DIE AUGEN DIE HÄNDE DER MUND & WEGE DER WÖRTER – LUS OJUS LAS MANUS LA BOCA & CAMINUS DI PALAVRAS

DIE AUGEN DIE HÄNDE DER MUND & WEGE DER WÖRTER – LUS OJUS LAS MANUS LA BOCA & CAMINUS DI PALAVRAS von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Nicoïdski,  Clarisse
Anlässlich ihres 80. Geburtstages im Sommer 2018 erscheint das sephardische Werk von Clarisse Nicoïdski in einem zweisprachigen Band mit dem Doppeltitel: » LUS OJUS LAS MANUS LA BOCA & CAMINUS DI PALAVRAS – DIE AUGEN DIE HÄNDE DER MUND & WEGE DER WÖRTER«. Clarisse Nicoïdski (1938-1996) gehört zu den herausragenden Köpfen der modernen französisch-jüdischen Literatur. Während sie die innewohnende jüdische Identität literarisch gestaltete und thematisierte wie ihre französischen Schriftstellerkollegen Edmond Jabès, Pierre Morhange, Ryvel (Raphael Levy), Jean Wahl oder Claude Vigée, der wiederum auf Französisch, Elsässisch und Jiddisch dichtete, schrieb die Romanautorin und Essayistin Clarisse Nicoïdski ausschließlich in der südeuropäisch-jüdischen Sprache Sephardisch ihr Gedichtwerk, ein Meilenstein der modernen sephardischen Lyrik und zugleich ein Meisterwerk moderner französisch-jüdischer Literatur. Der mexikanische Historiker, Essayist und Kritiker Enrique Krauze bezeichnete sie noch zu Lebzeiten wie folgt: »Clarisse Nicoïdski ist die wichtigste sephardische Dichterin des 20. Jahrhunderts.« Der belgische Linguist Haïm Vidal Sephiha, der lange Jahre im Bereich der Sephardistik an der Universität Paris III Sorbonne Nouvelle forschte und lehrte, hat gerade in ihrer poetischen Stimme, »der Sprache ihres Herzens«, eine »Renaissance des Sephardischen durch die Literatur« erblickt. Ihre sephardischen Gedichte inspirierten das poetische Schaffen des spanischen Dichters José Ángel Valente (1929-2000) sowie des argentinischen Lyrikers Juan Gelman (1930-2014), der daraufhin in seiner Pariser Exilzeit den einmaligen, grandiosen und weithin berühmten sephardischen Werkzyklus »dibaxu« mit seinen spanischen Parallelversionen »debajo« (erstveröffentlicht 1994; dt. »darunter«, Edition Delta, Stuttgart 1999/2013) schrieb. Ihre Poesie charakterisierte Juan Gelman zutreffend als »diáfana como un fuego« (diaphan wie ein Feuer). Die Poesie von Clarisse Nicoïdski ist ein Schlüsselwerk der gegenwärtigen sephardischen Poesie, einer großen Poesie der vielfältigen Verwaisung, der mehrfachen Diaspora und des Exils an sich.
Aktualisiert: 2020-02-09
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SIEBTE VERTIKALE POESIE – SÉPTIMA POESÍA VERTICAL

SIEBTE VERTIKALE POESIE – SÉPTIMA POESÍA VERTICAL von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Juarroz,  Roberto
Band 4 der Stuttgarter Juarroz-Werkausgabe mit dem zweisprachigen Titel »Séptima poesía vertical – Siebte vertikale Poesie« des argentinischen Dichters und Denkers Roberto Juarroz (1925-1995). Der Literaturverlag Edition Delta führt damit die Stuttgarter Juarroz-Werkausgabe, die nun mit seinen ersten sieben nummerierten und gleichlautenden Einzeltiteln aus den Jahren 1958-1982 bis zur Hälfte vorliegt, für das deutschsprachige Lesepublikum weiter.
Aktualisiert: 2020-02-09
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Bolero der Chevalerie

Bolero der Chevalerie von Burghardt,  Tobias, Padrón,  Jorge Rodríguez, Shimose,  Pedro
PEDRO SHIMOSE wurde 1940 im bolivianischen Riberalta am Río Beni im tropischen Tiefland geboren. Seine Wurzeln sind indigener, europäischer und japanischer Herkunft. Seit Anfang der 1970er Jahre lebt er in Madrid. Der bolivianische Dichter, Essayist, Erzähler, Literaturwissenschaftler und Journalist wurde 1999 mit dem Kulturpreis Boliviens für sein vielseitiges schriftstellerisches Werk geehrt. Pedro Shimose gehört mit José Emilio Pacheco, Gustavo Pereira, Juan Manuel Roca, Alberto Szpunberg, Homero Aridjis, Enrique Fierro und Henry Luque Muñoz, um nur einige wenige, aber wesentliche Namen zu nennen, zu den herausragenden lateinamerikanischen Dichtern seiner Generation. Stimmen Pedro Shimose Im amazonischen Tiefland der Geschichtenerzähler verbrachte er seine Kindheit und Jugend. Sein Vater war aus Asien als Eisenbahnpionier in den peruanischen Westen ausgewandert, gründete schießlich eine Familie in den bolivianischen Tropen und ließ sich als Bauer in jener fruchtbaren Region von Riberalta am Zusammenfluss des Río Beni und Madre de Dios nieder. Die weitverzweigten familiären Wurzeln des Dichters sind indigen-europäisch-japanischer Herkunft. Er studierte und arbeitete an der Universidad San Andrés der bolivianischen Hauptstadt La Paz zu den bewegten Zeiten CHE Guevaras und machte sich als engagierter Autor, erfolgreicher Liedtexter und leidenschaftlicher Feuilletonist einen guten Namen. Ein blutiger Militärputsch zwang ihn – wie etliche andere Intellektuelle, Künstler und Schriftsteller Boliviens – ins politische Exil. Er ging Anfang der 1970er Jahre nach Madrid, wo er seine andalusische Frau Rosario kennenlernte und heiratete, sein Studium an der Universidad Complutense abschloss, am Institut für Iberoamerikanischen Kooperation ICI über Jahrzehnte arbeitete und auch heute weiterhin lebt. Seit den 1990er Jahren konnte er sein entferntes Land wieder regelmäßig besuchen und dort erneut Bücher und Zeitungskolumnen veröffentlichen. Der Dichter, Essayist, Erzähler, Literaturwissenschaftler und Journalist wurde 1972 mit dem kubanischen Poesiepreis CASA DE LAS AMÉRICAS und 1999 mit dem Kulturpreis Boliviens für sein vielseitiges schriftstellerisches Werk geehrt. Auf dem Umschlag seiner “Maquiavelischen Überlegungen” befindet sich eine treffliche “Einleitung zur Sache”: “Dieses Gedicht / ist Teil eines Buches, / von dem 500 Exemplare / aufgelegt werden. // Von diesen 500 Exemplaren / werden 50 verschenkt, // davon / 5 gelesen, // von diesen / wird nur 1 / verstanden. // Die Mühe lohnt sich.” Pedro Shimose kennt sich in Sachen Lyrik bestens aus und weiß, dass jene mühseligen Geschenke an die Aufmerksamen keineswegs den Mechanismen des Marktes gehorchen, da sie sich allein auf menschliche Werte beschränken, die unverkäuflich sind. Also lohnt sich die ganze Mühsal allemal. Er ist der erste bolivianische Dichter, von dem zwei Einzeltitel in englischer und deutscher Übersetzung vorliegen. Pedro Shimose gehört zu den zeitgenössischen Hauptvertretern der bolivianischen Poesie im internationalen Kontext und wurde in zehn europäische Sprachen sowie ins Arabische und Japanisch übersetzt. Manchmal stellt er einzelne Begriffe und Sätze aus den indigenen Sprachen Aimara und Quechua in seine Verse, um den Ausdruck authentisch zu verorten. Seine facettenreiche Poesie zeichnet sich durch feinsinnige Ironie aus, die zwischen tropischer Fabulierlust und andiner Wortkargheit hin- und herpendelt – und mittels derer die humanen Abgründe und auch manche Desillusionen der großen sozialen Utopien Lateinamerikas erträglicher werden. Internationales Literaturfestival Bremen poetry ON THE ROAD
Aktualisiert: 2020-02-09
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Raíces y alas

Raíces y alas von Burghardt,  Tobias, Darío,  Rubén, Heise,  Hans J, Jiménez,  Juan R, Juarroz,  Roberto, Meyer-Clason,  Curt, Vecellio,  Renato
u.a. mit Beiträgen von: Darío, Rubén / Beiträge von: Jiménez, Juan Ramón / Beiträge von: Juarroz, Roberto / Herausgegeben von: Burghardt, Tobias / Übersetzt aus dem Spanischen Meyer-Clason, Curt / Übersetzt aus dem Spanischen Vecellio, Renato / Übersetzt aus dem Spanischen Heise, Hans-Jürgen / Übersetzt aus dem Spanischen Burghardt, Tobias
Aktualisiert: 2020-02-09
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Blindenmond /Luna de ciegos

