Das Kreuzmonument am Horsteberg

Das Kreuzmonument am Horsteberg von Grote,  Udo, Kube,  Stephan
Mit dem Kreuzmonument schuf der Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim, der bereits 1996 den Kreuzweg im Chorumgang des münsterischen St. Paulus-Domes gefertigt hatte, ein weiteres eindrucksvolles Werk für den Dombereich am Horsteberg. Seit der Entstehung im Jahre 2004 haben bereits viele Besucher die Kreuzigungsgruppe besichtigt und ihren Sinngehalt und ihre eindringliche Formensprache schätzen gelernt. Mit dieser Publikation erschließt Udo Grote dem Besucher das bedeutende Kreuzmonument, das in prägnanten Fotos von Stephan Kube dokumentiert wird. Im Anhang finden sich darüber hinaus das vollständige Skizzenbuch und weitere Entwürfe des Künstlers.
Aktualisiert: 2021-03-04
> findR *

Groteskenspiegel

Groteskenspiegel von Gerresheim,  Bert, Roemer,  Werner
Karlheinz Nowald aus Außenwelt – Innenwelt, Spiegel – Zerrspiegel, Etüde mit Zitaten In den Zeichnungen und Plastiken von Bert Gerresheim wird Lebenswirklichkeit und Erfahrung, Gesehenes, Ge- und Erlebtes, Gewolltes, Vorgestelltes und Geträumtes vexierend gespiegelt und im Bildwerk gebannt. Dabei erscheint natürlich keine klassische Welt. Eher eine labyrinthische und groteske. Im Dezember 2012 schreibt er in einem Brief: „alles ist mir eine gute groteske.“ ln unserer Korrespondenz erwähnt er da das Wort zum ersten Mal, aber seitdem taucht es immer häufiger auf. Im April 2015 fällt ihm „das groteske des gesamten lebensambientes“ auf, am 16. Juli fühlt er sich „im grotesken unterwegs“, und am 25. Juli fragt er: „sind die grotesken verzerrte signale des wunderbaren?“ Auch in den Titeln der Plastiken, Frottagen, Projekte kommt es zur Sprache: verballhornt als Ensoresken und Böcklinesken oder einfach in den Benennungen der Zeichnungen, zum Beispiel in groteske / der gute tod, groteske ohne flugmöglichkeit, vogelzwittergroteske, groteske Darwinstunde – verkappter unglücksrabe und einer ganzen Bronzegruppe von vexiergrotesken. Diese Werke haben handliche Größen, und ihr Habitus erinnert an die Zwitterwesen von Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel, an diese zusammengesetzten Wesen und Unwesen höllischer Abkunft. Bei Gerresheim deuten die Titel ihr Aussehen an: schnabelgnom, koboldfisch, meereszwitter, maskenbold, schellenratte … Nun ist das Wort grotesk seit einem Jahrhundert in die Inflation geraten. Ursprünglich war es nur eine Sachbezeichnung, der Name für die am Ende des 15. Jahrhunderts in den römischen Grotten entdeckten antiken Fresken mit ihren zusammengesetzten Ornamenten. Sie wurden auch als sogni dei pittori bezeichnet, Malerträume. Sie bestanden „aus einer symmetrischen Verschlingung von stilisiertem Pflanzenwerk mit phantastischen Menschen- und Tiergestalten, mit Satyrn, Kentauren und ähnlichen Fabelwesen, mit Köpfen, Masken und Fruchtschnüren, mit Vögeln und Insekten, Waffen, Gefäßen und dergleichen.“ Im Zeitalter der Aufklärung erfuhr das Wort eine Bedeutungserweiterung, diente der Unterscheidung einzelner Literatur- und Kunstgattungen und wurde in die Nähe des Komischen und Burlesken gestellt – als Gegensatz zum Erhabenen. Und so wurde es auch am Ende des 19. Jahrhunderts noch verstanden, wie man in der dritten Auflage von Meyers Konversations-Lexikon von 1887 nachlesen kann: „Bezeichnung einer Gattung des 137 Niedrig-Komischen in der Literatur, der Musik und den bildenden Künsten, welche das Närrisch-Seltsame, das abenteuerliche Zusammenstellen heterogener Gegenstände, ein Produkt ungezügelter Phantasie, in sich faßt.“ Längst aber hat sich der Bedeutungshorizont noch weiter ausgedehnt, so weit, dass Wolfgang Kayser in seinem Standardwerk über Das Groteske in Malerei und Dichtung (1957) meint, „daß weite Bereiche des gegenwärtigen lyrischen Schaffens den Begriff des Grotesken zu ihrer Deutung nahelegen.“ Oder, noch nachdrücklicher, Peter Fuß in Das Groteske (2001): „Moderne Kunst ist wesentlich grotesk.“ Dem möchte man achselzuckend zustimmen. Sieht man nun auf der Website des Duden nach, welche Bedeutungsspektren das Wort grotesk aktuell auffächert, dann trifft man auf so viele Möglichkeiten, dass man kapituliert: „abenteuerlich, absonderlich, absurd, ausgefallen, bizarr, eigentümlich, eigenwillig, extravagant, komisch, merkwürdig, seltsam, sonderbar, ungewöhnlich, wunderlich; (bildungssprachlich) exzentrisch, kurios, skurril; (umgangssprachlich) abgedreht, schrullenhaft, schrullig, ulkig, verrückt: (salopp) irre: (abwertend) lächerlich.“ Hat das nicht etwas von Irrsinn? Wollen wir es da nicht lieber von der Produktionsseite aus ansehen und nachschauen, was aus dem Zusammenstoß von Künstler und Wirklichkeit im Werk geworden ist? Theorien erblassen. Der Traum, der Schlaf der Vernunft, gebiert Ungeheures, Fantastisches, auch Närrisches. Es ist ernst und es ist heiter – Leben und Kunst. Fragen wir den Künstler, so antwortet er auf jeden Fall erst mal ernst: mit einer Erklärung und am Ende mit einer Bitte, in einem Brief vom 16.7.2015: „das groteske ist ein wunderliches assoziationsfeld – bereits mit dem vexieren kommt das groteske ins blickfeld, weil die sichtbare lebenswirklichkeit in die umverwandlung gerät und ausdrucksformen annehmen kann, welche die gegebenen daten ins mögliche, vermutbare und fremdartige verzerren – verwandeln sich die daten, das spiegelbild, der spiegel selbst oder auch der die daten spiegelnde, der den spiegel in händen hält? – die groteske, dieses vielgesichtige ,grottengeschenk‘ einer antikentrunkenen renaissance, dieses pflanzen-menschen- und tiervexierspiel ist doch zerrspiegelbildlich auf unsere gegenwärtigkeit zu überblenden – da kann man nur beten: heiliger eulenspiegel – spiegle für uns – spiegle uns – spiegle jetzt und in alle narrenzeit –“
Aktualisiert: 2020-11-26
> findR *

