Den Slawen auf der Spur

Den Slawen auf der Spur von Cichon,  Matthias E., Hein-Kircher,  Heidi, Kluger,  Anne, Koschny,  Martin
Die zu Ehren von Eduard Mühle herausgegebene Festschrift vereint Beiträge von Schülerinnen und Schülern sowie Kolleginnen und Kollegen, die die zentralen Forschungsinteressen des Jubilars aufgreifen. Eine wesentliche Rolle kommt dabei der imagined community der „Slawen“ zu, der der Geehrte bereits seit einiger Zeit wissenschaftlich auf der Spur ist. Die erste Sektion des Bandes ist der Geschichte und Kultur „slawischer“ Gruppen und Verbände im Früh- und Hochmittelalter gewidmet, in der zweiten stehen unterschiedliche wissenschaftliche, ideologische und geschichtspolitische Zugriffe auf „die Slawen“ im 19. und 20. Jahrhundert im Mittelpunkt. Die Beiträge der dritten Sektion beschäftigen sich mit der Verwendung von Geschichte als Legitimationsressource und sind so ebenfalls mit einem Phänomen verbunden, das ein übergeordnetes Forschungsinteresse des Jubilars darstellt.
Aktualisiert: 2022-09-15
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Die Oberlandratsämter im System der Besatzungsverwaltung des Protektorats Böhmen und Mähren und ihre leitenden Beamten

Die Oberlandratsämter im System der Besatzungsverwaltung des Protektorats Böhmen und Mähren und ihre leitenden Beamten von Kokošková,  Zdeňka, Pažout,  Jaroslav, Václavíková/Sedláková,  Monika, Vondráček,  Jan
Die Zerschlagung der Tschechoslowakei und die Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren durch das nationalsozialistische Deutschland im März 1939 brachte unter anderem erhebliche Eingriffe in das Verwaltungssystem mit sich. Es wurden Oberlandratsbezirke geschaffen, die von Oberlandräten verwaltet wurden und für deutsche Staatsangehörige Behörden erster Instanz darstellten. Gegenüber den Gemeinde- und Bezirksbehörden des Protektorats übten sie eine Kontrollfunktion aus. Die vorliegende Publikation hat das Ziel, zum Verständnis dieses wichtigen Kapitels der Verwaltungsgeschichte aus der Zeit der NS-­Besatzung der böhmischen Länder beizutragen. Neben einer historischen Einführung, die sich mit der Entwicklung der Oberlandratsämter im System der Besatzungsverwaltung des Protektorats und mit der Charakteristik der Personen an der Spitze dieser Ämter befasst, bildet den Kern der Arbeit ein Lexikon mit Biogrammen von 53 Oberlandräten, die ihre biografischen Basisdaten, Informationen zu Bildung, Beruf, ihrem politischen und sozialen Engagement, ggf. ihrem militärischen Einsatz, Gefangenschaft und Inhaftierung sowie ihrem Nachkriegsschicksal enthalten. Ein wichtiger Bestandteil der Publikation ist die Edition von 25 Dokumenten, die die organisatorische und personelle Entwicklung der Oberlandratsämter im Protektorat belegen und diese Institutionen der Besatzungsverwaltung in einen breiteren historischen Kontext einbetten.
Aktualisiert: 2023-02-16
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Science Interconnected: German-Polish Scholarly Entanglements in Modern History

Science Interconnected: German-Polish Scholarly Entanglements in Modern History von Cain,  Friedrich, Dolecki,  Marcin, Gorny,  Maciej, Haslinger,  Peter, Kozuchowski,  Adam, Kreuder-Sonnen,  Katharina, Manikowska,  Ewa, Strobel,  Thomas, Surman,  Jan
From the Middle Ages to the present, intercultural exchange has shaped knowledge and scholarship in Central Europe. While nationalism, practical and methodological, as well as memory practices created a clear-cut vision of German-Polish scholarly contacts, this volume proposes interconnectedness, entanglement and circulation as new modes of inquiry. Based on examples ranging from architectural knowledge to philosophy and from archaeology to physical chemistry, contributions to this volume seek for alternative ways to tell the stories of scholarly relations in the space shaped not only by multilinguality, but also by power inequalities, imperialism and nationalisms. In particular, they counter the widespread center-periphery dependence by concentrating on encounters and sites “in between” as privileged places of inquiry. Last but not least, they put to the test the prevailing categories of historical research of the space in question, highlighting the variety of identifications and ways they impacted scholarly communication.
Aktualisiert: 2022-09-15
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Die heutige Ukraine und ihre sowjetischen Wurzeln

