Dynamik abgesoffener oder gefluteter Salzbergwerke und ihres Deckgebirgsstockwerks – 2. Workshop in Kelbra 2009 – Statusseminar

Dynamik abgesoffener oder gefluteter Salzbergwerke und ihres Deckgebirgsstockwerks – 2. Workshop in Kelbra 2009 – Statusseminar
Aus dem Vorwort Das Forschungsverbundvorhaben „Dynamik abgesoffener oder gefluteter Salzbergwerke und ihres Deckgebirgsstockwerks" wird im Rahmen des Förderprogramm „Forschung für die Nachhaltigkeit" (FONA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Deshalb zielt das Ergebnis der Forschungsarbeiten auf eine beispielhafte Entwicklung eines nachhaltigen Gestaltungs- und Flächennutzungskonzeptes für einen urbanen Lebens- und Wirtschaftsraum, der durch Bergbau und eine mehr als 150-jährige Industriegeschichte der Stadt Staßfurt geprägt ist. Damit wird das vorrangige förderpolitische Ziel des Programms FONA voll inhaltlich unterstützt. Die Bergbaufolgelandschaft über den abgesoffenen oder gefluteten Grubenbauen des Salzbergbaus entlang des Staßfurter Salzsattels wird maßgeblich durch Deformations- und Lösungsprozesse in den Abbaubereichen, vorzugsweise im Bereich der carnallitischen Kaliflöze, aber auch im Steinsalz und im Deckgebirge geprägt. So stellt sich das Bergschadensgeschehen in Form von Bodensenkungen und Tagesbrüchen dar. Dies wurde bereits im Rahmen des ersten, durch das BMBF geförderten Forschungsvorhabens „Maßnahmen der nachhaltigen Gefahrenabwehr für Altlasten in Gebieten mit bergbaubedingten Destabilisierungsvorgängen am Beispiel der Stadt Staßfurt" festgestellt. In der alten Salzstadt Staßfurt haben Bergschäden zu außerordentlichen Verlusten an Betriebs- und Volksvermögen geführt. In der Folge des von heftigen erdbebenartigen Erschütterungen begleiteten Verbruchs und Ersaufens der Salzbergwerke Leopoldshall I/II und von der Heydt/von Manteuffel mussten im Lauf der Zeit etwa 800 Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Darunter befanden sich Industriewerke, Kleinbetriebe, Geschäfts- und Wohnhäuser, das Rathaus und nicht zuletzt die St. Johannis-Kirche im Zentrum der Stadt. Dazu stellten sich erhebliche Absenkungen der Geländeoberfläche ein. Von denen ist die markanteste die im Bereich des Marktes. Zur Prognose der Oberflächenentwicklung oberhalb der Salzbergwerke sind 3D-Visualisierungen und -Modellierungen der im Untergrund vorherrschenden geologischen Gegebenheiten und der Konfiguration der ehemaligen Bergwerke und Schächte als Grundlage unerlässlich. Ebenso bedeutend sind die Untersuchungen, Analysen und Modellrechnungen der geomechanischen, geohydraulischen, geochemischen Verhältnisse. Zur Feststellung der gegenwärtigen Gesamtsituation des Bergschadengebiets Staßfurt, werden entsprechende geophysikalische Erkundungs- und Beobachtungsmethoden benötigt. Entsprechend der Aufgabenstellungen des Forschungsvorhabens, haben sich die folgenden Partner aus Wissenschaft und Industrie zu einem Forschungsverbund zusammengefunden: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover (BGR) · Koordination des Vorhabens, aero- und bodengeophysikalische Untersuchungen, · 3D-Modellierung des geologischen Aufbaus und der untertägigen Hohlräume, · seismologisches Monitoring, Datenbank Brandenburgische Universität Cottbus (BTU) · Hydrogeologie und Geochemie des Gesamtsystems DHI-WASY Gesellschaft für wasserwirtschaftliche Planung und Systemforschung, Berlin · Strömungs- und Transportmodellierung IHU Geologie und Umwelt GmbH, Stendal (IHU) · Erfassung, Bewertung und Darstellung der Strukturgeologie und Hydrochemie FZD - Forschungsstelle Leipzig - Interdisziplinäre Isotopenforschung - Institut für Radiochemie · Tomographische Radiotracer- und Fluoreszenztraceruntersuchungen Johannes