Der Irrtum der Nationen
Trotz globaler Märkte dominiert die national ausgerichtete Wirtschaftspolitik
Reinhard Dr. Schneider
Die Corona-Krise ist nicht weniger als eine Offenbarung für die Menschheit. Ausgebrochen in China, vermutlich in Wuhan, kam sie im Februar 2020 in Europa an und ging dann weiter um die Welt. Als erstes offenbarte die Corona-Krise die Abhängigkeit der früh industrialisierten westlichen Länder von den Schwellenländern, insbesondere von China und Indien. Ob Schutzmasken, Schutzanzüge oder Medikamente. Nichts geht ohne diese beiden Länder.
Schon vor der Corona-Krise standen die Globalisierung und der Kapitalismus in der Kritik. Von De-Globalisierung und Regionalisierung war die Rede. Die Vorgänge im Gesundheitswesen im Zusammenhang mit der Corona-Krise haben der Kritik neue Nahrung gegenben.
In den vergangenen Jahrzehnten waren die früh industrialisierten westlichen Länder die Nutznießer der Globalisierung. Jetzt schmiltzt der technologische Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, vor allem aus Ostasien. Trotz des ausgebrochenen Streits um die globale wirtschaftliche und politische Vorherrschaft, insbesondere ausgetragen zwischen China und den USA, sollte der Westen sich nichts vormachen. Er braucht die globalen Märkte zum Erhalt seines Wohlstands. Als Absatzgebiete, für die Arbeitsteilung und Ressourcenbeschaffung.
Die jetzigen gesamtwirtschaftlichen Modelle fokussieren sich hingegen auf die Nation. Sie geben nicht mehr die richtigen Antworten auf die global organisierte Wirtschaft.