Der im katholischen Milieu der Innerschweiz sozialisierte und an deutschen Universitäten ausgebildete Theaterwissenschaftler, Dramatiker und Regisseur Oskar Eberle (1902–1956) war eine prägende Persönlichkeit des Schweizer Theaterwesens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er setzte sich für Reformen des einheimischen Laientheaters ein, versuchte Luzern als Aufführungsort nationaler Festspiele zu etablieren und engagierte sich für die Einrichtung einer Ausbildungsstätte für Theaterschaffende sowie eines Dokumentations- und Forschungszentrums.
Um als Freiberufler finanziell über die Runden zu kommen, trieb er seine wissenschaftlichen, theaterpraktischen, publizistischen und kulturpolitischen Projekte stets parallel voran. Zu Lebzeiten als Erneuerer des Amateurtheaters gefeiert und mit der Inszenierung von nationalen Festspielen (1939 und 1941) betraut, geriet er im Zuge der wissenschaftlichen Aufarbeitung der eidgenössischen Politik der «geistigen Landesverteidigung» in den Verdacht der ideologischen Nähe zu völkischen und nationalsozialistischen Denkmustern.
Für die Studie wurde der umfangreiche Nachlass von Oskar Eberle erstmals aufgearbeitet und im Kontext der Zeitumstände interpretiert. Der Einbezug der Tagebücher, Agenden und Korrespondenzen, die Eberle in den 1920er- bis 1940er-Jahren führte, ermöglicht einmalige Einblicke in die Lebens- und Arbeitsbedingungen, unter denen er seine Werke schuf. Die Monografie bietet eine facettenreiche Gesamtschau, die das bisher in Übersichtsdarstellungen kolportierte Bild in wesentlichen Punkten ergänzt und korrigiert.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Die Reisebriefe des Winterthurer Kaufmanns Bernhard Rieter (1805–1883) sind lebendige und facettenreiche Beschreibungen von Land und Leuten in Griechenland, Ägypten, Indien und im fernen Osten.
Rieters Blick ist kritisch, besonders auch gegenüber den wirtschaftlichen und sozialen Folgen der europäischen Herrschaft in den fernen Weltgegenden. Dies macht die Reisebriefe zu wichtigen Quellen zum Kolonialismus und zur Verflechtung von Schweizer Handelsfirmen mit den Kolonialmächten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Bernhard Rieter, Sohn einer Kaufmannsfamilie, verbrachte von 1824 bis 1828 gewissermassen seine «Gesellenjahre» im damals zum Osmanischen Reich gehörenden Ägypten. 1831 hielt er sich in Konstantinopel auf, und von 1843 bis 1846 unternahm er seine längste Reise, die ihn nach Griechenland, Indien, Singapur, Niederländisch-Indien (Indonesien, Java) und China (Macao) führte. Während all diesen Reisen schrieb er sechzig zum Teil sehr umfangreiche Briefe an seine Eltern und Geschwister in Winterthur. Sie sind lebendig verfasst und behandeln eine grosse Vielfalt von Themen: Sitten und Gebräuche, Handwerk der Einheimischen, kulturelle Sehenswürdigkeiten, Vegetation und Tierwelt, politische Ereignisse in Asien und Europa sowie Naturereignisse. Rieter beobachtete genau, urteilte differenziert und vertrat eine eigenständige Meinung. Er betrachtete die Folgen des Kolonialismus für die einheimische Wirtschaft und Bevölkerung mit kritischem Blick und schilderte sie mit grosser Offenheit. Hier werden die Reisebriefe erstmals in ihrer Gesamtheit kommentiert herausgegeben.
Aktualisiert: 2023-06-08
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1770 klagen Jakob Sulser und Christian Gafafer, dass ihr «Sagerlohn» nicht mehr in Form von Obstwein, sondern mit Geld bezahlt werde. Ihre Klage vor Gericht ist erfolgreich; nur noch arme Leute dürfen mit Obstwein bezahlen.