Pfingsten in der modernen Kunst

Pfingsten in der modernen Kunst von Gertz,  Dr. Kurt-Peter, Sauerborn,  Domkapitular Prälat Josef
Pfingsten ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes. Aus ängstlich verschüchterten Menschen werden mutige und entschiedene Verkünder des Glaubens an Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Diese Botschaft, die so gar nicht in den religiösen Kontext der alten Zeit passt, schafft sich Bahn. – Hält sich nicht das Unangepasste durch bis in die Gegenwart? – Ihre Initialzündung ist kein menschlicher Kraftakt. Sie verdankt sich dem Heiligen Geist, seinem Wehen und Stürmen. Vom Heiligen Geist weiß die Schrift, dass er nicht zu greifen ist, dass er weht, wo und wie er will. Mal hier, mal dort, mal nicht. Wind und Sturm sind seine ältesten Metaphern und das Feuer, das wie Zungen flammt. Er ist nicht greifbar. Er entzieht sich und ist doch da. Selbst das theriomorphe Zeichen der Taube, unter dem der Geist sichtbar wird, ist ein Wesen des Fluges und damit des Himmels und der Winde. Wie haben sich die Künstlerinnen und Künstler diesem Thema der Unfassbarkeit gestellt? Das Bild will ja zeigen, selbst da, wo es abstrakt und bewusst die Gegenständlichkeit meidet. Wie zeigt ein Bild, was nicht zu zeigen ist? Wie lässt es sich ein auf den, der weht, wo und wann und wie er will? In zwanzig eindrucksvollen Bildern von Emil Nolde über Anselm Kiefer bis zu Theresia Schüllner nähert sich Kurt-Peter Gertz den Spuren, die Pfingsten und somit der Heilige Geist in der Malerei der Moderne hinterlassen hat. Höchst unterschiedliche malerische Zugänge bieten sich dar in Komposition und Ausdruckssprache. Über die große Zeitspanne des letzten Jahrhunderts bis in die Gegenwart wählt Kurt-Peter Gertz Darstellungen aus, die einen faszinierenden Reichtum der künstlerischen Annäherung an das Pfingstereignis zeigen. Die beigefügten Texte erschließen auf behutsame Weise den unterschiedlichen Charakter der Bilder. Kurze biographische Notizen vergegenwärtigen die Künstler und lassen sie selbst zu Wort kommen, was sie mit ihrer Kunst wollen, was sie beschäftigt und bewegt. Darauf aufbauend erschließt Kurt-Peter Gertz behutsam den ikonographischen Gehalt der Bilder, um eine möglichst werknahe Deutung zu erreichen. Den gezeigten Werken ordnet er lyrische Texte zu, die seine Annäherung an das Gezeigte weiten. Das lyrische Wort bleibt offen und lässt der Malerei das letzte Wort, das nicht mehr auszusprechen ist. © Domkapitular Prälat Josef Sauerborn
Aktualisiert: 2019-11-21
> findR *

