Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein

Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein von Amanshauser,  Gerhard
Ein Meister im Staunen, eine Null im Glauben: die Zeitgenossenschaft eines Unzeitgemäßen. "Ich war ein Meister im Staunen und eine Null im Glauben", schrieb er einmal über sich selbst. In dieser Haltung, gleichermaßen offen und radikal skeptisch, richtete er sich über Jahrzehnte auf seinem Beobachtungsposten ein, einem Haus am Hang des Salzburger Festungsbergs, zurückgezogen, aber nicht isoliert, abgekehrt, aber alles andere als gleichgültig. Mit Scharfsinn und Schärfe, verspielt in seinem Witz und kompromisslos in seiner Ernsthaftigkeit bezeugte er seine Haltung - gegen allen Dogmatismus, gegen Banalität und Größenwahn. Davon spricht jedes seiner Bücher, aber ganz besonders die bisher unveröffentlichten Tagebücher, die jetzt endlich in einer Auswahl vorliegen. Betrachtungen und Selbstbetrachtungen, wach, gereizt, brillant, höhnisch, verträumt und schonungslos bis zu dem Punkt, an dem die Parkinson-Erkrankung ihr Zerstörungswerk beginnt. Dieses Buch macht auf bedrückende wie beglückende Weise deutlich, wie sehr Gerhard Amanshauser unserer Zeit fehlt.
Aktualisiert: 2023-05-10
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Rudolf Schönwald – Grafikzyklen aus sieben Jahrzehnten 1950–2020

Rudolf Schönwald – Grafikzyklen aus sieben Jahrzehnten 1950–2020 von Amanshauser,  Gerhard, Assmann,  Peter, Baum,  Peter, Blom,  Philipp, Borchhardt-Birbaumer,  Brigitte, Breicha,  Otto, Ecker,  Berthold, Gatterer,  Joachim, Heilingsetzer,  Semirah, Herrmann,  Fritz, Hilger,  Wolfgang, Kerschbaumer,  Gert, Schinzel,  Britta, Schönwald,  Rudolf
Im Fokus der Monografie über Rudolf Schönwald, der im Jahr 1928 als Sohn österreichischer Eltern in Hamburg geboren wurde, stehen die zyklische Arbeitsweise und der Versuch einer möglichst vollständigen Zusammenführung dieser Werkgruppen. Der vorliegende Band würdigt das gesamte Schaffen des Künstlers von den 1950er-Jahren bis zum Jahr 2020. Das künstlerische Werk weist zahlreiche stilistische Facetten auf, die sich immer am Gegenständlichen orientieren und nicht dem zu seiner Zeit vorherrschenden Trend zur Abstraktion folgen. Schönwalds Werk entfaltet sich nach chronologischen und thematischen Aspekten. Von komplexen Themen ausgehend entwickelt er vielteilige Bilderzählungen, die er zeichnerisch und druckgrafisch erarbeitet. Seine Anregungen entnimmt er der antiken Mythologie und literarischen Vorlagen. Weitere wichtige Werkgruppen stellen die Porträtzeichnung, die Stadtlandschaft, die anatomische Studie und die Graphic Novel dar. Erstmals wird in diesem Band Schönwalds Wirken im Spiegel der Kunstkritik und der Buchrezeption dokumentiert. Die gesammelten Beiträge befassen sich mit den unterschiedlichen Aspekten seines Schaffens. Rudolf Schönwald ist eine der zentralen und zweifellos auch eine der strahlendsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Generation in Wien. Die Publikation beinhaltet ein umfassendes Werkverzeichnis.