Gutenberg-Universität, Mainz (JoGUM) · Bestimmung der durchflusswirksamen Porosität K-UTEC AG Salttechnologies, Sondershausen (KUTEC) · Grundlagen der Geo-Modellierungen Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik, Hannover (LIAG) · Seismische Erkundung der Deckgebirgseigenschaften, · Isotopenhydrologische Untersuchungen zur Hydrodynamik Technische Universität Clausthal (TUC) · Geomechanische Modellierung des Bergschadengebiets Das Landesamt für Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt (LAGB) ist als assoziiertes Mitglied am Forschungsverbund beteiligt. Die Arbeiten des Forschungsverbundes Die Erarbeitung geologischer und hydrogeologischgeochemischer Grundlagen unter Verwendung vorhandener Archivdaten und die Planung eines optimierten Grundwassermess- und Beobachtungsnetzes standen als erster Aufgabenkomplex fest. Zur Unterstützung dieser Arbeiten wurden die hubschraubergestützte Elektromagnetik (HEM) und das flugzeuggestützte Laserscanning (LIDAR) eingesetzt. Während die HEM sehr schnell flächenhafte Informationen für die Erfassung der geologisch-strukturellen und hydrogeologischen Verhältnisse zur Verfügung stellen kann, liefert das LIDAR unter anderem ein exaktes Höhenmodell für das Projektarbeitsgebiet. Das umfasst sowohl die Modellränder der geologischen, hydrogeologischen und hydraulischen Arbeitsgebiete. Innerhalb der Gebietsgrenzen liegen auch die alten Salzbergwerke von Neu-Staßfurt, von der Heydt und von Manteuffel, Leopoldshall I/II, Friederichshall und Ludwig I und II, sowie von Berlepsch und von Maybach. Das LAGB stellte den größten Teil der Grubenrisswerke in digitaler Form bereit. Dennoch ergab sich zu Detailfragen immer wieder die Notwendigkeit zeitaufwendiger Archivrecherchen. Nachdem Vorliegen der ersten Ergebnisse der HEM und LIDAR-Messungen, entwickelten sich aus den erkannten Gebieten mit Anomalien die Ansätze für Folgearbeiten der hochauflösenden Bodengeophysik mit den Methoden der Geoelektrik und der Transienten Elektromagnetik (TEM). Das hydrogeologische Flachbohrprogramm zur Erstellung neuer hydrogeologischer Messstellen wird durch das Monitoring der zahlreichen alten Grundwassermessstellen in Staßfurt ergänzt. Zusammen mit den geologischen Modellvorstellungen liefert die Untersuchungen am Grundwasser die Eingangsdaten für die hydrogelogischen und hydraulischen Transportmodellierungen, aber auch wichtige Erkenntnisse für die oberflächennahen Schichten des geologischen Modells. In einem eigenständigen Untersuchungsprogramm der statischen Situation im Bereich der Gruben von der Heydt und von Manteuffel und Leopoldshall I/II, ließ das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) in den Jahren 2006 und 2007 drei Tiefbohrungen teufen. Von den Erkenntnissen aus diesen Bohrungen ergaben sich wieder neue Forschungsansätze. Zum einen gaben die Bohrungen sichere Hinweise auf die Lagerungsverhältnisse im Deckgebirge auf der Südwestflanke des Salzsattels und belegten andererseits den Zustand der Gruben und des darin eingebrachten Versatzes. Im Nachgang konnten auch stratigraphische Probleme aus den alten Schichtenverzeichnissen alter Bohrungen geklärt werden. Die beiden Tiefbohrungen des Forschungsverbundes mit den Standorten auf dem Staßfurter Neumarkt, nahe der Bode und dem Rugby-Sportplatz, hatten vergleichbare Zielsetzungen. Die Dokumentation der Bohrkerne erfolgte mittels eines hochauflösenden Kernscanners. Aus der Konfiguration der im Kalilager der Staßfurtfolge angelegten Abbaue ergeben sich die Lagerungsverhältnisse der Zechstein-Schichten auf der Südwest und Nordostflanke des Staßfurter Salzsattels. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse und auf stratigraphisch revidierte alte Bohrungen gestützt, wurden verschiedene seismische Profile gemessen. Sie zeichnen ein Bild vom Verlauf der Schichten vom Salzsattel bis in Teufen um 1200 m unter Gelände. Die Seismik zählt ebenfalls zu jenen Methoden, die flächenhafte Ergebnisse hervorbringen können. Somit liefern die Messungen wichtige Informationen über den Zustand des Gebirges und über die Tektonik. Zusammen mit dem dreidimensionalen geologischen Modell und dem Grubenmodell stellen sie die geometrischen Eingangsdaten für die geomechanischen Modellrechnungen. Zusätzliche dynamische Gebirgsdaten werden von Seiten des seismologischen Monitorings beigesteuert. Der Frage nach fortlaufenden Bewegungen im tiefen Untergrund der Stadt wird seit etwa 40 Jahren nachgegangen. Die Methoden haben sich durch den technologischen Fortschritt stark verbessert. Dies äußert sich in der Verbesserung der Detektionsempfindlichkeit der Seismometer, der Möglichkeit der kontinuierlichen Datenerfassung und der Auswerteverfahren. Mit der Beschreibung und Analyse der in den Salinargesteinen vorhandenen Porenräume und feinsten Risse befassen sich zwei Forschungsgruppen. Die Bedeutung dieser Untersuchungen ist scheinbar nur marginal mit den Zielen des Gesamtprojekts verbunden. Es beginnt damit, dass die hochaufgelösten Kernscans bereits feinste Risse im Bohrkern sichtbar machen, die mit dem bloßen Auge nur schwer auszumachen sind. Die Bedeutung der Untersuchungen und die Entwicklung und Verfeinerung der Methoden liegt in starkem Masse in der Unterstützung detaillierter geomechanischer hydraulischer Transportmodelle im Festgestein. Mit der Projektdatenbank „SaltCoreBase" werden die im Projekt gewonnenen Daten über das Internet den Projektpartnern zur Verfügung gestellt. Der 2. Workshop in Kelbra Die Fortschritte der zuvor angerissenen Arbeiten in den einzelnen Teilvorhaben können nur dann von allen genutzt werden, wenn sie kommuniziert werden. Dazu werden im Forschungsvorhaben zwei Instrumente eingesetzt. Eines davon ist die Durchführung von Projektgesprächen. Es zeigte sich allerdings schon bald, dass die Ergebnisse immer detaillierter wurden. Entsprechend wuchs die Notwendigkeit der gemeinsamen Interpretation. Dies führte zu den mehrtägigen Klausurtreffen in Kelbra. Durch die gleichzeitige Einbeziehung des Projektbeirats, der die Arbeiten des Forschungsverbundes im Auftrage des BMBF begleitet, ergibt sich durch die umfassenden Diskussionen gleichsam ein wertvoller Synergieeffekt. Nach einem ersten Workshop in Kelbra wuchsen die Vernetzung der Ergebnisse und die Abstimmung der Arbeitgruppen in starkem Maße. Der 2. Workshop vom 17. bis zum 19.03.2009 markiert zur Hälfte der Projektlaufzeit einen wichtigen Meilenstein für das Projekt. Die grundlegenden Projektarbeiten sehr weit vorangeschritten. Jetzt geht es darum um die Vorbereitung der Zusammenführung der Erkenntnisse und um die Erarbeitung schlüssiger Interpretationen. Die Diskussionen innerhalb des Workshops haben die Details aufgezeigt, die noch für die abschließende Bewertung von Nöten sind. Die bisher erzielten Teilergebnisse haben für die interessierte Öffentlichkeit neue, bisher unerkannte Fakten zutage gefördert. Deshalb hat sich der Forschungsverbund zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften e. V. (DGG) entschlossen, diesen Projektstand in dem vorliegenden Sonderband zu veröffentlichen. Danksagungen Ein ganz besonderer Dank gilt dem Bundesministerium für Forschung und Bildung und dem Projektträger dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Projektträger Karlsruhe, Bereich Wassertechnologie und Entsorgung (PTKA-WTE) für die großzügige Förderung dieses Forschungsvorhabens. Gleichermaßen gilt dem Bundesministerium für Wirtschaft, vertreten durch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und das Geozentrum Hannover für die personelle und infrastrukturelle Unterstützung ein herzlicher Dank. Nicht zuletzt sprechen wir dem Bürgermeister und der Verwaltung der Stadt Staßfurt für die vielfältige Unterstützung des Vorhabens herzlichen Dank aus. Der Staßfurter Bevölkerung dankt der Forschungsverbund für das entgegengebrachte Interesse, das Vertrauen und das Verständnis für die Forschungsarbeiten. Hannover, im Dezember 2009 Johannes Gerardi (Koordinator des Forschungsverbundes)
