Gesammelte Aufsätze 6

Gesammelte Aufsätze 6 von Fritz,  Heiko, Gehrts,  Heino
Heino Gehrts kommt in seinen Untersuchungen über Märchen und Sagen zu der Auffassung, daß die Sagen ihren Ursprung mit Wahrscheinlichkeit aus den Märchen genommen haben. Diese Meinung gründet sich darin, daß beim Vergleich beider Erzählarten eine Entwicklung zur Distanzierung und Verfremdung zwischen Diesseits und Jenseits abgelesen werden könnte. Sowohl das Märchen als auch die Sage kennen die Welt des Alltags und des Wunderbaren. Aber während im Märchen ein Geschehen dargestellt wird, das am Ende meistens die Wiederherstellbarkeit der Ausgewogenheit beider Erlebensdimensionen zum Ausdruck bringt, zeigt die Sage oft einen Bruch zwischen diesen Welten, zudem seine Unausweichlichkeit und Endgültigkeit. Ungeachtet dessen machen die hier gesammelten Aufsätze deutlich, daß die Interpretationen der Bedeutungen von Märchen und Sagen ihrem Wirklichkeitsgehalt nicht gerecht werden würden, wenn vornehmlich eine historische Sichtweise für die Verständniserschließung zur Anwendung käme. Neben dieser Thematik werden in diesem Band vier Aufsätze veröffentlicht, die zum Teil abseits der Märchen- Mythen und Sagenforschung stehen. Aber die Themenbehandlung zum Beispiel über die „Psychologie der Kritik in den Geisteswissenschaften“ oder über das „Delikt der Fahrerflucht“ geben Aufschlüsse über die Form der Erkenntnisgewinnung von Heino Gehrts.
Aktualisiert: 2020-07-15
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Das Osterlachen. Darstellung der Kulturgeschichte und Theologie des Osterlachens sowie ein Essay über die kulturelle, kirchliche und theologische Verwandlung des Lachens

Das Osterlachen. Darstellung der Kulturgeschichte und Theologie des Osterlachens sowie ein Essay über die kulturelle, kirchliche und theologische Verwandlung des Lachens von Harbsmeier,  Eberhard, Schuster,  Benny Grey
Im Jahre 1518 erschien die berühmte Schrift des Humanisten und späteren Baseler Reformators Johannes Oekolampad über das Osterlachen. Diese Schrift wird hier zum ersten Mal in einer kommentierten Ausgabe mit einer deutschen Übersetzung vorgestellt. Zugleich bietet dieses Buch sowohl eine historische Untersuchung des Osterlachens als auch eine geistes- und kulturgeschichtliche Untersuchung des Lachens. Während das Lachen in der Geschichte zunächst stets nur im negativen Sinne als höhnisches, dummes und deshalb ethisch verwerfliches Gelächter erschien, vollzog sich seit der Aufklärung ein radikaler Wandel, da das Lachen nunmehr vor allem in seinen positiven und lebensbejahenden Aspekten gesehen wurde. Dieses Buch ist damit sowohl eine Monographie über einen zentralen Text als auch eine umfassende und materialreiche Darstellung und Diskussion der Geschichte des Lachens, die sowohl philosophisch als auch theologisch höchst relevant ist.
Aktualisiert: 2020-01-30
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Der Stadt- und Modernitätsdiskurs in Europa

Der Stadt- und Modernitätsdiskurs in Europa von Bauer,  Matthias, Gerstner,  Jan, Hansen,  Flemming Finn, Heidt,  Todd, Volkmann,  Christian
Die Stadt gilt als Schauplatz der Moderne. Modernisierung und Urbanisierung, heißt es, gehen Hand in Hand. Aber stimmt das für alle Städte? Gibt es nicht verschiedene Geschwindigkeiten der ‚Runderneuerung‘ und Ungleichzeitigkeiten zwischen der Entwicklung von Kultur und Infrastruktur, Lebenswelt und Gesellschaft – zumal dann, wenn nach der sinnlichen Wahrnehmung und künstlerischen Vermittlung dieser Entwicklung gefragt wird? Anhand von London und Lübeck, Paris, Berlin und Wien sowie anhand von Texten, die zwischen der Mitte des 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden, liefern die sechs Beiträge zu diesem Band einander wechselseitig ergänzende Antworten. Berücksichtigung finden aber auch die Stadtfotografie und Georg Brandes’ Überlegungen zum Nationalismus-Diskurs im Spannungsfeld von Moderne und Antimoderne.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Robert Müller: Paralipomena

