In deinen Schuhen voller Sand

In deinen Schuhen voller Sand von Dehane,  Mounir, Pop,  Traian, Ricinski,  Francisca
Und mein wildes, heilendes Meer. Wellen, die meine Sünden abwischen. Aber, selbst wenn sich der Himmel umdrehen würde, weiß ich und weiß ich es nicht, wer es ist. Das Meer, vielleicht ein anderer Gott des Erbarmens. Und Ulysses in einem ähnlichen Meer. Es gibt noch so viel Liebe, die auf mich wartet, trotz dieses Zuspät oder gerade darum. Francisca Ricinski Ein sehr würdiger Nachfolger ihres letzten Bandes, dieses Buch mit Texten über die Landgewinnung durch Poesie. Wobei auch die Zeit eine Landschaft ist. Ein Band über die leise und sanfte Zwiesprache mit allem, was einem Menschen im Laufe eines Menschenlebens begegnet. ...Ein Lebenslauf, von dem ich annehme, dass er dazu beigetragen hat, dass Ricinski das Fremdsein nie ganz verloren hat. Dieses Fremdsein, von dem ich das erste Mal bei Herta Müller so getroffen habe. Die Texte behandeln Gegenstände und Zweifel, Bewegungen und Haltungen, die die Schimpfworte schlucken. Die Dichterin hat Wege gefunden, eine tiefe Melancholie auf wunderschöne Weise auszudrücken . Elke Engelhardt Als Herausgeber von Lyrik achte ich vorrangig auf die Sprache. Das gilt auch für poetische Prosa. Und da haben mich schon lange Texte nicht mehr so beeindruckt wie diese. Wie Francisca Ricinski von der Kindheit bis in die Gegenwart durchs Leben gleitend, immer wieder wunderbare kühne poetische Akzente setzt, mit ungewöhnlichen Wortfindungen überrascht, ist faszinierend. Große Sprachkunst! Axel Kutsch
Aktualisiert: 2023-06-27
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In deinen Schuhen voller Sand

In deinen Schuhen voller Sand von Dehane,  Mounir, Pop,  Traian, Ricinski,  Francisca
Und mein wildes, heilendes Meer. Wellen, die meine Sünden abwischen. Aber, selbst wenn sich der Himmel umdrehen würde, weiß ich und weiß ich es nicht, wer es ist. Das Meer, vielleicht ein anderer Gott des Erbarmens. Und Ulysses in einem ähnlichen Meer. Es gibt noch so viel Liebe, die auf mich wartet, trotz dieses Zuspät oder gerade darum. Francisca Ricinski Ein sehr würdiger Nachfolger ihres letzten Bandes, dieses Buch mit Texten über die Landgewinnung durch Poesie. Wobei auch die Zeit eine Landschaft ist. Ein Band über die leise und sanfte Zwiesprache mit allem, was einem Menschen im Laufe eines Menschenlebens begegnet. ...Ein Lebenslauf, von dem ich annehme, dass er dazu beigetragen hat, dass Ricinski das Fremdsein nie ganz verloren hat. Dieses Fremdsein, von dem ich das erste Mal bei Herta Müller so getroffen habe. Die Texte behandeln Gegenstände und Zweifel, Bewegungen und Haltungen, die die Schimpfworte schlucken. Die Dichterin hat Wege gefunden, eine tiefe Melancholie auf wunderschöne Weise auszudrücken . Elke Engelhardt Als Herausgeber von Lyrik achte ich vorrangig auf die Sprache. Das gilt auch für poetische Prosa. Und da haben mich schon lange Texte nicht mehr so beeindruckt wie diese. Wie Francisca Ricinski von der Kindheit bis in die Gegenwart durchs Leben gleitend, immer wieder wunderbare kühne poetische Akzente setzt, mit ungewöhnlichen Wortfindungen überrascht, ist faszinierend. Große Sprachkunst! Axel Kutsch
