Russland! Trauriges Wort …

Russland! Trauriges Wort … von Ferber,  Christoph, Knorring,  Irina, Wendland,  Holger
Nachwort „Schreib ich weiter Reime, Verse? / Weiß es nicht, mein Herz, es kämpft, / Hat doch deine Stimme gestern / Meinen Mut zu sehr gedämpft!“ Wer sich dies, am 7. Februar 1926 in Paris nach einer Lesung von Marina Zwetajewa, fragt, ist eine Frau in ihrem zwanzigsten Lebensjahr, die selber seit ihrer frühesten Jugend Gedichte schreibt und einige schon veröffentlicht hat. Sie heißt Irina Knorring und lebt mit ihren Eltern seit wenigen Monaten in Paris, wohin sie über etliche Stationen und Umwege, nach einer abenteuerlichen Flucht durch und aus Russland, gelangt ist. Sicherlich, wird sie sich gedacht haben, mit Marina Zwetajewa kann ich es nicht aufnehmen, aber Gedichte schreibe ich doch. Habe ich doch so viel zu sagen, habe ich doch schon so viel erlebt. Geboren wurde Irina Nikolajewna Knorring (1906-1943) im Dorf Elschanka im Gouvernement Samara, auf dem Gutsbesitz der Familie. Die Familie des Vaters entstammte dem alten baltischen Adels- geschlecht der Freiherren von Knorring, das schon mehrere russische Generäle hervorgebracht hatte. Nikolai Knorring hatte die historisch-philologische Fakultät der Universität Moskau besucht und wurde bald nach der Geburt von Irina als Gymnasiumsdirektor nach Charkow berufen, wo die Familie bis November 1919 wohnte. Dort besuchte Irina das Mädchengymnasium. Mit elf Jahren begann sie ein Tagebuch und erste, formal wie inhaltlich schon erstaunlich gute Gedichte zu schreiben. Der Einfluss von Lermontow auf das frühreife Mädchen ist dabei unverkennbar. Krieg und Revolutionswirren bewirkten, dass sie in ihren Gedichten schon bald einen düsteren Ton anschlägt; dieser Grundton wird viele Ihrer Gedichte charakterisieren, auch wenn Freunde und ihre Mutter bestätigen, dass Irina trotz der vielen Schicksalsschläge zeitlebens eine fröhliche, im Grunde lebenslustige Frau war. In einem späten, witzigen Gedicht über eine erträumte Fahrradtour wird dies besonders klar ersichtlich: „Und im schönsten Luftgebilde/ Zeichnest du den schönsten Weg“, heißt es dort. Der Weg, den Irina Knorring aber gehen musste, war ein dorniger, steiniger, gezeichnet von Armut, Krankheit und Heimatlosigkeit. Ihr idyllisches Mädchenleben beendeten der Krieg und der „rote Terror des frühen Bolschewismus“, wie sich ein Kritiker ausdrückt. Der Vater sah sich gezwungen, Charkow zu verlassen. Über mehrere Stationen gelangte die Familie auf ihrer Irrfahrt durch Südrussland und den Nordkaukasus auf die Halbinsel Krim, zuerst nach Kertsch, dann nach Simferopol, wo Nikolai kurze Zeit an der Taurischen Universität arbeitete, zuletzt nach Sewastopol. An einen regelmäßigen Schulunterricht war dabei nicht zu denken. Die täglichen Sorgen, der Kampf ums nackte Überleben, ließen auch keine Zeit, keine Muße dazu. Am 12. November 1920 gelang es der Familie, auf dem Dampfer „General Alexejew“ aus Russland zu fliehen. Der Weg ging über Istanbul nach Biserta, der Hafenstadt im Norden des damals französischen Protektorats Tunesien, in der eine kleine russische Kolonie lebte. Dort in der Nähe, in der Schule des Marinekorpus von Sfaiat, an der ihr Vater „Russische Kultur“ unterrichtete, konnte Irina ihre Studien bis zur Reifeprüfung fortsetzen. Auch wenn es schwierige Jahre waren, die sie damals nicht genug zu schätzen wusste (es sollten noch schwerere folgen!), erinnert sich Irina gerne an ihre Zeit in Nord- afrika, ihrer „zweiten Heimat“. Im Mai 1925 übersiedelte die Familie nach Paris, wo sie stets in Not und Armut gelebt hat. Nikolai Knorring, der ehrenamtlich in verschiedenen russischen Komitees und als Bibliothekar der Turgenjew-Bibliothek beschäftigt war, gelang es mit den spärlichen Honoraren für Zeitungs- und Zeitschriftenartikel nicht, die Familie zu ernähren. Die Mutter arbeitete in einer Parfumfabrik und versuchte, zusammen mit ihrer Tochter, mit Häkel- und Strickarbeiten ihren mageren Verdienst aufzubessern. Auch Irina war zeitweise in einer Fabrik beschäftigt. In Paris besucht Irina Kurse an der Sorbonne, an der Russischen Volksuniversität und am Franko-Russischen Institut für Sozialwissenschaften. Sie nimmt teil an den Versammlungen des „Vereins junger Poeten und Schriftsteller“, wo sie mit Marina Zwetajewa und ihrem Mann Sergei Efron, mit Wladislaw Chodasewitsch, Georgi Adamowitsch, Georgi Iwanow, Irina Odojewzewa, Nina Berberowa und vielen anderen russischen Intellektuellen zusammentrifft. In Paris begegnet sie auch Iwan Bunin (dessen schlichte und eindringliche Lyrik ihr ein Vorbild ist), den Symbolisten Konstantin Balmont, Sinaida Hippius und ihrem Mann Dmitri Mereschkowski. Ihre Gedichte beginnen in Zeitschriften zu zirkulieren. 