Aktualisiert: 2022-08-11
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Aufzeichnungen einer Sonde

Aufzeichnungen einer Sonde von Amanshauser,  Gerhard
Sonden im allgemeinen: Sonden sind Apparate, die ein fremde Umgebungen und Athmosphären eintauchen, um sie zu erforschen. Die Ergebnisse solcher Explorationen werden von den Sonden denjenigen übermittelt, die sie ausgesandt haben, sei es, daß sie Nachrichten aus der Ferne senden, bevor sie sich im fremden Milieu verlieren, bevor sie zerschellen, verglühen oder vereisen. Manche treiben, langsam verwitternd, in endlose Zeit und Raumfernen hinaus, bis sie nur mehr undefinierbare Klumpen darstellen, deren Herkunft niemand enträtselt. Man nennt sie die „fliegend Begrabenen“. Da die Sonden in Umgebung operieren, die ihren Entsendungen unzugänglich und fremd sind, haben sie für diese, nennen wir sie Emittenten, ein ungewohntes Aussehen, besitzen sie Fühler und Organe, die dem Emittenten selbst nicht eigen und gewissermaßen unheimlich sind, weil das fremde Milieu, das die Sonden mit ihren Fühlern und Organen erforschen, von Heim der Emittenten grundverschieden ist. In den meisten fällen erden sie von der Sonde die Nachricht bekommen, daß der Ort, den sie erforscht, für ihre Emittenten nur tödliche Risiken und Gifte bereithält. Warum aber, so fragen wir, mischen sich die Emittenten in fremde Verhältnisse ein, warum erforschen sie Orte, die sie niemals besiedeln können?
Aktualisiert: 2020-04-24
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Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein

Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein von Amanshauser,  Gerhard
Ein Meister im Staunen, eine Null im Glauben: die Zeitgenossenschaft eines Unzeitgemäßen. "Ich war ein Meister im Staunen und eine Null im Glauben", schrieb er einmal über sich selbst. In dieser Haltung, gleichermaßen offen und radikal skeptisch, richtete er sich über Jahrzehnte auf seinem Beobachtungsposten ein, einem Haus am Hang des Salzburger Festungsbergs, zurückgezogen, aber nicht isoliert, abgekehrt, aber alles andere als gleichgültig. Mit Scharfsinn und Schärfe, verspielt in seinem Witz und kompromisslos in seiner Ernsthaftigkeit bezeugte er seine Haltung - gegen allen Dogmatismus, gegen Banalität und Größenwahn. Davon spricht jedes seiner Bücher, aber ganz besonders die bisher unveröffentlichten Tagebücher, die jetzt endlich in einer Auswahl vorliegen. Betrachtungen und Selbstbetrachtungen, wach, gereizt, brillant, höhnisch, verträumt und schonungslos bis zu dem Punkt, an dem die Parkinson-Erkrankung ihr Zerstörungswerk beginnt. Dieses Buch macht auf bedrückende wie beglückende Weise deutlich, wie sehr Gerhard Amanshauser unserer Zeit fehlt.
Aktualisiert: 2023-02-14
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Die Freude am Nichtstun

Die Freude am Nichtstun von Amanshauser,  Gerhard
Gerhard Amanshausers Spezialität war immer die knappe Form. Die Freude am Nichtstun versammelt seine interessantesten Kurzprosatexte aus dem Nachlass. – Ein idealer Einstieg in die Gedanken­welt eines Unangepassten. Der erste Teil steht in Tradition der Publikationen Terras­sen­buch (1973), Mansar­den­buch (1999) und Fransen­buch (2003), der zweite bietet un­ver­öffent­lichte Aphorismen, die in den letzten fünfundzwanzig Jahren seines Lebens entstanden, einige zur Zeit von List der Illu­sio­nen (1985), als er in einer Epoche des ungebrochenen Optimismus und der Prosperität ein niederschmetterndes Bild von Gesellschaft, Wirt­schaft und Kultur zeichnete, das von seinen Zeitgenossen oft mit Unverständnis betrachtet wurde. Weit da­von entfernt, ein Prophet zu sein, trifft seine radikale Kritik heute wieder den Nerv der Zeit.