Aktualisiert: 2023-06-27
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In deinen Schuhen voller Sand

In deinen Schuhen voller Sand von Dehane,  Mounir, Pop,  Traian, Ricinski,  Francisca
Und mein wildes, heilendes Meer. Wellen, die meine Sünden abwischen. Aber, selbst wenn sich der Himmel umdrehen würde, weiß ich und weiß ich es nicht, wer es ist. Das Meer, vielleicht ein anderer Gott des Erbarmens. Und Ulysses in einem ähnlichen Meer. Es gibt noch so viel Liebe, die auf mich wartet, trotz dieses Zuspät oder gerade darum. Francisca Ricinski Ein sehr würdiger Nachfolger ihres letzten Bandes, dieses Buch mit Texten über die Landgewinnung durch Poesie. Wobei auch die Zeit eine Landschaft ist. Ein Band über die leise und sanfte Zwiesprache mit allem, was einem Menschen im Laufe eines Menschenlebens begegnet. ...Ein Lebenslauf, von dem ich annehme, dass er dazu beigetragen hat, dass Ricinski das Fremdsein nie ganz verloren hat. Dieses Fremdsein, von dem ich das erste Mal bei Herta Müller so getroffen habe. Die Texte behandeln Gegenstände und Zweifel, Bewegungen und Haltungen, die die Schimpfworte schlucken. Die Dichterin hat Wege gefunden, eine tiefe Melancholie auf wunderschöne Weise auszudrücken . Elke Engelhardt Als Herausgeber von Lyrik achte ich vorrangig auf die Sprache. Das gilt auch für poetische Prosa. Und da haben mich schon lange Texte nicht mehr so beeindruckt wie diese. Wie Francisca Ricinski von der Kindheit bis in die Gegenwart durchs Leben gleitend, immer wieder wunderbare kühne poetische Akzente setzt, mit ungewöhnlichen Wortfindungen überrascht, ist faszinierend. Große Sprachkunst! Axel Kutsch
Aktualisiert: 2023-06-27
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Fragen im Schlepptau

Fragen im Schlepptau von Gałczyński,  Władysław, Hagemeyer,  Ines, Pop,  Traian
Kein Ankerplatz, nirgendwo Nachwort zu Ines Hagemeyer, Fragen im Schlepptau Nomen est omen – der Titel ihres neuen Gedichtbands sagt schon viel: Fragen im Schlepptau. Ines Hagemeyer legt der Öffentlichkeit nach fünf Jahren neue Gedichte vor, die um alte Themen kreisen. Es sind die Fragen, die sie – und die meisten von uns – ein Leben lang nicht loslassen, die wie angekettet an uns hängen, die zu ihr gehören, manche als Last und manche als Schatz. Es sind 8 mal 8 Gedichte, in denen es um Wahrheit und Wahrheiten geht, auch sie im Schlepptau eines langen Lebens. Schon das erste Gedicht („Gegenwelt“) wirft das Thema und die Forderung auf, sich der Tatsachen und Wahrheiten bewusst zu werden, denen wir ausgesetzt waren und immer noch sind in unserem Leben – Ines Hagemeyer nennt diese Vergangenheit „Gegenwelt“, dabei geht es auch um ihre ganz eigene Vergangenheit, die sie als Kind jüdischer Eltern erlitt: Fluchtartige Ausreise aus dem von Nationalsozialisten regierten Deutschen Reich gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Als Kleinkind verlässt sie mit ihren Eltern Berlin, fährt auf einem Ozeandampfer nach Uruguay und wächst in Montevideo auf. Auch dort erlebt sie eine Gegenwelt, wenn auch eine rettende, und zu ihrer Muttersprache gewinnt sie die spanische Sprache hinzu. Sie