Blindenmond /Luna de ciegos von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Hernández-D'Jesús,  Enrique, Roca,  Juan M
JUAN MANUEL ROCA wurde am 29. Dezember 1946 in Medellín geboren. In seiner Kindheit lebte er vorübergehend in Madrid und Mexiko-Stadt, weil sein Vater im diplomatischen Dienst tätig war. Zurückgekehrt nach Bogotá, beendete er in der kolumbianischen Hauptstadt seine Schulzeit und ging 1965 wieder in seine Geburtsstadt, wo er in ein Philosophiestudium hineinschnupperte und sich doch lieber der Literatur verschrieb. So gründete er 1972 mit den Dichtern Fernando del Río, Raúl Henao und Fernando Rendón die Zeitschrift „Clave de sol“ und veröffentlichte im Jahr darauf sein Debüt „Memoria del agua“ (Erinnerung des Wassers). 1975 zog es ihn wieder nach Bogotá, wo er die Kunstgalerie „Artes Galería“ leitete und als Kurator Ausstellungen kolumbianischer und internationaler Künstler betreute. 1979 wurde er Bibliotheksdirektor der Casa de Antioquia in Bogotá und sein vierter Gedichtband „Señal de cuervos“ (Wink der Raben) mit dem Nationalen Poesiepreis der Universität Antioquia, Medellín, gewürdigt. Von 1989 bis 1999 leitete er die Literaturbeilage Magazín Dominical der kolumbianischen Tageszeitung El Espectador. 1993 wurde er mit dem Landespreis für Journalismus Simón Bolívar ausgezeichnet. Neben Gedichten schreibt er Essays, Kritiken, Interviews, Reportagen, mitunter auch über Fußball, Chroniken, Erzählungen und Romane. 2002 gründet er mit dem kubanischen Dichter Alberto Rodríguez Tosca und der kolumbianischen Grafikerin Mariela Agudelo die Kulturzeitung La sangrada escritura. 2003 erschien sein Romandebüt „Esa maldita costumbre de morir“ (Diese verflixte Gewohnheit des Sterbens), das sogleich zu den Finalisten des Romanpreises Rómulo Gallegos gehörte. 2004 erhielt er für seinen jüngsten Lyrikband „Las Hipótesis de Nadie“ (Vermutungen über Niemand) den Poesiepreis des kolumbianischen Kulturministeriums. Ein Dreh- und Angelpunkt der Lyrikszene Kolumbiens und Lateinamerikas ist Juan Manuel Roca, der seit 1986 regelmäßig Poesiewerkstätten in der Casa de Poesía Silva in Bogotá leitet, gerne seine Gedichte mit Grafiken kolumbianischer Künstler veröffentlicht und bei den Internationalen Poesiefestivals in Lateinamerika und Europa ein hochgeschätzter Dichtergast ist. Seine Gedichte wurden zudem ins Englische, Französische, Griechische, Italienische, Japanische, Niederländische, Portugiesische, Rumänische, Russische und Schwedische übersetzt. 2007 würdigte man sein Werkschaffen mit dem angesehenen Poesiepreis José Lezama Lima der Casa de las Américas in Havanna und mit dem Premio Poetas del Mundo Latino Víctor Sandoval in Mexiko. Germán Espinosa, der kolumbianische Romancier, schrieb zutreffend über ihn, daß „er den ewigen Frühling jedes großen Künstlers besitzt, er ist – unter unseren gegenwärtigen Dichtern – der DICHTER“. Erste übersetzte Gedichtproben von Juan Manuel Roca in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Neuen Zürcher Zeitung und der Lyrikzeitschrift Park (Heft 55/56) fanden ein ebenso positives Echo, das wir nun dieser zweisprachigen Auswahl wünschen. ¡Salud! Tobias Burghardt (Biogramm) IX Premio Casa de América de Poesía 2009 (España) Juan Manuel Roca, poeta colombiano, para más señas de la provincia antioqueña nacido en 1946, es el ganador de la IX edición del Premio Casa de América de Poesía fallado el pasado 16 de mayo en Granada, por su poemario Biblia de Pobres. Para celebrarlo he llevado una semana conmigo su Cantar de lejanía, publicado en el año 2005 por el Fondo de cultura económica mexicano con prólogo de Gonzalo Rojas y epilogo de Manuel Borrás, he cargado con el liviano Violín para Chagall, con su Luna de ciegos y sus Testamentos, el más reciente de todos. Mientras revisito su poesía vuelven a mi memoria aquellos encuentros con otros poetas una generación más joven y el creciente número de lectores de poesía que acudíamos a la Universidad de Antioquia o a la biblioteca de Comfenalco en pos de la nombradía colectiva más fehaciente. Entonces gratitud y admiración nos reunía en torno a la obra poética de Juan Manuel, a la sazón con tres títulos (Señal de Cuervos, Luna de ciegos, Los ladrones nocturnos) donde coraje y lealtad cumplían la doble devoción de testimonio y creación. En la memoria conjunta nos alertaba con apacible sorna su epigrama del poder, Con coronas de nieve bajo el sol /Cruzan los reyes; o secretamente algunas mujeres nos sentíamos convocadas a limar el filo insidioso de algunos de sus días: Estoy tan solo, amor, que a mi cuarto/ Sólo sube, peldaño tras peldaño/ la vieja escalera que traquea. O la difícil crónica del miedo, relente añoso de una oscura historia humana que en Colombia ha llegado a simas de pavor no creíbles (o que no se quieren creer) aún por el resto del mundo, pese a las masivas y tenebrosas evidencias. Su trabajo particularmente humanista y literario, se vio enriquecido en el desempeño como coordinador del Magazín (dominical) –publicación cultural de El Espectador-, donde campeaba una crítica rigurosa en la exploración y difusión de la actividad artística, científica y filosófica que alimentó el movimiento social en Colombia a tono con el resto del mundo. Junto con Marisol Cano, ejerció un periodismo cultural que hizo época entre los años 80 y parte de los 90 y le hizo merecedor del Premio Nacional de Periodismo Simón Bolívar en 1993. De entonces datan sus arengas o monólogos que le encaminaron al encuentro de los parajes ubicuos donde se pasea con toda libertad el maestro colectivo, Nadie, el interlocutor más idóneo, el mejor cómplice. En muchos de los poemas de Roca el paisaje se estrena, como hablando a alguien que ha perdido la vista; recuentos de estancias desde la visión de un pintor que en vez de pincel y oleos, témperas o acrílicos usa el lenguaje, fecundado con mezclas inauditas, contrastes y retos de matices. Buscando la carne del lenguaje lo ha amalgamado descubriéndole propiedades. Leo a Roca y veo la danza febril de unos dedos de escultor maniático, para quien los guijarros de la argamasa son los giros hacia una ironía mitigadora del delirio. Por momentos se toma el tiempo para endurecer lo dúctil y encontrarle sonido a lo que se expresa con rumor, silbido, estruendo, jadeo, crujido o resonancia, como si alguien hubiera roto un collar de falsas perlas,/ a las puertas de la tarde se desata el granizo. Haciendo expansivos rastreos sea en lo frondoso del paisaje dando sonido a las sombras o liberando el aroma de la hierba; sea en el receloso corazón humano donde el miedo de abrir es aldaba. Como si se hubiese atribuido la misión de traer los museos legendarios a sus poemas para un pueblo que de otra manera no los conocería, mantiene una tozuda plática con esos ingenios universales especie de gramáticos embadurnados de sustancias cromáticas a cambio de glosarios para nombrar el espectro de rostros humanos de ángeles a demonios. Lecciones de arte fabuladas que nos hablan del último pintor bizantino Giovanni Cimabue y su alumno Giotto; de Brueghel y su maestro Hieronymus Bosch; de Van Gogh y Gauguin; de Goya, Modigliani, Max Ernst, Munch, y de muchos otros rastreadores melancólicos deslumbrados por la perfección plástica. Juan Manuel ha explicado que esta veta temática se debe más “a un azar que a un asunto programático, pues son muy fuertes los lazos, cosidos con hilo de cáñamo, que existen entre la imaginería poética y la imaginería pictórica”. Se llega a sus libros a una relectura de literatura y realidad con sus hitos alegóricos (Job, Sherezada, Macbeth, Mefisto, Charlot, Pedro Páramo) como a una tertulia y título a título ya no sólo con creadores, sino con afiladores, bailarinas, pandilleros, anticuarios, relojeros, adivinos, picapedreros y hasta con el viejo drogo, el sol o el no menos triunfante polvo. Todos videntes, ciegos o mudos, oficiantes visibles, y por supuesto Nadie, reunidos en el ritual del amanuense que como dice la votación por mayoría del jurado de Casa de América de Poesía tiene el dominio formal, la sólida estructura de la obra y la variedad de registros en la aproximación lírica a la realidad. Roca ha recibido numerosos premios de poesía, entre los que cuales están el Premio Nacional de Poesía Ministerio de Cultura 2004, el Premio José Lezama Lima otorgado por la Casa de las Américas y el Premio Poetas del Mundo Latino Víctor Sandoval en 2007 en lo que lleva corrido el milenio. Algunos de sus libros son: Memoria del agua (1973); Luna de ciegos (1975); Los ladrones nocturnos (1977); Señal de cuervos (1979); Fabulario real (1980); Ciudadano de la noche (1989, 2001, 2003); Pavana con el diablo (1990); Prosa reunida (1993); La farmacia del ángel (1995); Tertulia de ausentes (1998); Las hipótesis de Nadie (2005 y 2006); Testamentos (2008). Entre las publicaciones en otras lenguas hay que mencionar Korpens tecken, Ed. Simón Editor con traducción al sueco de María Kallin y Víctor Rojas; y Blindenmond – Luna de Ciegos, Ed. Delta traducción al alemán de Jona y Tobias Burghardt. Ángela García, mayo, malmö 2009
Aktualisiert: 2020-02-09
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Das Colloquium der Zentauren

Das Colloquium der Zentauren von Burghardt,  Tobias, Darío,  Rubén, Nervo,  Amado
RUBÉN DARÍO Rubén Darío schuf in Lateinamerika und Spanien eine neue poetische Renaissance (.) und diese Erneuerungsbewegung wurde MODERNISMUS genannt. Ernesto Cardenal Der Modernismus beginnt mit einer Ästhetik des Rhythmus' und mündet ein in eine rhythmische Anschauung des Universums. Octavio Paz Er hat das Vorrecht, die spanische Dichtung aus ihrer Lethargie zu wecken. Juan Ramón Jiménez
Aktualisiert: 2020-02-09
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Tiempo /Espacio

Tiempo /Espacio von Burghardt,  Tobias, Canelo,  Pureza, Jiménez,  Juan Ramón
Überraschend ist die Beweglichkeit des Geistes, mit der der Dichter in einigen wenigen und bewundernswerten Zeilen die Atmosphäre eines Ortes wieder erschafft. Aber: wo ist dieser Ort? Madrid oder New York, Miami oder Moguer, alles ist ähnlich kraft der Verschiedenheit. Die Intensität der Eindrücke hebt die Geographie auf. Und die Zeit? Sie verläuft nicht. Die Zeit ist ein Blitz, der alles auflöst. Alle Zeiten und Ortschaften sind identisch. Das Poem ist eine lebhafte, glanzvolle Folge von Erreichnissen, Entdeckungen, Erleuchtungen, Spiegeln und Kindlichkeiten. In den großen simultaneistischen Gedichten "The Waste Land", "Cantos" und weniger komplex in "Le Musicien de Saint-Merry" gibt es einen Mittelpunkt, der magnetisch alle Fragmente zusammenhält. Hier ist der Richtungsmagnet die Sensibilität Jimenez', die äußerst fein, weitgreifend und unschlüssig ist. Octavio Paz Ouimera (Barcelona)
Aktualisiert: 2020-02-09
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Der Fels & Triptychon /La roca & Tríptico

