Familie und Bankhaus Seligmann in Koblenz und Köln von Offerhaus,  Ulrich

Familie und Bankhaus Seligmann in Koblenz und Köln

Familie Seligmann - jüdische Viehhändler und französische Citoyens, preußische Bankiers und "jüdische Mischlinge"

Die Arbeit präsentiert die bewegte Geschichte von sechs Generationen der Familie Seligmann in Zeiten sich wandelnder politischer Verfassungen Deutschlands. Sie zeichnet den sozialen Aufstieg der Familie Seligmann in die bürgerliche Gesellschaft von Koblenz und Köln nach.
Der Ahnherr Moses Seligmann stammte aus einer jüdischen Viehhändlerfamilie in Oberbieber in der ehemaligen Grafschaft Wied. In spätkurfürstlicher Zeit verließ der junge Mann seinen Heimatort in Richtung Koblenz, damalige Residenzstadt der Kurfürsten von Trier. Hier heiratete er in die angesehene jüdische Familie Dahl ein und betätigte sich als Geldhändler. Zu Zeiten der französischen Herrschaft erhielten Juden wie Moses Seligmann die bürgerliche Gleichberechtigung und die Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit, die jedoch durch Napoleons „Schändliches Dekret“ (1808) bald wieder empfindlich eingeschränkt wurde. Im Rahmen der Nationalgüterversteigerung zwischen 1803 und 1813 war Moses Seligmann als Makler, Käufer und Verkäufer von Immobilien geschäftlich recht erfolgreich. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verlängerte das „Schändliche Dekret“ auf unabsehbare Zeit. Im Kampf um die Abschaffung dieses Dekrets setzte sich die Familie Seligmann für die „Judenemanzipation“ im Rheinland ein.
Im Jahr 1811 erhielt der Sohn Leopold Seligmann sein erstes Handelspatent für einen Woll- und Textilhandel in Koblenz. Im Zuge der einsetzenden Industrialisierung spezialisierte er sich auf Geld- und Bankgeschäfte und eröffnete im Jahr 1844 eine Niederlassung seines Bankhauses in Köln. Die rheinische Wirtschaftsmetropole wirkte wie ein Magnet auf erfolgsorientierte junge Leute, so auch auf zwei seiner Söhne, die sich beruflich als Rechtsanwalt und als Arzt hier niederließen.
Vier Söhne blieben lebenslang dem Judentum verbunden. Unter ihnen repräsentierte einer stärker den traditionell-orthodoxen Flügel des zeitgenössischen Judentums, während ein anderer eher dem liberalen Flügel zuneigte. Drei Brüder im Bankgeschäft blieben Junggesellen; mit ihnen ist der jüdische Zweig der Familie ausgestorben. – In der dritten Generation traten Angehörige der Familie Seligmann zum Protestantismus über.
Der Enkel Gustav Seligmann heiratete die Tochter eines preußischen Offiziers. Mit ihr zog ein ausgeprägter preußischer Geist in die Familie ein, die inzwischen zum Koblenzer Wirtschaftsbürgertum gehörte. Sie pflegte persönliche Kontakte zum preußischen Prinzen- und späteren deutschen Kaiserpaar Wilhelm I. und Augusta und verstand sich als vollkommen preußisch.
Der Substanzverlust des Bankhauses infolge der Zeichnung von Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg war die tiefere Ursache für die spätere Insolvenz. Nach einer längeren Phase wirtschaftlicher Instabilität musste das Bankhaus im Sommer 1932 seine Schalter für immer schließen.
Zum geschäftlichen Unglück kam ein halbes Jahr später die Katastrophe des Nationalsozialismus über die Familie. Die sich ganz preußisch-vaterländisch verstehende Familie sah sich vom Diktum „jüdische Mischlinge“ stigmatisiert und musste angesichts der sich ständig verschärfenden Entrechtung und Ausgrenzung von Juden aus der Gesellschaft um ihr Leben fürchten. Einige Nachfahren legten den traditionsreichen Familiennamen ab, andere emigrierten ins Ausland, einer tauchte unter der Arbeiterschaft einer Kölner Lackfabrik unter. Als Offiziere in der Wehrmacht machten andere sehr gegensätzliche Erfahrungen mit der Durchsetzung des „Arier-Paragraphen“. Die Taufbescheinigung ihrer Urgroßmutter verhalf zwei Nachfahren zu einem „Arier-Nachweis“. Obwohl manche Familienmitglieder von der Gestapo als „jüdische Mischlinge ersten Grades“ registriert waren, sind die meisten von ihnen anscheinend unbehelligt geblieben.
Die Arbeit verknüpft die Fakten aus der Geschichte der Familie und des Bankhauses Seligmann mit den politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Verhältnissen im Wandel der Zeiten, um Anpassung und inneren Widerstand von Angehörigen dieser Familie in ihrer je eigenen Zeit zu verstehen.

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