Aktualisiert: 2020-08-15
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Die taoistische Powidlstimmung der Österreicher

Die taoistische Powidlstimmung der Österreicher von Amanshauser,  Gerhard, Hakel,  Hermann, Hoeller,  Hans
Zentrales Thema der vorliegenden Korrespondenz zwischen Gerhard Amanshauser und Hermann Hakel: die Literatur, die Literaten und der Literaturbetrieb zwischen 1953 und 1986. Nicht gesamtumfassend, sondern eher spezifisch, so wie sich diese den beiden Schriftstellern in Bezug auf ihre Person und Tätigkeit darboten. Nahezu zweihundert Briefe, Post- und Grußkarten aus mehr als drei Jahrzehnten geben Einblicke in Zeitverhältnisse ab dem achten Jahr nach Kriegsende. Sie sind teils zu persönlich praktischen Zwecken, teils aus bloßem Mitteilungsbedürfnis geschrieben worden und waren ausschließlich für den Empfänger bestimmt. Doch es handelt sich dabei um menschliche Dokumente, aus denen nicht nur das äußere Bild, sondern auch das Fühlen und Empfinden der Schreiber zum Zeitpunkt der Niederschrift unmittelbar hervortritt. Diese Briefe sind daher zuverlässiger und glaubwürdiger als Autobiographien oder andere Selbstdarstellungen: sie verraten nur allzu oft, was man eigentlich gar nicht mitteilen wollte. Leser (und Forscher) entdecken dann Eigenschaften und Eigenheiten sowie Stärken und Schwächen des Charakters, die von den Biographen (oder anderen Beschreibern) bestenfalls nur vermutet werden können.
Aktualisiert: 2020-06-25
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Artistengepäck

Artistengepäck von Amanshauser,  Gerhard
Der Maskenball Der Zug hielt in der letzten Station vor der Hauptstadt. Der junge Mann stieg aus, um für seine Reisegefährtin eine Erfrischung zu kaufen. Er hatte die Ankündigung eines verkürzten Aufenthalts in dieser Station überhört und war zu weit zurückgegangen; so mußte er jetzt, einen Papierbecher in der Hand, in den hintersten Teil des Zuges einsteigen, da schon das Abfahrtssignal gegeben wurde. Mühsam arbeitete er sich durch die überfüllten Waggons nach vorne, schwankte hin und her, be­spritzte die Hose eines Reisenden mit Zitronensaft, mußte Beschimpfungen über sich ergehen lassen und stieß schließlich auf die versperrte Tür eines Postwa­gens, die es ihm unmöglich machte, in den vorderen Teil des Zuges zu gelangen. Sie, die er nicht erreichen konnte, warf ungeduldige Blicke durch das schläfrige Zeitungsgeblätter ihres Ab­teils. Da sie von der Existenz des Postwagens nichts wuß­­te, glaubte sie, er habe die Abfahrt versäumt und sei zurückgeblieben. Mehrmals mußten sich verschiedene Beine, die unter den Zeitungen sich ausstreckten, unlustig zurückziehen, um ihr den Weg auf den Gang frei­zumachen. Sie sah nach dem Schaffner aus, doch der zeigte sich nicht; wahrscheinlich hatte er keine Lust mehr, sich knapp vor dem Ziel durch die überfüllten Waggons zu drängen. Im Hauptbahnhof angekommen, verließ sie eilig den Zug, um irgendeinen Bahnbeamten dazu zu bewegen, das Gepäck des jungen Mannes in Verwahrung zu nehmen. Wie ein verlorenes Kind steuerte sie mit ihrem Koffer durch die hereinflutende Menge; einer schickte sie zum andern, bis sie schließlich mit einem mürrischen Schaffner, dem sie den Fall erzählt hatte, auf dem leer gewordenen Bahnsteig zurückkam. Zu ihrem Schrecken war das Abteil leer, das Gepäck verschwunden. Sie behauptete, es sei gestohlen worden, doch der Schaffner erriet die Sache mit dem Postwagen und über­zeugte sie mit einer gewissen höhnischen Freude. Beschämt eilte sie zurück in die Halle – vergebens. Sie är­­­ger­­te sich bei dem Gedanken, er könne geglaubt ha­ben, sie sei einfach davongelaufen. Er wäre zweifellos noch