verlor ihre Heimat, bevor diese ihre Heimat werden konnte. Und ihre neue Heimat wird sie auch wieder verlieren – sie liebt einen deutschen Mann, sie heiratet ihn und kehrt, nach einigen Jahren in Spanien, nach Deutschland zurück und lebt nun schon seit Jahrzehnten in Bonn, als Ehefrau und Mutter blickt sie auf ein erfülltes Familienleben zurück. Es bleiben aber unheilbare Wunden, es klingt in anderen Gedichten dieses Bandes an, dass sie im Grunde keine Heimat hat wie die meisten von uns. Ihre wahre Heimat ist die Sprache, die deutsche und die spanische, sie wohnt in der Sprache als Übersetzerin und vor allem wohnt sie in ihrer Sprache als Dichterin. Das Gedicht „Absicht“ verurteilt die Verdrängung der deutschen Schuld nach dem Krieg: „Legendenteppiche für den Unrat ...“, die auch heute wieder verstärkt geknüpft werden. In „Eintrag“ heißt es: „heute herrscht der Tod | während das Leben | unter einer dicken Ascheschicht | kaum noch glimmt“ (nach Abraham Lewin, Warschauer Ghetto 1941). Sie denkt – in „Exildichter“ – an die vielen Künstler, Schriftsteller, Musiker im Exil, die ihre Karrieren verloren, die nach dem Krieg in Deutschland so gut wie vergessen wurden (etwa Erich Wolfgang Korngold). Die Balance von Last und Segen der Erinnerungen wird deutlich in dem Gedicht „Tetralogie“, wo von einem Lebenskreislauf die Rede ist, in „Fata Morgana“ wird das Trügerische der Erinnerungen angesprochen – und in einem anderen Gedicht folgt dafür ein Beispiel: wie sich das kleine Mädchen wie Effi Briest auf der Schaukel hoch hinauf schwang über die Bäume und sich ein „Leben über den Kronen“ erfand („früher II“). Dies sind – wie in vielen folgenden Gedichten – Verse, die nicht nur die eigenen biografischen Wurzeln widerspiegeln, sondern allgemeingültig sind. Es gibt funkelnde und schmerzende Lebenssplitter in jedem Menschenleben. Natürlich erleidet der eine mehr, der andere weniger. So auch in der Liebe. „in der Erinnerung bleiben | wird dein Blick | verloren in der Dämmerung“ („Oktober“). Oder „jenseits der Worte | lauert die Stille ... lass dir Zeit“ („nur“). Dann wieder die schmerzende Erinnerung: „mit der Muschel am Ohr | hör ich ein fernes Rauschen“ („Täuschung“) – es bleibt offen, ob es das Rauschen aus Europa ist oder aus Südamerika, beide Kontinente stehen für die Sehnsucht nach echter Heimat. In der Mitte des Bandes stehen Gedichte, die mit dem Schreiben zu tun haben, mit der schöpferischen Arbeit. „geh ans Ufer deiner Wünsche | fisch dir eine Utopie“, heißt es in dem Gedicht „geh“ – eine Gedankenexkursion in eine positive Gegenwelt. Aber Ines Hagemeyer will auch Verse wie scharfe Splitter – und die sollen „das Auge schärfen für | diese Abgründe der Seele“ (Introspektion III). „der Gesang der Amsel | lädt mich mit ihrem Ruf | zum Diktat ein“ („im Garten“). Die Natur als Meisterin? Das Gedicht „späte Replik“ spielt an auf Hölderlins Gedicht „An die jungen Dichter“: Lieben Brüder! es reift unsere Kunst vielleicht, Da, dem Jünglinge gleich, lange sie schon gegärt, Bald zur Stille der Schönheit; Seid nur fromm, wie der Grieche war! Liebt die Götter und denkt freundlich der Sterblichen! Haßt den Rausch, wie den Frost! lehrt, und