Das Märchen vom Nadelbäumchen

Dies ist die 29. Geschichte vom Nadelbäumchen. Während die Krähen in seinem Geäst schlummern, beobachtet es im fahlen Mondlicht possierliche Gesellen, die es zunächst für Katzen hält. Bei genauer Betrachtung stellt es jedoch fest, dass es sich geirrt hat, denn diese umher hüpfenden Kerlchen haben lange Ohren und kurze Puschelschwänze. Es hat zuvor noch nie solche Wesen gesehen und beschließt, gleich am nächsten Morgen die alte Krähe zu befragen. Die Krähe weiß aufgrund ihrer Lebenserfahrung, dass es sich bei den Beschriebenen um Hasen handelt. Sie erklärte dem Nadelbäumchen, dass sich zu Zeiten, als es noch nicht dort gepflanzt worden war, viele Feldhasen auf der Wiese getummelt haben und diese erst einen großen Bogen um die Gegend gemacht haben, als dort über einen längeren Zeitraum ein große Baustelle war. Deren Lärm und Gestank hatte sie vertrieben. Nun hat sich aber herumgesprochen, dass die Bauarbeiten beendet sind und es sich auf der Wiese wieder gut leben lässt. Deshalb kämen sie nun wohl zurück. Als die Kirchturmuhr um Mitternacht zwölfmal schlägt, beobachtet das Nadelbäumchen einen Hasen mit Brille und ihm unbekannten Gerätschaften dabei, etlichen Hasenkindern Unterricht zu erteilen. Es erfährt, was eine Palette ist, wie Pinsel zu behandeln sind und dass es ganz wichtig ist, bei der Farbauswahl genau hinzusehen. Grasgrün und Himmelblau – welche Grüntöne und Blautöne sind damit gemeint? Es gibt ja so viele verschiedene!
Um ein Uhr verabschiedet der Hasenlehrer seine Schülerschar nach Hause. Eine dunkle Wolke schiebt sich vor den Mond, es wird stockfinster. Ein leichter Wind kommt auf und Nadelbäumchen schläft ein. Am nächsten Morgen ist es nicht sicher, ob es den Hasenunterricht vielleicht nur geträumt hat.