Robert Müller: Paralipomena von Helmes,  Günter, Schwarz,  Thomas
Die Paralipomena zu den Werken Robert Müllers (1887-1924) bieten einen einführenden Querschnitt durch das Leben des Wiener Expressionisten und kulturrevolutionären Aktivisten, dessen Moderne-Erfahrung ein Aufenthalt in New York entscheidend prägte. Repräsentative Essays Müllers und die Korrespondenz mit seinem Kontaktnetz lassen Kontinuitäten und Brüche in seiner Biographie deutlich hervortreten. Daneben versammelt der Band Rezensionen zu Müllers Publikationen und zahlreiche Nachrufe, die Studien zur Rezeption dieses Autors wesentlich erleichtern. Ein informiertes Nachwort ordnet die Phasen der literaturwissenschaftlichen Erschließung und zunehmenden Kanonisierung Müllers. Die anspruchsvollen Texte dieses Schriftstellers, insbesondere sein Tropen-Roman, bilden eine Herausforderung, sei es für Studien zur Erzähltechnik, zum urbanen Lebensstil und zum Exotismus der Jahrhundertwende oder auch für die postkoloniale Kritik.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Dinosaurier, kosmische Träumer und Minihelden

Dinosaurier, kosmische Träumer und Minihelden von Pohlmeyer,  Markus, Wörtche,  Thomas
Essays und Rezensionen zu: „Dark Matter“, „Science Fiction Hall of Fame 2. Die besten Storys 1948-1963“, „Blade Runner 2049“, Stanley Kubricks „2001“, Paläo-Art, „Jurassic World: Das gefallene Königreich“, „Fargo“, Sören Kierkegaard, Stephen Hawking, Cixin Liu, Dagobert Duck & Co. und „Lucky Luke“. „Zwischen Paläo-Art und ‚2001‘ scheinen Welten zu liegen, wenn nicht ganze Universen. Aber eben nur anscheinend. Pohlmeyer seziert, Schicht für Schicht, den Bedeutungsaufbau all seiner Objekte auf ihre gemeinsamen ‚Minen und Quellen‘ (J.J. Breitinger) hin und stößt immer wieder auf Religion, wie unterschiedlich sie sich auch im Einzelnen konkretisiert und wie verschüttet, subkutan oder klandestin sie (bewusst oder unbewusst) letztendlich als der gemeinsame Quellcode für die Diversität der jeweiligen Kunstwerke daherkommt.“ (Thomas Wörtche, aus dem Vorwort)
Aktualisiert: 2023-01-31
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Edith Meyer von Kamptz (1884-1969). Eine Malerin auf dem Weg in die Moderne