Aktualisiert: 2019-10-09
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Staßfurt 2010 – Erkennen, analysieren, bewerten und prognostizieren der zukünftigen Entwicklung der Bergbaufolgeschäden

Staßfurt 2010 – Erkennen, analysieren, bewerten und prognostizieren der zukünftigen Entwicklung der Bergbaufolgeschäden von Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften, Gerardi,  Johannes
Aus dem Vorwort Unter der Überschrift „Staßfurt 2010 - Erkennen analysieren bewerten und prognostizieren der zukünftigen Entwicklung der Bergbaufolgeschäden" präsentieren die Partner des Forschungsverbundes „Dynamik abgesoffener oder gefluteter Salzbergwerke und ihres Deckgebirgsstockwerks" die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit. In den Jahren 2006 bis 2010 am Beispiel der Stadt Staßfurt. Motivation Die alte Salzstadt Staßfurt hat unter den Folgen der Bergbaukatastrophen aus dem 19. Jahrhundert stark zu leiden. Nicht genug, dass die Bergschäden den Verlust zahlreicher Wohn- und Wirtschaftsgebäude im ehemaligen Stadtzentrum und in dem Industriegebiet von Leopoldshall nach sich zogen, beraubte ein Beschluss des Bezirksrates die Stadt jeglicher Hoffnung auf einen Neubeginn. Dieser Beschluss deklarierte das Bergschadengebiet als einen Bereich „latenter Bruchgefährdung". Die Folge davon waren weitere Jahre der Stagnation für die Stadtentwicklung. Die hätte unter den damaligen politischen Bedingungen auch eine Totalaufgabe der betroffenen Stadteile bedeuten können. Erst mit der politischen Wende in Deutschland entstanden Pläne, die alte Stadt neu erstehen zu lassen. Dennoch wirkt die Beschlusslage des Bezirksrats bis heute fort. Wegen unzureichender Information über die aktuelle Situation in den abgesoffenen Kaligruben auf der Südwestflanke des Staßfurter Salzsattels, war es den zuständigen Behörden nicht möglich, diesen Beschluss zurück zu nehmen. Die bekannten Fakten waren der Umfang des Senkungsgebiets, dessen dauerhaft fortschreitende Eintiefung und damit verbunden Schäden an den noch verbliebenen Gebäuden des ehemaligen Stadtzentrums. Als zusätzliche unbekannte erwies sich die Frage nach der Tagesbruchgefahr. Das Ausmaß solcher Tagesbrüche ist für die Bürger von Staßfurt noch heute in dem Sole-Strandbad in Leopoldshall und in Neustaßfurt sichtbar. Forschungsverbünde I und II Aus der Faktenlage heraus entstand im Jahre 1998 der Antrag für ein Forschungsprojekt, um damit eine Schadenanalyse für das Bergschadengebiet Staßfurt herbei zu führen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte von Oktober 2000 bis Februar 2002 den ersten Forschungsverbund „Maßnahmen der nachhaltigen Gefahrenabwehr für Altlasten in Gebieten mit bergbaubedingten Destabilisierungsvorgängen am Beispiel der Stadt Staßfurt". An dessen Ende stand die Erkenntnis, dass erst bei hinreichender Kenntnis sowohl der geologisch-tektonischen wie auch der bergbaulichen Situation im Untergrund eine Prognose zum zukünftigen Verhalten des Senkungs- und Bergschadensgebietes gegeben werden kann. Im Jahre 2003 wurde daher ein entsprechender Antragsentwurf für ein Nachfolgeprojekt vorgelegt. Die Umsetzung des Projektvorschlags in einem gemeinsamen Projektantrag