Der Fels & Triptychon /La roca & Tríptico von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Sánchez Robayna,  Andrés
ANDRÉS SÁNCHEZ ROBAYNA Die Poesie ist für Andrés Sánchez Robayna ein geistiges Abenteuer. Beginnt er ein Gedicht, so weiß er nie, wie es letztlich enden wird. „Die Sprache“, so sagt er, „weiß mehr als wir“. Seit 1970 publizierte der Professor für Spanische Literatur zahlreiche Gedichtbände, die ins Englische, Französische, Deutsche, Italienische, Portugiesische, Griechische und Arabische übersetzt wurden. 1982 wurde ihm der Premio Nacional de Traducción für seine Übersetzung der Poesía Completa des katalanischen Dichters Salvador Espriu verliehen. Er hat ein umfangreiches Werk an Übersetzungen der französischen, portugiesischen, englischen und katalanischen Literatur erarbeitet, darunter Werke von Wallace Stevens, William Wordsworth, Haroldo de Campos, Joan Brossa und Ramón Xirau. Als Kritiker und Essayist veröffentlichte Sánchez Robayna Studien und Essays zur spanischen Literatur des Siglo de Oro und des 20. Jahrhunderts. Nach der Lehrtätigkeit an verschiedenen Zentren und Universitäten in Europa und Amerika doziert er nun an der Universität La Laguna auf Teneriffa, wo er außerdem Vorstandsmitglied des Instituts für Kanarische Studien, Präsident der Abteilung für Bibliographie und Leiter der Taller de Traducción Literaria (Werkstatt für literarische Übersetzungen) und Herausgeber der gleichnamigen Verlagsreihe ist. Ebenfalls publizierte er die von ihm gegründeten Literaturzeitschriften Literradura in Barcelona (1976) und Syntaxis auf Teneriffa (1983-93). 1984 wurde Andrés Sánchez Robayna mit dem Premio de la Crítica für seinen Gedichtband La Roca ausgezeichnet. In seinen frühen Werken, zu denen der Band Fuego Blanco zählt, malt der kanarische Dichter poetische Insellandschaften in elementarer Schlichtheit aus. Während ihre Sinnlichkeit an die Dichtung der englischen metaphysical poets des 17. Jahrhunderts erinnert, wohingegen sich seine neueren Werke narrativer und nachdenklicher zeigen, richtet sich ihr aller Blick sowohl in die „äußere“, als auch in die „innere Welt“. Dichtung und Transzendenz sind im Werk Sánchez Robaynas untrennbar verbunden. Sein befreundeter Kollege Juan Goytisolo hat es folgendermaßen formuliert: „Andrés Sánchez Robayna weiß, sich in das Magma unserer Ungewissheit zu vertiefen und das Licht des Dunkels hervorzubringen. Was kann man mehr von einem Dichter verlangen?“ Poetry on the Road - Bremen (2006) Andrés Sánchez Robaynas hochkonzentrierter Minimalismus ist das Ergebnis einer intensiven Arbeit an der Sprache, einer Lust am Text, die die Freilegung der Schnittstellen und verborgenen Faltungen im Inneren der Wörter und Sätze intendiert. Die dichterische Rede ist selbst Gegenstand der Aussage und spannt sich bis an ihre äußerste Grenze, um das Schweigen zu berühren. Die Sprache zieht sich bisweilen wie ein dünner Faden über die Seite oder verdichtet sich zur knappen Selbstinszenierung mit dem Ziel, sich eines eigenen Territoriums zu bemächtigen. Dabei erlangen die entstandenen Wortlandschaften eine hermeneutische Dimension, die kurz erläutert zu werden verdient. Auf den Spuren von Octavio Paz faßt der kanarische Dichter die Sprache als Metapher des Ursprungs und in Anlehnung an Martin Heidegger als Haus des Seins auf; damit gelingt es Robayna, die Sprache als casa del ser aufs Neue zu ontologisieren. In seinen Gedichten nähern sich der Status des Subjekts und des Textes einander in einem Bewußtsein von Insularität - oder Exteriorität - an, in der Isoliertheit und Zugehörigkeit zusammenfließen. Eine solche metaphysische Überhöhung des Territoriums betrifft zuvörderst eine Identität, die auf dem Alteritätsbewußtsein gründet, zugleich aber auch dem kommunikativen Vermögen der Dichtung vertraut. Insofern inszenieren die Zerstreuung und das subtile Arrangement der sprachlichen Zeichen im Gedicht ein exterritoriales Begehren nach Sein, das als weißes Feuer und schwarzes Licht im Text vergegenwärtigt wird: Die Dingwelt steigert sich in dieser Lyrik unversehens zu ungeahnten Bedeutungen, die sich erst im Sog der Lektüre erschließen. Javier Gómez-Montero aus: Territorios de la Poesía (2001) En la obra de Sánchez Robayna la poesía de invención es creación de libertad a través del lenguaje. Haroldo de Campos
Aktualisiert: 2020-02-09
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Genesis & Konstellationen /Génese & Constelações

Genesis & Konstellationen /Génese & Constelações von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Ramos Rosa,  António
ANTÓNIO RAMOS ROSA, geboren im Herbst 1924 in Faro, wuchs in der Provinzhauptstadt der Algarve auf und arbeitete nach seiner Schulzeit als Büroangestellter. Er interessierte sich seit seiner Jugendzeit besonders für die portugiesische und internationale Literatur, vor allem aber für die Poesie. 1945 ging er nach Lissabon, schloß sich der Jugendbewegung der demokratischen Einheit (MUD Juvenil - Movimento de Unidade Democrática) an, die alle Gegner des Estado Novo der Salazar-Diktatur (1932-1968) vereinte, und kehrte zwei Jahre später zurück. In Faro unterrichtete er Portugiesisch, Französisch und Italienisch, war Angestellter und übersetzte für das Unternehmen 'Europa-América'. Gleichzeitig lernte er andere junge Autoren kennen, die ihn zur Veröffentlichung seiner ersten Gedichte und literaturkritischen Beiträge ermunterten. So gründete er 1951 die Zeitschrift 'Árvore' (1952-1954) mit, später die Zeitschriften 'Cassiopeia' (1956) und 'Cadernos do Meio-Dia' (1958-1960). Er entwickelte sich mit seinen essayistischen Texten, die sich mit dem eigenen Schreiben und den poetischen Werken anderer auseinandersetzen, zu einem feinfühligen Literaturkritiker. Vor einem halben Jahrhundert veröffentlichte er sein Lyrikdebüt 'O Grito Claro' (1958), dem bald ein weiteres Werk folgte: 'Viagem Através de Uma Nebulosa' (1960). Anfangs waren in seiner Poesiesprache noch surrealistische Anklänge, die sich allmählich in die Hinwendung zur Natur verwandelten, zu den vier Elementen - Erde, Wasser, Luft, Feuer - und einer poetologischen Betrachtungsweise, die das elementare Sonnenwort - 'a palavra solar' - als eine Rückbesinnung auf die Sprache des Ursprungs sucht. Er gehörte zur einflußreichen Literaturgruppe 'Poesia 61'. Seit den sechziger Jahren widmete sich ausschließlich der Literatur und ging wieder nach Lissabon. In der Zwischenzeit sind mehr als fünfzig poetische Einzeltitel sowie mehrere Essaysammlungen und auch Aphorismen von ihm erschienen. Sein umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen nationalen und internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter befinden sich sowohl der portugiesische Nationalpreis für Poesie (1971), der Prémio Fernando Pessoa (1988), der Prémio Municipal Eça de Queiroz von Lissabon (1992) und der Grande Prémio Sophia de Mello Breyner Andresen von São João da Madeira (2005) als auch der renommierte Preis der Poesie-Biennale von Lüttich (1991) und der Prix Jean Malrieu (1992) für den besten übersetzten Lyrikband in Frankreich. Für seine portugiesische Übertragung einer Werkauswahl von Paul Éluard erhielt er den Übersetzerpreis der Stiftung Hautevilliers für den Dialog der Kulturen (1976). António Ramos Rosa gehört zu den herausragenden portugiesischen Lyrikern der Gegenwart. Sein jüngster Gedichtband 'Genesis & Konstellationen' (2005, zweite Auflage 2007) fand in Portugal ein vorzügliches Echo und wurde inzwischen mit drei namhaften Poesiepreisen ausgezeichnet, zuerst mit dem Großen Poesiepreis der portugiesischen Schriftstellervereinigung APE unter der Schirmherrschaft der portugiesischen Post CTT (2005), dann mit dem Poesiepreis des P.E.N.-Zentrums Portugal (2005) und schließlich mit dem Poesiepreis Luís Miguel Nava (2006). In 'Genesis' geht der poetische Blick auf die abwesenden Dinge, die sowohl unsichtbar als auch begehrt sind und den schöpferischen Zustand des Werdens mannigfaltig durchstreifen. Seine Poetik selbst, in denen die Wörter wie Blütenstaub jenes Blicknetz vom Fenster zum Horizont befruchten, wird zur 'Metamorphose des Raums'. In 'Konstellationen', wie auch seine ureigenen Gedichtstrukturen genannt werden können, wirkt die Ruhe des siebten Schöpfungstages nach, dessen Vollendung einen immerwährenden Anbeginn weckt: 'die dunkle Kühle der sternübersäten Nacht'. Beide Zyklen ergänzen einander und lassen uns die ursprüngliche Substanz dieses südeuropäischen Dichters kennenlernen. Tobias Burghardt Originalausgabe: Génese & Constelações, Lisboa: Roma Editora, 2005. Grande Prémio de Poesia APE/CTT, 2005; Prémio P.E.N. Clube Português de Poesia, Lisboa, 2005; Prémio de Poesia Luís Miguel Nava, 2006.
Aktualisiert: 2020-02-09
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Auf einem extremen Stein & Inschriften /Sobre una piedra extrema & Inscripciones