Bert Gerresheim – Alles vexiert

Bert Gerresheim – Alles vexiert von Gerresheim,  Bert, Husmeier-Schirlitz,  Dr. Uta, Nowald,  Karlheinz
Vorwort „Was ich an Bert Gerresheim sehr bewundere und uneigennützig respektiere ist sein Wagemut, mit dem er sich Aufgaben stellt, deren künstlerische Beherrschung im Grenzbereich des noch-Möglichen er erreicht.“ Heinz Mack Diese anerkennenden Worte unterstreicht die Ausstellung Bert Gerresheim – Alles vexiert im Clemens Sels Museum Neuss, das dem Künstler zu seinem 80. Geburtstag diese umfassende Hommage widmet. Die bis heute größte Präsentation des OEuvres von Bert Gerresheim spiegelt die Vielschichtigkeit seines Schaffens von den 1960er Jahren bis heute wider. Wie eine Art roter Faden durchzieht die charakteristische Methode des Vexierens seine künstlerische Auseinandersetzung mit metaphysischen und existenziellen Themen. Bis heute genießt Bert Gerresheim sowohl als Bildhauer wie auch als Zeichner hohe nationale und internationale Anerkennung und ist sogar in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York oder auch in den Vatikanischen Museen in Rom vertreten. Keine Region verfügt jedoch über so viele Bildwerke wie seine Heimat – das Rheinland. In Düsseldorf, Köln, Neuss und Kevelaer kennt seine Werke nahezu jeder. An seinem Heinrich Heine-vexiermonument in der Landeshauptstadt, dem Weltjugendtag-denkmal am Kölner Dom oder auch seinem Jakobus-monument in Neuss und seiner monumentalen Kevelaerer apokalypse an der Westfassade der Marienbasilika in Kevelaer führt buchstäblich kein Weg vorbei. Die Ausstellung und die Publikation wollen den Künstler Bert Gerresheim feiern und einen umfassenden Überblick und ein tiefes Verständnis für sein reiches und komplexes OEuvre schaffen. Mein großer Dank gilt zu allererst dem Künstler Bert Gerresheim, der sich die Zeit für zahlreiche Gespräche Jenseits von Gut und Böse (F. Nietzsche) genommen hat, um immer wieder neue und überraschende Einsichten in sein Schaffen zu ermöglichen. Ebenso bin ich Francisco Ces Hernandez zu besonderem Dank verpflichtet, der mit unermüdlichem Engagement das angefragte umfangreiche Material zusammengetragen hat. Eine besondere Bereicherung für die vorliegende Publikation stellt auch der Beitrag von Karlheinz Nowald, emeritierter Professor für Kunstgeschichte an der Universität der Künste Berlin, dar. Er vermittelt aufgrund seiner langjährigen Freundschaft mit Bert Gerresheim einen persönlichen Zugang zum Schaffen des Künstlers. Nur durch die überaus großzügige Unterstützung gleich mehrerer Institutionen konnte das Buchprojekt in dieser Qualität und diesem Umfang realisiert werden. Daher gilt mein aufrichtiger Dank der Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post e.V., Düsseldorf, dem Erzbischöflichen Generalvikariat in Köln und dem Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V., München. Darüber hinaus möchte ich mich bei einem Mäzen, der namentlich nicht genannt werden möchte, recht herzlich bedanken. Sie alle haben durch ihre uneigennützigen Zuwendungen entscheidend zu dieser Hommage an Bert Gerresheim beigetragen. Für die Durchführung der Publikation danke ich Norbert Neuenhofer vom B. Kühlen Verlag, der dieses Buchprojekt umsichtig und engagiert begleitet hat. Zudem gilt mein herzlicher Dank dem Verein der Freunde und Förderer des Clemens Sels Museums e.V. in Neuss, der sowohl die Publikation als auch die Ausstellung großzügig unterstützt hat. Darüber hinaus gilt mein ausdrücklicher Dank allen Leihgebern, die zum Gelingen der Ausstellung ganz wesentlich beigetragen haben. Dr. Burkhard Schwering, Direktor des Niederrheinischen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte e.V. Kevelaer, sowie der Sammler Wilhelm Blasberg haben ausgesuchte und wertvolle Leihgaben zur Präsentation beigesteuert. Ferner bedanke ich mich vielmals auch bei allen privaten Leihgebern, die ungenannt bleiben möchten. Uta Husmeier-Schirlitz Direktorin
Aktualisiert: 2019-09-30
> findR *

Oostender Stundenbuch

Oostender Stundenbuch von Ensor,  James, Gerresheim,  Bert, Roemer,  Werner, Tricot,  Xavier
Im Dialog mit James Ensor Seit vielen Jahren reist Bert Gerresheim in unregelmäßigen Abständen nach Ostende an die Kanalküste, um dort im Hotel ‚Rubens‘ am Visserskaai abzusteigen und tagsüber bei sonnigem als auch windigem Wetter in der Stadt oder am Meer zu sein. Was ihn immer wieder dorthin zieht, zeigen die Frottage-Zeichnungen des „Oostender Stundenbuches“. Immer dann, wenn Gerresheim durch größere Aufträge lange und intensiv von Arbeiten im plastischen Medium in Anspruch genommen war, bemüht er sich anschließend, seine spezifisch graphischen Fähigkeiten zu reaktivieren. Denn die Zeichnung erlaubt ihm, Distanz zu der repräsentativen Größe und dem dramatischen Ernst seiner bildhauerischen Werke zu nehmen. Wie zur körperlichen und seelischen Entspannung widmet er sich dann dem unprätentiösen, ludischen Arbeiten in seinen Zeichnungen, die auch das kleinere Format erlauben. Im Grunde sind es banale Bildgegenstände in den Blättern, die man anderenorts auch antreffen könnte, wäre da nicht eine eigenartige magische Atmosphäre in den Darstellungen, die auf den genius loci eines James Ensor zurückzuführen ist, der 1860 in Ostende geboren wurde, als Malergenie die längste Zeit seines Lebens dort verbracht hat und mit dem den Düsseldorfer eine langjährige Seelenverwandtschaft verbindet. Was Gerresheim an Ensor fasziniert, ist zunächst einmal eine tiefe Beziehung zum Phantastischen, die zweifellos ein Erbe der flämischen Tradition von Hieronymus Bosch bis Pieter Brueghel ist. Beide lassen ihrer Vorstellungskraft freien Lauf. Neben dem konkret Sichtbaren steht bei ihnen das bloß Vorgestellte, Erinnerte, Geträumte. In der barocken Realität, in der sie leben, werden der eine wie der andere durch bizarre Gegenstände erregt: Muscheln, Marionetten, Vasen und Schüsseln, Teppich- und Tapetenmuster, die den Keim der Phantasie bereits in sich tragen. Wellenförmige Linien entstehen, die durch ihre Assoziationen neue Motive schaffen und in ihrem imaginären Charakter dem Symbolisten Ensor wie dem Surrealisten Gerresheim nahestehen. So greift Gerresheim ganz selbstverständlich gewisse Motive und deren Stilmittel von Ensor auf. Dessen Anschauung kann ihm gerade so gut wie der eigene Stil zur unmittelbaren Erfahrung werden. Er schlüpft in die Gewänder Ensors und spricht doch mit eigener Stimme. Denn er durchschaut dessen Vorlagen, entrümpelt sie vom Zeitgeschmack und allen Accessoires, um die eigene Komplexität in den Bruchstücken zu erfassen. Gerresheim tritt in der Rolle Ensors auf, um sein Ureigenstes durch die Rekonstruktion verborgener Muster zu manifestieren. Er erfüllt den Vorgänger mit Leben, indem er dessen Herkunft rekapituliert. So entsteht ein Dialog mit ihm und seiner Geschichte. Von daher versteht sich der 1969 von Gerresheim erfolgte Ausspruch: „Die moderne Kunst beginnt in der Vlaanderenstraat.“ – Ensors Adresse. Vom obersten Eckfenster dieser Adresse besitzt der Künstler im übrigen einen alten Fensterrahmen, den er wie eine ehrwürdige Reliquiehütet, da von diesem Fenster der Wegbereiter der Moderne sein Leben lang die Welt betrachtet hat. (Auszug aus dem „Vorwort“ von Werner Roemer)
Aktualisiert: 2019-10-01
> findR *

