WORD FLESH

In ihren Werken erforscht die Malerin die Materie des Fleisches als körperliches und seelisches Material, indem sie ihm Empfindungen wie Schmerz und Trauer, aber auch Hoffnung in aggressiver Malweise einschreibt. Huxel steht damit sowohl in der Tradition der expressiven Malerei des 20. Jahrhunderts als auch in der aktuellen Auseinandersetzung um das Individuum.

Zum einen erinnern ihre Arbeiten an die Bildkonzepte der Jungen Wilden, die in den frühen 1980er Jahren mit einer subjektiven und expressiven Malweise für Aufsehen sorgten. Künstler*innen wie Rainer Fetting, Markus Lüpertz, A. R. Penck oder Ina Barfuss arbeiteten auf ihren großformatigen Leinwänden mit grellen Farben, gestischem Pinselstrich und zielten auf eine malerische Formlosigkeit ihrer Motive ab. Damals ging es um eine Explosion der Malerei, die sich der Abstraktion und des Informellen entgegenstellte. Diese Malergeneration setzte sich mit politischen Inhalten der Nachkriegszeit auseinander und stellte den Menschen als Werkzeug von Macht und Politik dar. Anna Huxel geht es 40 Jahre später nicht um den Körper als politisches Instrumentarium, sondern um den Körper als empirisches Werkzeug im Diskurs der Transformation seiner biologischen Masse. Daraus baut Huxel ein Schlachtfeld aus Farben und Formen.
Zum andern steht sie in der Tradition von Malerinnen, die sich ganz bewusst dem Körper nicht als bloßes weibliches Motiv nähern. Den Körper als aufgerissenen, verletzlichen und zerstörbaren Gegenstand darzustellen, bedeutet, dem inneren Körperempfinden einen Ausdruck zu geben. Damit steht Huxel in der Folge von Künstlerinnen wie Maria Lassnig, Tracey Emin oder Berlinde de Bruyckere. Anna Huxel ist allerdings weder Provokateurin noch Selbstdarstellerin. (..) Huxel ist eine der wenigen Künstlerinnen unserer Zeit, die einen direkten Bezug zur christlichen Ikonographie herstellt und die Transformation des irdischen Körpers in der Erhöhung durch Gott erahnen lässt.

Dr. Verena Titze-Winter