Auf einem extremen Stein & Inschriften /Sobre una piedra extrema & Inscripciones von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Sánchez Robayna,  Andrés
ANDRÉS SANCHÉZ ROBAYNA, geboren 1952 in Santa Brígida, Las Palmas (Gran Canaria), lebt heutzutage in Tegueste (Tenerife) und lehrt als Professor für Spanische Literatur an der Universität La Laguna (Tenerife). Sein poetisches Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter Arabisch, Englisch, Französisch, Holländisch, Italienisch und Tschechisch. Der spanische Lyriker veröffentlichte hier zuletzt den zweisprachigen Doppelband 'La roca & Tríptico - Der Fels & Triptychon' (Edition Delta, Stuttgart 2007). Andrés Sánchez Robayna Die Poesie ist für Andrés Sánchez Robayna ein geistiges Abenteuer. Beginnt er ein Gedicht, so weiß er nie, wie es letztlich enden wird. „Die Sprache“, so sagt er, „weiß mehr als wir“. Seit 1970 publizierte der Professor für Spanische Literatur zahlreiche Gedichtbände, die ins Englische, Französische, Deutsche, Italienische, Portugiesische, Griechische und Arabische übersetzt wurden. 1982 wurde ihm der Premio Nacional de Traducción für seine Übersetzung der Poesía Completa des katalanischen Dichters Salvador Espriu verliehen. Er hat ein umfangreiches Werk an Übersetzungen der französischen, portugiesischen, englischen und katalanischen Literatur erarbeitet, darunter Werke von Wallace Stevens, William Wordsworth, Haroldo de Campos, Joan Brossa und Ramón Xirau. Als Kritiker und Essayist veröffentlichte Sánchez Robayna Studien und Essays zur spanischen Literatur des Siglo de Oro und des 20. Jahrhunderts. Nach der Lehrtätigkeit an verschiedenen Zentren und Universitäten in Europa und Amerika doziert er nun an der Universität La Laguna auf Teneriffa, wo er außerdem Vorstandsmitglied des Instituts für Kanarische Studien, Präsident der Abteilung für Bibliographie und Leiter der Taller de Traducción Literaria (Werkstatt für literarische Übersetzungen) und Herausgeber der gleichnamigen Verlagsreihe ist. Ebenfalls publizierte er die von ihm gegründeten Literaturzeitschriften Literradura in Barcelona (1976) und Syntaxis auf Teneriffa (1983-93). 1984 wurde Andrés Sánchez Robayna mit dem Premio de la Crítica für seinen Gedichtband La Roca ausgezeichnet. In seinen frühen Werken, zu denen der Band Fuego Blanco zählt, malt der kanarische Dichter poetische Insellandschaften in elementarer Schlichtheit aus. Während ihre Sinnlichkeit an die Dichtung der englischen metaphysical poets des 17. Jahrhunderts erinnert, wohingegen sich seine neueren Werke narrativer und nachdenklicher zeigen, richtet sich ihr aller Blick sowohl in die „äußere“, als auch in die „innere Welt“. Dichtung und Transzendenz sind im Werk Sánchez Robaynas untrennbar verbunden. Sein befreundeter Kollege Juan Goytisolo hat es folgendermaßen formuliert: „Andrés Sánchez Robayna weiß, sich in das Magma unserer Ungewissheit zu vertiefen und das Licht des Dunkels hervorzubringen. Was kann man mehr von einem Dichter verlangen?“ Poetry on the Road - Bremen (2006) Andrés Sánchez Robaynas hochkonzentrierter Minimalismus ist das Ergebnis einer intensiven Arbeit an der Sprache, einer Lust am Text, die die Freilegung der Schnittstellen und verborgenen Faltungen im Inneren der Wörter und Sätze intendiert. Die dichterische Rede ist selbst Gegenstand der Aussage und spannt sich bis an ihre äußerste Grenze, um das Schweigen zu berühren. Die Sprache zieht sich bisweilen wie ein dünner Faden über die Seite oder verdichtet sich zur knappen Selbstinszenierung mit dem Ziel, sich eines eigenen Territoriums zu bemächtigen. Dabei erlangen die entstandenen Wortlandschaften eine hermeneutische Dimension, die kurz erläutert zu werden verdient. Auf den Spuren von Octavio Paz faßt der kanarische Dichter die Sprache als Metapher des Ursprungs und in Anlehnung an Martin Heidegger als Haus des Seins auf; damit gelingt es Robayna, die Sprache als casa del ser aufs Neue zu ontologisieren. In seinen Gedichten nähern sich der Status des Subjekts und des Textes einander in einem Bewußtsein von Insularität - oder Exteriorität - an, in der Isoliertheit und Zugehörigkeit zusammenfließen. Eine solche metaphysische Überhöhung des Territoriums betrifft zuvörderst eine Identität, die auf dem Alteritätsbewußtsein gründet, zugleich aber auch dem kommunikativen Vermögen der Dichtung vertraut. Insofern inszenieren die Zerstreuung und das subtile Arrangement der sprachlichen Zeichen im Gedicht ein exterritoriales Begehren nach Sein, das als weißes Feuer und schwarzes Licht im Text vergegenwärtigt wird: Die Dingwelt steigert sich in dieser Lyrik unversehens zu ungeahnten Bedeutungen, die sich erst im Sog der Lektüre erschließen. Javier Gómez-Montero aus: Territorios de la Poesía (2001) En la obra de Sánchez Robayna la poesía de invención es creación de libertad a través del lenguaje. Haroldo de Campos
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Augen eines anderen Schauens /Ojos de otro mirar

Augen eines anderen Schauens /Ojos de otro mirar von Aridjis,  Homero, Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias
HOMERO ARIDJIS wurde 1940 in Contepec, Michoacán, Vereinigte Staaten von Mexiko, geboren. Schon in seiner Schulzeit begann er, zu schreiben und zu veröffentlichen. An der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) in der Megalopolis Mexiko-Stadt studierte er Philosophie und Literatur, gründete die Zeitschrift 'Correspondencias' und war Chefredakteur von 'Diálogos'. Im Jahr 1964 erhielt er den mexikanischen Literaturpreis Xavier Villaurrutia. Octavio Paz stellte ihn in den sechziger Jahren in der Anthologie 'Poesía en movimiento' (Poesie in Bewegung) neben drei anderen jungen und vielversprechenden Dichtern Mexikos vor, die anhand der folgenden vier Elemente aus dem altchinesischen 'I Ging - Das Buch der Wandlungen' mitsamt ihren Grenzmarken und Möglichkeiten zugeordnet wurden: der Donner, der Blitz (Montes de Oca), das fließende Wasser als Wolke, Quelle, Fluß (Gabriel Zaid), das stehende Wasser als See, Graben, Sumpf (José Emilio Pacheco), das Feuer, die aufsteigende Flamme (Homero Aridjis). In dieser Generation mexikanischer Lyriker, die zwischen 1930 und 1940 geboren wurden, sind José Emilio Pacheco und Homero Aridjis die jüngeren Vertreter: beide entschieden sich für die akademische Laufbahn, doch Homero Aridjis wechselte bald als Diplomat zur Politik über. Sein brennendes Engagement für eine ethisch-kritische Kultur-, Friedens- und Umweltpolitik ließ ihn zum grünen Gewissen Mexikos und Lateinamerikas werden. In den achtziger Jahren war er erst Kulturattaché in den Niederlanden, später dann mexikanischer Botschafter in Den Haag und in der Schweiz. 1985 gründete er in Mexiko-Stadt die legendäre Vereinigung 'Grupo de los Cien' mit hundert international bekannten Künstlern und Intellektuellen, die sich national und weltweit für Umwelt und Ethik politisch einsetzen. Von 1997 bis 2003 war er Präsident des Internationalen P.E.N. mit Sitz in London, leidenschaftlich darum bemüht, die längst veraltete eurozentrische Begrenztheit zumindest ansatzweise zu überwinden - zugunsten der kreativen Peripherien als den eigentlich innovativen Mittelpunkten unserer Gegenwartskultur. Heute ist er als Botschafter der mexikanischen Delegation bei der UNESCO in Paris tätig. Homero Aridjis hat zahlreiche Gedichtbände geschrieben, die in Mexiko und Spanien, in den USA und Italien veröffentlicht und in etliche andere Sprache übersetzt wurden, einige Romane, die in zehn Sprachen übersetzt wurden, einer erschien auch auf deutsch (1985, dt. '1492. Die Abenteuer des Juan Cabezón von Kastillien', 1992), sowie Erzählungen für Kinder, Essays und Theaterstücke, die in Mexiko sehr beliebt und äußerst populär sind. Das Gespräch mit dem indigenen Erbe einer integralen Naturlehre gilt als eine poetische Quelle seines alternativen Umweltverständnisses und dieses ethisch-politische Engagement ist nachhaltig in seine Poesie eingegangen, wie der mexikanische Autor in einer poetologischen Selbstaussage einmal selbst klarstellte: 'Ökologie ist Poesie. Natur und Lyrik sind eng miteinander verknüpft. Ich verteidige das Wasser, die Bäume und Tiere, indem ich sie zu zentralen Themen meiner Gedichte mache.' Der variative Stil seiner facettenreichen Gedichte ist von epischem Atem getragen, die Sprache zugänglich, direkt und nicht überfrachtet, bisweilen von schonungsloser Selbsterkenntnis und brillanter Offenheit, die den Lesenden in seinen Bann zu ziehen vermögen. Der irische Dichter und Literatur-Nobelpreisträger, Seamus Heaney, äußerte sich dazu wie folgt: 'Die Gedichte von Homero Aridjis öffnen eine Tür, die ins Licht führt.' Tobias Burghardt (Tür und Licht)
Aktualisiert: 2020-02-09
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Vertikale Poesie (1958-93)

Vertikale Poesie (1958-93) von Burghardt,  Tobias, Cortázar,  Julio, Juarroz,  Roberto
Poesie einer glühenden Transparenz Vicente Aleixandre ein Gedanke, der geatmet werden kann Roberto Juarroz Sprache, reduziert auf einen Tropfen Licht Octavio Paz Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk von Roberto Juarroz mit weit über tausend Gedichten kann immer nur vorläufig sein, vorläufig für die Rezeption des verblüffend variationsreichen Werkes und mehr noch für die symphonische Komposition eines jeweiligen Einzeltitels. Doch diese Auswahl bietet zudem eine alternative Möglichkeit der Annäherung: in das monolithische Gesamtwerk vorläufig hineinzuschauen, um es schrittweise in jedem seiner poetischen Einzeltitel zu erkennen, von vielen Seiten zu ertasten und dabei manchen Entwicklungen nachzuspüren.
Aktualisiert: 2020-02-09
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Suite der See