In den 137 edierten Quellen finden sich viele alltägliche Geschichten über Wartau und die Bewohnerinnen und Bewohner. Diese bieten nicht nur einen detaillierten Einblick in die Probleme des Alltags, sondern auch in Verwaltung, Rechtsnormen und -praxis, in wirtschaftliche oder kirchlich-religiöse Aspekte sowohl auf kommunaler als auch auf regionaler und herrschaftlicher Ebene.
Im Unterschied zu den meisten historischen Editionen mit nationalem, regionalem oder städtischem Bezug handelt es sich hier um eine umfangreiche Edition einer ländlichen Gemeinde. Als Ende der Nullerjahre die Aufarbeitung der Rechtsquellen des Sarganserlands und später Werdenbergs begann, wurde Wartau nicht eingehend behandelt, da Martin Graber mit seiner umfangreichen Quellensammlung bereits weit fortgeschritten war. Mit seiner über einen Zeitraum von zwanzig Jahren in minutiöser Detailarbeit erstellten «Wartauer Urkunden- und Siegelsammlung» ist es ihm gelungen, einen eindrücklichen Beitrag zu leisten.
Mit dem vorliegenden Werk hat er ein für den Kanton St. Gallen einzigartiges Quellenwerk und eine wertvolle Grundlage zur weiteren Erforschung der Lokalgeschichte geschaffen.
Nach dem plötzlichen Tod von Martin Graber 2021 haben sich Sibylle Malamud und Jürg Gabathuler der Veröffentlichung des vorliegenden Werks angenommen. Der Hauptteil des Buches besteht aus einem geschichtlichen Überblick und den 137 von Graber in allen Belangen dem heutigen Standard einer wissenschaftlichen Edition entsprechend transkribierten Urkunden (1434–1798).
Aktualisiert: 2023-06-08
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1978 gründeten rund siebzig Jüdinnen und Juden in Zürich eine liberale Gemeinde. Mit Or Chadasch, Hebräisch für neues Licht, realisierten sie ihre Vision, Frauen und Männer in der Synagoge gleichberechtigt in den Gottesdienst einzubeziehen. Auch im Alltag sollten die Mitglieder ihr Judentum individuell und selbstbestimmt leben dürfen.
Die meisten Gründungsmitglieder waren zuvor aus ihrer bisherigen Gemeinde ausgetreten. An Widerstand und Kritik von konservativer Seite fehlte es nicht. Doch die kleine Or Chadasch hielt an ihrer Vision fest. Dank dem enormen Einsatz von einzelnen Mitgliedern gelang es der jungen Gemeinde mehrmals, liberale, deutschsprachige Rabbiner und neue Räumlichkeiten zu finden, sogar Land für einen eigenen Friedhof. Ihre Mitgliederzahl wuchs von Jahr zu Jahr und schliesslich erlangte sie per Volksabstimmung die kantonale Anerkennung.
Daniela Kuhn hat die Lebensgeschichten von neun Gründungsmitgliedern, einem langjährigen Mitglied, zwei Präsidentinnen und zwei Präsidenten festgehalten. Sie erzählen aus ihrem Leben und erklären, weshalb sie sich zu Erneuerung und Öffnung im Judentum hingezogen gefühlt haben und was ihnen die Gemeinde bedeutet.
Annette Brunschwig beschreibt in einer kurzen Chronik am Ende des Buches wichtige Etappen der Gemeinde.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Der im Juli 1923 unterzeichnete Vertrag von Lausanne besiegelt das Ende des Osmanischen Reichs und stiftet Frieden zwischen dessen Nachfolgern, der Regierung in Ankara und den Westmächten. Noch immer gültig, legt er die Grenzen der Republik Türkei fest. Der Vertrag prägte autoritäre nachosmanische Systeme und beeinflusste global den Umgang mit ethnisch-religiösen Konflikten.