beschreibet nicht! Wenn der Meister euch ängstigt, Fragt die große Natur um Rat. Ines Hagemeyer stellt fest, dass sie nicht mehr zu den jungen Dichtern gehört und hofft, „gereift zu sein“, dass auch kein Meister sie ängstigt. Nicht die Stille der Schönheit, sondern die Schönheit der Stille zog sie zu Hölderlins Dichtung hin. Rätselvoll ist ihr Gedichtschluss: & nun frag ich oft die Natur nach dem gewaltigen Rest Spielt das auf eine transzendente Zeit an? Oder klingt hier Kritik durch? Es ist die Frage, ob die Natur der größte Meister ist – angesichts der grausamen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Schließlich ist ja der Mensch Teil der Natur. Die Dichterin will die „Geheimnisse der Stille“, so an anderer Stelle in diesem Band, in Sprache verwandeln. Ein letztes Thema: Bilanz und Lebensvollendung. Ines Hagemeyer spricht in „Bilanz II“ von der Waagschale für so manche Frucht ihres oder auch unseres Lebens. Über das was nach dem Leben kommt, heißt es in dem Gedicht „Unbehagen“ lakonisch: „unheilvolles Land | aus dem niemand wiederkehrt | gibt uns Rätsel auf | bringt uns aber nicht weiter“ und das Gedicht „Vorhaben“ greift in diesem transzendenten Zusammenhang den Gedanken der Heimatsuche wieder auf: „ich suche noch eine Unterkunft | aus verwobenem Licht | mit Wänden aus Traum | & Erinnerung“ – solche Verse sind, aufs Leben bezogen, ernst gemeint. Die Gedichte gewinnen im gesamten Kontext an Kraft, sie verstärken sich gegenseitig. Sie sind in kurzen Versen formuliert, die Gedanken und Bilder erscheinen für sich genommen einfach, sie fächern sich, bezogen auf die angespielten Subtexte, subtil auf und werden so ziemlich komplex. Trotz der Mehrdeutigkeiten im Einzelnen sind es recht klare, schnörkellose Gedichte, die in die Tiefe wirken, in die Tiefe eines Menschenlebens wie in die Tiefen der Seele und der Geschichte. Das Ich in Ines Hagemeyers Gedichten findet keine Heimat, schon gar nicht im Tod, nur in der Sprache findet es ein Exil, allerdings sind immer „erneut Fragen im Schlepptau“ („El reexilio“). Und doch schreibt die Dichterin ein versöhnliches Resumee im letzten Gedicht („gestern“): „die Welt | wie sie sich zeigte | lag in Schutt & Asche | doch dann sah ich | eine Feldblume | sich vor mir öffnen“. Und in einem der schönsten Gedichte dieses Bandes („Nachlese“) steht nüchtern und zugleich hoffend: „im Staubland jedoch | treibst du den Anker | bereit für einen Hafen | der nicht untergeht“. Ulrich Bergmann
Aktualisiert: 2023-05-30
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Als käme noch jemand.

Als käme noch jemand. von Ricinski,  Francisca
Als käme noch jemand Lyrische Prosa mit Erzählcollagen der Autorin Der nachdenkliche Leser verlängert oder interpretiert die parabolischen Erzählungen mit subtilem Erkenntnisgewinn: Der Schmerz, in den Entfremdungen des Lebens, die uns alle treffen, Heimat suchen und finden zu müssen, egal wo und wer wir sind, wird hier in großer und ganz eigener Sprachkunst sublimiert, vielleicht erträglicher gemacht, also ganz dialektisch aufgehoben auf einer höheren Ebene des Verstehens. Ich habe in den letzten Jahren nichts Besseres in dieser Art gelesen.
