Ich mach Kassensturz

„Ganz und gar man selbst zu sein, erfordert eine Menge Mut und eine unerschöpfliche Portion Humor.“
Mit „Ich mach Kassensturz“ präsentiert die Autorin eine ernsthafte wie auch selbstironische Erzählung darüber, wie man durch konditionierte Gedanken vergisst, am Leben zu sein.
Die Protagonistin befindet sich in einer Klinik, da sie erst einmal gescheitert ist. Diagnose: Depressive Störung, umgangssprachlich falsch benannt als Burnout. Diagnosen haben etwas Endgültiges und konvenieren mit dem menschlichen Schubladendenken. Diagnosen können Zuversicht auslöschen, aber nicht die der Protagonistin! Lethargie, Lustlosigkeit und Traurigkeit plagen sie, die darauf hinweisen, dass es etwas zu betrauern gibt oder dass eine Entscheidung etwa nicht mehr vermieden werden soll. Sie will sich wieder zusammensetzen, sich neu aufstellen, doch davor braucht es einen Kassensturz. Was hat sie hierher gebracht? Wer ist sie? Was ist ihr wichtig? Möchte sie wirklich hinschauen, in den Spiegel schauen und die Verantwortung für sich selbst übernehmen oder lieber mit einem Fernglas auf Fehlersuche gehen? Dafür spricht, dass das schonungslose Hinschauen anmacht, ein „turn on“ ist sozusagen, wodurch Stickstoffmonoxid im Körper freigesetzt wird und für ein langes, glückliches und gesundes Leben sorgt. Und das alles kostenfrei.
Obgleich die schwerste aller Sprachen der Klartext ist, insbesondere der Klartext mit sich selbst, stellt die Protagonistin sich dieser Herausforderung. Lesen Sie reflektierte Zeilen mit allerhand gestellten Lebensfragen und trainieren Sie durch eine beiläufige Lachtherapie Ihre Bauchmuskeln.

Autorin Amelie Anderson über ihren Roman »Ich mach Kassensturz«. Worum geht es in Ihrem Buch?
Es ist die Geschichte einer Frau, die ihr Leben bis dato mit konditionierten Gedanken aus dem Elternhaus, der Schule etc. gelebt hat und nun durch einen Zusammenbruch feststellt, dass sie nur noch am Leben ist. Sie wird in eine Klinik eingewiesen, und ihr Leben stoppt von jetzt auf gleich. Eine ernüchternde, reinigende und zugleich humorvolle Erfahrung. Shakespeare formulierte es seinerzeit bereits äußerst treffend: „Das Leben ist eine Bühne“. Ich füge hinzu: Lassen Sie uns nach dem Oscar für unsere Rollen streben.

Was bedeutet Ihnen das Buch persönlich?
Es ist mir wichtig und ernst, so viel Humor das Buch auch enthält. Ich bin am Leben interessiert und kapiere das Wunder, hier sein zu dürfen, langsam. Daraus möchte ich etwas machen. Wer weiß, als wer oder was ich im nächsten Leben hier erscheinen werde. Als Regenwurm werden meine Möglichkeiten in jedem Fall dürftiger ausfallen.

Möchten Sie Ihren LeserInnen etwas mit auf den Weg geben?
Aber sowas von … Jedes Aufeinandertreffen mit Menschen zu einer Begegnung werden lassen, in der wir uns voll auf den Gegenüber einlassen und sei es für einen kurzen, warmen Moment mit der Kassiererin im Supermarkt, denn Begegnung machen etwas mit uns. Uns Menschen erwartungslos als Subjekte wahrnehmen, die uns keinen Nutzen bringen müssen. Neugierig sein auf alles, was da noch kommt und flexibel mit dem Leben mitschwingen, wie eine Weide. Wissen, dass die Dinge oft anders sind, als sie scheinen und daher nicht vorschnell urteilen. Als Frau Frau sein und als Mann Mann sein dürfen, trotz der wichtigen und unumgänglichen Gleichberechtigungsthemen. Liebe Herren der Schöpfung: Hüten Sie sich vor unaufgeräumten Frauen!

Was hat Sie motiviert, dieses Buch zu schreiben?
Eine aufgestaute Sehnsucht nach der Frage, wie wir leben wollen, wie wir Menschen psychologisch und biochemisch „funktionieren“, wie man sich besser kennenlernt ja, wie man Seelenhygiene betreibt. Einfach, das Wunder des Lebens zu kapieren!