WATER-COLORS

Californische Geschichten (1)

Im Jahre 1980 bestieg ich in Los Angeles einen Stadtbus, um die Fahrt nach Irvine anzutreten. Ziel: der neue Campus.

Ich betrat die dortige Uni-Gallery.
Zu sehen war niemand. Der weite, lichte Raum war voellig menschenleer.
Als ich mich genauer umsah, entdeckte ich weiße Din A4 Schreibmaschinenblaetter, die an den Waenden ringsum ohne Halterungen angebracht schienen.
Dass sie mit winzigen ‚Paddy’-Stueckch angeklebt waren – und so auch hielten – wurde mir bald klar.
Kunstvoll und – traumhaft leicht Bearbeitetes.
Eine Art ‚Poesie’, die fluegelleicht auf einen zuzukommen schien, eine ‚Poesie’, wie ich sie bisher in meinem Leben noch nicht gesehen hatte.
Ich nahm sie wahr wie ein damals zeitnahes Gegenstueck zu den mir nun ziemlich alt anmutenden Schwerstarbeiter-Attitueden der ‚grossen’ amerikanischen Malergeneration.
Die ich bisher ‚vergoetterte’.

Im Nachhinein gesehen, war diese Ausstellung, eine der ersten, tiefgehenden Beeinflussungen, die ich in Californien erhielt. Die meine Gefuehle und mein Kunnstverstaendnis praegten.
Initiert durch die indirekte Konfrontation mit einem, fast altersgleichen Kuenstler,
der sich Richard Tuttle nannte.

Ich wurde damals sozusagen permanent ‚moduliert’.
Vorallem durch meine extravagante Reisetaetigkeit.
Und werde heute noch weiter ‚moduliert’.
Durch meine Erinnerungen daran.
Sozusage ’moduliert’durch mich selbst.

Wie jetzt durch dieses kleine Buch mit meinen neuen Aquarellen. Die den Stil von Tuttle und den Geist Californiens nicht leugnen sollten.