Die Venedig Biennale

Im malerischen Venedig findet dieses Jahr wieder die renommierte Kunstausstellung „Biennale di Venezia“ statt. Die internationale Ausstellung für zeitgenössische Kunst wurde 1895 gegründet und ist somit die älteste Kunst-Biennale, die Modell für die bekannten Großausstellungen zeitgenössischer Kunst, von der „documenta“ in Kassel bis zu den über 200 internationalen Kunst-Biennalen der Gegenwart stand. Die nächste Ausgabe eröffnet am 13. Mai 2017 und ist bis 26.11.2017 in Venedig zu sehen.

Die Publikation „Die Biennale von Venedig. Eine Geschichte des 20. Jahrhunderts“ (Philo Fine Arts Verlag, 2/2012) beleuchtet die historische Entwicklung der Biennale und berichtet von der Verstaatlichung durch Mussolini (1928) oder Hitlers Auftritt auf dem Giardini-Gelände (1934). 1948 wurde dann die jahrelang verfemte Klassische Moderne ausgestellt und 1964 triumphiert die US-Kunst in Venedig über die Metropole Paris. Flecks erzählender Essay ist eine geschichtenreiche Reflexion über Kunst und Künstler zwischen Ausstellung und Geopolitik.

Die Giardini sind neben der Arsenale, welcher die thematische Ausstellung der Kuratorin Christine Macel beherbergen wird, der Hauptort der Biennale. Dort präsentieren sich 28 Länder in ihren Pavillons, so auch Deutschland. Die ebenfalls sehr wechselvolle Geschichte und die künstlerischen Beiträge des deutschen Pavillons beleuchtet die Publikation „Der Deutsche Pavillon: Ein Jahrhundert nationaler Repräsentation auf der Internationalen Kunstausstellung ‚La Biennale di Venezia’ 1912-2012“ (Schnell & Steiner, 07/2015). An der Bespielung des Deutschen Pavillons als bekanntester Ausstellungsort deutscher Kunst im Ausland lässt sich die Geschichte der deutschen Kunst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beispielhaft nachvollziehen. Der Band bespricht aktuelle Forschungsergebnisse, so dass über nationale Sichtweisen hinaus Interpretationen und Analysen präsentiert werden, die den Auftritt der Deutschen Kunst in den Giardini neu einordnen.

In diesem Jahr zeigt die Kommissarin des deutschen Pavillons, Susanne Pfeffer, die Künstlerin Anne Imhof. Das Werk der Künstlerin umfasst malerische, skulpturale, installative und performative Arbeiten. Sie wird eine raum- und zeitgreifende Arbeit für den Pavillon realisieren. 2015 erhielt Imhof den renommierten Preis der Nationalgalerie und zeigte die Ausstellung „Angst II“ im Jahr 2016 im Hamburger Bahnhof, Berlin. Im Jahr 2015 zeigte der Kurator Florian Ebner die  Künstlerinnen und Künstler Hito Steyerl, Olaf Nicolai und Tobias Zielony aus Berlin und das in Kairo lebende Künstlerpaar Jasmina Metwaly und Philip Rizk, um die Kunst aus Deutschland in einem neuen Licht darzustellen und klassische Fragen der Repräsentation oder Machtstrukturen im Zeitalter digitaler Bilder neu zu stellen (Katalog: „Fabrik. Jasmina Metwaly / Philip Rizk Olaf Nicolai. Hito Steyerl.Tobias Zielony: Biennale Venedig. Deutscher Pavillon 2015“, Verlag Walther König, 5/2015).

In diesem Jahr erhält Carolee Schneemann den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk. Der Preis wird von der diesjährigen Biennale-Kuratorin Christine Macel am 13. Mai verliehen. Schneemann ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der Performance und Body Art in den 1960ern und prägte beide Bereiche damit entscheidend mit. In dem Buch „Carolee Schneemann: Kinetische Malerei“ (Prestel Verlag, 11/2015, siehe Abbildung) wird deutlich, wie unerbittlich und selbstbewusst Carolee Schneemann mit ihrem eigenen Körper gearbeitet hat. Das Buch untersucht das Gesamtwerk der Künstlerin, einer der führenden Vertreterinnen der feministischen Kunst seit den siebziger Jahren. Ihre Malerei, Assemblagen, Performances, Experimentalfilme und Videoinstallationen finden Eingang in die umfangreiche Publikation. Weitere Bücher besprechen wichtige Facetten des Werkes der Künstlerin, so z.B. „Autobiografie als Performance. Die Experimentalfilme Carolee Schneemanns (Zürcher Filmstudien)“ (Schüren Verlag GmbH, 1/2009), das drei Experimentalfilme aus den 60er und 70er Jahren zusammenfasst, welche sie in den im Umfeld des Undergroundfilms gedreht hat. Die Trilogie behandelt sexuelle Lust, Schmerz und Vergänglichkeit in sensueller Dichte und poetischer Intensität. Eine ihrer bekanntesten Performances ist „Meat Joy“, die 1964 im Rahmen des „First Festival of Free Expression“ im American Center in Paris uraufgeführt wurde. Carolee Schneemann zelebrierte dort „fleischliche Sinnlichkeit in all ihren Aspekten als eine intermediale Performance mit Paaren, die auf der Bühne agierten, mit Materialien wie Farbe und Blut, Tanz- und Soundelementen“ (Medienkunstnetz.de, Rudolf Frieling).