Edith Meyer von Kamptz (1884-1969). Eine Malerin auf dem Weg in die Moderne von Vollmer,  Hartmut
Die 1884 im westfälischen Minden geborene und 1969 in Uchte, im niedersächsischen Landkreis Nienburg/Weser, verstorbene Edith Meyer von Kamptz zählt zu jenen bildenden Künstlerinnen der ‚klassischen Moderne‘, die in den letzten Jahren in Publikationen und Ausstellungen zunehmende Beachtung gefunden haben, von denen einige bedeutende und interessante allerdings noch zu entdecken sind. Die Erforschung dieser zu Unrecht wenig oder unbeachtet gebliebenen und in Vergessenheit geratenen Künstlerinnen ist eine wichtige kulturelle, kunsthistorische Aufgabe und Verpflichtung. Der vorliegende Band will dieser Aufgabe und Verpflichtung nachkommen. Erstmals in einer größeren Sammlung stellt das Buch die künstlerischen Werke Edith Meyer von Kamptz’ vor und dokumentiert das spannende und bewegte Leben einer mutigen Frau, die sich als Tochter einer angesehenen, gut situierten Mindener Fabrikantenfamilie schon früh für eine freie künstlerische Existenz entschied und später auch als Offiziersgattin und Mutter dreier Kinder ihren engagierten und emanzipierten Weg unbeirrt weiter fortsetzte. Als Schülerin William Straubes, Dora Hitz’, Max Pechsteins und Willy Jaeckels gelangte sie mit farbkräftigen, ausdrucksstarken Bildern im Umfeld der modernen Kunstströmungen des Impressionismus, Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit zu eigenen, individuellen ästhetischen Gestaltungen. Gemeinsam mit ihrem zweiten Mann, dem Zweigleiter der Anthroposophischen Gesellschaft in Berlin und Goethe-Forscher Rudolf Meyer, gründete Edith Meyer von Kamptz nach dem Zweiten Weltkrieg am beschaulichen Hammerberg in Uchte mit dem ‚Studienhaus‘, dessen großen Wohnraum sie mit farbenprächtigen allegorischen Wandbildern ausstattete, eine bedeutende und anregende Begegnungsstätte des fortschrittlichen freien Geistes. Die zu erwartende Neueröffnung des ‚Studienhauses‘ und die vorliegende Publikation ermöglichen die Neuentdeckung einer beachtlichen Künstlerin ‚auf dem Weg in die Moderne‘.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Als ich zu den Sternen ging. Zweiter Teil

Als ich zu den Sternen ging. Zweiter Teil von Pohlmeyer,  Markus
Immer wieder werden bei Markus Pohlmeyer Naturgegenstände, Dinge, Tiere, Gefühle, Gedanken, Begriffe, Ideen – und auch Menschen, und auch das Heilige – zum Gedicht. Und diese Verwandlung bereichert uns in unserer Wahrnehmung; denn wir werden zum Nachdenken und Nachfühlen angeregt. Vollmond. Nachtwachen: Schlaflos und still Die Seele und das Haus. Dank dieser Gedichte werden wir wach, wacher denn je. Martin Swales, aus der Einleitung
Aktualisiert: 2023-01-31
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Gesammelte Aufsätze 5: Die Welt der Märchen

Gesammelte Aufsätze 5: Die Welt der Märchen von Fritz,  Heiko, Gehrts,  Heino
Viele heute überlieferte Märchen sind in Geschichten übersetzte Darstellungen von Initiationsgeschehnissen. Sie stammen demgemäß aus den Initiationszeitaltern, also aus den schamanischen und rituellen Kulturepochen. Diese beiden Thesen von Heino Gehrts, der sie in Schriften von Hans Siuts, Pierre Saintyves und Vladimir Propp vorbereitet fand, werden durch seine Aufsätze in diesem Band umfassend und sehr detailreich untermauert. Eine solche kulturgeschichtliche und literaturwissenschaftliche Aufklärung über den Zusammenhang von Märchenstruktur und den damals vorherrschenden kulturellen Gegebenheiten macht deutlich, dass die Märchen Ausdruck eines geistigen Entwicklungsstandes sowohl des Einzelmenschen als auch der menschlichen Gesellschaft sind. Damit ist der Grundstein dafür gelegt, sich der Frage, wie die Menschen in früherer Zeit ihr Leben in der Welt auffassten, einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu nähern.
Aktualisiert: 2020-01-30
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Weihnachten. Von der globalisierten Postmoderne in die Antike – (un)gewohnte Zugänge

Weihnachten. Von der globalisierten Postmoderne in die Antike – (un)gewohnte Zugänge von Braunmüller,  Bettina, Neri,  Marcello, Pohlmeyer,  Markus, Schmelz,  Bernd, Stolz,  Christian
Weihnachten ist: lokal und global, religiös und säkular, antik und postmodern, ökonomisiert und „Gnade von oben“ – ganz umsonst. Dieser Band versammelt Beiträge zu Weihnachtsbrauchtum und -riten, zur Herkunft von diesem Fest (biblische Wurzeln) und ein Fallbeispiel (Polen). Mit Texten von Bettina Braunmüller, Marcello Neri, Markus Pohlmeyer, Bernd Schmelz und Christian Stolz.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Das Leben der Renée von Catte