Die heutige Ukraine und ihre sowjetischen Wurzeln von Rindlisbacher,  Stephan, Tolkatsch,  Dimitri
Obwohl die Unabhängigkeit der Ukraine 1991 einen Bruch in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht darstellte, können der heutige ukrainische Staat und die ukrainische ­Gesellschaft nicht ohne ihre sowjetischen Wurzeln verstanden werden. Während vieles aus der Sowjetzeit heute verschwunden ist, etwa die alles dominierende Kommunis­tische Partei oder der repressive Sicherheitsapparat, hat anderes überdauert. Dazu zählen etwa die Sozialisation am Arbeitsplatz, die von Klientelbeziehungen geprägten politischen Strukturen oder die zwischen 1919 und 1954 geschaffenen nationalen Grenzen. Die wichtigste Konti­nuität stellt aber der ukrainische Staat selbst dar, dessen Struktur, Funktionsweise und Organe direkt auf die Ukrainische Sowjetrepublik zurückgehen. Die verschiedenen Milieus der spätsowjetischen Gesellschaft haben die Transformation auf unterschiedliche Weise nutzen können. Dies hat nicht zuletzt zu den ausgeprägten sozialen Gegensätzen der Gegenwart beigetragen. Betrachtet man aber einzelne Regionen wie den Donbas oder Polesien, dann erscheint dort das Jahr 1991 weniger als Zäsur, sondern als weitere Etappe eines umfassenden Entwicklungsprozesses. Kontinuitäten bestehen auch im ­Bereich der Geschichtspolitik. So haben bereits in der Sowjetzeit zahlreiche Akteure ­Geschichte als Ressource gesehen, um die eigene politische Agenda zu befördern. Schließlich begünstigten die sowjetischen Institutionen eine sprachliche, kulturelle und ethnografische Homogenisierung, ganz ungeachtet ihrer Versprechen, Minderheiten nicht zu marginalisieren. Über die traditionelle Nationalgeschichtsschreibung hinausgehend versuchen die Beiträge dieses Bandes, Licht auf spezifische Probleme der ukrainischen Gegenwart zu werfen.
Aktualisiert: 2022-03-15
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Der Jischuw an der Oder

Der Jischuw an der Oder von Wörn,  Achim
Stettin (Szczecin) wurde im Rahmen des Potsdamer Abkommens von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs dem polnischen Staatsgebiet zugeschlagen, obgleich die Stadt westlich der als deutsch-polnische Grenze vorgesehenen Oder-Neiße-Linie liegt. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben. Auch für die wenigen jüdischen Verfolgten und Rückkehrer aus den Lagern gab es in der Stadt keine Zukunft mehr. Im Zuge der Neubesiedlung Stettins siedelte der polnische Staat im Frühjahr und Sommer 1946 etwa 28 000 polnische Juden an. Sie gehörten zu den ca. 230 000 polnischen Juden, die den Holocaust in der Sowjetunion überlebt hatten. Im Zuge der sogenannten „Repatriierung“ polnischer Staatsbürger aus der UdSSR wurde ein Großteil von ihnen ab dem Frühjahr 1946 in den vormals deutschen Gebieten angesiedelt. Die Studie untersucht die politischen Hintergründe der Ansiedlung in Stettin sowie den Status der Stadt und ihres Umlands als jüdisches Siedlungsgebiet (Jischuw). Zunächst liegt der zeitliche Fokus auf den ersten Monaten nach der Ankunft der Juden. Wie die zahlreich einbezogenen Ego-Dokumente der Betroffenen zeigen, war diese Zeit im Wesentlichen geprägt durch die schwierigen Lebensbedingungen, das Gewahrwerden des Verlustes von Angehörigen und der jüdischen Vorkriegslebenswelten, die Kontaktaufnahme mit Angehörigen im Ausland sowie ein Klima anti­semitischer Gewalt. Insbesondere Letzteres veranlasste viele der in Stettin angesiedelten Juden, die Stadt schon nach wenigen Monaten wieder zu verlassen und sich auf die Flucht nach Westen zu begeben, von wo aus man nach Palästina zu gelangen versuchte. Im weiteren Verlauf der Studie wird die Entwicklung der jüdischen Gesellschaft in Stettin bis zum Jahr 1950 betrachtet, als die Stalinisierung des Landes die politische, soziale und kulturelle Autonomie der jüdischen Bevölkerung und ihrer Institutionen nach und nach marxistisch-leninistischen Denkmustern unterwarf und schließlich fast gänzlich einschränkte.
Aktualisiert: 2023-03-02
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Fremde Peripherie – Peripherie der Unsicherheit?