Dieses Buch erklärt, wie die achtmonatige, oft dramatische Konferenz mehr als zehn Jahre Krieg und Völkermord im späten Osmanischen Reich beendete. Die teilnehmenden Staaten gestanden der Delegation aus Ankara die Totalrevision des Vertrags von Paris-Sèvres und einen homogenen Staat in Kleinasien auf Kosten nichttürkischer Ansprüche zu. Den Völkermord an den Armeniern legten sie ad acta, das Reden darüber wurde tabuisiert. Der im Vertrag festgeschriebene Bevölkerungsaustausch erwies sich weltweit als Beispiel für «Konfliktlösung» durch erzwungene «Entmischung der Völker». Lausanne markierte somit nicht nur das Ende des Völkerbundprojekts einer selbstbestimmten sicheren Zukunft für kleine Völker im Nahen Osten, sondern gab auch faschistischen Strömungen in Europa entscheidenden Auftrieb.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Jakob Wolfensberger arbeitete sich aus einer Weberfamilie im Zürcheroberländer Dorf Bauma zum grössten Arbeitgeber des Ortes hoch. Mehr als fünfzig Jahre nach seinem Tod liegt eine umfassende Darstellung seines Wirkens vor: Bekannt als Firmengründer, Eisengiesser und Burgenforscher, war er auch Textilmaschinen- und Motorentechniker, Entwickler und Netzwerker.
Wolfensberger war ein Zürcher Oberländer, beharrlich und anpassungsfähig, der seinen eigenen Weg ging. Als Absolvent des Technikums Winterthur zur Zeit des Ersten Weltkriegs baute er in Krisenzeiten ein Geschäft fast ohne Kapital auf und entwickelte Erfindungen weiter – seine Wäschezentrifugen erleichterten vor dem Zweiten Weltkrieg vielen die Arbeit. Er unterstützte Menschen im Nachkriegseuropa, engagierte sich in einer Papiergarnspinnerei in Hittnau und baute seine Giesserei in Bauma aus. Nach der Geschäftsübergabe widmete er sich der Ausgrabung und Restauration der Burg Alt-Landenberg und veröffentlichte Beiträge zur Genealogie der Landenberger und zur Fundauswertung. Diese Biografie schliesst eine sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Forschungslücke in der Tösstaler Geschichte.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Die 95. Ausgabe der seit 1863 erscheinenden Reihe vereinigt Beiträge zu unterschiedlichen Themen, die auch über die Grenzen des Kantons hinausführen. Der Vedutenmaler
Jakob Eggli (1812–1880) stammte aus dem zürcherischen Dachsen und war in der Schweiz und in Süddeutschland tätig. In Strassburg löste der frühe Tod eines Schaffhauser Studenten 1641 poetische Reaktionen aus. Und das Unterwaldner Bataillon 47 wurde im Ersten Weltkrieg von einem Schaffhauser kommandiert, der Katholik und preussischer Herkunft war.
Weitere Artikel befassen sich mit der reformierten Schaffhauser Pfarrerschaft, die ein neues Verzeichnis erstmals lückenlos auflistet, mit einer Serie von bisher unbekannten Stickereien von 1677 und mit einem Tötungsdelikt, das sich 1939 ereignete und während Jahrzehnten Untersuchungsorgane und Presse beschäftigte, ohne abschliessend geklärt worden zu sein.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Public History ist gegenwärtig ein besonders innovatives und dynamisches Feld, in dem inhaltlich und methodisch neue Zugänge sowohl erprobt als auch entwickelt werden, um den Umgang diverser Erinnerungsgemeinschaften mit ihrer Vergangenheit, Gegenwart und projizierten Zukunft zu erforschen und zu vermitteln.
Als Folge des anhaltenden «Gedächtnisbooms» sowie im Kontext sozialer Bewegungen, etwa der Frauenbewegung, der Umweltbewegung oder Black Lives Matter, wuchs das Interesse an der Aneignung, Deutung und Vermittlung von Geschichte sowohl national wie international.