1926 lernt sie Juri Sofiew kennen, einen jungen Lyriker, den sie 1928 trotz ihrer inzwischen aufgetretenen Zuckerkrankheit heiratet. 1929 wird ihr einziger Sohn Igor geboren. Ihm, der ihrem schwierigen Leben Sinn und Halt gibt, widmet sie einige ihrer schönsten Gedichte. Da Ihre Krankheit es ihr kaum mehr erlaubt, gesellschaftlich zu verkehren, lebt sie vereinsamt in ihrer kalten Wohnung. Die ständige Geldnot und der Kampf ums Überleben drohen auch, ihre Ehe zu zerstören. Irina kapselt sich zunehmend von der Welt ab und schreibt Gedichte, die oft kurzen, täglichen Aufzeichnungen in Versform ähneln. 1931 erscheint ein erster, schmaler Gedichtband mit dem bezeichnenden Titel „Gedichte über mich“, dem 1938 ein zweiter folgen wird: „Fenster nach dem Norden“. Ihr Vater wird 1949 postum einen dritten herausgeben: „Nach allem“. Längere Spitalaufenthalte werden notwendig. Der Krieg bringt eine Zäsur: Irina Knorring muss aus Paris fliehen, kehrt aber dorthin zurück, wo sie im Januar 1943 ihrer Diabeteserkrankung erliegt. Sie wird auf dem Friedhof von Ivry begraben; ihre Asche wird 1965 auf den russischen Friedhof von Sainte-Geneviève überführt. 1955 kehrte ihr Mann zusammen mit Sohn und Schwiegertochter in die Heimat, nunmehr die Sowjetunion, zurück, wo die Familie in Kasachstan, in Alma-Ata, wohnte. Dort gelang 1963 einem kaum bekannten Kritiker, was Alexander Twardowski, der Entdecker Solschenizyns, in Moskau nicht erreicht hatte: die Zensur zu überzeugen (oder zu überlisten?) und einen Auswahlband von Irina Knorrings Gedichten herauszugeben (ihr innigster Wunsch war immer, „in der Heimat“ gedruckt zu werden). 1969 sollte auch ein Band „Neue Gedichte“ erscheinen. Noch fehlt aber eine Gesamtausgabe der Gedichte, von denen viele bisher unveröffentlicht sind. 2009 und 2013 konnten in Moskau die Tagebücher mit einer ausführlichen biographischen Würdigung erscheinen („Erzählung meines Lebens“). Irina Knorring gehört sicher nicht zu den großen Namen der russischen Literatur. Sie war sich auch der Schwächen etlicher ihrer Gedichte bewusst; so hat sie, wie berichtet wird, einige ihrer Gedichte von Marina Zwetajewa bereitwillig verbessern lassen. Sie hat sich nie als Dichterin verstanden, sondern Gedichte geschrieben, weil sie nicht anders konnte. Sie musste all das, was sie erlebte, was sie liebte und worunter sie litt, in Worten ausdrücken, in Reimen und Versen, die gelegentlich auch recht unausgearbeitet, aber nie uninspiriert, daherkommen. Sie schreibt einfache Gedichte, fern jeder Künstlichkeit, sie sucht nicht den perfekten, makellosen Vers, sie vertraut auf schlichte Mittel, das allzu „Poetische“, ja gar „Literarische“ ist ihr fremd. Deswegen wirken ihre Verse so unvermittelt, unmittelbar. Sie sprechen vom Elementaren, Schlichten, von der Not, der Krankheit, dem Tod, der Sehnsucht, der Liebe zu ihrem Sohn, und immer wieder von der Ödnis und Langeweile des Daseins. Ihr Werk ist in erster Linie ein „menschliches Dokument“ (Juri Terapiano), die Erzählung eines harten, prosaischen Emigrantenlebens, der Bericht über die Unerbittlichkeit des Schicksals, den Verlust jeder Hoffnung. Der Kritiker Vadim Kreid schreibt: „Viele ihrer Gedichte haben Tagebuchcharakter, in dieser Hinsicht ähneln sie sich den Werken einer Reihe von russischen Emigrantendichtern in Paris.“ Sie sind „existenziell: viele von ihnen sind ein Versuch, ein persönliches, reales, durch nichts beschönigtes Erleben oder eine Lebenssituation festzuhalten. Manchmal handelt es sich um Erinnerungen: an die tragische Ausreise aus Russland, an ihre in Nordafrika verbrachte Jugend“. Der Eindruck des „Tagebuchartigen, Dokumentarischen, Existenziellen hängt vom System der poetischen Mittel ab, das ihre Gedichte kennzeichnet: Dieses System kann man poetischen Minimalismus nennen. In ihm finden sich keine dekorativen oder rhetorischen Elemente; mit negativen Attributen ist es einfacher zu definieren: Es ist arm an Epitheta oder Metaphern und stützt sich nicht auf die allgemein bekannten literarischen Kunstmittel. Rhythmisch traditionell, wird es zu einer Art reiner Poesie, als ob es nur von konkreten Realien abhängen würde.