Fremde Peripherie – Peripherie der Unsicherheit? von Ramisch-Paul,  Sebastian
Der Untergang der Imperien im östlichen Europa führte zur Transformation der dortigen Staatsgebilde weg von Monarchien hin zu Nationalstaaten. Die Erste Tschechoslowakische Republik (1918–1938) wurde in diesem Zug aus verschiedenen Territorien der untergegangenen Habsburgermonarchie zusammengesetzt und wies daher in staatsrechtlicher, sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Sicht in den jeweiligen Landesteilen mitunter starke Differenzen auf. Die vorliegende Studie zeigt, wie Sicherheitsvorstellungen von dem Wissen der jeweiligen Akteure geprägt und wie hierdurch Sicherheitsdiskurse beeinflusst wurden. Dies wird exemplarisch an der selbst gebildeten Zeitgenossen weitgehend unbekannten östlichen Peripherie der Ersten Tschechoslowakischen Republik, der Podkarpatská Rus, dargestellt. Diese Region war von einer Bevölkerungsstruktur geprägt, in der die Angehörigen der Titularnation des neuen Nationalstaates – also Tschechen und Slowaken – vorwiegend in den Verwaltungszentren und im Umland in ihrer Funktion als Staatsbedienstete präsent waren. Für sie war die „unbekannte Peripherie“ und ihre Bewohner im Osten des Landes durch ihre geostrategische Lage zwischen Polen, Rumänien und Ungarn Gegenstand zahlreicher Diskurse der Versicherheitlichung.
Aktualisiert: 2021-12-09
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Die ukrainische Revolution und die Deutschen 1917–1918

Die ukrainische Revolution und die Deutschen 1917–1918 von Luschnat-Ziegler,  Marian
Die Beziehungen zwischen der revolutionären Ukraine und dem Deutschen Reich ­waren in den Umbruchsjahren 1917 und 1918 sowohl vielseitig als auch bisweilen ­widersprüchlich. Die Hamburger Dissertation fragt daher nach den Positionen ukrainisch-revolutionärer ­Akteurinnen und Akteure gegenüber Deutschland und den Deutschen unter den Bedin­gungen von Revolution und Weltkrieg. Aus diesen ergab sich je nach Kontext eine Vielzahl von Haltungen. Der Autor analysiert Diskursbeiträge sowie Handlungen dreier zentraler ­Gruppen: der ukrainischen Parteien, der Bauern des ­Landes sowie des Militärs des jungen ­ukrainischen Staates. Wie verorteten die Ukrainerinnen und Ukrainer die Deutschen im Kontext ihrer eigenen ­Bestrebungen und Konflikte und wie setzten sie ihre Positionen entsprechend im zwischenmenschlichen Kontakt um? Wie reagierten sie etwa auf die deutsche Besatzungspraxis nach dem „Brotfrieden“ von Brest-Litovsk? Der Fokus der Studie auf die ukrainische Perspektive in den deutsch-ukrainischen Beziehungen und die Nutzung bislang wenig beachteter Be­stände ukrainischer Archive erbringen unter dieser Frageperspektive wichtige Befunde zum gegenseitigen Verhältnis, so etwa hinsichtlich der Darstellung von Gewalt in der Bauernschaft. Erstmals werden auch die Positionen der ukrai­nischen Militärs gegenüber ­ihren ­Brester Bündnispartnern systematisch dargestellt. Hierdurch gelingt es dem Autor, zu einem differenzierteren Bild der ukrainisch-­deutschen Beziehungen in der Zeit des aus­gehenden Ersten Weltkriegs und der ­Revolutionen im ehemaligen Zarenreich beizutragen.
Aktualisiert: 2021-09-09
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Herrschaft, Verwaltung und Alltag im Protektorat Böhmen und Mähren

