Der Kranich

Die Welt gerät Einem in bestimmten Phasen des Lebens immer mal wieder in Aufruhr, in eine tiefe Umwälzung vielleicht. Weil sich alles verändert in Zeiten der Krise, der persönlichen mehr denn der politisch herbei geredeten (oder herbei gesehnten). Von Zeiten und Anlässen, von Begleitumständen und dramatischen bis melodramatischen Folgen handeln unzählbare Anthologien. Sie sind sehr oft die Quintessenz des Anlasses, zu verdichten, aber auch zu verschleiern. Das ist zwar nicht der einzige aber zugleich ein prominenter und recht plausibler Anlass, sich von der Prosa des Erzählens und von den strukturierenden Wünschen des Sequentialisierens zu verabschieden und die Gedichtsform oder vielleicht besser, die lyrische Weise zu bevorzugen.

Nicht selten wird – meist zu unrecht – den Autorinnen und Autoren solcher Werke eine Aufarbeitung hin zur eigenen stabilen Gesundheit unterstellt. So erklärt es sich, dass wir in ihrer Teilhabe uns einerseits ein Beispiel der Unerträglichkeit des Nicht-Erklärens für den menschlichen Verstand herausschälen können. Andererseits hoffen wir, in geradezu magischer Rezeption am nachfolgenden Gesundungsprozess der Erschütterung teilnehmen zu dürfen, auf dass wir selbst in irgend einer Form daran wachsen mögen.

Von einer solchen Krise handelt diese Sammlung nahezu gar nicht. Ich habe mir erlaubt, die meisten Ergüsse aus einer solchen Zeit aus der Sammlung bewusst zu entfernen. Ich versuche, etwas von der Faszination des hernach Gesetzten einzufangen, wenn sich die Welt nach einer solchen Zeit wieder fasst, ohne dabei zu irgend einer Art hypothetischen Ruhe zu kommen. Eine solche Ruhe trügt selbstverständlich, und so existiert sie auch hierin kaum. Die Sammlung ist also weniger Spiegelbild einer Befreiung, als mehr Patin der Befreitheit — und bei aller in ausgewählten Teilen manchmal aufflammenden Bedrückung gerade auch eine Frequenz des Frei-Seins!