Longin – von Bessarion zu Boileau von Ley,  Klaus

Longin – von Bessarion zu Boileau

Wirkungsmomente der "Schrift über das Erhabene" in der frühen Neuzeit

Greifbar wird die Geschichte von Longins Schrift im neuzeitlichen Europa mit Bessarion. Er lässt im Rahmen seines Bildungsprogramms zur Rettung des griechischen Erbes die Abschrift des Textes anfertigen, die bald in die Biblioteca Marciana nach Venedig kam. Bei ihm findet sich – vermittelt über die Reformbestrebungen des Gemistos Plethon – aber auch die konkrete Auseinandersetzung mit den Ideen Longins. Der durch den Fall Konstantinopels (1453) verstärkte Impuls des griechischen Humanismus wird, etwa über die Zwischenstufe Guillaume Fichet, dann in der Kulturpolitik des päpstlichen Rom weitergeführt. In der Zeit Julius’ II. und Leos X. bauen Bembo, Castiglione und Raffael die rhetorische Neuorientierung in den Bereichen der Sprach- und Dichtkunst, der Zivilisationstheorie und der Malerei aus. Mit dem Tode Raffaels und dem Sacco di Roma wird die Linie des Aufstiegs unterbrochen. Die auch durch die aufkommende Reformation herbeigeführte Korrektur unter Paul III. bringt – so im Schaffen Della Casas – eine Veränderung in der Auffassung des Erhabenen.
Die mit Robortellos Druck von „Peri hypsous“ (1554) einsetzende Phase der allgemeinen Verfügbarkeit des antiken Textes führt schnell zu einer vielgestaltigen Auffächerung des darin gebotenen rhetorischen Programms. Es beginnt, wie die Analyse der bislang weitgehend unbeachtet gebliebenen frühen Stellungnahmen zeigt, mit der Aufspaltung in eine humanistisch-katholische, die Deutungsmuster Bessarions fortführende Konzeption des Erhabenen, die bald von den Jesuiten weitergegeben wird, und eine aus dem calvinistischen Denken abgeleitete Grundlegung, wie sie von Franciscus Portus vertreten wird. Über ihn, den hinter P. Manutius stehenden eigentlichen Herausgeber der „zweiten“ Erstausgabe (1555), kommt es zur Begründung des rhetorischen Bildungskanons, der – in Abgrenzung zu Italien – im nördlichen Europa Verbreitung findet.
Boileaus „Traité du sublime“ zeigt die Auflösung der konfessionellen Polarität hin zu Fassungen, die für das Erhabene seit dem 18. Jahrhundert konstitutiv werden sollten. Das von ihm entworfene, auf die „vita civile“ ausgerichtete Wirkungsmodell bleibt dabei der absoluten Monarchie Ludwigs XIV. verpflichtet. Erst die Weiterführung seiner Positionen in England öffnet – unter Aufgreifen des Arguments der Interdependenz von Redefreiheit und Staatsform am Schluss von „Peri hypsous“ – die Perspektive auf die Zukunft.

Als Anhang beigegeben sind, bislang unveröffentlicht, die erste lateinische sowie die früheste volkssprachliche Übersetzung von „Peri hypsous“: „De altitudine et granditate orationis“ (Vat. lat. 3441) und Giovanni da Falganos „Libro della altezza del dire“ (Magl. VI, 33).

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