Prekär in Berlin – Zusammenhänge zwischen Arbeitsmarktintegration und Wohnungsnotfällen bei EU-Zugewanderten

Prekär in Berlin – Zusammenhänge zwischen Arbeitsmarktintegration und Wohnungsnotfällen bei EU-Zugewanderten von Pfeffer-Hoffmann,  Christian
Berlin sieht sich mit einer steigenden Wohnungs- und Obdachlosigkeit konfrontiert. EU-Bürgerinnen und EU-Bürger, die in wachsendem Maße mit der Hoffnung auf eine gute Arbeit nach Berlin zuwandern, sind von diesem Problem in besonderem Maße betroffen. Welche Zusammenhänge bestehen bei EU-Zugewanderten zwischen ihrer Arbeitsmarktintegrati on und dem Risiko der Wohnungslosigkeit? Um dieser Frage nachzugehen, werden in diesem Buch zahlreiche Faktoren beleuchtet, die zur Prekarität der Arbeits- und Wohnverhältnisse von EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern beitragen. Anschließend werden Handlungsempfehlungen zur Prävention von prekärer Arbeit und von Wohnungsnotfällen gegeben.
Aktualisiert: 2020-01-15
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Entwicklung der EU-Binnenmigration nach Berlin – Analysen zu Migrationsmotiven und Arbeitsmarktintegration

Entwicklung der EU-Binnenmigration nach Berlin – Analysen zu Migrationsmotiven und Arbeitsmarktintegration von Dubois,  Maëlle, Fabiańczyk,  Emilia, Ferchichi,  Rossina, Korn,  Judy, Kraußlach,  Marianne, Pfeffer-Hoffmann,  Christian, Sperling,  Stephanie
Der Einwanderung und Integration wird gegenwärtig viel Aufmerksamkeit im öf-fentlichen Diskurs geschenkt. Der schnelle Zuwachs an Schutzsuchenden seit 2015 brachte eine intensive Auseinandersetzung mit den Fragestellungen der Migration und Integration in Gang und wurde zum wichtigen Thema des diesjäh-rigen Wahlkampfs für die Bundestagswahlen. Die Arbeitsmigration aus der EU ist neben der Fluchtmigration weiterhin der zentrale Trend im Migrationsgeschehen. Die Zuwanderung von EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern nach Berlin steigt weiter. Knapp 40 % der in Berlin lebenden Menschen ohne deutschen Pass hat die Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaats der EU. Waren 2010 noch gut 150.000 Menschen mit der Staatsbürgerschaft eines anderen EU-Landes in Berlin gemel-det, stieg diese Zahl bis 2016 auf 260.400 Personen. Drei Viertel von ihnen kommt aus acht Mitgliedstaaten: Polen, Italien, Bulgarien, Frankreich, Rumä-nien, Vereinigtes Königreich, Spanien und Griechenland. Die Zuwanderung aus der EU macht somit einen wichtigen Teil des Wachstums der Stadt aus. Den Analysen von Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung zufolge lässt sich zum einen ein sehr hohes Arbeitsmarktpotenzial der EU-Zugewanderten feststellen – und eine gleichzeitig schwierige Umsetzung dieses Potenzials in qualifikationsadäquate Arbeitsmarktintegration. Zum anderen verändert sich die Zuwanderung, auch die aus der EU auf der Grundlage der Freizügigkeit, in ihrer Zusammensetzung der Teilgruppen, ihren Motiven und ihren Integrations-wegen in einer stetigen Dynamik. Sowohl in Anbetracht der stark gesunkenen Quantität der Flüchtlingszuwande-rung als auch wegen der durchschnittlich relativ hohen Bildungs- und Integrati-onsanforderungen bei Geflüchteten ist die Integration von qualifizierten EU-Zu-wandernden ein weiter an Wichtigkeit gewinnendes Element der Fachkräftesi-cherung in Berlin. Aus diesen Gründen analysiert Minor für die Berliner Senatsverwaltung für In-tegration, Arbeit und Soziales die Situation immer wieder aufs Neue: Wie sieht die Situation der EU-Zugewanderten in Berlin aus? Was für Potenziale und Her-ausforderungen bringen sie für den Arbeitsmarkt und für neue Arbeitsformen („Arbeit 4.0“) mit ein? Durch welche Zuwanderungsmotive ist die aktuelle Ein-wanderung nach Deutschland und, spezifischer, in die Hauptstadt gekennzeich-net? Dies sind die zentralen Fragen dieser