportiert. Solch ein "Mehr-Leben" bildet, so Hartmanns These, den Kern von Batailles und Mailers kontroversen Schriften und damit auch des von Letzterem 1957 im Essay "The White Negro" entwickelten, gerade wieder in die Diskussion gekommenen "Hipster"-Konzepts.
Aktualisiert: 2021-06-03
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RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse

RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse von Allouch,  Jean, Behrmann,  Nicola, Coelen,  Marcus, deLire,  Luca, Dieter,  Anna-Lisa, Haensler,  Philippe, Hamilton,  John, Härtel,  Insa, Hartmann,  Nadine, Kasper,  Judith, Kleiner,  Max, Lahl,  Aaron, Morel,  Geneviève, Pazzini,  Karl-Josef, Sichtermann,  Barbara, Solla,  Gianluca, Ungelenk,  Johannes, Vogl,  Joseph, Waszynski,  Alexander, Wegener,  Mai, Wolf,  Benedikt
»Wenn der höchste Einsatz in den Lebensspielen, eben das Leben selbst, nicht gewagt werden darf«, so schreibt Sigmund Freud in Zeitgemäßes über Krieg und Tod unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs, »verarmt« das Leben. Es wird »schal« und »gehaltlos« – und zwar, so heißt es in einem verblüffenden Vergleich weiter, »wie ein amerikanischer Flirt, bei dem es von vorneherein feststeht, daß nichts vorfallen darf, im Gegensatz zu einer kontinentalen Liebesbeziehung, bei welcher beide Partner stets ernsten Konsequenzen eingedenk bleiben müssen«. Die »ernsten Konsequenzen«, von denen Freud an dieser Stelle bezüglich der europäischen Liebes- und »Lebensspiele« spricht, sind nicht nur der sexuelle Akt, nicht nur die etwaige Schwangerschaft in dessen Folge, nicht nur das eheliche, das heißt damals sittengemäß ewige Versprechen. Für Freud bedeuten die »Konsequenzen« auch, dass selbst noch die Ewigkeit und damit auch jeder Flirt, der mit der künftigen Möglichkeit gleich welcher anderen Verbindung kokettiert, stets vom vermeintlich, so keineswegs Letzten durchkreuzt wird: von der Gewalt des Vergehens, vom Schmerz der Trennung, von der Erfahrung des Todes und der Trauer. Ausgehend von dieser Passage Freuds möchten wir unter dem Titel »Zeitgemäßes über Leben und Tod« den »Flirt« als eine Ökonomie von Leben und Tod, von Lebens- und Todestrieb befragen. Was heißt es, wenn in jeder spielerischen Tändelei, in jedem eifrigen Geplänkel und in jedem verlegenen Annäherungsversuch nicht nur das Interesse an einer Begegnung in der Schwebe gehalten wird, sondern auch das Unbehagen an einer wesentlichen Gewalt? Wie wäre die Grammatik der Blicke und Gesten zu beschreiben, wenn sich in ihr nicht nur das Begehren, sondern auch die Gewalt der Trennung findet? Wie müsste man das Theater der wechselnden Plätze und wie die Choreografie der Haltungen und Gebärden deuten, wenn in ihnen nicht nur die Möglichkeiten der Annäherung, sondern auch die Erfahrung einer unvermeidlichen Entfernung aufgeführt wird? Und welche Funktion kommt bei all dem jenen zu, die diese Szene bezeugen sollen, deren Ahnungslosigkeit im Spiel unbedingt gewahrt bleiben muss oder denen die Geschichte nachträglich stolz, niedergeschlagen oder gar wie im Scherz erzählt wird, als sei es bei dem Flirt um nichts, nur um ein harmloses Spiel ohne Einsatz und Wagnis gegangen?
