Evaluation der Narkoseeffizienz mit postoperativer Schmerzausschaltung von Inhalations- und Injektionsnarkose unter Feldbedingungen bei Saugferkeln auf Ökobetrieben von Richter,  Arlinda Elisa Johanna

Evaluation der Narkoseeffizienz mit postoperativer Schmerzausschaltung von Inhalations- und Injektionsnarkose unter Feldbedingungen bei Saugferkeln auf Ökobetrieben

Arlinda Richter (2022):
Evaluation der Narkoseeffizienz mit postoperativer Schmerzausschaltung von Inhalations- und Injektionsnarkose unter Feldbedingungen bei Saugferkeln auf Ökobetrieben

Seit 01.01.2021 dürfen unter acht Tage alte Ferkel in Deutschland nur noch unter Allgemeinanästhesie und der Verabreichung eines schwachen Analgetikums kastriert werden (TierSchG §21). Zwei Methoden stehen zur Verfügung: Die Injektionsnarkose mittels Ketamin und Azaperon und die Inhalationsnarkose mittels Isofluran. Bis dato wurden mit beiden Narkosemethoden flächendeckend nur wenige, und mit zum Teil unterschiedlichen Ergebnissen der Anästhesieeffizienz und Schmerzausschaltung, Erfahrungen gesammelt.

In der hier vorliegenden Studie sollte der Effizienz beider Narkoseverfahren, sowie der peri- wie auch postoperativen Schmerzausschaltung unter Praxisbedingungen nachgegangen werden. Hierfür wurden in der Zeit von März bis Dezember 2019 sieben biologisch wirtschaftende Ferkelerzeugerbetriebe besucht. Die Kastration der 514 männlichen Ferkel erfolgte bei einem Drittel der Tiere mittels Injektionsnarkose (Ketamin + Azaperon) und bei zwei Dritteln mittels Inhalationsnarkose (Isofluran) mit dem Narkosegerät PorcAnest 3000 (Promatec AG, Derendingen, Schweiz, Stand 2019). Jeweils der Hälfte der Tiere beider Narkosegruppen wurde zusätzlich zu der generellen Meloxicamgabe noch Metamizol verabreicht. Die Narkoseeffizienz wurde anhand der Reflextestung vor der Kastration und den Abwehrbewegungen während der Kastration verifiziert. Zusätzlich wurde die Körperkerntemperatur nach der Operation bestimmt, die Nachblutung der Wunden bonitiert und die Aufwachphase zeitlich ermittelt. Die Wundheilung wurde beurteilt und mit Infrarotthermographie-Aufnahmen untersucht. Die Ferkel wurden 72 Stunden lang nach der Kastration gefilmt und ihr Verhalten mit Hilfe eines Ethogramms bewertet.
Zusammenfassend führen beide Narkosemethoden während und nach der Kastration bei einem erheblichen Anteil der Ferkel zu deutlicher Belastung.
Die Reflexe vor, und das Abwehrverhalten während der Kastration unterschieden sich hochsignifikant zwischen beiden Narkoseverfahren. Ferkel, die unter Injektionsnarkose kastriert wurden, zeigen deutlich mehr Reflexe und stärkeres Abwehrverhalten, als Ferkel unter Inhalationsnarkose. Dennoch sind Ferkel unter Inhalationsnarkose noch mit 13 % positivem Zwischenklauen-, 9 % positivem Perianalreflex und etwa 10 % Abwehrbewegungen maßgeblich betroffen. Aufgrund der standardisierten Einstellung der Geräte fehlen Anpassungsmöglichkeiten an die Belange unterschiedlich schwerer Ferkel. Auf Betriebsebene konnte der ruhige und routinierte Umgang mit den Tieren, sowie eine dunkle und ruhige Umgebung in der Anflutungsphase der Narkose als weiterer wichtiger Faktor für eine optimale Narkoseeffizienz identifiziert werden. Eine Auskühlung der Ferkel unter der Narkose war insbesondere nach Injektionsnarkose markant ausgeprägt. Die starke Abkühlung der Ferkel war auch mitverantwortlich für die hochgradige Verlängerung der Nachschlafphase nach Injektionsnarkose. Kürzere Nachschlafphasen bei Ferkeln nach Injektionsnarkose gingen stets zu Lasten der Narkoseeffizienz und einer effizienten Schmerzausschaltung.
Fünf Stunden nach der Kastration zeigten beide Versuchsgruppen Schmerzverhalten. Nach Injektionsnarkose äußerte es sich in aktivem Schmerzverhalten. In der Inhalationsgruppe stellte es sich vor allem durch passives, inaktives Verhalten dar. 72 Stunden später zeigte die Inhalationsnarkosegruppe mehr aktives Schmerzverhalten, als die Injektionsnarkosegruppe. Die zusätzliche Gabe von Metamizol hatte weder peri- noch postoperativ einen positiven Einfluss auf die Schmerzen der Tiere.
In Bezug auf die Wundheilung und die Nachblutung wird der Effekt der Verwendung eines qualitativ hochwertigen Emaskulators deutlich. Unabhängig von den Narkoseverfahren konnte sein Einsatz beide Parameter signifikant verbessern. Der Einsatz einer externen Wärmequelle beeinflusste die Wundheilung und die Aufwachphase positiv. Die Auswertung der Infrarotthermographie korrelierte nicht mit der Wundbonitur, zeigte aber deutlich eine Temperaturerhöhung der Wunden bei Verwendung von Wundsprays. Die Untersuchung der Inhalationsgeräte ergab keine optimale Erregerreduktion an den exponierten Stellen trotz eingehender Reinigung, sodass von einem überbetrieblichen Einsatz der Geräte dringend abzuraten ist.
Schlussfolgernd führen beide Anästhesieverfahren nicht im gewünschten Umfang zur Reduktion peri- und postoperativer Schmerzen, sodass beide Verfahren nicht als tierschutzgerecht im Sinne der EU-Gesetzgebung (schmerzfreie Kastration) angesehen werden können. Damit ist aus Sicht des Tierschutzes von beiden Verfahren abzuraten und auf die Ebermast oder die Immunokastration als Methoden der Wahl zu verweisen.

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