Objekte, Dinge und Artefakte bilden wichtige Grundlagen für die Arbeit der Public Historians. Sie werden gesammelt, ausgestellt und bewundert, aber auch bekämpft, entsorgt oder verstümmelt. Das Material der Geschichte ist gleichzeitig greifbar, vielstimmig und verworren. Es ist untrennbar mit politischer Herrschaft, kulturellen Praktiken und gesellschaftlichen Wertesystemen verbunden, die sich immer wieder und oft unerwartet verändern. Entsprechend kann Materialität auch dazu dienen, hegemoniale Narrative und Gedächtnisse zu konkurrenzieren und gesellschaftlich marginalisierte Gruppen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Rolle des Immateriellen für die Darstellung von Geschichte und nach den Medien und Technologien, die es zum Wirken bringen können.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Das Passional ist das älteste und umfangreichste Verslegendar in deutscher Sprache. Es wurde um 1300 von einem anonymen Autor verfasst und wahrscheinlich durch den Deutschen Orden verbreitet. In insgesamt drei Büchern werden ein Marienleben, achtzehn Apostellegenden und diverse Heiligenlegenden vereint. Obwohl das Passional einen weiten heilsgeschichtlichen Horizont eröffnet, stehen oft spezifische mediale Dynamiken im Vordergrund, die bislang in der Forschung noch wenig Beachtung fanden.
Der vorliegende Band bietet eine Analyse exemplarischer Texte aus allen drei Büchern in medien- und diskurstheoretischer Perspektive. Dabei werden für das Passional spezifische mediale Dynamiken herausgearbeitet: Legendarisches Erzählen mündet hier vielfach in Momente des Scheiterns, wodurch Geltung wiederholt infrage steht und immer wieder neu diskursiv behauptet werden muss. Kultische und heilsgeschichtliche Zentralmomente treten insofern in den Hintergrund, als die Texte verstärkt die Voraussetzungen ihres Medienwerdens reflektieren. Charakteristisch dafür sind im ersten Buch des Passionals Momente der Hospitalität und der Hostilität in der Kindheit Jesu. Im zweiten Buch dominiert ein textuelles Changieren zwischen Nähe und Distanz, mit dem die apostolische Verkündigung umzugehen hat. Im dritten Buch kommen dann verstärkt Momente zum Zug, in denen die ausgestellte Redemacht der Heiligen textuell herausgefordert und dadurch diskursiv perpetuiert wird.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Inhalt
Moritz Ege: Zur Kulturanalyse des Bevormundungsvorwurfs. Ein Beitrag zur Populärkultur- und Populismusforschung
Stefan Groth: Populäre Narrative des Politischen. Euroskeptizismus aus Sicht der Empirischen Kulturwissenschaft
Hannah Kanz, Inga Wilke: Kurse als Brennglas. Eine kulturanthropologische Systematisierung
Olivia Frigo-Charles: Narrative der Vereinbarkeit. Väter im Spannungsfeld zwischen Familien- und Erwerbsarbeit
Sebastian Dümling: Visiting Borderland, oder: Gesellschaft machen in der nahen Fremde
Aktualisiert: 2023-06-08
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Im Musikbereich schaffen Personen, Institutionen und Instanzen eigene Orientierungen, setzen Normen und wirken als Autoritäten. Solche Positionen werden aber auch immer wieder hinterfragt. Die Autorinnen und Autoren erörtern Fragen nach der Entstehung, Demonstration, An- und Aberkennung von musikalischer Autorität sowie von Antiautoritarismus in der Musik.
