Dokumente der Dekabristenbewegung / Aus den Erinnerungen des N.W. Bassargin
Die Dekabristen in Einzeldarstellungen
Nikolai Wassiljewitsch Bassargin
Nach dem Sieg über Napoleon, der auch ein Sieg über Sachsen und Polen war, kehrten viele junge Offiziere hoch dekoriert in die Heimat zurück, fest davon überzeugt, daß sich nun auch in Russland das Blatt zum Besseren wendet. Die Hoffnung währte nicht lange, denn der junge Zar Alexander hatte plötzlich andere Pläne. Von Reformen war keine Rede mehr. Dies sorgte für eine heftige Verstimmung unter den Helden, von denen sich einige zusammen taten, um das Angedachte trotzdem zu verwirklichen. Eine Republik stand ihnen vor Augen – nach dem Muster einer allgemeinen Demokratie. Wie man die Pläne verwirklichen könne, war Gegenstand endloser Diskussionen. In dieser Zeit gerät der junge Bassargin in das südliche Zentrum der Reformer, ist von den Ideen begeistert und schließt sich dem Bund an. Dieser Schritt macht ihn unsterblich, denn fortan gehört er zu den Dekabristen. „Sie waren das Edelste, was Russland als Menschen je gebar“, schrieb ein geachteter kultureller Vertreter Russlands sinngemäß um 1934. Warum er das schrieb, das erfährt jeder (?), der sich mit den Erinnerungen dieser jugendlichen Helden beschäftigt. Dem begeisterungsfähigen Herzen stehen sie auch heute sehr nah. Welche Dimensionen ihr Wirken, ihr Sein, hatte, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Wer sich aber von ihnen berühren lässt, erfährt eine seelische Erhöhung, die in diesen Tagen wohl tut.