Extramundi

Extramundi von Gerresheim,  Bert, Mittelstraß,  Jürgen, Roemer,  Werner
ZUM VEXIERBILD-ZYKLUS „EXTRAMUNDI“ VON BERT GERRESHEIM – AUCH EINE FACETTE SEINES ‚VISIONÄREN REALISMUS’ Und der Verstand ist umso befriedigter, wenn man in die Malerei gewisse Ungeheuerlichkeiten einfügt, und zwar zur Entspannung und Ablenkung des Geistes, aber auch um den Blick des Menschen zu schärfen, der häufig sehen will, was er nie gesehen und nicht für möglich gehalten hat; es gibt für den menschlichen Körper und für die Tiere keine vorgegebenen Formen, obwohl manche von ihnen wunderbar sind. (Michelangelo) In dem Bilderzyklus „Extramundi“, drängt sich der Ereignischarakter formal und gehaltlich geradezu auf. Auf diesen Frottage-Blättern treffen koboldartige Wesen mit ausschnitthaften Bildeinschüben sowie abstrakten Tafeln zusammen, die in ihrer halluzinatorischen Atmosphäre einer “Jenseitswanderung“ gleichkommen. „Extramundi“ ist nach Angaben des Künstlers „keine Wortverunglimpfung oder verhuddeltes Latein, sondern ein kartografisch fixierter Ort hinter Iria Flavia und Padron in Galicien, ein einsamer Flecken am Ende der Welt, vielleicht auch hinter diesem Ende. Die Uhren zeigen dort Mythen an und nicht Stunden, ein Ort zwischen Arkadien und einer dantesken Inferno-Landschaft, das Imaginationsfeld einer Jenseitswanderung und deshalb außerhalb der Zeit. Darum gibt es hier fantastische Begegnungsmöglichkeiten für Liniengespenster, Traumgestalten, groteske Figurationen und Realitätsfetzen, also ein imaginärer Ort, an dem sich Hiesiges und Jenseitiges ein Stelldichein geben, an dem Widersprüchliches zusammenwächst und eine wahrscheinliche Bildwirklichkeit erzeugt“. Es herrscht die Atmosphäre des Grotesken und Irregulären, die sich aus Märchenhaftem und Mythischem, aus Geometrischem und Planimetrischem zusammensetzt. Das unerwartete Auftauchen und die Verwandlung des Erscheinenden ergeben eine Story, die wie im Wachtraum abläuft. Dabei treffen Daten der täglichen Erfahrung, aus Traumfetzen und Kunstzitate aufeinander. In ihrer halluzinatorischen, grotesken Bildstimmung sind sie der Bilderwelt Böcklins und Chiricos verpflichtet, auch Hieronymus Bosch und Max Ernst bringen sich mit ihren rätselhaften Symbolen ins Spiel. Gegenüber den Vexierfolgen der letzten Jahre fällt neben den neuen Prototypen die erweiterte Erscheinungsbühne auf, deren Raum- und Zeitstruktur bisher einheitlich oder zumindest undefinierbar war. Jetzt aber sind die Bildvisionen der Zeit und dem Raum enthoben. Gerresheim schafft einen autonomen Bildraum im Nirgendwo, der ganz selbständig aus den dargestellten Wesen und Dingen herauswächst. Das Schwanken zwischen Aufsichtsperspektive und aufrechtem Schweben bei den Figurationen demonstriert die eigenmächtige Fähigkeit des Künstlers, einen phantastischen Un-Ort mit utopischen Qualitäten zu schaffen. In dieser Bilderwelt, die von der Widersprüchlichkeit, Zerrissenheit und Inkohärenz der Wesen, Dinge und Räume geprägt ist, bewirkt die Ironie, dass das Bildarsenal seine verabredete Identität aufgibt zugunsten einer möglichen neuen … der Ort, an dem das geschieht, ist der Ort des Transitorischen, ein Nicht-Ort, aber ein Transitraum, in dem sich die Metamorphose der Wesen und Dinge ereignet – die Ironie und die wechselnde Bedeutung des Bildarsenals zwischen Pathos, Komik und Satire prägen diese Dieseits-Jenseits-Reise. Das Kombinatorische und die Assoziation bleiben Flucht- und Gravitationspunkte dieser Vexierbilder. Indem bei diesem Zyklus Irrationales und Widersprüchliches, Berechnung und Traum, Erdachtes und Vorgefundenes in zeitlicher und räumlicher Enthobenheit aufeinander treffen, scheint sich Surreales zu ereignen. © Werner Roemer
Aktualisiert: 2019-10-01
> findR *