erfolgte von Mai 2006 bis Juli 2006. Nachdem feststand, dass das Land Sachsen- Anhalt durch die Beauftragung von drei Tiefbohrungen eine Kofinanzierung im Umfange von etwa 1,3 Millionen EURO vornehmen würde, erfolgte die Bescheidung im Oktober 2006. Die Fördersumme des BMBF belief sich einschließlich einer Mittelaufstockung auf ca. 6,7 Millionen EURO. Hinzu kommen die Eigenanteile der drei am Verbund beteiligten Firmen. Die Gesamtkosten des Projekts werden zum Projektende etwa 8 Millionen EURO betragen. Die gemeinsam formulierten Ziele Übergeordnetes Ziel des Forschungsverbundvorhabens war es, Grundlagen und Instrumente für das Erkennen, Beschreiben und Prognostizieren bergbaubedingt ablaufender, langfristiger Prozesse mit Auswirkung auf die Tagesoberfläche geschaffen. Hierzu sollten die Ursachen für die Senkungs- und Bruchprozesse an der Tagesoberfläche festgestellt und analysiert werden, um darauf aufbauend ein Prozessverständnis zu entwickeln, mit dem eine Prognose für zukünftige Veränderungen der Oberfläche ermöglicht wird. Die im Projekt zu erprobenden und weiter zu entwickelnden Verfahren und Methoden sollen auf andere Standorte übertragbar sein. Projektarbeit und Ergebnisse Die Projektarbeiten begannen mit einer Bestandsaufnahme der zur Verfügung stehenden Datengrundlagen. Dies betraf die Bohrungen, Grubenrisswerke, geophysikalische Untersuchungen und Bergschadenhistorie und nicht zuletzt die Geologie und Hydrogeologie. Es stellte sich heraus, dass zwar zahlreiche Daten vorlagen, diese aber nicht unmittelbar einsetzbar oder unvollständig waren und teilweise auch lückenhaft blieben. Über diese sehr zeitaufwendigen Arbeiten wird berichtet. Mit der Datenaufbereitung begann das Vernetzte Arbeiten des Forschungsverbundes. Dem Thema Grundlagen widmeten sich insbesondere die geophysikalischen Methoden Hubschrauberelektromagnetik (HEM) und die LIDAR-Messungen. Aus diesen entstanden Höhenmodelle vom gesamten Arbeitsgebiet und auch darüber hinaus. Zudem zeigen die hoch aufgelösten HEM-Messungen über die Leitfähigkeit die Grundwasserbeschaffenheit entlang des Salzsattels von Egeln im Norden bis Güsten im Süden. Auf die daraus abgeleiteten Informationen folgten weitere hydrogeologische und bodengeophysikalische Untersuchungen. Grundlagen anderer Art entstanden mit der dreidimensionalen Erfassung der alten Grubenbaue auf der Südwest- und der Nordostflanke des Staßfurter Salzsattels. Später folgte aus der Kombination der Rissinformationen und Archivdaten mit den alten und neuen Flach- und Tiefbohrungen sowie der im Projekt erstellten Seismik, Bodengeophysik, HEM-Messungen und der Gravimetrie ein komplexes dreidimensionales geologisches Modell. Zusammen mit der Gravimetrie und der geomechanischen Modellierung bilden die 3D-Modelle wichtige Bestandteile der Prognose der zukünftigen Entwicklung des Bergschadengebiets und der Tagesbruchgefahr. In diesem Zusammenhang sind auch die wichtigen Beiträge des seismologischen und das nanoseismischen Monitorings zu nennen. Die Hydrogeologie entwickelte in Zusammenarbeit mit verschiedenen Disziplinen und dem 3D-Modell ein großräumiges dynamisches Bild der Grundwasserströmung und des Stofftransportes im Untergrund von Staßfurt und des Umfeldes. Durch hydrochemische Modellierungen und lösungskinetische Stoffbilanzrechnungen konnte der aktuelle Zustand der Lösungen in den Grubenbauen das Ausmaß der bisherigen Lösungsprozesse abgeschätzt werden. Mittels Isotopengeochemie konnten Alter der Tiefengrundwässer beschrieben werden und damit die Zeitdauer von Prozessen abgeschätzt werden. Die zusätzlich eingeführten Methoden der ungestörten Probennahme und der laseroptischen Fließrichtungsmessungen in tiefen Messstellen im Salinargestein und