Beyond the Wall: Jenseits der Mauer
Justinian Jampol
Mit dem Zerfall der UdSSR hat der Osten seinen Corporate Look verloren, und viele der Artefakte der kommunistischen Ära landeten auf der Resterampe der Geschichte. Das 2002 gegründete Wende-Museum in Los Angeles hat es sich zur Aufgabe gemacht, eben diese Zeugnisse zu retten, zu erhalten und zu erschließen und bereits eine enorme Materialfülle zusammengetragen. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Museums veröffentlicht TASCHEN einen umfassenden Katalog seiner Sammlung zur DDR-Geschichte. Der Band stellt den Ikonen des ostdeutschen Designs, der Hochkultur, mit der jeder Staat sich gerne schmückt, auch die Dokumente von Propaganda und Staatsapparat und all die zahlreichen Dinge der Alltagskultur zur Seite, die, nach dem Mauerfall verlegen auf Flohmärkten verramscht, heute im Zeichen der Ostalgie einen Sammlermarkt gefunden haben und mehr über die Gemütslage einer Gesellschaft verraten als jedes Denkmal. Er zeigt Spektakuläres und Banales, Schönes und Hässliches, Staatstragendes und Dissidentes, Bekanntes und noch nie zuvor Gezeigtes. Historiker aus Deutschland, England und den USA haben erhellende wie provokante Beiträge zu Themen beigesteuert, die von der Stasi bis zur Sexualität, vom Weltraumflug bis zur Republikflucht ein denkbar breites Spektrum umfassen. Sie haben Archive durchforstet, vor Monumenten gestanden, aber auch im Treibgutsaum der Geschichte gesucht und Steine umgedreht. Denn dort findet man mitunter die interessanteren Dinge und den Zugang zur verlorenen Geschichte eines untergegangenen Staates. Es war einmal: das Leben hinter der Mauer.