Aktualisiert: 2023-05-30
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In deinen Schuhen voller Sand

In deinen Schuhen voller Sand von Dehane,  Mounir, Pop,  Traian, Ricinski,  Francisca
Und mein wildes, heilendes Meer. Wellen, die meine Sünden abwischen. Aber, selbst wenn sich der Himmel umdrehen würde, weiß ich und weiß ich es nicht, wer es ist. Das Meer, vielleicht ein anderer Gott des Erbarmens. Und Ulysses in einem ähnlichen Meer. Es gibt noch so viel Liebe, die auf mich wartet, trotz dieses Zuspät oder gerade darum. Francisca Ricinski Ein sehr würdiger Nachfolger ihres letzten Bandes, dieses Buch mit Texten über die Landgewinnung durch Poesie. Wobei auch die Zeit eine Landschaft ist. Ein Band über die leise und sanfte Zwiesprache mit allem, was einem Menschen im Laufe eines Menschenlebens begegnet. ...Ein Lebenslauf, von dem ich annehme, dass er dazu beigetragen hat, dass Ricinski das Fremdsein nie ganz verloren hat. Dieses Fremdsein, von dem ich das erste Mal bei Herta Müller so getroffen habe. Die Texte behandeln Gegenstände und Zweifel, Bewegungen und Haltungen, die die Schimpfworte schlucken. Die Dichterin hat Wege gefunden, eine tiefe Melancholie auf wunderschöne Weise auszudrücken . Elke Engelhardt Als Herausgeber von Lyrik achte ich vorrangig auf die Sprache. Das gilt auch für poetische Prosa. Und da haben mich schon lange Texte nicht mehr so beeindruckt wie diese. Wie Francisca Ricinski von der Kindheit bis in die Gegenwart durchs Leben gleitend, immer wieder wunderbare kühne poetische Akzente setzt, mit ungewöhnlichen Wortfindungen überrascht, ist faszinierend. Große Sprachkunst! Axel Kutsch
Aktualisiert: 2023-05-30
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Fragen im Schlepptau

Fragen im Schlepptau von Gałczyński,  Władysław, Hagemeyer,  Ines, Pop,  Traian
Kein Ankerplatz, nirgendwo Nachwort zu Ines Hagemeyer, Fragen im Schlepptau Nomen est omen – der Titel ihres neuen Gedichtbands sagt schon viel: Fragen im Schlepptau. Ines Hagemeyer legt der Öffentlichkeit nach fünf Jahren neue Gedichte vor, die um alte Themen kreisen. Es sind die Fragen, die sie – und die meisten von uns – ein Leben lang nicht loslassen, die wie angekettet an uns hängen, die zu ihr gehören, manche als Last und manche als Schatz. Es sind 8 mal 8 Gedichte, in denen es um Wahrheit und Wahrheiten geht, auch sie im Schlepptau eines langen Lebens. Schon das erste Gedicht („Gegenwelt“) wirft das Thema und die Forderung auf, sich der Tatsachen und Wahrheiten bewusst zu werden, denen wir ausgesetzt waren und immer noch sind in unserem Leben – Ines Hagemeyer nennt diese Vergangenheit „Gegenwelt“, dabei geht es auch um ihre ganz eigene Vergangenheit, die sie als Kind jüdischer Eltern erlitt: Fluchtartige Ausreise aus dem von Nationalsozialisten regierten Deutschen Reich gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Als Kleinkind verlässt sie mit ihren Eltern Berlin, fährt auf einem Ozeandampfer nach Uruguay und wächst in Montevideo auf. Auch dort erlebt sie eine Gegenwelt, wenn auch eine rettende, und zu ihrer Muttersprache gewinnt sie die spanische Sprache hinzu. Sie verlor ihre Heimat, bevor diese ihre Heimat werden konnte. Und ihre neue Heimat wird sie auch wieder verlieren – sie liebt einen deutschen Mann, sie heiratet ihn und kehrt, nach einigen Jahren in Spanien, nach