auf dem Bahnsteig gestanden, wenn er nicht eine Frau in den Untergrundbahnhof verfolgt hätte, die er in seiner Aufregung für die richtige hielt, bis er schließlich, als er sich im fahrenden Wag­gon endlich bis zu ihr vorgedrängt hatte, erkennen muß­te, daß es ganz eine andere war. In der ersten Sta­tion stieg er aus, eilte zum gegenüberliegenden Bahn­steig, mußte, wie es ihm schien, endlos warten, und fuhr dann zum Bahnhof zurück. In der Dunkelheit sausten die Lichter eines Gegenzugs vorüber; doch konnte er nicht erkennen, daß dort aus dem Fenster ein Gesicht blickte, in dem Wut und Weinen kämpfte. Auch sie konnte nichts erkennen, nichts als verschwom­mene Lichter. Und so gut gelaunt war sie abgereist! Neben ihr im Koffer die blaue Maske mit den schwarze Reiherfedern, das blaue Kostüm, das sie selbst ge­näht hatte, voll Erwartung auf den großen Maskenball. Es ist unmöglich, in einer Millionenstadt jemand zu finden, von dem man nichts weiß außer dem Vor­na­men. Nichts? Ein gewisser rätselhafter Ausdruck der Augen, der sich so deutlich in der Erinnerung spiegelt, bedeutet der nicht mehr als Name und Wohnung? Wer sich davon leiten und nicht ablenken ließe, käme der nicht wie ein Schlafwandler zum Ziel? Er läutete noch am selben Abend bei einem Freund. Der begrüßte ihn im Kostüm eines Clowns, mit weiß­ge­pudertem Gesicht und rotgeschminkten Lippen. Er wur­de in eine Gesellschaft geführt, die sich gerade ko­stümierte. Man hatte ausgiebig dem Wein zugesprochen. Jemand stülpte ihm über den Kopf eine große Mas­ke in Form eines Affenschädels, die vermutlich deshalb übriggeblieben war, weil sie heiß und beengend sein mußte. Vergeblich wehrte er sich dagegen; alle fanden ihn originell, und man brachte ihm einen Stroh­halm, mit dessen Hilfe er Wein trinken konnte. Er sprang dann im Zimmer herum, steckte den Strohhalm in alle Gläser und hatte bald den Stimmungsgrad er­reicht, den die Gesellschaft verlangte. Danach fuhr man zum Ball. Dort herrschte schon reges Getriebe. Der Affenschädel behinderte allerdings die Sicht; außerdem zwang er seinem Träger eine Rolle auf, die ihm nicht lag. Doch es war noch zu früh, die Maske abzunehmen; so verlegte er sich aufs Trinken. Schließ­lich bemerkte er eine blau Maskierte, die nicht weit von ihm an einem Tisch saß, auf dem halbvolle Gläser und Aschenbecher herumstanden, zurückgelassen von einer Gesellschaft, die sich in den Tanz zerstreut hatte. Die vorgebeugte Gestalt zwischen den leeren, achtlos verstreuten Sesseln drückte Verlassenheit aus. Über die Augen fiel schwarzes Gefieder. Ihren schlanken Körper umhüllte ein blauer Stoff, der sich wie bei Tänzern eng anschmiegte. Nichts war unpassender, als sich dieser Gestalt mit einer Affenmaske zu nähern. Sie folgte ihm zwar zum Tanz, doch gab sie sich wenig Mühe, ihre Gleich­gül­tigkeit zu verbergen. Er führte sie also zurück und fragte, ob sie Durst habe. Sie wollte Zitronensaft. Er wandte sich zum Buffet, in der Absicht, sich dort gleichzeitig seiner Maske zu entledigen. Es herrschte aber ein solches Gedränge, daß es lange dauerte, bis er schließ­lich, von der Maske befreit, mit einem Glas Zitro­nen­saft wiederkam. Der Platz, auf dem er die blau Maskierte zurückgelassen hatte, war leer. Er suchte ein wenig herum. Jemand stieß ihn an, so daß er die Hälfte seines Getränks ver­schüt­tete. Da gab er die Suche auf. Es lag ihm nicht viel an der blau Maskierten, die offenbar langweilig war und die man vorhin sicher nicht zufällig allein am Tisch zurückgelassen hatte. Er trank also selbst den Rest des Zitronensafts. Dabei fiel ihm ein, daß er an diesem Tag zum zweiten Mal Zitronensaft trank, obwohl er das Ge­tränk nicht mochte.
