Tuberkulosekranke in Heilstätten der LVA Schleswig-Holstein im „Dritten Reich“
Medizinische Versorgung und soziale Praxis zwischen 1933 und 1945
Christoph Wehner
Die Bekämpfung der Tuberkulose zählt zu den größten gesundheitspolitischen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts. Der gesetzlichen Rentenversicherung kam dabei als Trägerin des Heilverfahrens von Beginn an eine herausragende Stellung zu. In der Zeit des Nationalsozialismus mündete die Bekämpfung der Tuberkulose in einer Terrorisierung der Kranken, die Ausgrenzung, Verfolgung und Repressionen ausgesetzt waren.
Die vorliegende Publikation rekonstruiert die regionale Praxis des Krankenterrors, wobei die Perspektive der Betroffenen ebenso berücksichtigt wird wie die Verantwortung des ärztli-chen und medizinischen Personals. Das radikale Vorgehen gegen Tuberkulosekranke er-scheint insgesamt als Folge einer Politik, in der die individuelle Gesundheit keinen Wert hatte, sondern kollektive Nützlichkeitserwägungen die Praxis der Gesundheitsversorgung bestimmten.