Herrschaft, Verwaltung und Alltag im Protektorat Böhmen und Mähren von Vondráček,  Jan
Nach der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren im März 1939 wurde schritt­weise die Lebensmittel- und Güterrationierung eingeführt, was einen tiefen Einschnitt in die Wirtschaftspraktiken der lokalen Bevölkerung darstellte. Jan Vondráček zeichnet die ­Geschichte der alltäglichen Implementierung der neuen Gesetze, Kundmachungen und ­Regierungsverordnungen ‚vor Ort‘ durch die Beamten am Beispiel des politischen Bezirks Kladno nach. Er entwickelt dabei einen innovativen Ansatz, serielle Quellen der lokalen ­Verwaltung für Fragestellungen der Alltagsgeschichte zugänglich zu machen. Durch die Verwendung einer eigens für das der Arbeit zugrunde liegende umfangreiche Quellenkorpus programmierten Software ist er in der Lage, sämtliche Übertretungen der geltenden Vorschriften auf dem Gebiet der gelenkten Wirtschaft im Bezirk Kladno in einer digitalen Datenbank zu erfassen und mit zahlreichen weiteren Quellen anderer Gattungen zu verknüpfen. Dadurch wurde es möglich, eine komplexe Geschichte der deutschen Besatzungsherrschaft im Protektorat zu schreiben. Sichtbar treten in dieser Studie die Wechselbeziehungen ­zwischen deutschen und tschechischen Akteuren sowie ihre Handlungsspielräume zu Tage, aber auch die Wirtschaftspraktiken der einheimischen Bevölkerung mit ihren Aneignungs- und Aushandlungsprozessen werden erkennbar. Dank dieses Ansatzes kann die Studie nachweisen, dass im Protektorat ein Normenstaat entstand, in dem eine ganze Reihe der ­Forschung bisher völlig unbekannter Akteure, in erster Linie die mit tschechischen Beamten besetzten Institutionen wie die Bezirksämter, die Böhmisch-Mährischen Verbände und die Oberste Preisbehörde, für die Implementierung der gelenkten Wirtschaft vor Ort im Protektorat Böhmen und Mähren tätig waren.
Aktualisiert: 2021-12-09
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Deutsche Katholiken zwischen Kreuz und Fahne

Deutsche Katholiken zwischen Kreuz und Fahne von Wehowski,  Matthäus
Der Zusammenbruch der kontinentalen Imperien nach dem Ersten Weltkrieg sorgte nicht nur für einen Umbruch der politischen Ordnung. Die römisch-katholische Kirche musste sich nun ebenfalls einen Platz in der komplexen neuen Staatenwelt suchen, wie etwa die ­deutsche katholische Bevölkerung in Oberschlesien und Slawonien (östliches Kroatien). Die neuen Staaten des östlichen Europas nutzten religiöse Symbolik und Praktiken häufig zur Absicherung ihrer Legitimation. Besonders die nationalen Ideen der Polen und Kroaten ­waren eng mit dem Katholizismus verschmolzen. Diese Arbeit untersucht, ob es der katho­lischen Kirche in den 1920er Jahren gelang, sich trotz der nationalen Gegensätze als Institution zu erhalten, die unter dem Dach des gemeinsamen Glaubens alle nationalen Gruppen vereinen konnte. Untersucht werden dabei religiösen Praktiken auf verschiedenen Ebenen: Die regionale in den Dörfern, die überregionalen in den städtischen Zentren wie Osijek (Kroatien) und Kattowitz (Oberschlesien), bis hin zu den globalen Praktiken im Zentrum ­während der Wahlfahrten nach Rom.
Aktualisiert: 2021-03-25
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Die Ermordung ungarischer Juden 1944 in Pusztavám

Die Ermordung ungarischer Juden 1944 in Pusztavám von Boros,  Anikó
In dem hauptsächlich von Ungarndeutschen bewohnten Dorf Pusztavám wurden am 16. Oktober 1944 über 200 jüdische Arbeitsdienstler am Rande des Dorfes ermordet. Die Aufklärung des Geschehens und die Erinnerung an den Massenmord waren und sind bis heute umkämpft, wurden manipuliert und instrumentalisiert. Der transnationale Charakter des Ereignisses, die verschiedenartigen Verstrickungen und der unklare Status der mit dem Massenmord befassten Institutionen in mehreren Ländern erschwerten die Ermittlungen und die Aufarbeitung seitens der Geschichtsforschung. Die Studie analysiert aus gedächtnistheoretischer Perspektive über zweihundert Zeugnisse, tausende Seiten Dokumente und hunderte Aufsätze, Zeitungen und Erinnerungsorte zum Komplex „Pusztavámer Massenmord“ im Lichte der Zeugenschaft. Die disziplinenübergreifende Zugangsweise der Arbeit nimmt den historischen Gegenstand in seiner Komplexität in den Blick und zeigt zugleich Reflexionen und Erkenntnisse für das kulturwissenschaftliche Konzept der „Zeugenschaft“ auf. Durch das mikrohistorische Verfahren stehen die Hand­lungen auf der Ebene der einzelnen Akteure, deren Bedingungen, Felder und Deutungen im Fokus, werden aber gleichwohl in ihrer sozialen Einbettung, ihren Verflechtungen und ­Dispositionen kontextualisiert. Aus dieser mikroanalytischen Perspektive heraus werden die Wechsel­beziehungen mit der politischen, sozialen, kulturellen und ökonomischen Dimension makrogeschichtlicher Prozesse nachgezeichnet. Die Studie legt dar, wie weit die als juristisches Beweismittel eingesetzte Zeugenschaft durch diverse Faktoren beeinflusst wird und wie die Divergenz und zugleich Konkurrenz der Zeugenstimmen Auskunft über die dem Zeugnis immanente Gegenwartsverbundenheit geben und wie diese multidirektionale Einflussnahme in der Analyse berücksichtigt werden kann.
Aktualisiert: 2020-11-19
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Der kranke Rand des Reiches