Publikation, die in drei Teile gegliedert ist: Im ersten Teil des Bandes wird die aktuelle Situation der EU-Zugewanderten in Berlin in den Blick genommen. Es wird einerseits analysiert und dargestellt, wo diese in Berlin wohnen, andererseits wird der Frage ihrer Arbeitsmarktintegra-tion in der Hauptstadt nachgegangen. Das erste der zwei Kapitel dieses ersten Teils konzentriert sich auf den Lebens-bereich Wohnen. Für die zehn größten EU-Zuwanderungsgruppen in Berlin wird analysiert, wie sie sich in der Hauptstadt verteilen. Als Grundlage dafür werden Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg genutzt, die Auskunft darüber geben, in welchen Bezirken, Stadtteilen und Planungsräumen wie viele Men-schen einer Staatsangehörigkeit wohnhaft sind. Darüber hinaus wird die aktuelle Verteilung der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger mit den Entwicklungen in den letzten Jahren verglichen und nachgezeichnet. Im zweiten Kapitel wird die Arbeitsmarktintegration der acht größten EU-Zuwan-derungsgruppen betrachtet. Es wird die Situation der Personen aus Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Italien, Polen, Rumänien, Spanien und dem Vereinig-ten Königreich auf dem Berliner Arbeitsmarkt betrachtet. Dabei gehen die Auto-rinnen der Frage nach, ob und wenn ja inwiefern sich ihre Situation von der der gesamten beschäftigten Bevölkerung der Hauptstadt und des Bundesgebietes unterscheidet. Weiterhin wird analysiert, welche Auffälligkeiten sich je nach Staatsangehörigkeit beobachten lassen. Berücksichtigt werden soziodemografi-sche Faktoren wie das Alter, das Geschlecht und der Berufsabschluss sowie das Anforderungsniveau und die Arbeitsbranche der ausgeübten Tätigkeit. Diese Auswertung basiert auf Daten der Bundesagentur für Arbeit. Im zweiten Teil der Publikation stehen die Integrationspotenziale neuer Arbeits-formen wie dem Crowdworking und der transnationalen Selbstständigkeit im Vordergrund. Es wird untersucht, ob und wenn ja inwiefern diese neuen Arbeits-formen EU-Zugewanderten eine qualifikationsadäquate und zügige Arbeits-marktintegration ermöglichen. In einem kurzen Überblickskapitel wird – einführend in die Thematik der zwei nachfolgenden Kapitel – das Profil der neuzugewanderten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in Berlin dargestellt, das Minor mithilfe von Umfragen in den Jahren 2015 und 2016 ermittelt hat. Zusammengestellt werden die zentralen Erkennt-nisse über die aktuelle Entwicklung der Zahlen der nach Berlin einwandernden EU-Bürgerinnen und EU-Bürger sowie deren soziodemografisches Profil und ihre Arbeitsmarktsituation in Berlin. Es lässt sich feststellen, dass die neuzugewan-derten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in Berlin häufig gut qualifiziert, jung und hinsichtlich ihrer Aufenthaltsdauer flexibel sind. Dennoch haben sie oft Schwie-rigkeiten bei der Arbeitsmarktintegration. Vor allem geringe Deutschkenntnisse und fehlende professionelle Netzwerke erweisen sich als herausfordernd. Der Darstellung des Profils der neuzugwanderten EU-Bürgerinnen und EU-Bür-ger folgt Kapitel vier (das zweite Kapitel dieses Teils), das die (transnationale) Selbstständigkeit betrachtet. Berlin liegt mit einer Selbstständigenquote von 16 % sechs Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. Kennzeichnend für die Hauptstadt ist zudem, dass hier jede zweite Gründerin bzw. jeder zweite Grün-der nicht über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügt und dass sich der Zu-wachs an Gründungen von Startups insbesondere in der Medien-, der Technolo-gie- und der Kreativbranche verzeichnen lässt. Im Hinblick darauf untersuchen die Autorinnen dieses Kapitels den Zusammenhang der Entwicklung von dieser neuen Arbeitsform mit den wachsenden Einwanderungszahlen aus der EU nach Berlin. Dabei wird der