Suite der See von Burghardt,  Tobias, Siles,  Jaime
JAIME SILES (Valencia, 1951) – Auf dem Weg zur Demokratisierung Spaniens erschienen seine ersten Gedichte als eine neue substantielle Stimme der jungen spanischen Poesie im Aufbruch nach Europa, die durch Musikalität und metaphorische Präzision glänzten. Zwischen 1969 und 1999 veröffentlichte er insgesamt acht Gedichtbände und wurde mit mehreren bedeutenden Poesiepreisen Spaniens dafür geehrt. Auch als Essayist, Literaturkritiker und Übersetzer, darunter William Wordsworth und Paul Celan, ist er hervorgetreten. “Von den Dichtern seiner Generation ist Jaime Siles derjenige, der vielleicht am weitesten ging bei der allen gemeinsamen Erforschung des schöpferischen Instruments (der Sprache) und des Raumes, worin diese sich durch ihre Rhythmen und ihr Ordnungsgfüge entwickelt.” So charakterisierte der spanische Kritiker Jorge Rodríguez Padrón sein Werkschaffen. Der valencianische Lyriker ist seit seiner Studienzeit in den siebziger Jahren ein Grenzgänger zwischen den mediterranen und mitteleuropäischen Kulturen und Sprachen. Seine Aufenthalte in anderen Sprachwirklichkeiten – vornehmlich Deutschlands, Österreichs und der Schweiz – führten zur Intensivierung seiner poetischen Sprache, vor allem durch alliterative Merkmale: “Niemanden wird es befremden, dass ich mich gedrängt fühle, die klanglich-lautlichen Elemente zu intensivieren, was die einzige Form ist, in der eine Sprache im Exil bewahrt werden kann.” Er lebt heute wieder in seiner Geburtsstadt Valencia, wo er als Altphilologe an den dortigen Hochschulen lehrt. Zu seiner jüngsten Entdeckung wurde China, als er kürzlich mit einer spanischen Literaturgruppe das weite Kontinentland im fernen Osten bereiste, das “den größten kulturellen Eindruck” in seinem Leben hinterließ. War es anfangs noch das Griechische und Lateinische, später sowohl die lichte und vielfältige mediterrane als auch die deutschsprachig-mitteleuropäische Erfahrung, die ihn nachhaltig prägte, so erlebte er nun einen entscheidenden Schritt vorwärts: ins Ursprüngliche. In seiner poetologischen Reflexion “Der Ort des Gedichts” ist jene Wendung vom intellektuellen zum essentiellen Horizont bereits angedeutet: “Nein, das Gedicht ist nicht in der Sprache, / sondern im Alphabet des Lebens.” Durch diesen bewussten Neuanfang, der auch eine Befreiung darstellt, entwirft er seine andere Poetik der Gleichzeitigkeit, die das Gedanklich-Abstrakte zugunsten der fließenden Farbe des Wassers und des Gefühls jener Farbe zurücklässt. Wer die Gedichte von Jaime Siles kennenlernt und für sich entdeckt, sollte sich – wie ein Hamburger Literaturkritiker einmal schrieb – an den folgenden Satz von Gottfried Benn erinnern: “Das Wort des Lyrikers … ist Existenz an sich, Ausdruck, Miene, Hauch.” 3. Internationales Literaturfestival Bremen poetry ON THE ROAD, Sommer 2002
Aktualisiert: 2020-02-09
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Zwei Gewässer, ein Fluß /Duas Águas, Um Rio

Zwei Gewässer, ein Fluß /Duas Águas, Um Rio von Brito,  Casimiro de, Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Ramos Rosa,  António
ZWEI DICHTER DER ALGARVE, die etwa seit Mitte der fünfziger Jahre befreundet sind, als beide noch über ihre jeweiligen Lyrikerstlinge sinnierten, welche nur ein, zwei Jahre später in Portugal erscheinen sollten und die Wege dieser zwei äußerst bemerkenswerten Lyriker vorzeichneten: António Ramos Rosa, geboren 1924 in Faro, der Hauptstadt der Provinz Algarve, und Casimiro de Brito, geboren 1938 in Loulé, ein wenig nordwestlich von Faro. Gemeinsam gaben sie in Faro die einflußreiche Literaturzeitschrift 'Cadernos do Meio-Dia' (1958-1960) heraus, nachdem Casimiro de Brito von einem einjährigen Aufenthalt in London zurückgekehrt war, wo er die japanische Poesie, insbesondere das Haiku, für sich entdeckte und Japanisch lernte. 1962 zog António Ramos Rosa, der gerade Paul Éluard aus dem Französischen ins Portugiesische übersetzte, nach Lissabon. Casimiro de Brito lebt seit 1971 in der portugiesischen Landeshauptstadt, nachdem er drei Jahre in Deutschland verbracht hatte. Zudem verbindet beide Matsuo Bashô. In den achtziger Jahren, als der Ältere bereits dreißig Lyrikbände und der Jüngere fünfzehn poetische Einzeltitel vorgelegt hatte, entstand die kreative Idee einer vierhändigen Komposition, die ursprünglich Casimiro de Brito vorschwebte, vielleicht inspiriert von japanischen und internationalen Renga-Gedichten, und die ihre jahrzehntelange Freundschaft noch mehr vertiefen sollte. Im Gegensatz zu reglementierten Ketten- oder Kollektivgedichten, die einerseits eine traditionelle Form vorgeben und andererseits in bestimmten Versen synonymische oder antinomische Anklänge wiederaufnehmen, vereinbarten sie keinerlei festes Regelwerk, außer der schöpferischen Freiheit des Schreibens in zwei Stimmen, die sich gegenseitig lesen und schreiben, einander antworten und zuhören, quasi eine poetische Partie Fernschach, bei der es weder Gewinn noch Verlust gibt, nur Flugasche, 'Algen des Vergessens', Blütenstaub im Wind und Musik auf den Gewässern, zen-buddhistische Kôans zur Erforschung der Stille, Betrachtungen über die weiße Farbe, das Nichts, die Leere und das Schweigen, poetologische Sentenzen, 'Sommerkörper', Liebe und Wonne: 'Im losen Dickicht dieser Silben / höre ich die Luft.' Im Verlauf eines Jahres entstand der zweistimmige Zylus, der im Oktober 1989 in Portugal erstveröffentlicht wurde und einen derart aufmerksamen Widerhall bei den Kritikern und Lesern fand, daß er im Februar 2002 in die zweite Auflage ging. Begeistert waren beide von der dynamischen Erfahrung, Anregung und Herausforderung des gemeinsamen Schreibens. Schließlich wagte António Ramos Rosa dieses poetische Abenteuer der Sprache erneut mit anderen Dichtern aus Portugal und Frankreich, darunter die 'Méditations Metapoétiques' mit Robert Bréchon, während Casimiro de Brito seinerseits mit portugiesischen, brasilianischen, japanischen und arabischen Dichtern jeweils vierhändige Bücher verfaßte. Beide Dichter wurden für ihre Werke mit zahlreichen portugiesischen und internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet. Zum Weiterlesen liegt von beiden jeweils ein eigener Einzeltitel auf deutsch vor. Tobias Burghardt (Zweistimmig) ANTÓNIO RAMOS ROSA wurde am 17. Oktober 1924 in Faro geboren. Seit den sechziger Jahre lebte der Lyriker, Essayist, Übersetzer und Literaturkritiker in der Haupstadt Lissabon und leitete die portugiesischen Literaturzeitschriften Árvore, Cassiopeia und Cadernos do Meio-Dia. António Ramos Rosa kehrte später nach Faro zurück und lebt heute wieder in Lissabon. 1988 wurde sein poetisches Werk u.a. mit dem renommierten Prémio Fernando Pessoa gewürdigt. Sein umfangreiches Werk, mehr als fünfzig Gedichtbände seit 1958, umkreist die Welt der vier Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft. Auf Deutsch lagen bislang nur einzelne Gedichtbeispiele in Anthologien vor. Für seinem jüngsten Gedichtband Génese & Constelações (2005), der jetzt auch hier in deutscher Übersetzung vorliegt, wurde er in Portugal mit drei namhaften Poesiepreisen ausgezeichnet. Am 23. September 2013 starb António Ramos Rosa in Lissabon. CASIMIRO DE BRITO wurde 1938 in Loulé (Algarve) geboren und lebt seit 1971 in Lissabon. In den späten fünfziger Jahren begann er, Gedichte zu veröffentlichen. Seither sind mehr als 40 Lyrikbände erschienen, zudem schreibt er Aphorismen, Essays, Romane und Erzählungen. Der vielseitige Autor gehört zur portugiesischen Bewegung Poesia 61 und war Herausgeber mehrerer einflussreicher Literaturzeitschriften, darunter Cadernos do Meio-Dia (gemeinsam mit António Ramos Rosa) und Outubro / Fevereiro / Novembro (mit Gastão Cruz). Derzeit leitet er drei Internationale Poesiefestivals in Portugal (Faro, Lissabon, Madeira & Porto Santo). Er war Vorsitzender der Association Européenne pour la Promotion de la Poésie, Löwen (Belgien) und von 1994 bis 2009 Präsident des portugiesischen P.E.N.-Clubs. Seine Gedichte wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Seinerseits übersetzt er Lyrik aus verschiedenen Sprachen, vornehmlich jedoch aus dem Japanischen. Für sein poetisches und literarisches Werk wurde Casimiro de Brito mit diversen Literaturpreisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Internationalen Poesiepreis Senghor 2002 und dem Europäischen Lyrikpreis Sibila Aleramo-Mario Luzi 2004. In Genf wurde er 2006 zum Friedensbotschafter ernannt. Zuletzt erschien seine zweisprachige Werkauswahl O amor, a morte e outros vícios / Die Liebe, der Tod und andere Laster, teamart Verlag, Zürich 2007. ( http://www.teamart.ch/casimirodebrito.shtml )
Aktualisiert: 2020-02-09
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Früher oder später /Tarde o temprano

