Schülerinnen und Schüler in inklusiven Ganztagsschulen

Schülerinnen und Schüler in inklusiven Ganztagsschulen von Hofmann-Lun,  Irene
Nach dem Verständnis eines inklusiven Bildungskonzeptes, wie es die UN-Konvention für die Rechte von Behinderten nahelegt, erfordert die gemeinsa-me Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen leistungs-bezogenen, sozialen und kulturellen Hintergründen, dass von den Besonder-heiten und individuellen Bedürfnissen einer jeden Schülerin/eines jeden Schülers ausgegangen wird. Damit will die inklusive Pädagogik eine Antwort auf die Vielfalt aller Schülerinnen und Schüler geben. Sie sollen dementsprechend unabhängig von ihren Fähigkeiten und Beeinträchtigungen miteinander und von-einander in einer Schule für alle lernen. Demzufolge geht es bei Inklusion um den Umgang mit Unterschieden insgesamt. Aspekte, die hier eine wichtige Rolle spielen, sind vor allem Geschlechterrollen, kulturelle Hintergründe, soziale Milieus, sexuelle Orientierungen, Erstsprachen, körperliche Bedingungen und andere mehr (Hinz 2010, S. 59). Die vorliegende Studie steht im Kontext einer Reihe von Untersuchungen, die das Deutsche Jugendinstitut zum Thema Inklusion und zu Fragestellungen rund um Inklusion und Exklusion speziell von Schülerinnen und -schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf Lernen durchgeführt hat. An die Befragung von Förderschulabsolventinnen und -absolventen zu ihrer beruflichen und sozialen Inklusion schloss sich eine Untersuchung inklusionsorientierter Konzepte an Regelschulen der Sekundarstufe I an, in der es insbesondere um Inklusion von Förderschülerinnen und -schülern an Ganztagsschulen der Sekundarstufe I in Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule ging. In der nun durchgeführten Studie kommen Jugendliche, die an Inklusions-schulen1 unterrichtet werden, selbst zu Wort. Über qualitative Interviews wurden sie zu ihren persönlichen Schulerfahrungen an der Inklusionsschule, ihren Einschätzungen und Bewertungen befragt. Fühlen sich Schüler/innen sowohl mit als auch ohne sonderpädagogischen Förderbedarf angemessen gefördert und gefordert und welche Erfahrungen machen die betroffenen Jugendlichen selber mit der Inklusionsschule? Um dies herauszufinden, wurden Schüler/innen der 9. Klasse der Sekundarstufe I mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf befragt. In diesem Ergebnisbericht werden einleitend einige relevante Forschungsergebnisse des DJI aus den vorherigen Untersuchungen dargestellt. Nach der Beschreibung des Forschungsdesigns der vorliegenden Untersuchung werden die Ergebnisse dieser Schülerbefragung dargestellt. Die Analyse stellt – sofern sich Unterschiede zwischen den Schülergruppen erkennen lassen – die Aussagen der Schüler/innen ohne sonderpädagogischen Förderbedarf denjenigen der Förderschüler/innen gegenüber und arbeitet heraus, an welchen Punkten sich die Aussagen unterscheiden und wo Übereinstimmungen zu finden sind. 1 In diesem Bericht werden die gängigen Begriffe Inklusionsschule oder inklusive Schule, inklusiver Unterricht verwendet (vergleiche z.B. Jacob Muth Preis für inklusive Schule). Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass Inklusion als ein schrittweiser Entwicklungsprozess verstanden werden muss, dessen pädagogische Konzepte sich beständig weiterentwickeln und deren Tragfähigkeit im-mer wieder überprüft werden muss. Insofern wäre es korrekter – um den Prozesscharakter zu verdeutlichen – von der inklusionsorientierten Schule bzw. inklusionsorientiertem Unterricht zu sprechen. (vgl. Hofmann-Lun u.a. 2015, S. 80) Konkret wird in der Analyse der Untersuchungsergebnisse einleitend skizziert, wie die Schullaufbahnen der Jugendlichen bis zum Eintritt in die Inklusionsschule verlaufen sind, welche Gründe sie dafür benennen, den Weg auf die Inklusionsschule gewählt zu haben und welche Bildungsziele sie für sich verfolgen. Anschließend wird dargelegt, wie die Jugendlichen, die zum Zeitpunkt der Befragung bereits mehrere Schuljahre an der inklusiven Ganztagsschule lernen, Heterogenität in der Inklusionsschule wahrnehmen und welche Einste-lungen Förderschüler/innen selber zu ihrem eigenen Förderstatus haben bzw. wie Regelschüler/innen das gemeinsame Lernen von Jugendlichen mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf wahrnehmen. Das soziale Klima und das Lernklima in einer Inklusionsschule können ein wichtiges Indiz dafür sein, ob das gemeinsame Lernen im Unterricht, die gemeinsame Arbeit in Projekten und die Freizeitgestaltung