besondere Fokus auf die mit dieser Arbeitsform verbun-denen Vor- und Nachteile gelegt. Im fünften Kapitel steht eine weitere, neue, flexible Arbeitsform, die sich im Zuge zunehmender Digitalisierung und Vernetzung über das Internet entwickelt hat, im Mittelpunkt. Crowdworking kann eine Chance für zugewanderte EU-Bürge-rinnen und EU-Bürger in Berlin bedeuten, deren Zugang zum regulären Arbeits-markt sich häufig als erschwert darstellt. In diesem Zusammenhang analysieren Autorinnen und Autoren die Potenziale und Herausforderungen dieser Arbeits-form bei der Arbeitsmarktintegration der neuzugewanderten EU-Bürgerinnen und EU-Bürger. Darüber hinaus dargestellt werden Ergebnisse einer explorativen Umfrage von Minor, die einen ersten Einblick in die Erfahrungen der EU-Zuge-wanderten in Berlin mit dieser neuen Arbeitsform gewährleisten. Ein besonderer Fokus wird – mit Berücksichtigung externer Studien sowie Erkenntnissen aus ei-nem Austausch mit Expertinnen und Experten – auf die Potenziale, aber auch die Gefahren von Crowdworking gelegt. Der dritte Teil des Bandes widmet sich der Analyse der möglichen neuen Migra-tionsmotive der Zuwandernden aus der EU nach Berlin. Es lässt sich beobachten, dass EU-Neueinwandernde unterschiedliche Wanderungsmotive mitbringen. Neben der Zuwanderung aufgrund der Suche nach Arbeit bzw. besseren Arbeits-bedingungen ist auch die Suche nach einem liberalen und toleranten Lebensum-feld ein wichtiger Grund, andere Staaten (v. a. solche mit stark nationalistischen Regierungen) in Richtung Berlin zu verlassen. In dem Artikel: „Offenes Berlin“ gehen die Autorinnen der Frage nach, ob derzeit von einer politischen Zuwande-rung aus der EU nach Berlin zu sprechen ist. Steigt die Migrationsbereitschaft derjenigen, die mit den politischen Entwicklungen in ihren Herkunftsländern nicht zufrieden sind? Hält es bereits im Ausland Lebende davon ab, in ihre Her-kunftsländer zurückzukehren? Der Hintergrund dieser Analyse ist der Umstand, dass in den letzten Jahren eine Reihe einschneidender politischer Veränderun-gen in einigen EU-Staaten stattgefunden hat. In diesem Zusammenhang darge-stellt werden einige von diesen Phänomenen: Das Erstarken (rechts-)populisti-scher Bewegungen, ein Rückbesinnen auf nationalistische Interessen und eine Ausbreiten von Euroskepsis in einigen EU-Ländern. Des Weiteren stellen die Au-torinnen des Artikels die Erkenntnisse aus der von Minor 2017 durchgeführten Veranstaltungsreihe: „Offenes Berlin“ dar, die sich an in Berlin lebende EU-Bür-gerinnen und EU-Bürger aus Polen, Ungarn und dem Vereinigten Königreich rich-tete und die Anregung einer Diskussion über die aktuellen Migrationsmotive aus diesen Herkunftsländern nach Berlin zum Ziel hatte.
Aktualisiert: 2022-12-31
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Fachkräftesicherung durch Integration zuwandernder Fachkräfte aus dem EU-Binnenmarkt

Fachkräftesicherung durch Integration zuwandernder Fachkräfte aus dem EU-Binnenmarkt von Pfeffer-Hoffmann,  Christian
Magnet Berlin: Zuwanderung europäischer Fachkräfte Christian Pfeffer-Hoffmann Berlin wächst. Menschen aus aller Welt fühlen sich von der Stadt angezogen, die sich wieder zu einer Metropole entwickelt hat. Unter den vielen Neuberlinerinnen und Neuberlinern sind besonders viele Menschen aus anderen EU-Ländern, die in Berlin vor allem Bildung und Arbeit, aber auch ein interessantes Lebensumfeld suchen. Auch bei deutlich gestiegenen Flüchtlingszahlen machen sie einen sehr großen Teil der Zuwandernden aus. Der steigende Bedarf an ausgebildeten Fachkräften und an Auszubildenden der dualen Berufsbildung in der „wachsenden Stadt“ Berlin und die steigende Zuwanderung, insbesondere aus anderen EU-Staaten, stehen bisher relativ unverbunden nebeneinander. Die Zuwandernden verfügen zwar durchschnittlich über ein deutlich höheres