Aktualisiert: 2020-04-24
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Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein

Es wäre schön, kein Schriftsteller zu sein von Amanshauser,  Gerhard, Kehlmann,  Daniel
Ein Meister im Staunen, eine Null im Glauben: die Zeitgenossenschaft eines Unzeitgemäßen.„Ich war ein Meister im Staunen und eine Null im Glauben“, schrieb er einmal über sich selbst. In dieser Haltung, gleichermaßen offen und radikal skeptisch, richtete er sich über Jahrzehnte auf seinem Beobachtungsposten ein, einem Haus am Hang des Salzburger Festungsbergs, zurückgezogen, aber nicht isoliert, abgekehrt, aber alles andere als gleichgültig. Mit Scharfsinn und Schärfe, verspielt in seinem Witz und kompromisslos in seiner Ernsthaftigkeit bezeugte er seine Haltung – gegen allen Dogmatismus, gegen Banalität und Größenwahn. Davon spricht jedes seiner Bücher, aber ganz besonders die bisher unveröffentlichten Tagebücher, die jetzt endlich in einer Auswahl vorliegen. Betrachtungen und Selbstbetrachtungen, wach, gereizt, brillant, höhnisch, verträumt und schonungslos bis zu dem Punkt, an dem die Parkinson-Erkrankung ihr Zerstörungswerk beginnt. Dieses Buch macht auf bedrückende wie beglückende Weise deutlich, wie sehr Gerhard Amanshauser unserer Zeit fehlt.
Aktualisiert: 2022-08-01
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Entlarvung der flüchtig skizzierten Herren

Entlarvung der flüchtig skizzierten Herren von Amanshauser,  Gerhard
Mit einem Vorwort von Karl-Markus Gauß Gerhard Amanshauser wurde als der 'bedeutendste unter Österreichs bisher unentdeckten Autoren' (Daniel Kehlmann) bezeichnet. Doch mittlerweile rezipieren auch die großen deutschsprachigen Medien regelmäßig den selbstgewählten Außenseiter, der auf dem Salzburger Festungsberg lebt. Der Mann, dem es keine Schwierigkeiten bereitet, die Menschen auf unserem Planeten aus dem Blickwinkel einer Sonde zu beschreiben, tritt in diesem Lesebuch mit Scharfsinn, Witz und ungewöhnlicher Kompromißlosigkeit gegen alle Dogmen an. In 'Entlarvung der flüchtig skizzierten Herren' sind seine stärksten Texte aus sechs Jahrzehnten versammelt, erzählerisch, satirisch, theoretisch, immer auch autobiographisch. Gerhard Amanshauser hat den Atem für große Konstrukte, doch er ist auch ein Meister der kleinen und exakten Form. Sein stets origineller Blickwinkel wirft von unerwarteten Seiten Blitzlichter auf uns alle, und nicht zuletzt auf ihn selbst. Das macht dieses Buch zu einem amüsanten Lesevergnügen; selten zuvor waren Literatur und Philosophie so klar und wirklichkeitsbezogen. Amanshauser verweigert sich den banalen Diskursen ebenso wie dem Literaturbetrieb. Er hat nichts übrig für das Spiel der Eitelkeiten, er betreibt seine radikale und schonungslose Erforschung der 'modernen' Gesellschaft, und nebenbei brilliert er als großer Stilist.