Mensch Gottes

Mensch Gottes von Gösmann,  Sven, Hofmann,  Dr. Fiedhelm, Hurtz,  Klaus, Janssen,  Heinrich, Jünemann,  Prof. Dr. Elisabeth, Koch,  Dr. Heiner, Mack,  Heinz, Mussinghoff,  Dr. Heinrich, Schmäke,  Prof. h.c. Karl-Heinz, Underberg,  Christiane, Wirges,  Hildegard
... Der Künstler Bert Gerresheim schenkt uns in seiner Pietà österliche Hoffnungszeichen. So ist der Leichnam eingebunden in die Gewänder der Auferstehung, so ist es selbst der Mutter nicht erlaubt, das „Noli-me-tangere“ zu durchbrechen! Sie berührt den Körper ihres Sohnes nicht, zwischen ihren Händen und seinem Körper liegt das Linnen. Auf diese Weise verheißt der Abschied bereits die Wiederkehr, bricht im Tod das neue Leben auf. Mit einem Detail wird dies unterstrichen. Die Marterwerkzeuge Dornenkrone und Nägel, sie liegen am Boden, sie können Christus nichts mehr anhaben. Auf sie verweist der leere Blick des Gekreuzigten, doch wo menschliche Brutalität am Ende ist, da weiß göttliche Liebe um einen neuen Anfang. So wird die Pietà von Gerresheim gleichsam zum Vexierbild. Durch das Eine hindurch sieht man das Andere; das Vordergründige lässt Geschehenes und Geschehendes durchscheinen! Ein Letztes muss angemerkt werden. Betrachtet man die Silhouette der Pietà von der Seite, so nimmt man die nach vorne gebeugte Gestalt Mariens als aufrecht stehende Schale wahr. Maria ist ganz Gnadenschale, in die Gott seine Fürsorge für den Menschen, seine Liebe hineingegossen hat, nämlich seinen Sohn Jesus Christus. Indem die Gottesmutter die Gestalt ihres Sohnes ganz umhüllt, hat sie ihn gleichsam wieder in sich aufgenommen; sie ist bereit, ihr Kind ein zweites Mal zu gebären. Doch nun nicht mehr, um ihm das Licht der Welt zu schenken, sondern um ihn in das Licht der Ewigkeit zu entlassen. Eine solche Pietà kann man nur Gestalt werden lassen, wenn man in einer tiefen Spiritualität die Stationen des Heils immer wieder selber durchmeditiert, durchlitten und durchlebt hat, wenn Auferstehung nicht Theorem, sondern konkrete Wirklichkeit bedeutet. So kann man dem Künstler nur von Herzen danken, dass er uns als Betrachter teilhaben lässt an seinen leiblich-geistig-geistlichen Erfahrungen. Sie dürfen uns bei jedem Blick auf diese Pietà ermutigen, aufzubrechen, um unser eigenes Abenteuer der Antwort auf diese Liebe zu wagen. Klaus Hurtz
Aktualisiert: 2019-10-01
> findR *

Karl Arnold

Karl Arnold von Arnold,  Gottfried, Gösmann,  Sven, Hüwel,  Detlev, Krebs,  Andreas, Lamerz,  Bernward, Müller,  Bertram
Von Bertram Müller Am Anfang einer Plastik stehen bei Bert Gerresheim zeichnerische Entwurfsskizzen, dann Bozzetti in Ton und Wachs: erste plastische Entwürfe, bei denen die Skizzen zahlreiche Umwandlungen erfahren. Den zweiten Arbeitsschritt bildet ein Tonmodell in der Größe des künftigen Originals. Es folgt der Aufbau der Gesamtplastik teils in Ton, teils in Wachs. Dieses biegsame Modell bietet den Vorteil, dass man daran ständig etwas ändern kann, die Krawatte zurechtrücken oder die Position eines Kragens wechseln. Gerresheim arbeitet nicht al "sculpteur", also als einer, der in Stein etwas freischlägt, sondern als "Modelleur", einer, der etwas wachsen lässt: in ton, Gips oder Wachs. Abei ist es sein Ziel, ein "plastisch interessantes Gebilde" herzustellen, ein Gebilde, auf dem "das Auge spazieren gehen kann". Im Falle des Karl-Arnold-Portäts hat Gerresheim eine "Schalen-Plastik" entworfen: Hemd, Weste und Jackett bilden Schichten, die der Skulptur Lebhaftigkeit verleihen. Der Kopf wird, in anwendung eines Stilmittels aus der Renaissance, ein wenig verkleinert. Daraus ergibt sich eine Längung, eine Schein-Monumentalisierung der Figur. Der nächste Arbeitsschritt ist die Herstellung einer Silikonform der gesamten Büste, die von einer Gipsschalung gestützt wird. Nimmt man die Schalung ab, hat man die Holhlform der Figur. Diese Holhlform wird mit Wachs ausgepinselt. Anschließend wird die Figur in Schamotte-Erde versenkt. Diese Form wird geglüht, dabei schmilzt das Wachs. Jetzt liegt eine Schamotte-Negativform vor; sie dienst als Vorlage für den Bronzeguss. Das Ganze nennt sich Wachsausschmelzverfahren, die gängige Methode zur Herstellung von Bronzegüssen.
Aktualisiert: 2020-11-17
> findR *