Früher oder später /Tarde o temprano von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Juana & Tobias, Burghardt,  Tobias, Hernández-D'Jesús,  Enrique, Pacheco,  José Emilio
JOSÉ EMILIO PACHECO wurde am 30. Juni 1939 in Mexiko-Stadt geboren. Seine Großmutter Emilia Abreu de Berny war die Märchen- und Geschichtenerzählerin seiner Kindheit und brachte ihm früh das Lesen bei. Das erste Buch, das er las, 'Quo vadis?', verlängerte er in seiner Phantasie mit selbsterfundenen Kapiteln, um den Schmerz zu überwinden, auf den Schlußseiten des Buches angekommen zu seien. Während seiner Schul- und Studienzeit begann er, zu schreiben und in Zeitschriften und Zeitungen zu veröffentlichen. Sein Vater, Anwalt und Notar, riet dem schüchternen Jugendlichen zum Jurastudium, um eines Tages sein Notariat Nr. 50 zu übernehmen und nicht als Schriftsteller am Hungertuch nähen oder nagen zu müssen. Doch schon bald, verstört von der Aussicht, als juristischer Handlanger im 'Krieg gegen die Armen' auf die falsche Seite der Gesellschaft zu gelangen, wechselte José Emilio Pacheco zur Philologie über. Neben dem Studium begann er bereits mit neunzehn Jahren seine unermüdliche Mitarbeit als Kritiker, Redakteur, Kolumnist und Herausgeber von mexikanischen Kultur- und Literaturzeitschriften, darunter 'Estaciones', 'Diálogos', 'Plural' und 'Vuelta', sowie Kultur- und Literaturbeilagen der Zeitungen 'Proceso', '¡Siempre!', 'El Heraldo de México' und 'Excelsior'. Er unterrichtete später Literaturwissenschaften und Poetik an Universitäten in Kanada, England und USA. Heute lebt er mit seiner Frau Cristina Pacheco, Schriftstellerin und Journalistin, in Colonia Condesa, Mexiko-Stadt. Die biographischen Zusammenhänge sind rasch aufgezählt, aber für den Autor und seine Leserschaft von nachrangigem Interesse, da sie 'eine Mischung aus Zufall und Schicksal' (Roberto Juarroz) im rasenden und rasanten Gefälle der Zeit darstellen. Darunter verbirgt sich der schöpferische Ausdruck im halboffenen Raum der Poesie. Und diese Intensität des Lebens verstärkt sich ihrerseits durch die Intensität des Lesens – oder auch umgekehrt. Hierin gibt es ebenfalls eine gewisse Ähnlichkeit mit dem argentinischen Dichter Roberto Juarroz (1925-1995), wozu die Präzision der poetischen Sprache und die poetologische Passion, aber auch die Nichtzugehörigkeit zu einer Gruppe oder Bewegung und die Abwesenheit vom Literaturbetrieb zählen. Von Anfang an verzweigen sich Pachecos schriftstellerische Obsessionen in vier Bereiche: Poesie – Essayistik – Übersetzung – Prosa. Der erste ist gleichzeitig der zentrale Bezirk: das Gedicht. Was der mexikanische Dichter Efraín Huerta (1914-1982) über sein Lyrikdebüt 'Los elementos de la noche' (Die Elemente der Nacht), im Januar 1963 in Mexiko erschienen, geschrieben hat, bleibt weiterhin gültig, nachdem inzwischen mehr als zwölf neue Lyrikbände vorliegen: 'Die Gedichte von José Emilio Pacheco weisen formale Perfektion und inneres, gefühlsmäßiges Beteiligtsein auf. Es gibt in dieser Poesie eine Sehnsucht, ein Glühen, die Suche nach Farbe, nach Geheimnissen, die Verfolgung des richtigen Wortes. Des richtigen Tons. (Wer ist schon fähig, seine wahre Stimme gefunden zu haben?)' Mit seinem dritten Band 'No me preguntes cómo pasa el tiempo' (Frag mich nicht, wie die Zeit vergeht), Gedichte 1964-1968, den er 1969 veröffentlichte, begann eine entscheidende Entwicklung, die den philosophischen Blick des Frühwerks um eine existentielle und kritische Dimension erweiterte, seine ethische Sicht ästhetisch verbriefte und die Leidenschaft der poetologischen Meditation entzündete. Der dreißigjährige Pacheco erhielt für seinen dritten Gedichtband den mexikanischen Nationalpreis für Poesie. Hier setzt nun auch die vorliegende Werkauswahl aus fast vierzig Jahren ein, die vom dritten bis zum zwölften Band mit dem Titel 'Siglo pasado' (Vergangenes Jahrhundert), Gedichte 1999-2000, geht. Die konstanten Themen - die Zeit und der Tod - erhellen in ihren aleatorischen Variationen seine düsteren Intuitionen: der Staub, das Meer, die Erinnerung. Eine mahnende Rolle spielen die einfühlsamen und bisweilen buddhistisch anmutenden Tiergedichte, die 1998 in Mexiko mit Zeichnungen des Künstlers und Malers Francisco Toledo unter dem Titel 'Album de zoología' zusammengestellt wurden. Von bestürzender Aktualität ist der apokalyptische Zyklus 'Las ruinas de México' (Die Ruinen von Mexiko) aus den achtziger Jahren, der in Auszügen berücksichtigt wurde, angesichts der globalen Umwelt- bis Nuklearproblematik, etwa die verstärkt auftretenden Vulkantätigkeiten und Erdbeben weltweit – wie jüngst die verheerenden Katastrophen in Chile, Haiti, Sumatra, Salomonen, Italien, Türkei, Neuseeland, Japan oder an der US-Ostküste. Als würde unser Planet vielleicht nicht antworten? Noch anders gesagt, in den präzisen Worten von Octavio Paz: 'Die Gedichte von Jose Emilio Pacheco schreiben sich nicht in die Welt der Natur ein, sondern in die der Kultur, und innerhalb dieser in ihre Hälfte aus Schatten. Jedes seiner Gedichte ist eine Hommage an das Nein; für ihn ist die Zeit die treibende Kraft der universellen Zerstörung und die Geschichte eine Ruinenlandschaft. Pacheco rühmt den Sieg der Natur (des Regens) über die Kultur (die Stadt). Aber transfiguriert er sie nicht, während er sie rühmt, verwandelt er sie nicht in das Wort oder, wie er sagt, in ›schnelle Musik, Kontrapunkt von Wind und Wasser‹?' ('Vuelta', Heft 29, April 1979) Der mexikanische Dichter José Emilio Pacheco erhielt u.a. den Premio Xavier Villaurrutia (1977), den Essaypreis Malcolm Lowry (1992), den Literaturpreis Mexikos (1993), den lateinamerikanischen Lyrikpreis José Asunción Silva (1994), den Premio Mazatlán (1999) und den Premio José Fuentes Mares (2000), den Iberoamerikanischen Literaturpreis José Donoso (2001) der chilenischen Universität in Talca, den Premio Octavio Paz (2003), den Premio Ramón López Velarde (2003), den mexikanischen Premio Alfonso Reyes (2004), den Iberoamerikanischen Lyrikpreis Pablo Neruda (2004), den Internationalen Poesiepreis Federico García Lorca (2005) der andalusischen Stadt Granada, den Premio Reina Sofía de Poesía Iberoamericana (2009) und den grandiosen Cervantes-Preis (2009), die höchste Auszeichnung der spanischsprachigen Literaturwelt. In den neunziger Jahren veröffentlichten wir erstmals zweisprachige Fassungen seiner Gedichte in der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung', die auf ein wunderschönes Echo stießen. Weitere Erstübertragungen erschienen u.a. in Europas Kulturzeitung 'Lettre', im Rowohlt-'Literaturmagazin' und in diversen Anthologien. Allmählich wurde seine Lyrik auch hier entdeckt und weithin geschätzt. Die vorliegende Übersetzung seiner Werkauswahl entstand seither und änderte sich aktualisierend im Verlauf der Überarbeitungen des Dichters, der regelmäßig an seinen poetischen Texten weiterschreibt. José Emilio Pacheco gehört zu den wesentlichen lateinamerikanischen Lyrikern der Gegenwart. Tobias Burghardt (Zwischenbericht)
Aktualisiert: 2020-02-09
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Als der Hahn im Dorf am Fluß krähte, hing der Mond noch im Dachgesims