“ Anna Achmatowa, die von der „Qualität und hohen Meisterschaft“ von Knorrings Gedichten überzeugt ist, meint sogar, die Dichterin „löse sich von der poetischen Sprache los“: „Sie findet Worte, an die nicht zu glauben unmöglich ist. Im Westen erstickt und langweilt sie sich. Für sie ist das Schicksal des Dichters an die ferne und teilweise vielleicht schon nicht mehr verstandene Heimat gebunden. Es handelt sich um einfache, gute und ehrliche Verse.“ „Einfache, gute und ehrliche Verse.“ Eine Definition, die Irina Knorring ehrt. Grundehrlich wie sie war, hat sie nichts von sich geheim gehalten, hat sie in ihren Versen (und ihren Tagebüchern) alles ausgesprochen; vor nichts ist sie verschont geblieben, und alles hat sie schonungslos in ihren Gedichten verraten. Nikolai Stanjukowitsch, auch er Dichter und Emigrant in Paris, sagte einmal: „Wenn man sie liest, glaubt man einen lebendigen Menschen vor sich zu haben.“ Christoph Ferber
Aktualisiert: 2022-12-20
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Alexander Blok

Alexander Blok von Blok,  Alexander, Ferber,  Christoph, Wendland,  Holger
Nachwort „Viele behaupteten, dass Blok, in dessen Venen von Vaters Seite her deutsches Blut floss, mehr Deutscher als Russe war, ein deutscher Romantiker, der sich nach Russland verirrt hatte.“ Es erstaunt wenig, wenn Georges Nivat in seinem erhellenden Aufsatz über Alexander Blok (1880-1921) gleich zu Beginn das deutsche, das romantische Element in den Fokus seiner Ausführungen stellt. Besonders wichtig erscheint hier Bloks Liebe zu Heine, den er übersetzt hat. Bloks frühe Lyrik (von „Ante lucem“ über „Die Verse von der Schönen Dame“ bis zu „Kreuzwege“, mit Gedichten aus den Jahren 1897-1904) ist noch sehr der Spätromantik verhaftet. Tjutschew, Polon- skij, Fet, aber auch der Begründer der romantischen Lyrik in Russland, Lermontow, den Blok zeitlebens verehrt hat, sind seine russischen Vorbilder. Zu ihnen gesellt sich der Lothringer Paul Verlaine, der deutscheste aller französischen Dichter. Schon früh hat Blok in Deutschland geweilt. 1897 begab er sich mit seiner oft leidenden Mutter ins Harzbad Nauheim, wo es ihm ausnehmend gut gefiel. Deutschland sagte ihm von allen Ländern (Blok war viel auf Reisen) am meisten zu – und die deutsche Musik, vorab Wagner, war ihm besonders lieb. Seine frühesten Liebesgedichte galten einer südrussischen Dame, die er in Nauheim kennengelernt und in die er sich mit der „von Idealismus gesättigten Leidenschaft eines Knaben“ (Johannes von Guenther) verliebt hatte. Seine wahre Liebe, wie neuerliche Veröffentlichungen feststellen, galt aber zeitlebens seiner Mutter – und es ist wahrscheinlich, dass seine Mutter, zu der er bis zuletzt ein fast symbiotisches Verhältnis gehabt hat, ebenso als Adressatin der Gedichte an die „Schöne Dame“ in Frage kommt wie seine langjährige Verlobte und spätere Frau Ljubow (die Ehe wurde übrigens erst Monate nach der Hochzeit vollzogen). In diese „Verse von der Schönen Dame“ – der Titel stammt von Brjussow, einem der frühen Symbolisten Russlands – ist meines Erachtens zu viel hineininterpretiert worden; das Ewig Weibliche, die Sophia, die Gottesmutter, oder alle miteinander, wurden bemüht, um diese Gedichte, die sich mehr vom klanglichen als vom semantischen Element her erklären lassen, zu deuten. „Über Bloks Poetik zu sprechen“ – so Efim Etkind – „ist schwer, wegen ihres gleichzeitig organischen als auch widersprüchlichen Charakters; und es fällt auch schwer wegen der Verachtung, mit der sich Blok über seine zukünftigen Exegeten aussprach.