Der kranke Rand des Reiches von Turkowska,  Justyna Aniceta
Die Grenzregionen des Kaiserreiches gerieten um 1900 verstärkt in den Fokus der hegemonialen Bevölkerungspolitik. Die auf sie aufbauende Sozial- und Gesundheitspolitik verfolgte einerseits das Ziel, die Lebenserwartung gerade der unteren Schichten zu erhöhen und die Kindersterblichkeit zu reduzieren. Andererseits versuchte sie national-politisch ausgerichtete Erziehungs- und Disziplinierungskonzepte durchzusetzen. Zu ihren Schauplätzen wurde insbesondere die multiethnische, deutsch-polnisch-jüdisch geprägte Provinz Posen. Wegen ihrer Grenzlage zum Russländischen Reich und wegen ihres slavischen Charakters galt diese ohnehin als ein „kranker Rand“ des Deutschen Reiches und wurde als ein epidemiologisches Risikogebiet wahrgenommen, das biopolitisch zu kontrollieren und neu zu gestalten war. Indem Justyna Aniceta Turkowska die Einführung und Popularisierung von sozialhygienischen Konzepten und Praktiken in den Blick nimmt, vermittelt sie überraschende Einblicke in den sozialpolitischen Wandel von imperialen und nationalen Gesundheitspolitiken und Vorstellungen der Fürsorge für den regionalen „Volkskörper“ der Provinz Posen.
Aktualisiert: 2020-10-08
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Interregna im mittelalterlichen Europa

Interregna im mittelalterlichen Europa von Kersken,  Norbert, Tebruck,  Stefan
Der Begriff „Interregnum“ wird in der deutschsprachigen Mediävistik fast ausschließlich auf die Jahre zwischen dem Tod Kaiser Friedrichs II. (1250) und der Wahl Rudolfs von Habsburg zum römisch-deutschen König (1273) bezogen. In den Beiträgen dieses Bandes wird der Versuch unternommen, den Begriff kritisch auf seine Tragfähigkeit zu überprüfen und dabei der Untersuchung von Fallbeispielen aus dem römisch-deutschen Reich vergleichbare Konstellationen aus West- und Ostmitteleuropa gegenüberzustellen. Die Beiträge widmen sich deshalb ausgewählten Konflikten um Herrscher- und Dynastiewechsel während des 12. bis 15. Jahrhunderts im Reich (Österreich, Böhmen und Brandenburg) sowie in Ungarn, Polen, Pommerellen und Frankreich. Darüber hinaus lenken zwei Beiträge den Blick auf die Problematik kirchlicher Sedisvakanzen. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den hier diskutierten Beispielen eröffnen den Blick auf eine Typologie prekärer Herrschaft, in die sich das Interregnum, der Thronstreit, die weltliche Herrschaftsvakanz und die kirchliche Sedisvakanz verorten lassen. Die europäisch ausgreifende Perspektive verspricht darüber hinaus neue Einblicke in die verschiedenen Einzelfälle.
Aktualisiert: 2020-07-09
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Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (1400-1700)

Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (1400-1700) von Bömelburg,  Hans-Jürgen, Kersken,  Norbert
Historische Mehrsprachigkeit ist ein aktuelles Thema, deren Besonderheiten aber oft nicht erkannt werden: Nebeneinander werden sakrale Sprachen wie Latein, Griechisch oder Kirchenslavisch, standardisierte Sprachen wie das frühneuzeitliche Französisch, nicht standardisierte Sprachen wie das ältere Deutsche oder Italienische verwandt und gemischt. Je nach Sprachsituation wird eine andere Sprache verwandt. Im östlichen Europa fehlte eine allgemein verbindliche Verkehrssprache, was die Mehrsprachigkeit beförderte, aber auch ein Nichtverstehen zur Folge haben konnte. Gerade das östliche Mitteleuropa zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert bietet hier faszinierende Fallstudien, die von international renommierten Historikern, Sprach- und Literaturwissenschaftlern und Pädagogen analysiert werden.
Aktualisiert: 2020-07-19
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Antijüdische Pogrome in Polen im 20. Jahrhundert

Antijüdische Pogrome in Polen im 20. Jahrhundert von Reder,  Eva
Polen entstand im 20. Jahrhundert zweimal neu auf der Landkarte: 1918 als ungeahnter ­Profiteur der Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als sowjetischer Satellitenstaat. Das Entstehen dieser Staatlichkeiten war von massiver antisemitischer Gewalt begleitet, die sich im Zuge von Machtvakuum sowie Grenz- und ­Bürgerkriegen ausbreitete und so zum fragwürdigen Geburtshelfer politischer Vergemeinschaftung wurde. Die Untersuchung geht von der Überlegung aus, dass Staatsneubildungsprozesse kollektive, ethnische Gewalt wie Pogrome begünstigen. Insofern wird in diachroner Perspektive untersucht, welche Gelegenheitsstrukturen für Gewalt sich in den konsolidierenden Staatlich­keiten boten und wie die Autoritäten auf die Pogrome reagierten. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Pogromauslösern, der Rolle der sich jeweils neu herausbildenden Staatlichkeit sowie dem Pogromverlauf. Im Fokus steht das Konstrukt jüdischer Aggression, das in beiden Fällen zentral für die Rechtfertigung der Pogromgewalt war. Wurden Juden in den Pogromen 1918-1920 als Verräter wahrgenommen, sah man sie 1945/46 als dem kommunistischen Staat inhärent an, was auch Auswirkungen auf die ausgeübte Gewalt hatte. In der Diskussion der Unterschiede und Gemeinsamkeiten wird vor allem performatives Verhalten berücksichtigt, wobei Traditionen der Täter, aber auch Vorstellungen über die Religion der Opfer zum Ausdruck kommen. Die Studie hilft, Situationen zu erkennen, in denen Gewalt besonders intensiv auftritt, und soll einen Beitrag zur Weiterentwicklung einer Pogromtheorie leisten.
Aktualisiert: 2022-06-09
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Die Grenze im Blick

Die Grenze im Blick von Laba,  Agnes
Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete für Deutschland neben einer wirtschaftlichen und außenpolitischen Schwächung insbesondere auch Gebietsverluste an beinahe allen Grenz­linien. Vor allem die in Folge des Versailler Vertrags entstandene neue Staatsgrenze im Osten wurde zu einer Projektionsfläche für eine deutsche Nichtakzeptanz der Kriegsniederlage. Die wiederholte Forderung nach ihrer Revision wurde zu einer Art common sense innerhalb der deutschen Gesellschaft, in deren Kontext alternative, vermeintlich richtige Grenzziehungen entworfen wurden, die schon bald Territorien als „rechtmäßig deutsch“ deklarierten, die auch am Vorabend des Ersten Weltkriegs kein integraler Bestandteil des deutschen Staatsterritoriums gewesen waren. Ausgehend von einem breiten Revisionskonsens gegenüber dem Friedensvertrag von Versailles analysiert diese Studie den Ostgrenzendiskurs der Weimarer Republik. Indem sie die den Diskurs bestimmenden gesellschaftlichen Akteure, ihre Veröffentlichungskontexte und -strategien sowie die Theorien und Argumentationslinien beschreibt, zeigt die Studie auf, wie sich das Theorem der „ungerechten Ostgrenze“ als gesamtgesellschaftlicher Konsens etablieren konnte. Anhand des Ostgrenzendiskurses der Weimarer Republik zeichnet die Untersuchung nicht nur die argumentative Suche einer von Kriegsniederlage und Gebietsabtretungen geprägten Gesellschaft nach einem als rechtmäßig erachteten deutschen Wir-Raum nach, sondern beleuchtet auch das in dieser Phase deutscher Geschichte vorherrschende komplexe Verhältnis der deutschen Territorialdiskurse zum europäischen Osten. Neben Diskussionen der politischen Publizistik und wissenschaftlicher Abhandlungen basiert diese Studie außerdem auf der Auswertung von Landkarten, Schulbüchern und visuellen Quellen der Alltagspublizistik wie Postkarten.
Aktualisiert: 2020-03-11
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Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser

Grenzen des Sozialismus zu Land und zu Wasser von Nithammer,  Jasmin
Das vorliegende Buch ist das Resultat einer 2016 an der Justus-Liebig-Universität Gießen verteidigten und in einigen Punkten überarbeiteten Dissertationsschrift. Es befasst sich mit den Systemaußengrenzen Polens und der Tschechoslowakei – dem so genannten Eisernen Vorhang. Durch einen Vergleich der polnischen Seegrenze (zur Ostsee) und der tschechoslowakischen Landgrenze (zu Deutschland und Österreich) wird die Entwicklung von Staatsgrenzen in Ostmitteleuropa zu Systemaußengrenzen des sozialistischen Gesellschafts­modells im Zeitraum von 1948-1968 untersucht. Es werden die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Staatsapparat, Grenzschutz und Zivilbevölkerung herausgestellt, um dadurch Rückschlüsse auf das durch die Machthaber in verschiedenen ­Gesellschaftssektoren geprägte Bild der Grenzen zu erhalten und die Bedeutung von ­Staatsgrenzen in einem übergeordneten politischen und militärischen System aufzuzeigen.
Aktualisiert: 2020-07-09
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Im Blickfeld zweier Imperien

Im Blickfeld zweier Imperien von Haid,  Elisabeth
Das österreichische Kronland Galizien war im Ersten Weltkrieg nicht nur ein wichtiger Kriegsschauplatz für Österreich-Ungarn und Russland, sondern auch ein bedeutendes propagandistisches Schlachtfeld der beiden Imperien. Bereits in den Vorkriegsjahren trug Galizien erheblich zu den außenpolitischen Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und Russland bei. Mit Kriegsbeginn nahm die Aufmerksamkeit für die Region weiter zu. Sowohl in Russland als auch in Österreich erschien eine Vielzahl von Broschüren und Zeitungsartikeln zu Galizien, welche die Region in einem neuen Licht zeigten. Diese Studie untersucht die Presseberichterstattung zu Galizien in den Hauptstädten der beiden kriegführenden Imperien im Zeitraum 1914-1917. Anhand der Berichterstattung wichtiger Zeitungen unterschiedlicher politischer Orientierung werden die verschiedenen Argumentationsweisen analysiert. Dabei werden deren ideologischer Hintergrund und traditionelle Stereotype ebenso berücksichtigt wie die Bedingungen des Krieges und propagandistische Erfordernisse. Zugleich thematisiert die Arbeit die Rolle der Kriegszensur in Russland und in Österreich. Das Buch gibt einen Überblick über die in der Presse transportierten Bilder dieser Grenzregion und ihrer Bewohner. Es untersucht die Rolle Galiziens für die österreichische und ­russische Kriegspropaganda sowie für politische Debatten zu Nationalitätenfragen. Schließlich beleuchtet es Debatten zum Krieg und seinen Folgen.
Aktualisiert: 2020-03-11
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Vorstellungen politischer Ordnung in Litauen

Vorstellungen politischer Ordnung in Litauen von Winkler,  Nicolas Daniel
Welche Stellung nimmt die Demokratie in der litauischen Gesellschaft ein und was sagt das über die demokratische Zukunft des Landes aus? Den Platz der Demokratie in der litauischen Gesellschaft untersucht der Autor durch eine Analyse der Auseinandersetzung mit politischer Ordnung seit der Begründung der modernen litauischen Nation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hierbei zeichnet er die Veränderung der Ordnungsvorstellungen in Litauen während Zeiten der Eigenstaatlichkeit und Fremdherrschaft bis in die Gegenwart anhand ihrer Artikulation in journalistischen, belletristischen und wissenschaftlichen Texten sowie Symbolen und Festen nach und setzt diese Ordnungsvorstellungen in ein Verhältnis zur Demokratie. Die Betrachtung der litauischen Demokratie setzt ihren Schwerpunkt auf die Spannungen zwischen den tradierten Vorstellungen politischer Ordnung und der bestehenden Demokratie. Sie wird herausgearbeitet anhand der Unklarheit, welche Nation sich in der litauischen Republik artikuliert, anhand der mangelhaften Repräsentation durch gesellschaftliche Institutionen und politische Prozesse sowie anhand der Schwierigkeit der litauischen Gesellschaft, ihre Demokratie narrativ zu begründen. Eine solche Klärung grundlegender Probleme der politischen Ordnung ermöglicht es, im Anschluss existierende Lösungsansätze zu bewerten. In der Untersuchung der litauischen Demokratie erschließt der Autor bislang im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannte Quellen und eröffnet neue Perspektiven auf die moderne litauische Republik, die im Jahre 2018 ihr hundertjähriges Bestehen feiert.
Aktualisiert: 2020-03-11
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Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Polen von 1998 bis 2010

Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Polen von 1998 bis 2010 von Leschnik,  Hubert Joachim
Das Buch setzt sich mit der Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Polen von 1998 bis 2010 auseinander. Dieser Zeitraum der jüngsten Geschichte Polens ist besonders spannend. So setzte im Jahr 1998 mit der Gründung des Instituts für Nationales Gedenken eine bis dato unterlassene und bis heute andauernde Phase der institutionalisierten Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit des Landes ein. Im Jahr 2010 erhielten hingegen als Folge des Flugzeugunglücks in Smolensk diejenigen politischen Kräfte Auftrieb, die das Land und sein politisches System zum Teil radikal umzugestalten gedachten. Dies soll auch mithilfe einer bestimmten Art von Geschichtspolitik gelingen – und diese Hoffnung hat ihre guten Gründe, wie das vorliegende Buch beweist. Die Arbeit beginnt mit der Bestimmung der wichtigsten Inhalte der polnischen Erinnerungskultur. Da es sich dabei meist um Erinnerungsorte handelt, die die Polen mit anderen Nationen teilen, wird zusätzlich untersucht, welchen Einfluss besagte Erinnerungsorte auf die Beziehungen Polens zum jeweiligen Nachbarn haben. Im zweiten Teil der Arbeit werden die geschichtspolitischen Aktivitäten beider Kammern des polnischen Parlaments näher besehen. Auffallend ist dabei, dass alle politischen Gruppierungen des Landes sowohl im Sejm als auch im Senat eine zunehmend proaktive Geschichtspolitik betrieben haben. Am liebsten griffen sie dabei auf Beschlüsse und Gesetze mit historischem Inhalt oder historischem Hintergrund zurück. In der Arbeit werden nicht nur die Entstehungsgeschichte und die Inhalte besagter uchwały und ustawy untersucht, sondern auch die Konflikte beleuchtet, die derartige Beschlüsse und Gesetze im Parlament meist auslösten.
Aktualisiert: 2020-03-11
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Städte Niederschlesiens im Luftbild

Städte Niederschlesiens im Luftbild von Eysymontt,  Rafał, Klimek,  Stanislaw
Die im Bildband präsentierten historischen und aktuellen Luftbilder trennt beinahe ein Jahrhundert, ein Zeitraum, der die meisten Änderungen der Kulturlandschaft der Städte Niederschlesiens mit sich brachte. Die Luftbildfotografie gewann in der Zwischenkriegszeit zunehmend Bedeutung für dokumentarische, planerische oder andere kommerzielle Zwecke. Die damals erzeugten Schrägluftaufnahmen stammen aus der Sammlung „Hansa-Luftbild“ des Herder-Instituts. Ihnen gegenübergestellt sind die neuen Aufnahmen des Breslauer Fotografen und Verlegers Stanisław Klimek, die dieser vom Flugzeug oder Hubschrauber aus sowie durch Einsatz moderner Drohnentechnik erstellte. Rafał Eysymontt, Experte für die urbane Entwicklung Schlesiens, verfasste die Texte zu den 55 Städten, in denen die auf den Bildern erstaunlich gut erkennbaren historischen urbanen Strukturen in ihrem Wandel beschrieben werden – unter besonderer Berücksichtigung der Zeit nach 1945.
Aktualisiert: 2020-07-01
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Qualität bei Verlagen wie zum Beispiel bei Verlag Herder-Institut

Wie die oben genannten Verlage legt auch Verlag Herder-Institut besonderes Augenmerk auf die inhaltliche Qualität der Veröffentlichungen. Für die Nutzer von buch-findr.de: Sie sind Leseratte oder Erstleser? Benötigen ein Sprachbuch oder möchten die Gedanken bei einem Roman schweifen lassen? Sie sind musikinteressiert oder suchen ein Kinderbuch? Viele Verlage mit ihren breit aufgestellten Sortimenten bieten für alle Lese- und Hör-Gelegenheiten das richtige Werk. Sie finden neben