an der Schule aus der Perspektive der Jugendlichen in einem positiven gemeinsamen Rahmen erfolgen oder ob Ausgrenzungen, Stigmatisierungen und Störungen des Lernklimas eher die Regel sind. Unter-scheiden sich in dieser Hinsicht die Erfahrungen der Jugendlichen mit und ohne Förderstatus, und welche Unterschiede können hier identifiziert werden? Ein zentrales Thema an Inklusionsschulen ist die leistungsbezogene Förderung von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Folgenden zentralen Fragestellungen wurde in der Studie nachge-gangen: Wie erleben Jugendliche mit und ohne Förderstatus den Unterricht? Fühlen sie sich angemessen gefördert? Können sowohl Schüler/innen ohne Förderstatus als auch Schüler/innen mit Förderstatus ihrer Einschätzung zufolge ihre Leistungsziele erreichen? Welche konkreten Erfahrungen machen sie mit der Unterstützung und Förderung der Pädagoginnen und Pädagogen an der Schule? Von welchen Pädagoginnen und Pädagogen fühlen sie sich besonders gefördert? In inklusionsorientierten Ganztagsschulen erfolgt Lernen ergänzend zum Unterricht in non-formalen und informellen Bildungsangeboten. Welche Be-deutung messen die Jugendlichen diesen Angeboten bei, und wie beteiligen sie sich selber daran? Mit diesen Fragestellungen beschäftigt sich das anschließen-de Kapitel. Schüler/innen der 9. Jahrgangsstufe einer Sekundarschule haben bereits ver-schiedene Erfahrungen mit Berufsorientierung und Berufswegeplanung ge-macht. Wie nehmen sie die anschlussbezogene Förderung wahr? Treten an dieser Stelle Unterschiede zwischen Förderschülerinnen und -schülern und Regelschülerinnen und -schülern zutage? Schließlich wird dargestellt, welche positiven Aspekte der inklusiven Be-schulung die befragten Jugendlichen hervorheben und welche Verbesserungsvorschläge sie bezogen auf das Lernen an einer Inklusionsschule benennen. An dieser Stelle sei den Schulen für ihre Bereitschaft, die Studie an ihrer Schule durchführen zu können, und ihrer damit verbundenen Unterstützung in der Projektdurchführung, herzlich gedankt. Den Jugendlichen danke ich dafür, dass sie sich die Zeit für die Interviews nahmen und offen und ausführlich über ihre schulische Situation und ihre Perspektiven berichteten.
Aktualisiert: 2023-03-20
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Welche Rolle spielt die Jugendhilfe in der inklusiven Bildung?

Welche Rolle spielt die Jugendhilfe in der inklusiven Bildung? von Hofmann-Lun,  Irene, Reißig,  Birgit, Schünke,  Juliane
In allen Bundesländern wurden im Zuge der Umsetzung der UN-Konvention über Änderungen der Schulgesetze, sowie über Programme und Initiativen Voraussetzungen für die Realisierung von inklusionsorientierten Schulmodellen geschaffen. Diese Voraussetzungen sind jedoch von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. Auch in der Zahl der Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die aktuell an allgemeinbildenden Schulen inklusiv unterrichtet werden, unterscheiden sich die einzelnen Bundesländer erheblich. Gegenwärtig ist zu beobachten, dass bundesweit ein breites Experimentieren mit der Entwicklung und Umsetzung von inklusionsorientierten Schulkonzepte begonnen hat. Hierbei kommt Ganztagsschulen eine wichtige Bedeutung zu. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Ganztagsschulen deutschlandweit häufiger Inklusionskonzepte realisieren als andere Schularten (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2014, S. 170). Denn der erweiterte Zeitrahmen, der Ganztagsschulen zur Verfügung steht und ein Bildungskonzept, dem ein erweiterter Bildungsbegriff zugrunde liegt, bilden eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung inklusionsorientier- ter Bildungsmodelle. Insbesondere an Ganztagsschulen findet häufig die für inklusionsorientierte Schulen geforderte intensive Kooperation von Jugendhilfe und Schule statt, die über die Einbindung von Schulsozialarbeit in das Schulkonzept erfolgt. Schulsozialarbeit trägt die Leistungen der Jugendhilfe in die Schule hinein und befördert die Verbindung von formalem und nonformalem Lernen am Lernort Schule (Kooperationsverbund Schulsozia-larbeit 2013, S. 8). Wie jedoch die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule in der Umsetzung inklusionsorientierter Schulkonzepte konkret erfolgt, ist bisher wenig dokumentiert und analysiert. An diesem Punkt setzte das Projekt „Inklusion und Ganztagsschule – Zur Bedeutung der Jugendhilfe“ an.
Aktualisiert: 2023-03-20
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