Aktualisiert: 2022-08-01
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Terrassenbuch

Terrassenbuch von Amanshauser,  Gerhard, Hoeller,  Hans
Terrasse, hier keine Erdstufe im ursprünglichen Sinn, sondern eine Dachterrasse; Terra soll hier den Planeten bezeichnen, darauf ist eine künstliche Plattform gebaut. Die Terrasse ist eine rechteckige Wanne, vier mal zwei mal eins, in der manchmal die Sonne brütet, manchmal die Kälte nistet. Eine merkwürdige Laune des Baumeisters hat die südliche Brüstung mit breiten Schießscharten versehen. Von dort blickt man über das häßliche Chaos der Vorstädte auf die Alpen. Bäume umgeben mich, ragen hinter mir, wo der Berg steht, hoch über die Terrasse, und vor mir, wo er fällt, blicke ich über ihre Kronen. Wenn die Blätter abfallen, kommt hinten über dem Dach die Festung zum Vorschein; ihre Verteidigungswälle, die längst nichts mehr schützen, ruhen auf den Felsen. Kommen die Blätter wieder, verschwindet das Fundament, bis nur mehr der höchste Turm mit der Fahne sichtbar ist, von dem die Stimme des Fremdenführers tönt, als wollte sie die Stadt samt Umgebung versteigern. Die Terrasse wurde im Krieg von einem Bombensplitter getroffen, so daß die Westseite der Steinbrüstung hinabstürzte; deutlich erkennt man die Stellen, wo die neu aufgemauerte Brüstung sich an die alte schließt. Viele meiner Bekannten, unzählige meiner Altersgenossen mußten, als ihre Kindheit verdorben war, um den Besitz von Wüsten kämpfen, die sie zum Teil selbst hergestellt hatten. Man lehrte sie, sich im Schmutz zu vergraben, bis sie schließlich verstümmelt und eingestampft waren, was ihnen den Titel Helden eintrug. Andere erhielten eine vorzügliche Ausbildung als Mörder. Mein Kopf war nach einem der Systeme, die man gegen Inspiration anwendet, mit Erfolg behandelt worden. Man hatte mir beigebracht, wie man Parolen brüllt und Gassenhauer singt. Nach dieser Erziehung, als der Krieg endlich verloren war, stand ich benommen da und spürte ein Würgen im Hals. Die anderen gingen wieder an die Arbeit. Doch ich sagte: Langsam! Ich bin etwas schwer von Begriff. – Man räumte mir schließlich ein Dachzimmer ein, überließ mich meiner Faulheit und meinen asozialen Instinkten. Ein Dachzimmer und eine Terrasse. Als ich fünfundzwanzig war, begannen durchziehende Wolken den Komplex meiner Erziehung aufzulösen und fortzutragen. (…)
Aktualisiert: 2020-06-25
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Aus dem Leben der Quaden

Aus dem Leben der Quaden von Amanshauser,  Gerhard
Ein Zentrum der Quaden „Im Laufe der Abstammungsgeschichte haben sich die Hominidenpopulationen aus geringen Anfängen (Horden- und Familienverbände) zu Großpopulationen entwickelt.“ Vor dem Fenster, dessen Scheiben zitterten, bewegte sich mit ununterbrochenem Rollen die Großpopulation. Vor fünf Jahrzehnten waren ihre Partikel noch relativ stabil gewesen, doch jetzt schienen sie wie Moleküle eines angeheizten Gases förmlich hin- und hergeschleudert zu werden, wobei in dem entstehenden Chaos die neuen Metallschalen manchmal so fest kollidierten, daß der weiche Inhalt zerdrückt wurde und nichts mehr zum Vorschein kam, außer vielleicht, wie bei zertretenen Käfern, ein paar wäßrige gelbliche oder auch rötliche Tropfen. Aufwischen! das wirkt doch störend. Hinter dem Fenster lag, bis zum Hals zugedeckt, der Biologiestudent. Da er von sich selbst nichts anderes sah als einen vagen Umriß der Nase, und da die Brauen, die ihn unmißverständlich auf Pelztiere verwiesen hätten, nur als schwarzer oberer Rand herunterschimmerten, konnte er sich manche einbilden. Durch Abstraktionen kommt man zur Wissenschaft. So bezeichnete er die Population, die draußen rumorte, als Quaden, einen von einer seltsamen Entartung befallenen Stamm, zu dessen Erforschung er eine Station im Zentrum der Population bezogen hatten. Doch schon ein leises Klopfen an seiner Türe hätte genügt, ihn unter seiner Decke hervorzulocken und seine Abstraktionen zu zerstören.