Das Leben der Renée von Catte von Klank,  Claudia, von Bonin,  Elsa
Renée ist nicht wie andere Mädchen. Sie würde lieber ein Junge sein, denn für Jungs gelten andere, bessere Regeln. Mädchen sollen nur hübsch, möglichst still und nicht zu klug sein, damit sie für zukünftige Männer attraktiv sind. Renée will weder einen Mann heiraten noch Kinder gebären. Sie entdeckt ihre Liebe zu Frauen und will selbstbestimmt leben. Doch sie kann es nicht, weil die Gesellschaft Homosexualität verschweigt oder nur oberflächlich duldet. Die Geschlechterrollenzwänge ihrer Zeit, im wilhelminischen Deutschland um 1900, lehnt sie ab. Elsa von Bonin stellt mit ihrem Roman „Das Leben der Renée von Catte“ die allgegenwärtige Norm der Heterosexualität in die Kritik und mit ihr eine heteronormative Gesellschaftsordnung, in der Ehe, Familie und Reproduktion als Maßstab für ‚Normalität‘ statuiert sind. Damit hinterlässt sie einen äußerst wertvollen Beitrag aus der Literatur der Frühen Moderne, gegen Diskriminierung und für eine Gesellschaft der Akzeptanz. Eine Thematik, die auch 2017 nichts an Aktualität verloren hat.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Zwischen Welten verstrickt IV. Weltraum, Wildwest und allerlei wunderliche Wege

Zwischen Welten verstrickt IV. Weltraum, Wildwest und allerlei wunderliche Wege von Pohlmeyer,  Markus
„Und deshalb ist die Science Fiction, egal, in welcher medialen Form, ein ideales Exerzierfeld für Markus Pohlmeyers Hermeneutik, weil sie präzise die an der Oberfläche abwesenden, im Kern aber weiterhin existenten negierten Elemente von Weltbildern freilegen kann. Und nicht nur die der Science Fiction, sondern die aller Kultur, also auch die der Populären Kulturen.“ Thomas Wörtche aus dem Vorwort Mit Beiträgen zur Popkultur: Seneca, Fontane, Thomas Mann und Kierkegaard; mit Beiträgen zur Klassik: „Star Wars“, „Alien“, „Lucky Luke“, „11.22.63“, „Game of Thrones“, „Borgia“ und „Manh(a)ttan“ … Vielleicht wären Klassik und Popkultur hier auch auszutauschen?
Aktualisiert: 2023-01-31
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Draußen im Heidedorf