Als der Hahn im Dorf am Fluß krähte, hing der Mond noch im Dachgesims von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Burghardt,  Tobias & Juana, Choi,  Doo-Hwan & Regine, Toegye (Lee Hwang / Yi Hwang)
TOEGYE, eigentlich Lee Hwang oder Yi Hwang, geboren 1501 in Ongyeri bei Andong, Provinz Kyongsanpukdo, war der jüngste von sieben Brüdern und einer Schwester. Schon als kleiner Junge brachte ihm sein Onkel Yi-Ho die Lehrgespräche 'Lunyü' von Konfuzius näher. Und er begeisterte sich für die Gedichte des großen chinesischen Dichters Do Yeonmyong (365-427), auch Tao Yuanming oder Tao Qian genannt, des berühmten Meisters der fünf Weiden. So eiferte er ihm nach und schrieb seine ersten Gedichte. Mit 14 Jahren entstand beispielsweise sein Hanshi-Vierzeiler 'Der Krebs', der den 'Auftakt' in dieser chronologischen Werkauswahl bildet. Als er 20 Jahre alt war, vertiefte er sich in das 'Buch der Wandlung' (I Ching) und setzte sich mit neokonfuzianischen Schriften auseinander. Er verließ seine Heimat im Südwesten der koreanischen Halbinsel und ging 1523 zum Grundstudium der Geisteswissenschaften nach Seoul, das er 1528 mit der Jinsa-Prüfung abschloß. Er begann im Anschluß daran seine Amtslaufbahn als Inspektor und war 'Im Dienst der Königs unterwegs', wie das zweite Kapitel lautet. Er bereiste dabei mehrere Provinzen und besuchte die geschichtsträchtigen Ortschaften berühmter Dichter und Gelehrter, worüber er bisweilen gerne schrieb. Mit 33 Jahren lebte er erneut in Seoul und legte im Folgejahr die geisteswissenschaftliche Staatsprüfung in Literatur, Geschichte und Philosophie ab, die ihn zum gehobenen Dienst in der königlichen Regierung der Choson-Dynastie befähigte. Als seine Mutter starb, kehrte er in das Dorf seiner Kindheit zurück und trauerte drei Jahre, bevor er mit 39 Jahren seine königlichen Amtsgeschäfte wieder aufnahm. Er verabscheute die machthascherischen Intrigen am Königshof – einer seiner Brüder wurde ein Opfer einer großangelegten politischen Säuberungsmaßnahme – und war für seine moralische Integrität und unbestechliche Diensttreue bekannt, zumal er zu unterschiedlichen Anlässen die Hauptstadt verließ, um seine festen Grundsätze weiterhin wahren zu können. Mit 43 Jahren genoß er ein Freijahr – 'Die Zeit im Lesehaus', wie das zweite Kapitel heißt, in dem er sich am Rand der Hauptstadt weiterbilden sollte und vom König mit allerlei Speisen und Trank beliefert wurde. Seine poetischen und philosophischen Zwiegespräche mit chinesischen und koreanischen Klassikern spiegeln sich gerade in jenen Gedichten wider. Aber vor allem wuchs die innerer Zwiespältigkeit, sowohl Dichter und Philosoph, der allzugerne in der ländlichen Heimat leben möchte, als auch königlicher Amtmann im Bann der Hauptstadt zu sein. Schließlich zog er sich mit 49 Jahren in 'Das ersehnte Landleben' zurück, wie das dritte Kapitel überschrieben ist. Toegye folgte seinem großen Vorbild Konfuzius, um als Privatgelehrter zurückgezogen in seiner Heimat zu leben. Dort gründete er in Dosan bei Andong die Privatakademie 'Dosan-Seowon' für konfuzianisches Gedankengut, die dann als 'Toegye-Schule des Denkens' bekannt wurde und vier Jahrhunderte eine führende koreanische Akademie war. Bis zu seinem Tod 1570 wurde Toegye wiederholtermaßen zu immer höheren Ämtern berufen, aus denen er sich regelmäßig alsbald wieder entlassen ließ. Im Verlauf seines bewegten Lebens diente er den folgenden vier Königen: Jungjong (1506–1544), Injong (1544–1545), Myeongjong (1545–1567) und Seonjo (1567–1608). Er zählt mit dem jüngeren Dichter und Philosophen Yulgok (1536-1584), eigentlich Lee Sukheon oder Yi I, zu den großen Denkern des koreanischen Neokonfuzianismus und gleichzeitig zu den bedeutenden koreanischen Dichtern des 16. Jahrhunderts, die ihre Werke noch mit chinesischen Zeichen schrieben, die erst später in koreanischen Lautzeichen transkribiert worden sind, danach ins Koreanische. Sein Werk umfaßt mehr als zweitausend Gedichte und mehrere hundert philosophische Schriften. Für diese Werkauswahl haben Doo-Hwan und Regine Choi die Textgrundlage akribisch erarbeitet, aus der die deutsche Fassung anschließend entstanden ist. Nun können 53 Gedichte des koreanischen Denkers Toegye erstmals hier entdeckt und bekannt werden. Eine bemerkenswerte Eigenheit seiner Poetik ist die Lehre des Pung ryu do, 'der Kern der drei Lehren, nämlich Konfuzianismus, Buddhismus und Daoismus' (Choi Chi Un), eine tiefsinnige koreanische Naturphilosophie, deren traditionelle Spuren Toegye nicht allein nur sucht, sondern selbst als Pungryudo-Meister gestaltet und vorlebt, was ihm besonders im vierten Kapitel 'Lehrer in der Heimat' gelingt. Dabei verquicken die poetischen Motive der Gestaltlosigkeit, Abgeschiedenheit und Vervollkommnung durch Nichttun des Daoismus, der großen Leere und des Sitzens im leeren Raum der zen-buddhistische Betrachtung mit jener Klarheit und wachen Helle der konfuzianischen Erkenntnis. Er versöhnt sozusagen die Rationalität Li mit der Lebensenergie Qi und erlangt ein metaphysisches Herzdenken, das sowohl ethische als auch ästhetische Früchte nach sich trägt. Toegye spricht mitunter in der Stimme des Wassers oder der Pflaumenblüte und verleiht Felsen, Hochtälern und Flüssen neue Bezeichnungen, die noch heute gelten. Interessant sind zudem die Pavillon-Gedichte, die einerseits den Namen im Titel führen und andererseits eine landschaftsverbundene Architektur aufweisen, die mit den Jahreszeiten und augenblicklichen Naturereignissen als Lebensraum der Poesie korrespondiert. Nicht allein den Denker Toegye, sondern gerade auch den Dichter Toegye gilt es zu beachten. Tobias Burghardt (Jadeperlen)
Aktualisiert: 2020-02-09
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Das Gedicht. Zeitschrift /Jahrbuch für Lyrik, Essay und Kritik / DAS GEDICHT Nr. 12

Das Gedicht. Zeitschrift /Jahrbuch für Lyrik, Essay und Kritik / DAS GEDICHT Nr. 12 von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Enzensberger,  Hans M, Gernhardt,  Robert, Grass,  Günter, Hahn,  Ulla, Holzberg,  Nikolas, Kraszkiewicz,  Claudia E, Kunert,  Guenter, Leitner,  Anton G., Schnorbus,  Rebekka, Wühr,  Paul
Nackt. Leibes- und Liebesgedichte Herausgegeben von Anton G. Leitner Nackt zieht immer an. Erotik beginnt im Kopf. Und Gedichte sind die besten Boten der Sinnlichkeit. L Y R I K »Mann, dich durchzieht / mein Venushügel«, Ana Istarú Erotische Poesie aus Lateinamerika von Ana Istarú, Liliana Lukin und Alberto Ruy Sánchez (Übersetzung: Juana und Tobias Burghardt). Leibes- und Liebesgedichte aus dem deutschen Sprachraum von Ulrike Draesner, Hans Magnus Enzensberger, Franzobel, Robert Gernhardt, Günter Grass, Ulla Hahn, Sarah Kirsch, Helmut Krausser, Günter Kunert, Friederike Mayröcker, Matthias Politycki, Michael Wildenhain, Paul Wühr und anderen. Erotische Lyrik aus Schottland von National Poet Edwin Morgan (Übersetzung: Claudia E. Kraszkiewicz). Nacktheit in erotischen Gedichten des klassischen Altertums von Marcus Valerius Martialis, Publius Ovidius Naso, Philodemos von Gadara, Sextus Propertius, Rufinos, Straton und anderen (Übersetzung: Niklas Holzberg). E S S A Y »tut euch auf, o ihr korallenpforten«, Paul Fleming Hansjürgen Blinn: Sexus und Moral. Ángela García: Die Nacktheit des Menschlichen. Claudia E. Kraszkiewicz: Der "National Poet of Scotland" als Erotiker. Armin Kratzert: Gestammel der Lust. Suleman Taufiq: Erotik und Islam. Dorothea von Törne: Frivole Spracherotik von Frauen. K R I T I K Raoul Schrotts Geburtslegende, lyrisch entmystifiziert Die Lyrikproduktion deutschsprachiger Verlage von Frühjahr 2003 bis Frühjahr 2004, mit Verlagsadressen als Bezugsnachweis. 70 Klartext-Kritiken und 250 weitere Novitäten.
Aktualisiert: 2019-10-05
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Der Wind ist manchmal wie alle /El viento a veces es como todos