den Grubenbauen konnten die Ergebnisse ergänzen. Das Monitoring hat sich in diesem Forschungsvorhaben als ein bedeutsamer und zielführender methodischer Ansatz herausgestellt. Methoden des hydrodynamischen, hydrochemischen und geophysikalischen (seismologischen und gravimetrischen) Monitorings fanden jeweils Anwendung und Betätigungen und eröffnen in ihrer Kopplung neue Möglichkeiten der Beobachtung und Interpretation der ablaufenden Prozesse. Spektakulär erschien der Hinweis, dass ein gravimetrisches Monitoring zur Langzeitüberwachung eines Bergbauareals geeignet sein kann. Zusammenfassung und Ausblick Ganz im Einklang mit den im Forschungsantrag formulierten Zielen wurde ein interdisziplinäres Instrumentarium entwickelt, mit dem vergleichbare Schadensituationen zukünftig bearbeitet werden können. Bei aktuellen Ereignissen in Sachsen-Anhalt konnten die Untersuchungsmethoden des Forschungsverbundes bereits empfohlen und auch zum Einsatz gebracht werden. Im Sinne des BMBF-Förderprojektes „Forschung für die Nachhaltigkeit" kann zum Abschluss der Forschungsarbeiten gesagt werden, dass für eine akute Gefahr hinsichtlich des weiteren Verbruchs der untersuchten tiefliegenden Grubenbaue der Schachtanlagen Leopoldshall I/II, von der Heydt und von Manteuffel sowie Neustaßfurt I, II und III nicht erkannt wurde. Ebenso finden sich keine Anzeichen für einen Tagesbruch. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass die Grundwasserverhältnisse in den tiefen Grubenbauen nicht gestört werden. Anders ist die Prognose für die Grubenbereiche oberhalb 250m unter Gelände. Für diesen Bereich gibt es Hinweise auf das Vorhandensein deutlich untersättigter Lösungen und der Möglichkeit der weitergehenden Auflösung von Salinargesteinen, die möglicherweise in Zusammenhang mit einer nachgewiesenen Grundwasserzirkulation in den Grubenbauen steht. Dazu kündigt dieser Forschungsverbund die Formulierung eines Folgeprojekts an. Als Ergebnis der Forschungsarbeiten, ist nunmehr die beispielhafte Entwicklung eines nachhaltigen Gestaltungs- und Flächennutzungskonzeptes für einen Lebens- und Wirtschaftsraum, der durch Bergbau und eine mehr als 150-jährige Industriegeschichte geprägt ist, zu realisieren. Danksagung Dem Bundesministerium für Forschung und Bildung für die großzügige Förderung und dem Projektträger, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Projektträger Karlsruhe, Bereich Wassertechnologie und Entsorgung sowie dem Projektbeirat für die fachliche Begleitung dieses Forschungsvorhabens gebührt an dieser Stelle ein sehr großer Dank. Dies gilt gleichermaßen dem Bundesministerium für Wirtschaft, vertreten durch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und dem Geozentrum Hannover für die personelle und infrastrukturelle Unterstützung. Den Mitarbeitern des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt danken wir für die zahlreichen Handreichungen und Zuarbeiten, Hinweise und die wichtigen Diskussionen. Nicht zuletzt sprechen wir dem Oberbürgermeister, dem Rat und der Verwaltung der Stadt Staßfurt für die vielfältige Unterstützung des Vorhabens unseren herzlichen Dank aus. Der Staßfurter Bevölkerung und den Druckmedien dankt der Forschungsverbund für das entgegengebrachte Interesse, das Vertrauen und das Verständnis für die Forschungsarbeiten. Hannover, im November 2010 Johannes Gerardi (BGR) -Koordinator des Forschungsverbundes- Inhaltsverzeichnis Vorwort. 7 Grußworte. 11 Montanhistorie der Kaligruben am Staßfurter Sattel - Grundlagen, Anne Allendorf. 19 Zusammenfassung der Ergebnisse des Tief- und Flachbohrprogramms, Frank Wackwitz, Hans-Dietrich Thormeier, Uwe Stahl. 