“ Etkind zitiert dabei eine Gedichtstrophe aus dem Jahr 1908: Welch tristes Geschick, so mühsam, So schwer und so ruhmreich zu leben – Um einem Dozenten, der rührsam In deinen Werken wühlt, Arbeit zu geben. Über Bloks Lyrik ist viel Kompliziertes und auch das Gegenteil davon gesagt worden. Sie kann aber nur verstanden werden, wenn man sie zuallererst von ihrem klanglichen Aufbau her analysiert, von ihrer Musikalität her, von den Reimen und Alliterationen, den dunklen oder hellen Vokalketten. Die Entstehung des Inhalts ist oft lautbedingt, zufällig. Ein Wort wird gewählt, weil es in den Reim passt, weil es eine klangliche Verbindung erlaubt. Deshalb ist Blok-Übersetzen eine äußerst gewagte und riskante Angelegenheit. Wer sich allein auf den Wortlaut (auch unter Einhaltung der Versform) abstützt, ist zum Scheitern verurteilt. Das zeigt anschaulich eine in der DDR entstandene, repräsentative Lyrikauswahl (Herausgeber: Fritz Mierau; auch in Westdeutschland verlegt). Da haben Dichter wie Rainer und Sarah Kisch, wie Stasi-Spitzel Uwe Berger und viele andere, meist des Russischen nicht mächtig, aufgrund von Interlinearübersetzungen „Nachdichtungen“ angefertigt, die es mit den Proben von Nur-Übersetzern in Sachen Stimmigkeit und Klangtreue in der Regel nicht aufnehmen können. Aus den deutschen Übertragungen von Reinhold von Walter, Johannes von Guenther, von Adrian Wanner und etlichen anderen Übersetzern, auch denjenigen von Paul Celan (die ein Kapitel für sich darstellen) liest man eine intensive, besonders auch klangliche Auseinandersetzung mit dem Original heraus, während die Übersetzungen in der Mierau-Ausgabe oft papieren wirken. Der Wortbedeutung wird da zu viel Wert beigemessen, was sich oft in Verrenkungen der Syntax und im Nicht-Einhalten des Versmaßes auswirkt. Manchmal wird auch ein überhöhter Ton angeschlagen, welcher der Schlichtheit und Unmittelbarkeit der Originale nicht entspricht. Deutschland hat also Bloks Liebe erwidert. In bisher mehr als zwanzig Einzelpublikationen haben sich rund ein Dutzend Übersetzer an Blok versucht. Wenn man die verstreuten Veröffentlichungen, Anthologien und Sammelwerke hinzuzählt, sind es weitere zwanzig Übersetzer, denen man deutsche Blok-Übersetzungen verdankt. Es gibt keinen russischen Dichter der Moderne, der so oft und mit so viel Hingabe in Deutschland übersetzt wurde. Trotz allem symbolistischem Beiwerk – Blok gilt zurecht als ein Symbolist, viele erachten ihn als den bedeutendsten russischen Symbolisten – ist Blok ein in Deutschland verliebter Romantiker geblieben, der sich aber auch die teils mystische, teils apokalyptische Philosophie von Wladimir Solowjow angeeignet hatte. Heine stand ihm näher als die gesamte symbolistische Dichtung in Russland, dies vor allem in seinen frühen Gedichten, von denen hier eine kleine Auswahl vorgestellt wird. Christoph Ferber
Aktualisiert: 2022-12-20
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Auf die Orte kommt es an…

Auf die Orte kommt es an… von Graf,  Hans, Haberkorn,  Kay, Radtke,  Janusz, Wendland,  Holger, Wolff,  Ullrich J
Eine schräge Kochgeschichte vom teuersten und billigten Rezept der Welt, von Oelsnitzer Wickelklößen und Sauerbraten, Amberger Semmelknödeln und Oberpfälzer Dauerküche, einem Biggs-Thriller, dem unvermeidlichen mediterranen Einfluss, von Freunden und deren Kochtöpfen, von Bautzner Senf und ibizenkischen Salinensalz und noch mehr
Aktualisiert: 2016-11-17
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Des einen Kreuzes Arme sind wir zwei

Des einen Kreuzes Arme sind wir zwei von Ferber,  Christoph, Iwanow,  Wjatscheslaw, Jackisch,  Matthias, Nuglisch,  David, Wendland,  Holger
Wjatschelaw Iwanow (1866.1949) ist im deutschsprachigen Raum - wenn überhaupt - als Historiker, als Kultur- und Religionsphilosoph, als Dostojevski-Kenner, Essayist und vor allem Verfasser des berühmten, jüngst wieder aufgelegten Briefwechsels mit Michael Gerschenson bekannt geworden. Dass er als Lyriker einer der wichtigsten Vertreter des russischen Symbolismus und dessen hauptsächlicher Theoretiker war, ist eigentlich nur Spezialisten bekannt.
Aktualisiert: 2022-12-20
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In Saint-Genevieve und weiter unten…

In Saint-Genevieve und weiter unten… von Beckmann,  Ulrike, Brang,  Peter, Ferber,  Christoph, Hippius,  Sinaida, Nuglisch,  David, Wendland,  Holger
Zinaida Hippius (1869-1945), die neben Anna Achmatowa und Marina Zwetajewabedeutenste Dichterin Russlands, ist im Kreise der russischen Symbolisten die einzige Frau. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts führt sie in Petersburg einen literarischen Salon, indem alle verkehrt, wasRang und Namen hat. Der Oktoberrevolution in Russland steht sie entscheidend ablehnend gegenüber und begibt sich ins Exil nach Paris mit ihrem Gatten Dmitri Mereschkowski, wo sie aktiv am künstlerischen und politischen Leben der russischen Emigration teilnimmt.