Der Wind ist manchmal wie alle /El viento a veces es como todos von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias, Bustos,  Ciro, Szpunberg,  Alberto
ALBERTO SZPUNBERG IN SAN TELMO, einem Altstadtviertel von Buenos Aires, hatten wir uns verabredet. Wo sonst? Genauer gesagt: im Café Hipopótamo auf der Calle Defensa, gegenüber vom Café Británico, das damals noch existierte. Wir saßen an einem Fenstertisch mit Blick auf den Parque Lezama, rührten den Löffel in der Tasse, rauchten und sprachen über Poesie, Musik, Argentinien, das Land der Verheißung, Kinder, Revolution, Niederlagen und Projekte. Was sonst? Nahtlos führten wir das begonnene Gespräch später im Café Roma in Barcelona weiter oder auch am Ufer der Donau: „nur die immer offene Geste / des Gedichts“. Alberto Spzunberg wurde am 28. September 1940 in Buenos Aires geboren, als der dortige Frühling gerade seit einer Woche begonnen hatte. Sein Vater war im ukrainischen Schtetl Berdichev gebürtig und dann schließlich auf der Flucht vor den zaristischen Pogromen über Zitomir, Rowne und Marseille, eigentlich unterwegs Richtung Palästina, letztlich nach Argentinien ausgewandert, ebenso wie sein Großvater zuvor, während seine Mutter, deren jüdische Familie aus dem bessarabischen Kolorash (Calarasi, heute: Moldawien) geflohen war, schon in Buenos Aires zur Welt kam. Die unaufhörliche Suche nach dem Gelobten Land, die ethische und politische Dimensionen umfaßt, beseelt die Stimmlagen und Stimmungen vieler seiner Gedichte. Piatock, der Protagonist des Lyrikbandes „Die Piatock-Akademie“, eröffnet die Rede mit einem Satz, der vom Jiddischen ins Spanische transponiert worden ist - (Yo, Piatock, vi muchas cosas en mi vida) - und in der Übersetzung zu seiner Quelle zurückfindet: „Ich, Piatock, ich hob gesén a ßach sachn in majn lebn“. Wie sonst? Manchmal geschehen wunderliche Dinge beim Übersetzen: jenes Satzzitat geht zurück auf einen häufig verwendeten Ausspruch im Haus seiner Eltern, Großeltern und Verwandten, die weiterhin vorzüglich Jiddisch sprachen, auch im nächsten Freundeskreis. Der Satz, der ein Vorspruch zur Mitteilung von freudigen wie auch tragischen Neuigkeiten war, begleitet von einem vagen Lächeln, das schelmisch oder verzweifelt sein konnte, prägte sich tief in die Seele des Sohnes ein, der in Villa Crespo aufwuchs, einem von jüdischen Einwanderern bevorzugten Viertel in der Nähe des Stadtkerns von Buenos Aires. Er besuchte die Schule Colegio Nacional Mariano Moreno, trat 14-jährig dem Kommunistischen Jugendbund bei, schrieb seine ersten Gedichte und studierte nach der Schulzeit Literatur an der Facultad de Filosofía y Letras der Universität Buenos Aires, wo er Jorge Luis Borges kennenlernte, bei dem er Vorlesungen über Englische Literatur hörte. 1962 wurde er wegen vermeintlich prochinesischer Tendenzen aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen, indes „allein die Schönheit der Gedichte von Tu Fu und Li Po“ sein Interesse an China ausmachten. Sein Erstling „Poemas de la mano mayor“ (Ediciones Gente del Sur, Buenos Aires) erschien in jenem Jahr, dem bereits 1963 sein zweiter Band „Juego limpio“ (Editorial Nueva Expresión, Buenos Aires) folgte, in dem solche Gedichte wie „Die alten Stalinisten“ (S. 16/17) oder „17. Oktober“ (S. 18/19) den ehemaligen Genossen verdeutlichte, daß „mit einem Parteibuch keine Revolution“ herbeiführbar sei. Der engagierte Dichter studierte zudem Klassische Literaturen und Sprachen, begründete die Widerstandsgruppe Brigada Masetti mit, schrieb erste journalistische Kulturbeiträge, unterrichte am Centro de Estudios Lingüísticos der Universität Buenos Aires und wurde Professor für Argentinische Literatur. Gemeinsam mit Juan Gelman, Luisa Futoranski und weiteren Dichtern wie Miguel Ángel Bustos, Roberto Santoro, Oscar Barros und Haroldo Conti, die zu den 30.000 Verschwundenen der späteren Militärdiktatur zählen, Julio Huasi, der dann im Exil Selbstmord beging, und Paco Urondo, der im bewaffneten Widerstandskampf fiel, gehört Alberto Szpunberg ursprünglich zur „Generación del 60“, bei der Leseabende in kulturellen Vereinigungen und Stadtteilclubs zu Vollversammlungen wurden, in denen über Poesie, den Che, Eva Perón und die Revolution debattiert wurde. Sein dritter Band „El che amor“ (Ediciones 62, Buenos Aires) erhielt eine Würdigung der kubanischen Casa de las Américas und wurde 1966 in Havanna veröffentlicht. Der Militärputsch von General Onganía im Jahr 1966 trieb viele argentinische Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler ins Exil. Das Fest der Poesie begab sich ansonsten in die Katakombenkultur der Hinterzimmer und des Untergrunds. Alberto Szpunberg wurde ebenfalls aus der Universität entlassen und wechselte zum Journalismus über. Er schrieb mehrere Jahre für die Zeitschrift „Panorama“, die damals Tomás Eloy Martínez herausgab, leitete bald die Kulturredaktion, in der auch Miguel Ángel Bustos mitarbeitete. 1973 kehrte Alberto Szpunberg vorübergehend an die Universität zurück, lehrte Argentinische Literatur sowie Medien und Literatur und leitete den Fachbereich Klassische Literaturen und Sprachen, während Francisco ‚Paco‘ Urondo den Fachbereich Moderne Literatur innehatte. Paramilitärische Aktionen zwangen bald dazu, die Universität zu verlassen. Er schloß sich der Widerstandsbewegung Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP) an. Bei der Tageszeitung „La Opinión“, herausgegeben von Jacobo Timerman, fand Alberto Szpunberg eine Anstellung und wurde als Nachfolger von Tomás Eloy Martínez, der 1975 ins Exil nach Caracas ging, Leiter der Kulturbeilage. Mit dem Militärputsch vom 24. März 1976 war auch das Ende der Zeitung nur noch eine Frage kurzer Zeit. Sein Artikel über das Verschwinden des Schriftstellers Haroldo Conti und die Festnahme des Redaktionskollegen Enrique Raab, der unter Folter seinen Wohnsitz preisgeben könnte, verbannten ihn in den völligen Untergrund. Jahrzehnte später erfuhr er, daß er damals längst auf einer Todesliste stand und dennoch mit seiner Frau und ersten Tochter ein Jahr in ständig wechselnden Unterschlüpfen bei Freunden und bekannten Mitstreitern, während er Diderots „Jacques, le fataliste“ auf seiner tragbaren Olivetti für den Verleger Manolo Mosquera übersetzte und neuere Gedichte verfaßte, die bei plötzlichen Aufbrüchen verlorengingen, den Staatsterror überlebte, bevor die dreiköpfige Familie am 9. Mai 1977 Argentinien verließ und über Paris ins Exil nach Barcelona gelangte. 1978 erschien in Paris die gemeinsame Anthologie „Il nous reste la mémoire“ mit Gedichten von Juan Gelman, Vicente Zito Lema und Alberto Szpunberg in französischer Übersetzung. In Spanien rekonstruierte er jene verlorenen Gedichte im Band „Su fuego en la tibieza“, für den er 1980 mit dem Lyrikpreis der Universität Alcalá de Henares ausgezeichnet wurde, der im Folgejahr die Veröffentlichung miteinschloß. Darunter befinden sich seine prächtigen Mozart-Briefe (S. 44-51) und der siebenteilige Exil-Zyklus von El Masnou (S. 52-65). Das Preisgeld spendete er an die Madres de Plaza de Mayo. Ein noch wirksamer Erlaß des spanischen Diktators Franco sollte sein Ausweisung beinahe einfordern, aber der Lyrikpreis beschleunigte durch Einbürgerung die spanische Staatsangehörigkeit. Er ging indes für ein Jahr nach Paris, wo er als Redaktionsleiter der Agencia Nueva Nicaragua arbeitete und sich mit Julio Cortázar befreundete. 1982 wurden Gedichte von Alberto Szpunberg und Luis Luchi, der 2000 im Barceloneser Exil starb, von Jorge Sarraute vertont und als Schallplatte mit dem Titel „A medio hacer todavía“ aufgenommen. Er ließ sich wieder in El Masnou bei Barcelona nieder und arbeitet seither für diverse Verlage in Barcelona. Als 1984 die argentinische Demokratisierungsphase einsetzte, konnte er nach sieben Jahren Exil wieder nach Buenos Aires reisen, wo 1987 sein fünfter Band „Apuntes (1982-1985)“ (Tierra Firme, Buenos Aires) veröffentlicht wurde. Die elf Gedichte des ersten, gleichnamigen Kapitels (S. 66-87) erhielten 1983 eine Ehrenwürdigung der von Octavio Paz herausgebenen Kulturzeitschrift „Plural“ (Mexiko-Stadt). Mehrere Gedichte aus jenem Band vertonte der Bandoneonist César Stroccio und verwandelte sie in Tangostücke, die vom Cuarteto Cedrón auf der Schallplatte „Faubourg sauvage“ (Paris, 1983) eingespielt wurden. Der Gedichtband war schon nach wenigen Monaten in Argentinien vergriffen. Alberto Szpunberg konnte nach langen Jahren der Abwesenheit wieder in seinem Geburtsland gelesen werden. Er nahm u.a. 1980 an einem Jüdischen Schriftstellertreffen in Jerusalem, 1992 am IV Lateinamerikanisch-jüdischen Schriftstellertreffen in Buenos Aires und 2002 am X Internationalen Poesiefestival in Rosario teil. Manche Begegnungen oder Meinungsverschiedenheiten im Verhältnis zum Land der Verheißung und den Landschaften der Wirklichkeit führten zu seinem sechsten Gedichtband „Luces que a lo lejos“, für den er in Frankreich den Internationalen Lyrikpreis Antonio Machado 1993/1994 erhielt. Der Buchtitel ist ein Zitat aus dem berühmten Tango „Volver“ von Carlos Gardel. Die Gedichte kreisen um die wechselnden Perspektiven und Erfahrungen der Rückkehr nach Buenos Aires beziehungsweise Barcelona. Er schrieb für die argentinischen Tageszeitungen „Clarín“ und „Página/12“, gab eine Anthologie mystischer Lyriker aus dem jüdischen, arabischen und christlichen Alt-Spanien heraus und veröffentlichte 1997 seine Werkauswahl „Antología poética“ (Fondo Nacional de las Artes, Buenos Aires). An der Universidad Popular Madres de Plaza de Mayo unterrichtete er 2001 die Jahreskurse „Argentinische Literatur und Politik“ sowie „Annäherung an die Poesie“. In Spanien erschien 2002 sein siebter Lyrikband „La encendida calma“ (Mondadori, Barcelona). Aus fünf weiteren Gedichtbänden von Alberto Spzunberg sind zudem etliche Textbeispiele in dieser zweisprachigen und chronologischen Werkauswahl vertreten, die einen unverwechselbaren Weg des profunden Betrachtens, der präzisen Hinterfragung, des poetischen Widerstands gegen das Vergessen, der melancholischen Sehnsucht nach Wahrheit und Gerechtigkeit sowie der bisweilen metaphysischen Lauterkeit seiner Poetik umfassend aufzeichnen: „Transparenz der Stimme / im Wort / der Stille: / was es nicht sagt, ist das, was wir sprechen, / was wir sagen, ist das, was es verschweigt.“ In der Zwischenzeit hatte sich ein Bandoneonspieler ins Café gesetzt und seine Musik dargeboten, vor allem ältere Tangos. Der Caféhausbesitzer wollte ihn schon beinahe vor die Tür setzen, doch wir solidarisierten uns mit dem anonymen Kollegen, so daß er noch eine Weile blieb. Als er dann weiterzog, gingen auch wir auf die Straßen von San Telmo. Alberto Szpunberg gehört zu jenen wesentlichen Dichtern seiner Generation, die über die eigenen weiten sprachlichen Grenzen hinaus in vielen anderen Poesiesprachen zu lesen sind und dort ebenfalls sehr hoch eingeschätzt werden, wenn er einmalig eröffnet: „Jedes Gedicht ist ein Abschied / und ein Gruß.“ Tobias Burghardt
Aktualisiert: 2020-02-09
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Septembererde & August-Alphabet

Septembererde & August-Alphabet von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Tobias
TOBIAS BURGHARDT, geboren 1961 in Essen-Werden, lebt heute in Stuttgart als Lyriker, Essayist und Übersetzer neuer Lyrik aus Lateinamerika und von der Iberischen Halbinsel. Der vorliegende sechste Gedichtband versammelt die folgenden zwei Gedichtzyklen: 'Septembererde' in fünf Teilen zu je zehn Gedichten und 'August-Alphabet'mit 31 Quintetten. Über 'Septembererde' schrieb der argentinische Poet Juan Gelman: 'Dein 'Kaddisch' ist voller Glanz, Kraft und Geheimnis. Vielen Dank und vor allem auch dafür, ihn geschrieben zu haben.' Zu seiner Poesie äußerte sich einmal der mongolisch-deutsche Dichter und Erzähler Galsan Tschinag: 'Tobias Burghardt ist ein weltbewanderter, weltoffener Mensch. Mein Dank an den Dichter, meine Würdigung seines Werkes.' Die Gedichte von Tobias Burghardt wurden in deutschsprachigen und internationalen Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht und in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt, zuletzt ins Türkische, Schwedische, Portugiesische, Bengalische und Malaysische. Von Tobias Burghardt erschien die Flußtrilogie 'Flußaufwärts, flußabwärts' (1996), 'Flußufer' (2001) und 'Flußinseln und andere Gemarkungen' (2005) in der Edition 350 im Verlag der Kooperative, Dürnau (Oberschwaben).
Aktualisiert: 2020-02-09
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