Ein Hauch von Heiligkeit

Ein Hauch von Heiligkeit von Hurtz,  Klaus
Ein Hauch von Heiligkeit „Es liegt ein Hauch von Heiligkeit über diesem Ort.“ Joseph Card. Ratzinger So äußerte sich Joseph Cardinal Ratzinger über „unseren“ Wallfahrtsort am Niederrhein: „Kevelaer“; doch letztlich gilt dieses Wort allen großen Pilgerzielen der Welt. Und es ist auch nicht verwunderlich, werden doch die Sorgen und Nöte, die Freude und der Dank zu solchen Gnadenorten hingetragen, um sie dann in intensiver Zwiesprache mit Gott ihm selbst anzuvertrauen. Wallfahrtsorte sind durchbetete Orte! Und wo in solch verdichteter Weise die Menschen miteinander und mit Gott im Gebet verbunden sind, da spürt man diesen Hauch von Heiligkeit. Schon die Wege dorthin werden zu Straßen des Gebetes, und so kann man sagen, dass Pilgerwege immer auch „durchbetete Wege“ sind. Aus diesem Grund wurde 2007 zum achtzigsten Geburtstag von Papst Benedikt XVI. das gleichnamige Buch herausgegeben, in welchem Wallfahrtslieder und -gedichte zu den großen Wallfahrtsorten der Christenheit und ganz persönliche Gedanken und Notate zu ihnen versammelt sind. Auch der bekannte Wallfahrtsort Kevelaer am Niederrhein wurde in die Reihe mit dem Gedicht von Heinrich Heine „Wallfahrt nach Kevlaar“ aufgenommen. Schon in jungen Jahren, als mir das Gedicht zum ersten Mal begegnete, irritierte es mich. War in den Versen das ungläubige Staunen vor einer Glaubensfestigkeit ins Wort gebracht, die selbst der Tod nicht erschüttern konnte? Oder schmunzelte Heine mit seiner Ironie über einen Gläubigkeits-Fatalismus, der sich die Wirklichkeit zurechtbiegt? Je älter ich werde, umso mehr vertieft sich der Eindruck, dass genau diese Ambivalenz Heine erreichen wollte. Das Gedicht changiert zwischen Lobpreis und ironischer Brechung, zwischen Himmelsbestürmung und Erdenhaftung, zwischen erfüllter Bitte und unerfüllter Erwartung. In die unzählige Pilgerschar nach Kevelaer reihte sich im September 1987 auch der damalige Kardinal Joseph Ratzinger ein, um dort den Mariologischen Weltkongress zu eröffnen. Nun jährt sich dieser Pilgerbesuch zum fünfundzwanzigsten Mal, und der frühere Kardinal ist mittlerweile Papst der Weltkirche geworden. Dieser silberne Jahrestag der Pilgerfahrt ermutigte uns, ein Exzerpt aus dem umfangreichen Wallfahrtsbuch „Durchbetete Wege“ vorzulegen, um diese Sonderedition dem Heiligen Vater in Dankbarkeit und Verehrung zuzueignen. Drei Kevelaer-Zeichnungen vom Düsseldorfer Künstler Bert Gerresheim begleiten die Texte. Das erste Bild zeigt die Gnadenmutter von Kevelaer im Abendlicht des Niederrheins, die leuchtenden Sterne des Himmels bilden ihre Krone. Darin dürfen wir erkennen, dass die Schöpfung zum Schmuck des geheiligten Menschen wird. Das zweite Bild stellt Maria als Knotenlöserin dar. Mit ihrem Kind versucht sie immer wieder die Verwirrungen und Verknotungen des Lebens zu lösen, im Leiden zu trösten. Dass man sein verknotetes Leben der Liebe der Gottesmutter immer wieder anvertrauen kann, versteckt der Künstler in dem Hinweis, dass die Knotenschnur die Form eines Herzens besitzt. Die dritte Zeichnung trägt den Titel „Gnadenpause in Kevelaer“. Maria ist mit ihrem Sohn dem Gnadenbild entstiegen, um sich einmal auszuruhen. Diese Idylle will mehr als ein Lächeln beim Betrachter erzeugen, sie will deutlich machen, dass, wenn schon die Gottesmutter eine Pause braucht, erst recht wir Menschen Zeiten der Entspannung und der Ruhe suchen müssen. Wo wir solche Ruhephasen im Leben versäumen, bewirken wir nicht mehr, sondern weniger, schlussendlich nichts. So soll diese kleine Schrift uns ermutigen, die durchbeteten Wege zu suchen, um an den Orten des Heils den Himmel zu bestürmen, um dann in Ruhe und Gelassenheit die Gnade zu empfangen, die Gott uns nicht verwehren wird. Dabei war und ist Maria eine große Helferin, und als „Trösterin der Betrübten“ schenkt sie gerade in Kevelaer tiefen Trost und neuen Lebensmut. Solcher Gnadengaben bedürfen wir alle, Leib und Seele brauchen die Stärkung des Himmels. Sie wird erfahrbar, wo wir im Gebet verbunden sind - mit Gott und miteinander. Denn jeder aufrechte Beter atmet einen Hauch von Heiligkeit! Klaus Hurtz
Aktualisiert: 2019-10-01
> findR *