Aktualisiert: 2022-12-20
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Stimmen hinter dem Hügel

Stimmen hinter dem Hügel von Ferber,  Christoph, Kim,  Sun Young, Nuglisch,  David, Samojlow,  David, Wendland,  Holger
Das Geburts- und das Sterbejahr (1920 bzw. 1990) des russischen Dichters David Samojlow (eigentlich David Samujlowitsch Kaufman) fallen ziemlich genau mit Beginn und Ende der Sowjetunion zusammen, trotzdem wäre für ihn die Bezeichnung „sowjetischer Dichter“ ebenso falsch wie diejenige „jüdischer Dichter russischer Sprache“. Samojlow ist seinem ganzen Wesen nach Russe, seine Heimat ist neben der Weite der russischen Landschaft vor allem die russische Sprache, denn dass ihm, der zeitlebens von einer tiefen humanitären Gesinnung geprägt war (wovon sein Werk vielfach Zeugnis ablegt), die Sowjetunion keine Heimat sein konnte, ist ebenso verständlich wie seine Entscheidung, nicht nach Israel auszuwandern, als sich ihm in den siebziger Jahren die Möglichkeit geboten hat. Samojlow ist den Weg der inneren Emigration gegangen, den Weg der Heimatlosigkeit in einer Heimat, die er, je geknechteter sie war, umso inniger liebte. Und damit teilt er das Schicksal vieler, unzähliger, ja von Millionen Russen. Es ist denn auch kein Zufall, dass ein anderer „Urrusse“, Alexander Solschenizyn, der Russland nur unter Zwang verließ, sich mit dem Dichter und Menschen intensiv beschäftigt und ihm im Jahre 2003 in der Zeitschrift „Nowij mir“ einen ausführlichen Aufsatz gewidmet hat. Diesem Umstand sind einige der nachfolgenden Gedanken und Zitate zu verdanken. David Samojlow wurde in Moskau geboren; 1938 begann er ein Studium an der Philosophischen Fakultät. 1941 wurde er als gemeiner Soldat eingezogen, 1942 erlitt er eine Verwundung: im Krieg, der tiefe seelische Wunden hinterließ, die bestimmt einer der Gründe für seine pessimistische Geisteshaltung waren, hat er u.a. auch als Mitarbeiter einer Garnisonszeitung gearbeitet. Bereits früh begann er Gedichte zu schreiben, veröffentlichte aber während Jahren nur Übersetzungen, vorwiegend aus dem Tschechischen und Polnischen.1956 konnte er einen ersten Gedichtband drucken lassen, der Gedichte aus zwei Jahrzehnten enthielt. In ihnen zeigt sich, nach anfänglichem Experimentieren, jene klassische Grundhaltung, die sein ganzes lyrisches Werk kennzeichnen wird. Samojlows Vers ist aber nur vordergründig klassisch, seine Modernität betrifft eine Art (jüdischen) Schalk, eine (auch inhaltliche) Vertracktheit, die sich u.a. in seinen ungewöhnlichen unreinen Reimen ausdrückt, welche Ausdruck eines enorm entwickelten Lautempfindens sind. Gelegentlich zeigt sich dieses schalkhafte Spiel mit den klassischen Formen auch in einer Art metrischer „Zerrupftheit“, wie Alexander Solschenyzin schreibt; d.h. die Versakzente hüpfen gerne aus dem Rahmen und geben dem doch meist klaren Metrum eine unverhoffte Lebendigkeit, eine Art ironische Verzerrtheit. Wären Samojlows Verse avantgardistischer gewesen, hätte er zu Lebzeiten im Ausland bestimmt einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht. Aber auch seine bescheidene, stille Haltung, seine Scheu vor dem Rampenlicht, seine zurückhaltende, ganz in sich gekehrte Art waren schuld daran, dass er nicht stärker wahrgenommen wurde. Samojlow hat nie viel Aufsehen um seine Person gemacht. Seine spätere Berühmtheit und eine gewisse Popularität in Russland verdankt er seinen Landsleuten und Leidensgenossen, die das Unaussprechliche in den Erfahrungen der meisten Russen, welche im „verfluchten 20. Jahrhundert“ lebten, in seinen kurzen, eher unprätentiösen Gedichten aufund nachgespürt haben: Wie ein Espenblatt leicht Legt sich der Herbst Mir auf die Schulter ... Allein, das ist später. Die Grafik der Landschaft, Die schwarzen Linien In der leeren Luft ... Allein, das ist später. Was war nur am Anfang? Trauer, unsägliche Trauer Trat mir ins Haus ... Nein! Das ist später. Ein nachhaltiges, enigmatisches, unpolitisches Gedicht: Trauer, die keinen Anfang und kein Ende hat, aber doch einen Anfang hatte, nur wann? – da sich nur Trauer an Trauer reiht ... Aber könnte dies nicht auch ein gesellschafspolitisches Gedicht sein, nicht zuletzt, da es ihm gelingt, von so vielen