Sei es in traditionellen Gesellschaften, Popularmusikszenen oder in musikpädagogischen Settings: Autoritäten wie Schamanen oder Musikstars, autoritative Instanzen wie Unterrichtsmaterialien oder Internetportale üben auf musikalisches Lernen und Handeln einen Einfluss aus, der über das Klangliche im engeren Sinne hinausweist. In musikalischen Interaktionen (re)produzieren musikalische Autoritäten gesellschaftliche Differenzen, bleiben dabei selten ohne Widerspruch. Positionierungen von Autorität sind als dynamisch zu verstehen, müssen stets neu hergestellt und bestätigt werden. Je nach Situation sind Verstärkung oder Auflösung, Transfer oder Entbindung von Autoritätsstrukturen möglich. Die Publikation zeigt an Musikkulturen aus verschiedenen Weltregionen autoritätsbildende und -auflösende Prozesse in der Musik.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Im Nachlass des Ehepaars Stauffacher fand sich ein Koffer voller Briefe. Diese stammen aus den ersten Jahren ihrer Beziehung, die 1945 begann. Die damals 17-jährige Anna trat eine Stelle als Hausangestellte im reformierten Pfarrhaus von Matt an, während Hans in diesem Jahr die Ausbildung zum Primarlehrer beendete und die Winterschule auf den Weissenbergen übernahm. Räumlich waren sie sich die meiste Zeit sehr nah, dennoch pflegten sie in den ersten Jahren ihrer Liebe einen intensiven schriftlichen Austausch.
Die Briefe veranschaulichen das Wachsen ihrer Beziehung und geben zudem einen lebendigen Einblick in ihre beruflichen Tätigkeiten und in ihren Alltag. Sie zeigen, was sie beglückt, was die Herausforderungen waren und wie sie diese bewältigt haben.
Ihre Herkunftsfamilien waren sehr verschieden, und es braucht eine lange Zeit, bis Hans über die Belastungen in seiner Familie offen reden kann. Beide sind stark verankert in der Religion. Der Kirchenbesuch ist für sie selbstverständlich, die Lektüre von Bibeltexten auch. Aber immer wieder tauchen bei Hans kritische Fragen auf, auf die Anna klug reagiert. Beide nehmen sie Anteil am dörflichen Leben, berichten einander darüber und öffnen damit ein Fenster in die Welt eines bäuerlich geprägten Dorfes in der Mitte des letzten Jahrhunderts.
Aktualisiert: 2023-06-05
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Im Nachlass des Ehepaars Stauffacher fand sich ein Koffer voller Briefe. Diese stammen aus den ersten Jahren ihrer Beziehung, die 1945 begann. Die damals 17-jährige Anna trat eine Stelle als Hausangestellte im reformierten Pfarrhaus von Matt an, während Hans in diesem Jahr die Ausbildung zum Primarlehrer beendete und die Winterschule auf den Weissenbergen übernahm. Räumlich waren sie sich die meiste Zeit sehr nah, dennoch pflegten sie in den ersten Jahren ihrer Liebe einen intensiven schriftlichen Austausch.
Die Briefe veranschaulichen das Wachsen ihrer Beziehung und geben zudem einen lebendigen Einblick in ihre beruflichen Tätigkeiten und in ihren Alltag. Sie zeigen, was sie beglückt, was die Herausforderungen waren und wie sie diese bewältigt haben.
Ihre Herkunftsfamilien waren sehr verschieden, und es braucht eine lange Zeit, bis Hans über die Belastungen in seiner Familie offen reden kann. Beide sind stark verankert in der Religion. Der Kirchenbesuch ist für sie selbstverständlich, die Lektüre von Bibeltexten auch. Aber immer wieder tauchen bei Hans kritische Fragen auf, auf die Anna klug reagiert. Beide nehmen sie Anteil am dörflichen Leben, berichten einander darüber und öffnen damit ein Fenster in die Welt eines bäuerlich geprägten Dorfes in der Mitte des letzten Jahrhunderts.
Aktualisiert: 2023-06-05
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Hinter dem Ladentisch steht nicht nur Martha Artho, die Detaillistin. Dort steht auch Martha junior, geboren 1941. Auf der zweiten Stufe der Treppenleiter verfolgt sie die Verkaufsgespräche, die keinesfalls unterbrochen werden dürfen. Das gewissenhafte Mädchen wächst zwischen Mutters Kolonialwarenladen und der Vatikanischen Botschaft in Bern auf. Der apostolische Garten ist ihr Paradies. Gepflegt wird er vom Gärtner-Chauffeur der Nuntiatur, ihrem Vater.
