Beeinflusst das Vorhandensein einer Lernkurve das klinische Outcome?
Eva May Wilkens
Derzeit verfügbare Koronarstents, die auf Metall basieren, stellen zwar eine gute akute Revaskularisierungsmöglichkeit dar, sind allerdings aufgrund eines lebenslangen Verbleibens im Gefäß und nachfolgenden chronischen Inflammationsprozessen mit Limitationen behaftet. Dementsprechend wurden bioresorbierbare Scaffolds wie der Absorb entwickelt, die jedoch bisher den geringen Ereignisraten der als Goldstandard geltenden Drug-Eluting-Stents nicht entsprechen konnten. Sie wurden aufgrund des häufigeren Auftretens von Endpunkten wie TLF (Zielläsionsversagen), TVF (Zielgefäßversagen), MACE (Major Adverse Cardiac Events) und ScT (Scaffoldthrombosen) 2017 wieder vom Markt genommen. Dennoch besteht der klinische Bedarf an die Technologie einer bioresorbierbaren Gefäßstütze weiterhin.
Daher sollte in dieser Arbeit untersucht werden, ob das Vorhandensein einer Lernkurve Einfluss auf die Häufigkeit der oben genannten Endpunkte in der klinischen Routine nimmt.
In die Studie wurden Daten von 300 Patienten des all-comers Absorb Registers eingeschlossen, bei denen der bioresorbierbare Scaffold Absorb zur Behandlung einer signifikanten Koronarstenose implantiert wurde. Es wurde dabei zwischen einer ersten Gruppe (n=150), die zu einem früheren Zeitpunkt behandelt wurde und einer zweiten Gruppe (n=150), deren Patienten später mit einem Absorb versorgt wurden, unterschieden. Analysiert wurde das Auftreten der Endpunkte TLF (Zielläsionsversagen), TVF (Zielgefäßversagen), MACE (Major Adverse Cardiac Events) und ScT (Scaffoldthrombosen).
Nach einem Follow-up von 12 Monaten traten in der zweiten Gruppe alle prädefinierten Endpunkte seltener auf. Statistisch signifikant zeigte sich dies insbesondere bei den Endpunkten TVF (12% vs. 4,7%, p=0,035), MACE (13,3% vs. 6%, p=0,032) und ScT (3,3% vs. 0%, p=0,024). Als potenzielle Einflussgrößen wurden die verbesserte Läsions- und Patientenauswahl, sowie die Entwicklung einer spezifischen Implantationstechnik identifiziert. Weiterhin zeigte sich der Einsatz intravaskulärer Bildgebung in Form einer optischen Kohärenztomografie (OCT) vorteilhaft.
Zusammenfassend konnte in dieser Arbeit bei dem Vergleich beider zu unterschiedlichen Zeitpunkten behandelten Gruppen das Vorhandensein einer Lernkurve gezeigt werden, die das klinische Outcome beeinflusst. Daraus lässt sich ableiten, dass zukünftig bei dem Einsatz neu entwickelter bioresorbierbarer Scaffolds eine definierte Läsions- und Patientenauswahl sowie entsprechende Implantationstechniken beachtet werden müssen.