32 3D-Modelle der Kali- und Steinsalzbergwerke des Staßfurter Sattels und geologisches 3D-Modell der Region Staßfurt, Christian Dresbach, Maximilian Pusch, Gerhard Mingerzahn, Stephanie Fleig, Jörg Hammer, Joachim Behlau. 46 Auswertung von LIDAR- Messungen zur Erkennung möglicher altbergbau bedingter Senkungs- und Bruchvorgänge im Untersuchungsraum Staßfurt, Thomas Schicht, Anne Allendorf. 63 Möglichkeiten der Aerogeophysik zur hydrogeologischen Erkundung der Umgebung des Staßfurt-Egelner Sattels, Bernhard Siemon, Tatjana Kerner. 73 Der Beitrag hochauflösender Bodengeophysik zur hydrogeologischen Charakterisierung von Destabilisierungsprozessen in Berg schadens gebieten am Beispiel der Stadt Staßfurt, Yvonne Krause, Ursula Noell, Markus Furche, Christoph Grissemann. 82 Ergebnisse des reflexionsseismischen Untersuchungsprogramms im Raum Staßfurt, Ulrich Polom, Bernadette Heinze. 92 Beitrag der Gravimetrie zur strukturellen Erkundung und zum Monitoring in Senkungsgebieten, Knut Seidel, Ulrich Serfling. 112 Seismologisches Monitoring im Bergschadengebiet Staßfurt, Matthias Keyser, Gernot Hartmann. 125 Hydrogeologische und hydrochemische Verhältnisse der ehemaligen Staßfurter Kalisalzgruben an der Westflanke des Staßfurter Sattels und des Deckgebirges, Christoph Jahnke, Antje Bohn, Norbert Walter, Hans-Jürgen Voigt. 144 Isotopen- und Umwelttracersysteme zur Charakterisierung verschiedener Aquifereinheiten in Staßfurt, Susanne Stadler. 155 Untersuchung der lösekinetischen Vorgänge beim Ersaufen der Staßfurter Kaligruben, Jürgen Bach. 161 In-situ Grundwasser-Fließmessungen im Deckgebirge und an den Grubenbauwerken des Staßfurter Sattels, Marc Schöttler. 173 Numerische Strömungs- und Massentransportmodellierung im Bereich des ehemaligen Kalibergbaus Staßfurt, Hans-Jörg Diersch, Junteng Luo, Wolfram Rühaak. 179 Geomechanische Berechnungen zur Interpretation von Tagesbrüchen und Oberflächenabsenkungen im Bergschadensgebiet Staßfurt, Uwe Düsterloh, Svetlana Tedeeva. 189 3D-Visualisierung und Quantifizierung von Fluidströmungen in Salinargestein mittels Positronen-Emissions-Tomographie, Martin Wolf, Johannes Kulenkampff, Frieder Enzmann, Marion Gründig, Michael Richter, Johanna Lippmann-Pipke, Helmut Mittmann. 200 „Hochauflösende Computertomographie und Computersimulationen an Bohrkernen der Staßfurt - Forschungsbohrungen", Frieder Enzmann, Zoran Jovanovic, Jens-Oliver Schwarz, Jürgen Tuckermann, Jürgen Göbbels, Michael Kersten. 213 Poster Forschungsverbundvorhaben „Dynamik abgesoffener und gefluteter Salzbergwerke und ihres Deckgebirgsstockwerks", Bernadette Heinze, Ulrich Polom. 227 Zustandserhaltende Grundwasser- und Gelöstgasbeprobung von Tiefenwässern für hydrochemische Spezialuntersuchungen in Staßfurt, Susann Berthold, Johannes Gerardi. 229 Hubschrauberelektromagnetik zur Erkundung von geologischen und hydrogeologischen Strukturen am Staßfurt-Egelner Sattel, Tatjana Kerner, Bernhard Siemon, Ursula Noell, Jens Pielawa. 231 Georadar-Bodenmessungen über dem Salzstock Staßfurt, Volker Gundelach, Norbert Blindow, Ulrich Buschmann, Christina Salat. 235 Auswertung von LIDAR- Messungen zur Erkennung möglicher altbergbaubedingter Senkungs- und Bruchvorgänge im Untersuchungsraum Staßfurt, Anne Allendorf, Thomas Schicht. 237 Ergebnisse einer geologischen Kartierung westlich der Stadt Staßfurt, Saskia Frenz, Johannes Gattinger, Frieder Enzmann, Johannes Gerardi. 239 Exkursionen Exkursion 1: Geologie und Altbergbau am Staßfurt - Egelner Sattel, Günter Schönberg, Karl Wächter. 242 Exkursion 2: ESCO Werk Bernburg, Christian Dresbach, Frank Farkas, Joachim Wendzel. 256 Exkursion 3: Rundgang im Stadtgebiet von Staßfurt - „Wiege des Kalibergbaus", Günter Schönberg, Johannes Gerardi. 262
Aktualisiert: 2019-10-09
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