Die kleine Martha registriert, was andere übersehen. Sie stellt kritische Fragen und deckt Ungereimtheiten auf. An den kirchlichen Verkündigungen und gesellschaftlichen Schranken, die Frauen auf den zweiten Platz verweisen, zweifelt sie früh. «Das meinst du nur», heisst es oft, wenn sie über ihre Wahrnehmungen spricht. Während die Diplomaten und ihre strebsamen Sekretäre im Vatikan Karriere machen, zieht die Detaillistin ihre drei schulpflichtigen Töchter nach dem frühen Tod des Vaters alleine gross. Mit ihrem kleinen Lebensmittelladen und ganz ohne kirchliche Rente. Die (Emanzipations-)Geschichte spielt sich vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Vierziger- und Fünfzigerjahre ab. Sie zeigt den Alltag einer Familie des unteren Mittelstandes und die religiöse Prägung beispielhaft auf und wird so zum Zeitzeugnis.
Aktualisiert: 2023-06-02
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Die Brüchigkeit des autobiographischen Pakts als Merkmal moderner Selbstzeugnisse.
Aktualisiert: 2023-06-02
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Hinter dem Ladentisch steht nicht nur Martha Artho, die Detaillistin. Dort steht auch Martha junior, geboren 1941. Auf der zweiten Stufe der Treppenleiter verfolgt sie die Verkaufsgespräche, die keinesfalls unterbrochen werden dürfen. Das gewissenhafte Mädchen wächst zwischen Mutters Kolonialwarenladen und der Vatikanischen Botschaft in Bern auf. Der apostolische Garten ist ihr Paradies. Gepflegt wird er vom Gärtner-Chauffeur der Nuntiatur, ihrem Vater.
Die kleine Martha registriert, was andere übersehen. Sie stellt kritische Fragen und deckt Ungereimtheiten auf. An den kirchlichen Verkündigungen und gesellschaftlichen Schranken, die Frauen auf den zweiten Platz verweisen, zweifelt sie früh. «Das meinst du nur», heisst es oft, wenn sie über ihre Wahrnehmungen spricht. Während die Diplomaten und ihre strebsamen Sekretäre im Vatikan Karriere machen, zieht die Detaillistin ihre drei schulpflichtigen Töchter nach dem frühen Tod des Vaters alleine gross. Mit ihrem kleinen Lebensmittelladen und ganz ohne kirchliche Rente. Die (Emanzipations-)Geschichte spielt sich vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Vierziger- und Fünfzigerjahre ab. Sie zeigt den Alltag einer Familie des unteren Mittelstandes und die religiöse Prägung beispielhaft auf und wird so zum Zeitzeugnis.
Aktualisiert: 2023-06-02
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Public History ist gegenwärtig ein besonders innovatives und dynamisches Feld, in dem inhaltlich und methodisch neue Zugänge sowohl erprobt als auch entwickelt werden, um den Umgang diverser Erinnerungsgemeinschaften mit ihrer Vergangenheit, Gegenwart und projizierten Zukunft zu erforschen und zu vermitteln.
Als Folge des anhaltenden «Gedächtnisbooms» sowie im Kontext sozialer Bewegungen, etwa der Frauenbewegung, der Umweltbewegung oder Black Lives Matter, wuchs das Interesse an der Aneignung, Deutung und Vermittlung von Geschichte sowohl national wie international.
Objekte, Dinge und Artefakte bilden wichtige Grundlagen für die Arbeit der Public Historians. Sie werden gesammelt, ausgestellt und bewundert, aber auch bekämpft, entsorgt oder verstümmelt. Das Material der Geschichte ist gleichzeitig greifbar, vielstimmig und verworren. Es ist untrennbar mit politischer Herrschaft, kulturellen Praktiken und gesellschaftlichen Wertesystemen verbunden, die sich immer wieder und oft unerwartet verändern. Entsprechend kann Materialität auch dazu dienen, hegemoniale Narrative und Gedächtnisse zu konkurrenzieren und gesellschaftlich marginalisierte Gruppen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Rolle des Immateriellen für die Darstellung von Geschichte und nach den Medien und Technologien, die es zum Wirken bringen können.