Draußen im Heidedorf von Storm,  Theodor, Zimorski,  Walter
Textprobe: Es war an einem Herbstabend; ich hatte in der Amtsvogtei ein paar am Mittage eingebrachte Holzfrevler vernommen und ging nun langsam meinem Hause zu. Die Gaserleuchtung war derzeit für unsere Stadt noch nicht erfunden; nur die kleinen Handlaternen wankten wie Irrlichter durch die dunklen Gassen. Einer dieser Scheine aber blieb unverrückt an derselben Stelle und zog dadurch meine müßigen Augen auf sich. Als ich näher gekommen war, sah ich vor dem Wirtshause, wo damals die nach Ost belegenen Dörfer ihre Anfahrt hatten, noch einen angeschirrten Bauerwagen halten; der alte Hausknecht stand mit der Stallleuchte daneben, während die Leute sich zur Abfahrt rüsteten. »Macht fertig, Hinrich!«, sprach es vom Wagen herab; »Ihr habt nun genug gedalbert! Carsten Krüger’s und Carsten Decker’s Frau warten alle Beid’ auf ihre Stunde; es lässt mir nicht Ruh’ mehr.« – Die etwas ältliche Stimme kam von einer breiten, anscheinend weiblichen Person, welche, in Tücher und Mäntel eingemummt, unbeweglich auf dem zweiten Wagenstuhle saß. Ich war unwillkürlich an der Ecke der hier abgehenden Querstraße stehengeblieben. Wenn man stundenlang gearbeitet hat, so sieht man gern einmal die andern Menschen eine Szene vor sich abspielen, und der Knecht hielt die Leuchte hoch genug, dass ich alles bequem betrachten konnte. Neben einer jugendlichen Frauengestalt, deren Wuchs sich auffallend von der gedrungenen Statur unserer gewöhnlichen Landmädchen unterschied, stand ein junger Bauer, dessen blondes krauses Haar unter der Tuchmütze hervorquoll; in der einen Hand hielt er Zügel und Peitsche, mit der andern hatte er die Lehne eines hölzernen Stuhles gefasst, der zum Ausritt an den Wagen gerückt war. Es lag etwas Brütendes in dem Gesicht des jungen Menschen; der breite Stirnknochen trat so weit vor, dass er die Augen fast verdeckte. »Komm, Margreth, steig’ nun auf!«, sagte er, indem er nach der Hand des Mädchens haschte. Aber sie stieß ihn zurück. »Ich brauch’ dich nicht!«, rief sie. »Pass du nur deine Braunen!« »So lass doch die Narrenspossen, Margreth!« Auf diese mit kaum verhehlter Ungeduld gesprochenen Worte wandte sie den Kopf. Bei dem Schein der Leuchte sah ich nur den unteren Teil des Gesichtes; aber diese weichen blassen Wangen waren schwerlich jemals dem Wetter der ländlichen Saat- und Erntezeit preisgegeben gewesen; was mir besonders auffiel, waren die weißen spitzen Zähne, die jetzt von den lächelnden Lippen bloßgelegt wurden. Sie hatte dem jungen Menschen auf seine letzten Worte nichts erwidert; aber nach der Haltung des Kopfes konnte ich annehmen, dass ihre Augen jetzt die Antwort gaben. Zugleich trat sie leise mit einem Fuße auf den Holzstuhl, und als er sie nun umfasste, ließ sie sich weich an seine Schulter sinken, und ich bemerkte, wie ihre Wangen eine Weile aneinander ruhten. Ich sah aber auch, wie er sie nach dem vorderen Wagensitze hinzudrängen suchte; allein sie entschlüpfte ihm und hatte sich im Augenblick auf dem zweiten Stuhl neben der dicken Frau zurecht gesetzt, die jetzt wieder ein »Mach’ fertig, Hinrich, mach’ fertig!« aus ihren Tüchern herausrief. Der junge Bauer blieb noch wie unentschlossen an dem Wagen stehen. Dann zupfte er dem Mädchen an die Kleider: »Margreth!«, stieß er dumpf hervor, »setz’ dich nach vorne, Margreth!« »Viel Dank, Hinrich!«, erwiderte sie laut; »ich sitz’ hier gut genug.« Der junge Mensch riss heftiger an ihren Kleidern. »Ich fahr’ nicht ab, Margreth, wenn du nicht bei mir sitzen willst!« Jetzt bog sie sich über den Rand des Sitzes zu ihm herab; ich sah ein Paar dunkle Augen in dem blassen Antlitz blitzen, und die weißen Zähne wurden wieder sichtbar zwischen den üppigen Lippen. »Willst du dich schicken, Hinrich!«, sprach sie leise, fast wie mit verheißender Zärtlichkeit; »oder sollen wir ein andermal mit Hans Ottsen zur Stadt fahren? Er hat mich oft genug darum geplagt.« Der junge Mann murmelte etwas, das ich nicht verstand; dann sprang er ungestüm zwischen die Pferde durch auf den vorderen Wagensitz, knallte ingrimmig mit der Peitsche und riss in die Zügel, dass die Braunen sich steil in die Höhe bäumten. Und gleich darauf, unter dem Aufschrei der Frauen, rasselte das Gefährt in die Nacht hinaus, dass der Holzstuhl, vom Rade getroffen, zertrümmert auf das Pflaster stürtzte und der alte Hausknecht mit einem »Gott bewahr’ uns in Gnaden« zurücktaumelte und dann scheltend mit seiner Leuchte durch die Haustür verschwand. Wie ein Schattenspiel war alles vorüber; und nachdenklich setzte ich meinen Weg nach Hause fort.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Lange Schatten