Deutschland zurück und lebt nun schon seit Jahrzehnten in Bonn, als Ehefrau und Mutter blickt sie auf ein erfülltes Familienleben zurück. Es bleiben aber unheilbare Wunden, es klingt in anderen Gedichten dieses Bandes an, dass sie im Grunde keine Heimat hat wie die meisten von uns. Ihre wahre Heimat ist die Sprache, die deutsche und die spanische, sie wohnt in der Sprache als Übersetzerin und vor allem wohnt sie in ihrer Sprache als Dichterin. Das Gedicht „Absicht“ verurteilt die Verdrängung der deutschen Schuld nach dem Krieg: „Legendenteppiche für den Unrat ...“, die auch heute wieder verstärkt geknüpft werden. In „Eintrag“ heißt es: „heute herrscht der Tod | während das Leben | unter einer dicken Ascheschicht | kaum noch glimmt“ (nach Abraham Lewin, Warschauer Ghetto 1941). Sie denkt – in „Exildichter“ – an die vielen Künstler, Schriftsteller, Musiker im Exil, die ihre Karrieren verloren, die nach dem Krieg in Deutschland so gut wie vergessen wurden (etwa Erich Wolfgang Korngold). Die Balance von Last und Segen der Erinnerungen wird deutlich in dem Gedicht „Tetralogie“, wo von einem Lebenskreislauf die Rede ist, in „Fata Morgana“ wird das Trügerische der Erinnerungen angesprochen – und in einem anderen Gedicht folgt dafür ein Beispiel: wie sich das kleine Mädchen wie Effi Briest auf der Schaukel hoch hinauf schwang über die Bäume und sich ein „Leben über den Kronen“ erfand („früher II“). Dies sind – wie in vielen folgenden Gedichten – Verse, die nicht nur die eigenen biografischen Wurzeln widerspiegeln, sondern allgemeingültig sind. Es gibt funkelnde und schmerzende Lebenssplitter in jedem Menschenleben. Natürlich erleidet der eine mehr, der andere weniger. So auch in der Liebe. „in der Erinnerung bleiben | wird dein Blick | verloren in der Dämmerung“ („Oktober“). Oder „jenseits der Worte | lauert die Stille ... lass dir Zeit“ („nur“). Dann wieder die schmerzende Erinnerung: „mit der Muschel am Ohr | hör ich ein fernes Rauschen“ („Täuschung“) – es bleibt offen, ob es das Rauschen aus Europa ist oder aus Südamerika, beide Kontinente stehen für die Sehnsucht nach echter Heimat. In der Mitte des Bandes stehen Gedichte, die mit dem Schreiben zu tun haben, mit der schöpferischen Arbeit. „geh ans Ufer deiner Wünsche | fisch dir eine Utopie“, heißt es in dem Gedicht „geh“ – eine Gedankenexkursion in eine positive Gegenwelt. Aber Ines Hagemeyer will auch Verse wie scharfe Splitter – und die sollen „das Auge schärfen für | diese Abgründe der Seele“ (Introspektion III). „der Gesang der Amsel | lädt mich mit ihrem Ruf | zum Diktat ein“ („im Garten“). Die Natur als Meisterin? Das Gedicht „späte Replik“ spielt an auf Hölderlins Gedicht „An die jungen Dichter“: Lieben Brüder! es reift unsere Kunst vielleicht,     Da, dem Jünglinge gleich, lange sie schon gegärt,        Bald zur Stille der Schönheit;           Seid nur fromm, wie der Grieche war!    Liebt die Götter und denkt freundlich der Sterblichen!     Haßt den Rausch, wie den Frost! lehrt, und beschreibet nicht!        