Lesern, von einer ganzen Gesellschaft verinnerlicht zu werden? Denn der Autor schreibt da einmal pointiert: „Der russische Vers ist nichts als bürgerliches Bewusstsein“, wobei der unübersetzbare Terminus grazhdanstwennost mehr als nur bürgerliches, gesellschaftliches, staatliches Bewusstsein (oder auch Zivilcourage) bedeutet. Solschenizyn glaubt, Samojlow habe es „geflissentlich vermieden“ diesem Grundsatz nachzuleben, bzw. nachzuschreiben. Ich würde dies vorsichtiger formulieren: Sogar Solschenizyn kann manchen Grund anführen, der den Lyriker entlastet. Der wichtigste ist bestimmt Samojlows introvertiertes, schwermütiges Naturell, das seine Gedichte zu ei ner „Lyrik fast auswegloser, kompakte Einsamkeit“ werden lässt. Gedanken über das Ich, über die Natur überwiegen in seiner Lyrik, man spürt die Schwierigkeit, zensurfähige Themen zu finden; er weicht aus, in die Vergangenheit, in Wortspielereien; Samojlows Gedichten spürt man oft an, dass sie ihm, dem nicht immer inspirierten Autor, Mühe bereitet haben, was Solschenyzin dazu führt, vom „Stempel einer künstlichen Konstruiertheit“ zu sprechen, den eine ganze Reihe von Gedichten aufgedrückt bekommen habe. In einer 1995 erschienenen Tagebuchaufzeichnung aus den siebziger Jahren liest man denn auch: „Mühsam schleppe ich Verse durch mein ganzes Leben, dränge sie gleichsam durch ein Nadelöhr, und wenn ich sie einmal durchgedrängt habe, bin ich erschöpft und verliere jedes Interesse an ihnen. Die verausgabte Kraft ist der Vollkommenheit nicht zuträglich.“ Vielleicht ist es aber gerade dieselbe unsägliche Mühe des Autors, die immer wieder kleine, vollendete Meisterwerke hervorbringt, Juwele von bestürzender, zauberhafter Tiefe, lakonische, besonnene, ehrliche, fast kindlich intonierte Gedichte. Aber nicht nur Klagen über die schöpferische Unlust, sondern auch Klagen über finanzielle, häusliche, familiäre Sorgen, Wohnungsprobleme, über die nicht zu unterschätzende Sorge, als vergleichsweise unabhängiger, jüdischer, von der Sowjetmacht gerade noch geduldeter Dichter zu überleben, häufen sich in seinen Tagebüchern und finden sich – indirekt – auch in vielen Gedichten. So ist es denn auch verständlich, dass er es Solschenizyn nicht verzeihen will, wenn dieser (d.h. eine Figur aus der Krebsstation ) behauptet, den (sowjetischen) Dichtern gehe es finanziell zu gut. „Was haben Sie nur gegen uns?“, meinte er 1971 bei einem Treffen mit dem Dissidenten. Daraus wird ersichtlich, dass er sich doch irgendwie mit dem ungeliebten Staat identifiziert, seine Kollegen zu verteidigen sucht, da er eben ihre äußerst schwierige Situation aus eigener Erfahrung kennt und sich mit ihnen solidarisch fühlt. Nun, er hält sich mit öffentlichen Äußerungen zurück, hat an den Kongressen des Schriftstellerverbandes nicht teilgenommen und auch nie öffentliche Ämter bekleidet, was für einen in der Sowjetunion doch recht populären Dichter etwas heißen will. Zeitweise verkehrt er mit Andrej Sacharow, hat aber auch Angst, dass man ihm deswegen „seine Stadtwohnung wegnimmt“. Dieses ständige Sich-Ducken-Müssen, dieses Lavieren, dieses Nicht-Wissen-woran- man-ist hat ihn sicher jahrzehntelang zermürbt, bis er endlich im Haus der Schriftsteller in Moskau eine Wohnung bekam. Aber dann waren es die Altersbeschwerden, Familienzwiste, Sehprobleme, die seinen Alltag beherrschten. Und auch eine Art moralische oder „sittliche“ Depression, wie er sie nennt, d.h. traurig zu sein über all die Lügen, die unvermeidlich waren, um in einem totalitären Staat zu überleben, vieles zu spät erkannt zu haben: „Neige dein Ohr nicht voller Vertrauen / jenen, die zu spät sehend werden“, heißt es in einem Gedicht von 1974; und in einem Gedicht aus den frühen achtziger Jahren will er für seine Lügen Abbitte leisten: Allein, dass ich die Lüge Im Leben nicht vermied, Dafür lass, Gott, mich bü.en, Bestraf mich, Gott, dafür! Unter diesen späten Gedichten, die in den Bänden „Stimmen hinter den Hügeln“ (1985) und „Die hohle Hand“ (1987) vereint wurden, finden sich viele, die zu seinen besten gehören. Sie sind im Allgemeinen weniger gequält als die früheren, sie fließen irgendwie leichter, als hätte der Autor aufgehört zu kämpfen, als atme er gelöster, freier. Reines