la Verna-protokoll

la Verna-protokoll von Gerresheim,  Bert, Roemer,  Werner
La Verna Eine Umbrienreise des Künstlers zu Ostern 1976 löste eine systematische Beschäftigung mit der Gestalt des Franziskus von Assisi und dem Phänomen der Stigmatisation aus. Das Skizzenbuch dieser Reise, überschrieben: La-Verna-Protokoll“, gibt zunächst Durchreibungen der Inschrifttafel wieder, die sich an der Stelle befindet, wo der heilige Franz am Fest der Kreuzerhöhung des Jahres 1224 auf dem Berge Alverna die Wundmale empfing, die ihn auch leiblich dem leidenden Jesus angeglichen haben. Dann folgt im Skizzenbuch eine Frottage der Sitzplatte, auf der der heilige Franz im Beisein von Christus Gespräche mit jenem geführt haben soll. Heute befindet sich diese Platte als Altarplatte in der Grottenkirche von Alverna. Mit diesen Frottagen spürt Gerresheim dem Genius loci nach, der diese konkrete Stelle für ihn zur Faszination werden lässt.
Aktualisiert: 2020-09-02
> findR *

Bildgewordenes Mysterium

Bildgewordenes Mysterium von Gerresheim,  Bert, Hurtz,  Klaus
n den Jahren 2009 und 2010 erfuhr in zwei großen Bauabschnitten die Marienkirche zu Mönchengladbach-Rheydt eine Grundsanierung. Frühere Generationen haben uns diese Kirche anvertraut, kommende wollen sie von uns empfangen. So hat es seinen guten Grund, dass wir das Gotteshaus im neuen Glanz herrichten.
Aktualisiert: 2020-11-17
> findR *