Wenn der Meister euch ängstigt,           Fragt die große Natur um Rat. Ines Hagemeyer stellt fest, dass sie nicht mehr zu den jungen Dichtern gehört und hofft, „gereift zu sein“, dass auch kein Meister sie ängstigt. Nicht die Stille der Schönheit, sondern die Schönheit der Stille zog sie zu Hölderlins Dichtung hin. Rätselvoll ist ihr Gedichtschluss: & nun frag ich oft die Natur nach dem gewaltigen Rest Spielt das auf eine transzendente Zeit an? Oder klingt hier Kritik durch? Es ist die Frage, ob die Natur der größte Meister ist – angesichts der grausamen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Schließlich ist ja der Mensch Teil der Natur. Die Dichterin will die „Geheimnisse der Stille“, so an anderer Stelle in diesem Band, in Sprache verwandeln. Ein letztes Thema: Bilanz und Lebensvollendung. Ines Hagemeyer spricht in „Bilanz II“ von der Waagschale für so manche Frucht ihres oder auch unseres Lebens. Über das was nach dem Leben kommt, heißt es in dem Gedicht „Unbehagen“ lakonisch: „unheilvolles Land | aus dem niemand wiederkehrt | gibt uns Rätsel auf | bringt uns aber nicht weiter“ und das Gedicht „Vorhaben“ greift in diesem transzendenten Zusammenhang den Gedanken der Heimatsuche wieder auf: „ich suche noch eine Unterkunft | aus verwobenem Licht | mit Wänden aus Traum | & Erinnerung“ – solche Verse sind, aufs Leben bezogen, ernst gemeint. Die Gedichte gewinnen im gesamten Kontext an Kraft, sie verstärken sich gegenseitig. Sie sind in kurzen Versen formuliert, die Gedanken und Bilder erscheinen für sich genommen einfach, sie fächern sich, bezogen auf die angespielten Subtexte, subtil auf und werden so ziemlich komplex. Trotz der Mehrdeutigkeiten im Einzelnen sind es recht klare, schnörkellose Gedichte, die in die Tiefe wirken, in die Tiefe eines Menschenlebens wie in die Tiefen der Seele und der Geschichte. Das Ich in Ines Hagemeyers Gedichten findet keine Heimat, schon gar nicht im Tod, nur in der Sprache findet es ein Exil, allerdings sind immer „erneut Fragen im Schlepptau“ („El reexilio“). Und doch schreibt die Dichterin ein versöhnliches Resumee im letzten Gedicht („gestern“): „die Welt | wie sie sich zeigte | lag in Schutt & Asche | doch dann sah ich | eine Feldblume | sich vor mir öffnen“. Und in einem der schönsten Gedichte dieses Bandes („Nachlese“) steht nüchtern und zugleich hoffend: „im Staubland jedoch | treibst du den Anker | bereit für einen Hafen | der nicht untergeht“. Ulrich Bergmann
Aktualisiert: 2021-09-03
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Ines Hagemeyer Gedichte in der Literaturzeitschrift Dichtungsring 1984-2017

Ines Hagemeyer Gedichte in der Literaturzeitschrift Dichtungsring 1984-2017 von Hagemeyer,  Ines
Im Gedichtzyklus 1984-2017 von Ines Hagemeyer wird die Fremdheit zwei- und zwiesprachig gebannt. Es ist das ganze Leben, nicht nur ein erlebter Teil, nicht nur die politische Vergangenheit und der Tod, der Meister aus Deutschland, ist das Thema. Flucht: „aus der Wiege gespült | an einen weißen Strand ...“ und zweisprachige Kindheit: das familiäre Deutsch einerseits, Spanisch in Uruguay andererseits: „bezweifelte Einwurzelung“ (Rückblende). So wird die Sprache die eigentliche Heimat, obwohl auch immer wieder ein „Absturz der Worte“ (inhärent) droht – das Nichtbegreifenkönnen des erfahrenen Grauens. Nichts aber wäre das Leben ohne das Suchen nach Worten und Sätzen, um die eigene Existenz und die Fremde zu begreifen, die uns umgibt, und die „Erschütterung | die dich zwischen Tür & Angel | kalt erwischt hat“ ... „die ererbte Asche | aus heiterem Himmel“. Asche und Sand ... sind nicht zu tragen ohne Hoffnung: „die Last deiner Väter | gebeugt