Lange Schatten von Breuer,  Rolf
Nach dem – verdächtigen? – Tod seines Vaters findet Robert Mantell beim Testamentsvollstrecker ein Manuskript. Eine auf Harold Mantell angesetzte schöne Verführerin hatte vor vielen Jahren versucht, am Ende des Krieges aus Wien geschmuggelten Papieren auf die Spur zu kommen. Sind für seinen Unfalltod die seinerzeitigen Verfolger verantwortlich? In den vier Berichten verschiedener Mitglieder der Familie, aus denen der Politkrimi besteht, geht es um die Gegenwart der Vergangenheit.
Aktualisiert: 2019-12-18
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Reden, Streiten, Überzeugen

Reden, Streiten, Überzeugen von Bauer,  Matthias, Evers,  Henning
Einundzwanzig von Studentinnen und Studenten der Europa-Universität Flensburg verfasste Reden machen Mut, das Wort zu ergreifen, Streitgespräche zu führen und sich selbst in der Kunst der Argumentation und Formulierung zu üben. Einundzwanzig Beispiele zum Weitermachen und Bessermachen in Schule und Hochschule – ergänzt um knappe Erläuterungen zu Schlüsselbegriffen der Rhetorik sowie zu wichtigen Wort- und Satzfiguren.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Hermann Hesse: „Der Vogel kämpft sich aus dem Ei“. Eine dokumentarische Recherche der Krisenjahre 1916 – 1920. Korrespondenzen und Quellennachweise

Hermann Hesse: „Der Vogel kämpft sich aus dem Ei“. Eine dokumentarische Recherche der Krisenjahre 1916 – 1920. Korrespondenzen und Quellennachweise von Below,  Jürgen
„Ich hätte nie im Leben etwas leisten können, wenn ich auf die Stimmen von außen hätte hören wollen“, schreibt Hermann Hesse rückblickend am 19.2.1926 an Helene Welti. Diese Dokumentation betrachtet die von besonders akuter, krisenhafter Prägung gekennzeichnete Periode der Jahre von 1916 bis 1920. Die überlieferten, teilweise bisher unveröffentlichten Schriftwechsel – von Hermann Hesse selbst und seinen Briefpartnern sowie auch letzteren untereinander – ermöglichen tiefe Einblicke in diesen Lebensabschnitt. Volker Michels, Herausgeber des Literatur-Nobelpreisträgers und weithin bekannt durch sein Hermann Hesse-Editionsarchiv, bewertet die vorliegende Recherche: „Sie illustriert einmal mehr das enervierende Privat-Chaos während Hesses riskanter erster Nachkriegsjahre und leuchtet seinen Kurs durch die Belastungen des Familien-Elends so detailliert aus wie in keiner Darstellung bisher.“
Aktualisiert: 2023-01-31
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Sturm und Stern

Sturm und Stern von Rossbach,  Nikola, Scheuermann,  Julia Virginia
Bildhauerin, Malerin, Übersetzerin, Lyrikerin: Julia Virginia Scheuermann (1878–1942) war eine vielseitige, heute vergessene Künstlerin. Neu ediert wird hier „Sturm und Stern“ (1905), einer ihrer Lyrikbände neben „Primitien“ (1903) und „Das bunte Band“ (1913). Scheuermanns poetisches Schreiben ist kraftvoll, ihre Gedichte sind subjektiv erlebnishaft, sinnlich und intellektuell zugleich. Hinter ihnen steht eine kreative, lebenshungrige junge Frau. Nach künstlerischen Lehrjahren in München und Kassel feierte sie in Berlin Erfolge als Porträtistin, malte Schriftsteller wie Hermann Sudermann und Ludwig Fulda und stand selbst Modell für Franz von Lenbach. Sie reiste nach Italien, lebte in Frankfurt und Paris und – nach dem Tod ihres ersten Mannes – dauerhaft in Frankfurt. Besonders bekannt war ihre Anthologie „Frauenlyrik unserer Zeit“ (1907).
Aktualisiert: 2023-01-31
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Gesammelte Aufsätze 4: Die „andere“ Welt und Lebensweisheiten