Wundmale

Wundmale von Bude,  Norbert, Diekmann,  Kai, Hurtz,  Klaus, Kathstede,  Gregor, Prekop,  Jirina, Rutz,  Michael
„Pace e bene.“ Mit diesen Worten grüßte St. Franziskus die Menschen und die Welt. Der Künstler Bert Gerresheim hat nun eine Franziskus-Skulptur geschaffen, die selber ein Gruß an die Menschen ist. Als „bronzene Straßenpredigt“ verkündet sie auf dem Kirchvorplatz von St. Franziskus, Mönchengladbach-Rheydt, allen Vorbeiziehenden „Frieden und Heil“. Dass uns heute ein solches Kunstwerk erfreut, begann mit einem Besuch im Frühjahr 2006. Die Vision von Dominikus Böhm Ein Stifter kam zu mir und stellte mir seine Idee vor, der Franziskus-Gemeinde eine Bronze-Skulptur ihres Pfarrpatrons zu schenken. Dieser Vorschlag rührte mich in besonderer Weise an, da auf alten Entwürfen der Dominikus-Böhm-Kirche eine Franziskusfigur den Kirchenvorplatz ziert. Sollte nach nun fast mehr als siebzig Jahren die Vision des Architekten Wirklichkeit werden? Für alles wollte der Stifter sorgen, allerdings waren ihm zwei Punkte wichtig. Zum einen wünschte er sich eindringlich, dass sein Name in der Anonymität verblieb, zum anderen, dass die Franziskusfigur von dem Düsseldorfer Künstler Bert Gerresheim geschaffen werden sollte. Beide Wünsche waren weniger Bedingungen als Geschenk, denn durch die Anonymisierung des Stifters war die Franziskusfigur von Anfang an der Mittelpunkt, auf den sich alle Kräfte konzentrieren konnten. Erst recht war die Wahl des Künstlers ein besonderer Glücksfall. Der Künstler Bert Gerresheim, Jahrgang 1935, war der letzte Schüler von Otto Pankok, der ein begnadeter Lehrer gewesen ist, schaut man sich allein die Namen der Künstler an, denen Pankok half, ihren künstlerischen Stil zu finden: Else Lasker-Schüler, Ernst Barlach, Günther Grass, Günter Ueker. Neben dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik konnte Gerresheim bei Pankok das künstlerische Rüstzeug erwerben, gleichwohl blieb er im Hinblick auf die Bildhauerei Autodidakt. Zunächst wurde er Pädagoge, er unterrichtet 28 Jahre am Düsseldorfer Lessing-Gymnasium bis hin zum Studiendirektor. Früh erhielt Gerresheim Stipendien und Förderpreise, so war er 1967-68 Stipendiat in der Villa Massimo in Rom. Er schuf viele Denkmals- und Monumentgestaltungen für Außen- und Innenräume im In- und Ausland. Doch neben der künstlerische Qualifikation war bei diesem Auftrag vor allem wichtig, in Bert Gerresheim einen Künstler gefunden zu haben, der die Tiefe franziskanischer Spiritualität von innen her kennt und daher der Franziskusfigur eine Tiefendimension geben konnte, zu der kaum ein anderer zeitgenössischer Künstler von Rang heute fähig wäre. Sicher darf man ohne zu übertreiben formulieren, dass nur ein Gerresheim einer solchen Bronzeplastik eine franziskanische Seele schenken konnte. Wer hinsieht, erkennt. Die Glaubensreihe Dem ersten Gespräch folgten viele weitere mit dem Künstler, den Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, dem Stifter, und aus diesen Gesprächen entwickelten sich Skizzen, Wachsmodelle, der endgültige Entwurf, die Arbeit an der Figur selbst . Diese Genese im Bild festzuhalten, dazu soll diese Schrift dienen. Darüber hinaus wurde recht bald deutlich, dass das Geschenk einer solchen Figur auch der spirituellen Vorbereitung der Gemeinde bedarf. Dieser Mann aus Assisi zählt sicher zu den leuchtenden Sternen im Kranz der Heiligen, nicht umsonst wurde er schon früh das „alter ego“ von Christus selbst genannt. Letzter Ausweis hierfür war seine Stigmatisierung, die er auf dem Berg La Verna im Jahre 1224 erfuhr. Die Wundmale Jesu Christi zeichneten seinen Körper, aber mehr noch kenn- und bezeichneten sie einen Menschen, der Christus-Nachfolge in besonderer, ja vorbildhafter Weise gelebt hat. So lag es nahe, einer Glaubensreihe die Überschrift „Wundmale“ zu geben, denn jede Generation muss sich neu dem Anruf der Nachfolge stellen. Darüber hinaus verweisen die Wundmale auf die Verwundungen, die das Leben schlägt, ob im persönlichen oder im gesellschaftlichen Kontext. Die Christen aller Zeiten sind heraus gerufen, an der Heilung beizutragen, und dadurch mitzuhelfen, das Reich Gottes hier und jetzt ansatzweise Gestalt werden zu lassen. So wurden Persönlichkeiten unterschiedlicher Profession und Provenienz eingeladen, von der Psychologin über Medien-Fachleuten bis hin zu Politikern, die in Gastvorträgen ihre Sicht zu dem Thema darlegten. Auch diese Beiträge sind in dieser Publikation versammelt und werden damit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der paradigmatische Mensch Nun steht an augenfälliger Stelle lebensgroß ein bronzener Franziskus und wird so allen Vorüberziehenden, Vorbeieilenden zu einem besonderen Gruß. Auch der flüchtige Blick erfasst, dass Franziskus sich auf das Kreuz stützt, das (franziskanische) Tau. Es ist das Kreuz Christi, das ihm Kraft und Ruhe auf seinem Weg schenkt. So wird Franziskus zum paradigmatischen Menschen, der auf seinem Lebensweg allein durch das Kreuz Halt uns Stütze findet. Erst der genauere Blick zeigt die Wundmale, die Verwundungen des Lebens, die mit dem Kreuz Christi zu tragen, zu ertragen sind. Auf der bronzenen Bodenplatte ist daher ein Schattenwurf des Kreuzes zu erkennen, allerdings als blühendes Muster, das so zum Blumenteppich wird, auf dem der Mensch weiter in die Zukunft gehen darf. Noch vieles gibt es zu entdecken, doch zuletzt sei hier noch auf den Gürtel hingewiesen, der scheinbar achtlos auf dem Boden liegt. Dieser Gürtel birgt eine Begebenheit und verweist auf die Begegnung der beiden großen Heiligen des 13. Jahrhunderts: Franziskus und Dominikus. Als sie einander trafen, tauschten sie die Gürtel ihrer Kleidung, Franziskus gab seinen Strick, Dominikus gab seinen ledernen Gürtel. Eine tiefe Symbolik liegt in diesem Tausch, er lässt das Jesus-Wort (Joh 21,18) aufleuchten, in welchem kein geringerer als Petrus die Mahnung vom Herrn erhält, dass ihn nun ein anderer gürten und führen wird, wohin er nicht will. In dieser Tradition des Geführt-Werdens, stehen alle Heiligen, steht jeder Mensch, der Christus nachfolgen will. Darüber hinaus erhält der Gürtel an diesem Ort noch eine weitere Besonderheit, denn der Namenspatron unseres Baumeisters ist eben dieser Dominikus, der unseren Pfarrpatron umarmt. So werden durch die Heiligen über Jahrhunderte hinweg Begegnungsbrücken geschlagen und fordern damit die Betrachter auf, selber zum Brückenbauer zum Du zu werden. Dabei mag dann der Gruß helfen, mit dem sicherlich Franziskus auch Dominikus begegnete: „Pace e bene.“ Klaus Hurtz
Aktualisiert: 2019-10-01
> findR *
MEHR ANZEIGEN

Bücher zum Thema Gerresheim, Bert

Sie suchen ein Buch über Gerresheim, Bert? Bei Buch findr finden Sie eine große Auswahl Bücher zum Thema Gerresheim, Bert. Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr hat zahlreiche Bücher zum Thema Gerresheim, Bert im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das passende Buch für Ihr Lesevergnügen. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus unserer großen Auswahl das Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zum Thema Gerresheim, Bert einfach online und lassen Sie es sich bequem nach Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch.

Gerresheim, Bert - Große Auswahl Bücher bei Buch findr

Bei uns finden Sie Bücher beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher zum Thema Gerresheim, Bert, die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche Fakten vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl Bücher verschiedenster Genres, Verlage, Autoren bei Buchfindr:

Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien zu finden. Unter Gerresheim, Bert und weitere Themen und Kategorien finden Sie schnell und einfach eine Auflistung thematisch passender Bücher. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem Lesevergnügen steht nichts im Wege. Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die bestellten Bücher schnell und bequem zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen, Buchempfehlungen und Rezensionen zu studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen das Team von Buchfindr.