zu tragen | brauchst du nicht mehr“ (Vision II). Aber quälend vertraut bleiben die „langen Schatten der Mythen“ – und der eigene Tod am Ende des Lebens. Es liegt manchmal eine Melancholie in den Versen, deren Schönheit bedrohlich gleißt und in die Augen brennt. Schmerzende Wahrheit: homo homini lupus. Und doch – die Kindheit war „nicht nur Schatten und Alb“, es gab „bunte Blätter“ und duftende Erde (Herbst). Und es gibt die Poesie der Sprache! Im „Lied für Gitarre“ heißt es: „was das Gedicht sagt | wenn es schweigt | hüllt sich in Stille | ohne zu verstummen“. Also gibt es doch Hoffnung auf Sagbares und auf Verstehen, auf Übersetzung der Stille in Wissen und Antwort. In einem der schönsten Gedichte, „Lied für Madrid“, scheint das Leben hart und starr und leblos, und doch gibt es „in meinem Wald aus Stein benetzte Utopie weht sanft eine Brise trägt meine Haut ein Lied“. (aus dem Vorwort von Ulrich Bergmann)
Aktualisiert: 2020-02-15
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In deinen Schuhen voller Sand

In deinen Schuhen voller Sand von Dehane,  Mounir, Pop,  Traian, Ricinski,  Francisca
Und mein wildes, heilendes Meer. Wellen, die meine Sünden abwischen. Aber, selbst wenn sich der Himmel umdrehen würde, weiß ich und weiß ich es nicht, wer es ist. Das Meer, vielleicht ein anderer Gott des Erbarmens. Und Ulysses in einem ähnlichen Meer. Es gibt noch so viel Liebe, die auf mich wartet, trotz dieses Zuspät oder gerade darum. Francisca Ricinski Ein sehr würdiger Nachfolger ihres letzten Bandes, dieses Buch mit Texten über die Landgewinnung durch Poesie. Wobei auch die Zeit eine Landschaft ist. Ein Band über die leise und sanfte Zwiesprache mit allem, was einem Menschen im Laufe eines Menschenlebens begegnet. ...Ein Lebenslauf, von dem ich annehme, dass er dazu beigetragen hat, dass Ricinski das Fremdsein nie ganz verloren hat. Dieses Fremdsein, von dem ich das erste Mal bei Herta Müller so getroffen habe. Die Texte behandeln Gegenstände und Zweifel, Bewegungen und Haltungen, die die Schimpfworte schlucken. Die Dichterin hat Wege gefunden, eine tiefe Melancholie auf wunderschöne Weise auszudrücken . Elke Engelhardt Als Herausgeber von Lyrik achte ich vorrangig auf die Sprache. Das gilt auch für poetische Prosa. Und da haben mich schon lange Texte nicht mehr so beeindruckt wie diese. Wie Francisca Ricinski von der Kindheit bis in die Gegenwart durchs Leben gleitend, immer wieder wunderbare kühne poetische Akzente setzt, mit ungewöhnlichen Wortfindungen überrascht, ist faszinierend. Große Sprachkunst!  Axel Kutsch
Aktualisiert: 2019-01-23
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Als käme noch jemand.

Als käme noch jemand. von Ricinski,  Francisca
Als käme noch jemand Lyrische Prosa mit Erzählcollagen der Autorin Der nachdenkliche Leser verlängert oder interpretiert die parabolischen Erzählungen mit subtilem Erkenntnisgewinn: Der Schmerz, in den Entfremdungen des Lebens, die uns alle treffen, Heimat suchen und finden zu müssen, egal wo und wer wir sind, wird hier in großer und ganz eigener Sprachkunst sublimiert, vielleicht erträglicher gemacht, also ganz dialektisch aufgehoben auf einer höheren Ebene des Verstehens. Ich habe in den letzten Jahren nichts Besseres in dieser Art gelesen.
Aktualisiert: 2023-03-15
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