Aktualisiert: 2020-04-24
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Alles für die Miezekatz

Alles für die Miezekatz von Amanshauser,  Gerhard, Baas,  Balduin, Boëtius,  Henning, Deschner,  Karlheinz, Düffel,  John von, Klaussner,  Wolf, Meyer,  Andreas J, Rathenow,  Lutz, Saeger,  Uwe, Schmidt,  Uve
ALLES FÜR DIE MIETZEKATZ 11 Essays und ein Vorwort des Verlegers zum Thema "das Jahrhundert der verlorenen Hoffnungen". Mit teils positiven meist aber pessimistischen Kommentaren gehen 11 Autoren des Verlages auf das Thema Hoffnung ein. Autorenporträts: Elisabeth Alexander "Das Jahrhundert der enttäuschten Hoffnungen" Jahrgang 1922, geb. in Linz am Rhein, lebt in Heidelberg, freie Schriftstellerin "Ich hänge mich ans schwarze Brett", "Bums" bei Merlin. Gerhard Amanshauser "Vom Sinn des Aberglaubens" Jahrgang 1928, geb. in Salzburg, Germanistik und Anglistik, Schriftsteller. Balduin Baas "Hoffnung aufs Gelbe" Jahrgang 1922 geb. in Danzig, lebt in Hamburg. Kabarettist, Texter, Filmschauspieler (Felllini "Die Orchesterprobe"), Objektkünstler "40 - Autobiographie", "Der Fritz" "Es ist Frühling Ilse" bei Merlin. Henning Boëtius "Das Aperçu Hoffnung" Jahrgang 1939, geb. in Langen, lebt in der Rhön, Germanist, freier Schriftsteller, "Tod in Weimar" bei Merlin. Karlheinz Deschner, "Enttäuschte Hoffnungen" Jahrgang 1924, geb. in Bamberg, Neuere Literturwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Herausgeber: "Zwischen Kniefall und Verdammung" von Robert Mächler bei Merlin. John von Düffel "Verlorene Nachwelt" Jahrgang 66, geb. in Göttingen, Philosophie, Germanistik, Volkswirtschaft. Schriftsteller und Dramaturg, Theaterstücke: "Solingen" "Oi" "Missing Müller", "Die Unbekannte mit dem Fön" "Born in the RAF" "Rinderwahnsinn" u.a. bei Merlin. Günter Kunert "Vom großen Frust" Jahrgang 1929, geb. in Berlin, lebt in Schleswig-Holstein, freier Schriftsteller, "Grützkes Sphinx" bei Merlin. Wolf Klaußner "Der Zeuge", Jahrgang 1930, geb. in Lichtenau bei Ansbach, lebt bei Nürnberg, Schriftsteller, "Die Hochzeit des Origenes", "Lockwood" und "Märtyrertreffen" bei Merlin. Lutz Rathenow "Hoffnungszertrümmerer, du" Jahrgang 1952 geb. in Jena, lebt in Berlin, Historiker, freier Schriftsteller "Verirrte Sterne." bei Merlin. Uwe Saeger "Bruder," Jahrgang 1948, geb. in Ueckermünde, Pädagogik, lebt in Mecklenburg, freier Schriftsteller, "Verkleidungen" und "Die schönen Dinge - Gedichte" bei Merlin. Uve Schmidt "Schimpansen und andere" Jahrgang 39, geb. in Lutherstadt Wittenberg, lebt in Frankfurt, freier Schriftsteller, "Freudsland" und "Kehraus Karhundert" bei Merlin. Leseprobe: ".Bin ich, weiter plakativ gesprochen, Optimist, ein recht ruchloser, selbstischer sogar. Stehen mein Leben, Tun, die Nächsten für mich im Mittelpunkt, konzentriert sich das meiste an Gedankenkraft, an Emotion darauf, plane und handle ich, als wäre dies weiß der Himmel wie wichtig, bedeutungsvoll, durchschuftete ich und durchdarbte deshalb ein halbes Jahrhundert. "positiv" zu denken, "gläubig", gegängelt gleich den tumben Herden aller Heiligen des Unheils, müßte ich einfältiger, argloser sein, Schlafköpfig, schafköpfig stehts Deo optimo maximo, dem Großen Manitu entgegen, auf dem Lebenslüge-Trip der meisten." Karlheinz Deschner "Enttäuschte Hoffnungen" in "Alles für die Miezekatz".
Aktualisiert: 2022-01-14
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