Aktualisiert: 2023-05-31
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Das Passional ist das älteste und umfangreichste Verslegendar in deutscher Sprache. Es wurde um 1300 von einem anonymen Autor verfasst und wahrscheinlich durch den Deutschen Orden verbreitet. In insgesamt drei Büchern werden ein Marienleben, achtzehn Apostellegenden und diverse Heiligenlegenden vereint. Obwohl das Passional einen weiten heilsgeschichtlichen Horizont eröffnet, stehen oft spezifische mediale Dynamiken im Vordergrund, die bislang in der Forschung noch wenig Beachtung fanden.
Der vorliegende Band bietet eine Analyse exemplarischer Texte aus allen drei Büchern in medien- und diskurstheoretischer Perspektive. Dabei werden für das Passional spezifische mediale Dynamiken herausgearbeitet: Legendarisches Erzählen mündet hier vielfach in Momente des Scheiterns, wodurch Geltung wiederholt infrage steht und immer wieder neu diskursiv behauptet werden muss. Kultische und heilsgeschichtliche Zentralmomente treten insofern in den Hintergrund, als die Texte verstärkt die Voraussetzungen ihres Medienwerdens reflektieren. Charakteristisch dafür sind im ersten Buch des Passionals Momente der Hospitalität und der Hostilität in der Kindheit Jesu. Im zweiten Buch dominiert ein textuelles Changieren zwischen Nähe und Distanz, mit dem die apostolische Verkündigung umzugehen hat. Im dritten Buch kommen dann verstärkt Momente zum Zug, in denen die ausgestellte Redemacht der Heiligen textuell herausgefordert und dadurch diskursiv perpetuiert wird.
Aktualisiert: 2023-05-31
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Inhalt
Moritz Ege: Zur Kulturanalyse des Bevormundungsvorwurfs. Ein Beitrag zur Populärkultur- und Populismusforschung
Stefan Groth: Populäre Narrative des Politischen. Euroskeptizismus aus Sicht der Empirischen Kulturwissenschaft
Hannah Kanz, Inga Wilke: Kurse als Brennglas. Eine kulturanthropologische Systematisierung
Olivia Frigo-Charles: Narrative der Vereinbarkeit. Väter im Spannungsfeld zwischen Familien- und Erwerbsarbeit
Sebastian Dümling: Visiting Borderland, oder: Gesellschaft machen in der nahen Fremde
Aktualisiert: 2023-05-31
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Im Musikbereich schaffen Personen, Institutionen und Instanzen eigene Orientierungen, setzen Normen und wirken als Autoritäten. Solche Positionen werden aber auch immer wieder hinterfragt. Die Autorinnen und Autoren erörtern Fragen nach der Entstehung, Demonstration, An- und Aberkennung von musikalischer Autorität sowie von Antiautoritarismus in der Musik.
Sei es in traditionellen Gesellschaften, Popularmusikszenen oder in musikpädagogischen Settings: Autoritäten wie Schamanen oder Musikstars, autoritative Instanzen wie Unterrichtsmaterialien oder Internetportale üben auf musikalisches Lernen und Handeln einen Einfluss aus, der über das Klangliche im engeren Sinne hinausweist. In musikalischen Interaktionen (re)produzieren musikalische Autoritäten gesellschaftliche Differenzen, bleiben dabei selten ohne Widerspruch. Positionierungen von Autorität sind als dynamisch zu verstehen, müssen stets neu hergestellt und bestätigt werden. Je nach Situation sind Verstärkung oder Auflösung, Transfer oder Entbindung von Autoritätsstrukturen möglich. Die Publikation zeigt an Musikkulturen aus verschiedenen Weltregionen autoritätsbildende und -auflösende Prozesse in der Musik.
Aktualisiert: 2023-05-31
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