Aktualisiert: 2020-01-22
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RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse

RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse von Binotto,  Johannes, Boelderl,  Artur, Cassin,  Barbara, Coelen,  Marcus, Diekhans,  Jonas, Gondek,  Hans-Dieter, Härtel,  Insa, Hartmann,  Nadine, Kasper,  Judith, Kleinbeck,  Johannes, Kupfer,  Bettina, Lahl,  Aaron, Langnickel,  Robert, Meinecke,  Thomas, Ménard,  Monique David, Nancy,  Jean-Luc, Pazzini,  Karl-Josef, Wegener,  Mai, Widmer,  Peter
Laien, Dilettanten, Hochstapler, Buffos, Sophisten, Orvietanhändler, Kinder, Vogelfreie, Wilde, Analytiker? Die Psychoanalyse hat sich sicherlich stets mehr auf Unsicherheit und zumindest anfängliche Unbe- stimmtheit eingelassen, als in vermeintlichen oder tatsächlichen Konstrukten der Gewähr, Garantie oder vorgefertigten Gewissheit ihr Heil zu suchen, das mit Sicherheit ihr Ende bedeutet hätte. Die Gestalten, Verkörperungen sowie institutionellen Ausprägungen einer solchen – wahrscheinlich außermoralischen – Ethik der Ungewissheit, die zudem noch unsicher ist darüber, ob die Negation von Sicherheit die ihr angemessene Figur sein kann, FRÖHLICHE WISSENSCHAFT reichen von den »Laienanalytikern«, deren Status Freud gegen den Widerstand der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung vergeblich forderte, bis zu den »escroqueries« – »Betrügereien« –, die Lacan als nichtwegzudenkenden Anteil der analytischen Praxis zu bedenken gab. Die Reihe dieser Verkörperungen ist aber unabgeschlossen und prinzipiell unabschließbar. Auch lädt sie dazu ein, über die Analyse hinauszugreifen und sich ihren zahllosen Figuren in Kunst oder Wissenschaft, im Alltag oder als Ausnahmeerscheinung zuzuwenden. »Irgend etwas ausbündig Schlimmes und Boshaftes kündigt sich an: incipit parodia, es ist kein Zwei- fel...« Mit Fröhliche Wissenschaft hat Nietzsche seinem eigenen Ringen um eine Sprechweise, die zweifellos zweifelnd ist, einen Titel gegeben, der auf das gay saber der okzitanischen Troubadoure zurückgriff. Mit der parodistischen Konstellation von Bosheit, Eros, Poesie und ungewissem Wissen zeichnen sich für Nietzsche zudem die Konturen eines Leiblichen ab, das den »Frühgeburten einer unbewiesenen Zukunft« eigen wäre. Im »Schlimmen und Boshaften« mag man die »rohe Grausamkeit« – cruauté – des Psychischen erahnen, der sich »ohne Alibi« zuzuwenden, nach einer Forderung Derridas, Aufgabe der Psychoanalyse sein kann. Ohne mit dem Titel Fröhliche Wissenschaft – den seither Autorinnen und Autoren wie Bataille, Deleuze, Foucault und Kofman in ihren Arbeiten bejaht haben – eine wilde Mannigfaltigkeit klammern zu wollen, haben wir dazu eingeladen, unter ihm die Figuren und Instanzen zu denken, die sich der genannten Konstellation zuwenden, sie in aktuellen Fragen von »Professionalität« oder Institution, in Theorie und Praxis einführen, ihre konkreten Handgriffe, Schritte und Sprünge verfolgen, sowie ihren Tempi nachspüren. Herausgekommen ist dabei eine lose Sammlung von Beiträgen, die immer wieder auch selbst das Prinzip der losen Reihung, des Sprung- haften und Fragmentarischen thematisieren als eine notwendige Abweichung vom systematischen Zug, der eben jene Wissenschaft auszeichnet, gegen die Nietzsche aufbegehrte. Erst wenn sich das Schreiben und Denken den eigenen Abschweifungen nicht entzieht, sondern sich den Widersprüchen aussetzt, von denen es angetrieben wird, vermag es, dem fraglichen Status des Fröhlichen, der Freude, und Lust, dem Spaß oder Genießen, also auch dem Schmerz und der Quälerei, der Not und der Muße wie dem Geschlechtlichen darin und seinen Differenzen Aufmerksamkeit zu schenken und etwas von diesen affektiven Dimensionen zur Sprache zu bringen. Wie Nietzsche in seinem Vorwort zur Fröhlichen Wissenschaft schreibt, sucht auch diese Ausgabe des RISS aufzunehmen, was »in der Sprache des Thauwinds geschrieben« ist. Die Leserinnen und Leser mögen darin etwas von »Übermut, Unruhe, Widerspruch, Aprilwetter« verspüren.
Aktualisiert: 2023-03-15
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