Der Frauenmörder – historischer Kriminalroman

Der Frauenmörder – historischer Kriminalroman von Bettauer,  Hugo
Ich habe Ihnen gesagt, daß dem Polizeipräsidium innerhalb einiger Wochen vier Vermißtanzeigen zugegangen sind. Es handelt sich um folgende Fälle: Ein Mädchen, laut Meldeschein Trude Müller aus Berlin, dreiundzwanzig Jahre alt, hat am ersten Juli bei der Witwe Wendler, Waterloo-Ufer sechs, ein Zimmer gemietet. Die junge Dame machte einen guten, vertrauenswürdigen Eindruck, gab an, Lehrerin zu sein und demnächst heiraten zu wollen. Die Miete für das Zimmer zahlte Trude Möller für einen Monat im vorhinein. Am sechsten Juli erzählte sie ihrer Wirtsfrau, daß sie mit ihrem Bräutigam eine kleine Reise unternehmen müsse. Er wolle ein Besitztum an der Havel unweit von Ketzin erwerben und es vor Kaufabschluß mit ihr besichtigen. Sie werde in Ketzin bei einer Tante ihres Bräutigams übernachten und morgen, spätestens übermorgen wieder zurück sein. Das Mädchen machte rasch eine Handtasche zurecht und stellte ihren Bräutigam, der gleich darauf mit einem Autotaxi vorgefahren kam, der Frau Wendler vor. Dieser Bräutigam dürfte angeblich Schollern oder Schullern geheißen haben, trug einen Kneifer und wird als hagerer, blonder Mann in den Dreißigern geschildert. Die Müller kam nicht mehr zurück und am sechzehnten Juli erstattete Frau Wendler die Abgängigkeitsanzeige, der das Revieramt keine sonderliche Aufmerksamkeit schenkte. Der von Fräulein Müller hinterlassene Holzkoffer ist noch uneröffnet und hinterliegt jetzt hier im Aufbewahrungsraum des Präsidiums. Zweiter Fall: Am fünften Juli erschien in der Pension der Frau Zinkenbach in der Nürnbergerstraße ein Mädchen und mietete ein Zimmer mit voller Verpflegung. Die Dame zog am zehnten Juli ein und füllte den Anmeldeschein höchst flüchtig mit Grete Möller, geboren in Hamburg, fünfundzwanzig Jahre alt, Private, aus. Schon zwei Tage später teilte sie dem Stubenmädchen frühmorgens mit, daß sie auf etwa zwei Tage verreisen werde, um mit ihrem Bräutigam ein Haus in der Havelgegend zu besichtigen. Den Bräutigam, der mit einem Taxicab vorfuhr, hat niemand als der Portier gesehen, und dieser kann sich nur an einen blonden Herrn mit Kneifer erinnern. Auch Fräulein Möller ist nicht mehr zurückgekehrt. Dritter Fall: Am fünfzehnten Juli mietete ein Fräulein Annemarie Jensen, ebenfalls in Hamburg geboren, vierundzwanzig Jahre alt, ein bescheidenes Zimmer in der Fremdenpension der Frau Lestikow in der Motzstraße. Sie erzählte, sie sei eben aus Nordamerika zurückgekehrt und suche in Berlin eine Stelle als Hausdame. Einige Tage später aber vertraute sie der Frau Lestikow an, einen Herrn kennen gelernt zu haben, der sie zu verehren scheine. Er sei sehr wohlhabend, in den besten Jahren, ein hochgebildeter Mann, Naturforscher und beabsichtige, sich unweit von Berlin anzukaufen, um in Ruhe seinen Forschungen leben zu können. Am einundzwanzigsten Juli kam Fräulein Jensen spätabends nach Hause und teilte der Frau Lestikow, die noch wach war sehr erregt mit, daß sie sich mit dem Naturforscher verlobt habe und am anderen Tag mit ihm nach dem Havelstädtchen Ketzin reisen wolle, um dort ein in der Nähe befindliches Haus mit Garten zu besichtigen. Der Bräutigam, der anderen Tages gegen zehn Uhr vormittags Fräulein Jensen abholte, wurde von Frau Lestikow gesehen und ihr als Doktor Schindler vorgestellt. Er war sehr wortkarg, trieb zur Eile an, trug einen Kneifer, war schlank und blond. Fräulein Jensen kam, obwohl auch sie vorausgezahlt und ihr Gepäck hinterlassen hatte, nicht mehr zurück. Vierter und letzter Fall: Käthe Pfeiffer, geboren in Bayern, ohne Angabe des Ortes, fünfundzwanzig Jahre alt, Kontoristin, mietete am zwanzigsten Juli ein möbliertes Zimmer bei der Witwe Klappholz in der Krummenstraße in Charlottenburg. Frau Klappholz sah ihre Mieterin, die den ganzen Tag außer Haus war, nur selten. Am fünfundzwanzigsten Juli verließ Käthe Pfeiffer um sechs Uhr morgens das Haus und hinterließ folgendes Schreiben: Werte Frau Klappholz! Ich verreise auf zwei Tage, da mein Bräutigam eine Villa an der Havel kaufen soll, die ich natürlich vorher auch besichtigen möchte. Bin spätestens übermorgen wieder hier. Bitte aufzupassen, daß nichts aus meinem Zimmer fortkommt. Bestens grüßend Käthe Pfeiffer.
Aktualisiert: 2022-08-24
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