Naturerleben und unverkrampfte Ironie wechseln sich ab. Es ist nicht notwendig zu wissen, dass das Leben nichtig ist, die Hauptsache ist, es im Augenblick zu leben, flüchtig und geheimnisvoll, wie es eben ist: Zu wissen, dass das Leben nichtig, Kann nicht der Sinn des Lebens sein, Ist doch mein Leben jetzt so flüchtig, So augenblicklich, so geheim! ... Das Ende: Einswerden mit der Natur, sich in ihr auflösen, verstummen, sorglos zerstieben: Ein kleiner Vogel sang In der silbernen Morgenröte, So vernünftig und traurig Wie eine frierende Seele. Die Sonne ging auf. Der Vogel Verstummte. Es spielte Der Wind. Und ein Löwenzahn Trocknete sich und zerstob sorglos. C h r i s t o p h F e r b e r
Aktualisiert: 2022-12-16
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Russischer Dada – Die Nichtsler

Russischer Dada – Die Nichtsler von Keith,  Thomas, Nichtsler, Wendland,  Holger
Die Literatur über die Nichtsler ist dürftig. Es lässt sich der äußere Rahmen ihres Wirkens rekonstruieren. 1922 erscheint die Dekretsammlung "Der Hundekasten", der erstmals hier in deutscher Übersetzung vorgelegt wird. Die Gruppe der Nichtsler wirkte zuerst in Rostow am Don und später in Moskau. Mitglieder waren Rjurik Rok, Oleg Erberg, Susanna Mar, Aezij Ranow, Boris Semenkow
Aktualisiert: 2022-12-20
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Ich lebte in Ruf und Geruch eines Heiligen

Ich lebte in Ruf und Geruch eines Heiligen von Ferber,  Christoph, Nuglisch,  David, Porta,  Antonio, Radtke,  Janusz, Traina,  Guiseppe, Wendland,  Holger
Unter den italienischen Dichtern der letzten Jahrhunderthälfte, welche den Fragestellungen der Moderne und damit der Notwendigkeit, sie mit einem neuen sprachlichen Gewand auszustatten, offen begegneten, war Antonio Porta einer der aktivsten und originellsten.
Aktualisiert: 2022-12-16
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Olga Berggolz – Gedichte

Olga Berggolz – Gedichte von Berggolz,  Olga, Dobbelt,  Michael, Ferber,  Christoph, Wendland,  Holger
Leningradskaja Madonna Liebe Genossen! Alles, was ich im Gefängnis gesehen, gehört und erlebt habe, alles, aber auch wirklich alles, hat meine Einstellung gegenüber unseren Ideen, dem Vaterland und der Partei nicht geändert. Diese für uns heute unbegreiflichen Worte der Berggolz, die Gefängnis, Ausschluss aus der Partei, Folter, Verlust eines Kindes nach intensiven Verhören, eine Fehlgeburt, die Vollstreckung der Todesstrafe an ihrem Mann und von Freunden erlebte, zeugen von einer kommunistischen Eschatologie, die einer religiösen Verzückung gleichkommt. Allerdings war es bei ihr wohl eher die ethische Überzeugung, dass eine menschlich sinnvolle Handlung auf ein Ziel hin ausgerichtet sein muss, ungeachtet der Kalamitäten und Schrecknisse des Weges. Albert Camus formulierte es sinngemäß in seinem Werk „Der Mensch in der Revolte“: Es besteht formell kein Unterschied, ob man vor dem Dogmenaltar eines religiösen Machtapparates oder einem Parteienaltar niederkniet. Jedoch diese Einstellung bekommt Risse. Die Ideen der Partei sind es nicht mehr, die die ethische Grundhaltung der selbsternannten Berufsrevolutionärin vordergründig bestimmen. Es ist das Vaterland, es sind die Menschen, die Stadt Leningrad und das unsagbare Elend, die fürderhin zu ihrem Leitmotiv werden. Olga Berggolz war die Radiostimme der Leningrader Blockade. Sie wird zum Mythos, weil sie mit Poesie direkt zu den Menschen sprach und Trost spendete.?Der große Virtuose Sjwatoslaw Richter berichtete von einem Konzert in Leningrad am 5. Januar 1944 zu dem er eigens eingeflogen wurde. Infolge der dauernden Bombardierungen waren am Auftrittstag in der Philharmonie alle Fenster zertrümmert. Das Publikum saß im überfüllten bitterkalten Saal in Mäntel gehüllt. Wie kann man da mit kalten Fingern ein Klavierkonzert geben? „Sobald ich spielte, spürte ich keine Kälte mehr.