Gesammelte Aufsätze 4: Die „andere“ Welt und Lebensweisheiten von Fritz,  Heiko, Gehrts,  Heino
Die Menschen der schamanischen und rituellen Kulturstufe kennen neben ihrer unmittelbaren Lebenswelt eine jenseitige, in die die Toten eingehen und wo die Geister leben. Diese beiden Welten hängen nach ihrem Verständnis voneinander ab, weil sie sich gegenseitig bedingen. Aus diesem Grund gibt es seit der frühesten Menschheitsgeschichte das Bemühen, eine Beziehung zum Jenseits herzustellen und zu pflegen. In welcher Weise das bisher geschah, ob Hindernisse dabei zu überwinden oder die Begegnungen mit Gefahren verbunden waren und ob ein solcher Kontakt heute noch möglich ist, darüber geben die Aufsätze von Heino Gehrts in diesem Band Auskunft. Mit ihnen wird offenkundig, daß bei der Beschäftigung mit Phänomenen, die jenseits des Lebens liegen, sich Weisheiten erschließen, die einen neuartigen Blick auf unmittelbare Existenzfragen gewähren, wie beispielsweise auf das Geborgenheitserlebnis der Menschen in ihrer Welt oder auf die Wirklichkeit der Zukunftsschau.
Aktualisiert: 2020-01-30
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Ein Bekenntnis. Novella Medici

Ein Bekenntnis. Novella Medici von Storm,  Theodor, Zimorski,  Walter
Im Sommer 1872 bereiste Theodor Storm das alpine Berchtesgadener Land und besuchte die malerisch in einem Talkessel der Saalach gelegene Brunnenstadt Bad Reichenhall. Im Jahr 1887 stellte Storm den beliebten oberbayerischen Kurort dann als zentralen Erzählort seiner Meister-Novelle „Ein Bekenntnis“ dar, in der er das – auch gegenwärtig wieder diskutierte – Problem der Sterbehilfe thematisierte. Neben dem Novellentext bietet diese Edition einen durch zahlreiche Abbildungen begleiteten Kommentar wie detaillierte Texterklärungen, Einblicke in die Entstehungsgeschichte, eine Darstellung des Briefwechsels zwischen Theodor Storm und Paul Heyse als kollegiales Streitgespräch, Storms briefliche Reiseskizzen, eine biographisch-historische Zeittafel sowie eine strukturierte Bibliographie.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Anpassung – Abwehr – Aufbruch

Anpassung – Abwehr – Aufbruch von Behrens,  Hans
In der Weimarer Zeit und in den folgenden Jahren des Nationalsozialismus entstand in Deutschland eine deutsch-jüdische Literatur, die auf die veränderten kulturellen und politischen Bedingungen der Zeit reagierte und Entrechtung, Diskriminierung und Verfolgung, aber ebenso den innerjüdischen Diskurs über den richtigen Weg in bedrängender Zeit, über Identität, Gegenwart und Zukunft des deutschen Judentums thematisierte. Dieser jüdischen Erzählliteratur wird literaturwissenschaftlich erst in jüngerer Zeit größere Aufmerksamkeit zuteil, so auch dem Autor Gerson Stern (1874-1954). Hans Behrens zeigt, wie der Standort gegenwärtiger und retrospektiver Wahrnehmung beim Autor Stern zu einer Erzählhaltung führt, die das Judentum als kulturelles System gefährdet sieht und daraus ihren appellativen Gestus begründet. Sterns Literatur will Verstehensprozesse in Gang setzen, und sie mahnt Verantwortung an, so in der fundamentalen innerjüdischen Auseinandersetzung zwischen Assimilation und Zionismus um 1900 in der Erzählung „Auf drei Dingen steht die Welt“ als auch in dem sowohl inhaltlich wie formal komplexen Roman „Die Waage der Welt“, der die Blickrichtung in nichtjüdische Milieus erweitert und in einer Kombination von Fiktionalität und Dokumentarismus die entscheidenden Monate der Machtübertragung auf Hitler, ihre Begründungszusammenhänge und die innerjüdische Debatte dieser Zeit literarisch anschaulich zur Darstellung bringt.
Aktualisiert: 2023-01-31
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