Der Physikus

Der Physikus von Redeker,  Dorothea
In den 1920er Jahren stehen Gesundheitsfragen hoch im Kurs. Eine öffentliche Gesundheitsverwaltung soll die schlechte Gesundheitslage der Bevölkerung verbessern, lebensbedrohliche Krankheiten wie Tuberkulose bekämpfen, Beratung und Unterstützung für Familien bieten und Fürsorgeleistungen aufbauen. Franz Redeker gehört zu den einflussreichsten Gesundheitsbeamten und Tuberkuloseforschern dieser Zeit. Als leitender Stadt- und Werksarzt entwickelt er bei Thyssen in Mülheim neue kooperative Modelle der Gesundheitsfürsorge, setzt Sozialhygiene, das Credo der Mediziner dieser Zeit, in gesundheitspolitische Praxis um. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ändern sich die gesundheitspolitischen Ziele grundlegend. Erbbiologische und rassenhygienische Ideologie, Selektion und Ausgrenzung, sowie staatliche Kontrolle bestimmen fortan die Richtlinien des Gesundheitswesens. Redeker bleibt in diesem Umfeld Beamter, wird im Februar 1933 als Medizinaldezernent an das Polizeipräsidium nach Berlin versetzt und bearbeitet die damit verbundenen Verwaltungsaufgaben bis zum Ende des Krieges. Im Schatten der Machtkämpfe zwischen den Berliner NS-Größen Julius Lippert, Leonardo Conti und Wolf-Heinrich Graf von Helldorff, gelingt es Redeker eine Abteilung aufzubauen, deren Einsatz für viele Einzelschicksale bis zum Ende des Krieges existenzsichernd und lebensrettend wird. Und dennoch bleibt er Beamter eines faschistischen Staates, ein Mediziner, der nationalsozialistische Gesetze ausführt und als Beisitzer am Erbgesundheitsobergericht in Berlin über Zwangssterilisationen mit entscheidet. Es ist ein schmaler Grat auf dem sich der Arzt bewegt, erst recht, als die Nationalsozialisten seine Frau als „Vierteljüdin“ eingruppieren. Redekers Lebensgeschichte zeigt beispielhaft, wie der Weg vieler Gesundheitsbeamten im NS-Staat verlief. Frustriert von den gegeneinander arbeitenden Organisationen des öffentlichen Gesundheitssektors und den Sparmaßnahmen am Ende der Weimarer Republik unterstützen viele Beamte die Zentralisierungs- und Vereinheitlichungsbestrebungen der Nationalsozialisten. Öffentlicher Widerstand gegen die restriktiven und ausgrenzenden Gesundheitsvorstellungen der neuen Machthaber bleibt aus, der überwiegende Teil der Beamten passt sich an, wird zu aktiven Unterstützern der NS-Gesundheitspolitik. Ob dies aus Überzeugung geschieht, aus Angst vor dem Terrorregime der Nationalsozialisten oder aus nicht auflösbaren Widersprüchen, zu dieser Klärung möchte das Buch beitragen.
Aktualisiert: 2022-08-11
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