“ Dies zeugt von der Kraft der Kunst, die auch die Berggolz vermittelte: Ein wenig Wärme in einer bitterkalten Zeit. Aber vielleicht war es nicht wenig, sondern viel mehr, wie es die fast vergessene St. Petersburger Vorläuferin der Futuristen Elena Guro in ihrem Gebet an einem grauen Tag schrieb: Und weißt du nicht, daß ein einziger deiner Träume Stürme gebiert??Und weißt du nicht, daß ein einziger deiner reinen Träume Stürme gebiert?!. Fast jede Familie die die Leningrader Blockade überlebte, hatte große materielle und menschliche Verluste zu verzeichnen. So auch die des Künstlers Michael Dobbelt, der 1960 in die Chrustchow Ära hineingeboren wurde und in Leningrad aufwuchs. Er studierte von 1985 - 1990 Bühnenbild an der staatlichen Hochschule für Theater, Musik und Kino und absolvierte diese als Diplom - Bühnenbildner. Seit 1990 arbeitet er freischaffend. Allerdings waren ihm und vielen Künstlern seiner Generation der unbedingte Glaube an den Kommunismus und die Doktrin, die aus einer dogmatisch gehandhabten Weltanschauung (das LTI - Wort trifft im wahrsten Sinne des Wortes zu) erwuchsen, suspekt. Leningrad und später St. Petersburg war und ist für ihn ein wahrer Schatz an Kunst und Kultur. So fühlte er sich wie selbstverständlich hingezogen zu den verfemten Dichtern Gumiljow, der Achmatowa, später Brodskij und natürlich der Zwetajewa. Deren schwer verfügbare, nur marginal verlegte Werke, waren Teil eines kollektiven Gedächtnisses, die in den Grauzonen des öffentlichen Lebens der Sowjetunion verankert und enthusiastisch bewahrt wurden. Nicht alle Werke der Olga Berggolz, vor allem die aus der Blockade Zeit, unterlagen dem selben Verdikt der Wächter der reinen Lehre der wissenschaftlichen Weltanschauung der Arbeiterklasse, dafür waren sie wohl zu tief in den Herzen der Leningrader Menschen verankert. Diese nannten sie Leningradskaja Madonna und so kannte sie auch Michael Dobbelt. Und nun entwirft er für diese erste deutsche Auswahl ihrer Gedichte Handzeichnungen, die einer Bühne gleichen, er entwirft Orte für sie, er entwirft die Kälte der Unbehaustheit der poetischen Seele und zärtlich fast, hingehaucht mit feiner Linie, im Gegensatz zur schroffen Umwelt, liegt sie da am Boden die Leningradskaja Madonna. Und dann zeichnet er auch dieses eisige Detail Sewastopol, ein Segler und ein Vogel die in der Luft stehenbleiben. Bis zu ihrer Übersiedlung nach Dresden im Jahr 2001, wohnten Michael und seine Frau Shanna direkt neben dem Piskarjow Gedenkfriedhof für die Opfer der Leningrader Blockade. Das Mahnmal wird von einer gewaltigen Granitmauer abgeschlossen, die ein Gedicht der Berggolz trägt. Niemand ist vergessen und nichts wird vergessen. So war auch für die Dobbelts die Berggolz ständig präsent. Der Berggolz aber wurde das Begräbnis auf diesem Friedhof verweigert. Ein letzter Akt der öffentlichen Schizophrenie. Nun liegt sie auf dem Wolkowo Friedhof begraben, in Nachbarschaft mit ehernen Namen der Weltliteratur und der Wissenschaft. Mit Turgenjew, Garschin, Andrejew, Gontscharow, Leskow, Saltykow-Schtschedrin, Kuprin, Kusmin, Blok, Mendelejew, Bechterew und Pawlow. Eine Strophe eines Gedichtes, des zu Lebzeiten offiziell verfemten Leningrader Lyrikers Leonid Aronson möge unsere und des geneigten Lesers Grabbeigabe sein. Den Menschen fremd, sind wir hier ganz allein, dem Nebel ausgesetzt, tut‘s einem wohl zu trinken!?Des fallenden Laubs lass eingedenk uns sein, und dass auch wir, ihm folgend, niedersinken. (1970) Holger Wendland
Aktualisiert: 2022-12-20
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Lange Treue der Obszönität die man das Leben nennt

Lange Treue der Obszönität die man das Leben nennt von Ferber,  Christoph, Kasten,  Petra, Lolini,  Attilio, Nuglisch,  David, Wendland,  Holger
Im wohl einzigen Interview, das Attilio Lolini (geb. 1939 in der Provinz Siena) je einem Presseorgan zugestanden hat, antworte er auf die Frage, ob sich seine Verse "Erbärmlich sich zu verkaufen/ wenn niemand dich kauft" auf due heutige italienische beziehen, mit: "Ja. Nachdem sie jeden Sinn, jede gesellschaftliche Funktion sowie Publikum undlsere verloren hat, müssten die Dichter zu klassischen Eremiten werden, sich von ihren Heften und Verlagen lossagen, doch was machen sie? Sie verkaufen Vater und Mutter, um veröffentlicht werden. Doch es nützt nichts. Ich verbreite nicht die Mär vom Ende der Poesie, des Romans, aber der letzte große Dichter war Monate. Der Rest: Leute auf der Suche nach Käufern."
Aktualisiert: 2022-12-16
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