so viele Heft 10

Meisterschaft – Ästhetik des Ausnahmezustands
Mit modernster Technologie übertragene Bilder sollten schön sein, sollten perfekt sein und sollten ihren Zweck erfüllen, das Motiv fotorealistisch abzubilden. Diese Erwartung wird allerdings in dem Moment nicht erfüllt, wenn Zuschauer in Massen nach diesen Bildern greifen: Die Übertragung wird gestört, das Bild wird zerstört, der Betrachter verstört. Das ist der Ausnahmezustand, das war so 2008 zur Fussball-EM im digitalen Fernsehen. Damals entstand eine Bilderwelt, die den Fussball-Fan an den Rande des Wahnsinns getrieben hat: Wilde Farbpakete stottern über den Monitor, BildMixe aus Körperteilen, Rasenfragmenten und Gesichtsfetzen vernichten jede Illusion von Hochglanzspielen. Gnadenlos hat das Zusammenspiel aus Programmcode und Leitungskapazität technologische Bilder generiert und die Motive mit randscharfen Pixeln in Unschärfe zerlegt. Superstars geistern im digitalen Sfumato durchs Bild. Glitsches.