Bildungsniveau und eine geringeren Altersdurchschnitt als die Berliner Bevölkerung, finden aber trotzdem oft keine qualifikationsentsprechenden Jobs und leben häufig in prekären Verhältnissen. Gleichzeitig bleiben zunehmend Ausbildungsplätze unbesetzt und suchen Unternehmen – nicht nur in der Pflege – nach Fachkräften. Berlin verfügt zwar über einen schwächeren Arbeitsmarkt als andere Regionen Deutschlands, besitzt aber gleichzeitig eine hohe Anziehungskraft für Neueinwandernde. Dies begründet sich vor allem mit der Bekanntheit Berlins und seines Images als attraktive Stadt mit vergleichsweise geringen Lebenshaltungskosten. In den letzten acht Jahren ist durch die Wirtschaftskrise in den südlichen EU-Staaten und die Öffnung des EU-Arbeitsmarktes für die neuen ost- und südosteuropäischen EU-Staaten eine neue Wanderungswelle nach Deutschland entstanden. Diese Neue Arbeitsmigration ist durch deutliche andere Motivationen, Migrationsprozesse, Bedarfslagen und Integrationsverhalten gekennzeichnet als die „Gastarbeiter-Migration“ der 60er und 70er Jahre (Pfeffer-Hoffmann 2014). Die stärkste Einwanderung ist aus Polen, Rumänien und Bulgarien nach Deutschland zu verzeichnen, deutlich vor der Immigration aus den südlichen EU-Staaten, insbesondere aus Spanien, Italien und Griechenland. Während alle diese Wanderungsprozesse durch die enormen Unterschiede der Arbeitsmärkte in der EU bei gleichzeitiger Freizügigkeit zurückzuführen sind, basiert die Einwanderung aus den ost- und südosteuropäischen EU-Staaten zudem stark auf Umlenkungseffekten: Frühere Einwanderungsländer der EU, insbesondere Großbritannien, Irland, Spanien und Italien haben durch die Wirtschaftskrise relativ zu Deutschland an Attraktivität verloren. Berlin ist ein bevorzugtes Ziel junger Menschen aus der EU. Die Einwanderungsdaten nach Berlin weichen deutlich vom deutschen Durchschnitt ab. Die deutsche Hauptstadt wird als Migrationsziel nicht aufgrund der Lage auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ausgewählt, sondern wegen des Rufes als „hippe“, lebenswerte Metropole, der vergleichsweise geringen Lebenshaltungskosten und der vorhandenen Beziehungen zur jeweiligen ethnischen Community. Binnen 7 Jahren – von 2008 bis 2014 – hat sich die Zahl einwandernder EU-Bürger/-innen nach Berlin im Saldo verfünffacht. In Berlin – wie in ganz Deutschland – stellten 2014 die Einwandernden aus Polen die größte Gruppe. Es folgt dann schon Italien als Herkunftsland. Auch Spanien und Frankreich spielen für die Zuwanderung nach Berlin eine stärkere Rolle als im deutschen Durchschnitt. Zu den wichtigen Herkunftsländern zählen zudem Bulgarien und Rumänien, wobei in Berlin mehr Bulgar/-innen zuziehen als Rumän/-innen – im gesamtdeutschen Durchschnitt ist es andersherum. Mit der Ergänzung der jungen, gut qualifizierten Zuwanderung aus Ost- und Südosteuropa durch eine überdurchschnittliche Einwanderung aus „alten“ EU-Staaten sind eindeutig „Hauptstadteffekte“ zu beobachten, die für die zukünftige Fachkräfte- und Migrationspolitik Berlins spezifische Beachtung finden sollten. Generell wird es in den kommenden Jahren für die Außenwirkung von Berlin wichtiger werden, sich als Stadt zu präsentieren, die neben ihrer Lebensqualität auch qualifizierte und adäquate Arbeit bietet. Im Rahmen der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (Senat von Berlin, innoBB 2011) ist dabei noch wenig auf Zuwanderung eingegangen worden. Durch das Eckpunktepapier BerlinArbeit aus dem Jahr 2012, insbesondere mit dem Zielbereich 3 „Sicherung und Entwicklung des Fachkräftepotenzials für den Berliner Arbeitsmarkt“ (teilweise auch Zielbereich 2), ist das Thema inzwischen deutlich stärker in den Fokus gerückt (Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen (SenAIF) 2012). Berlin befindet sich dabei aber in einem Wettbewerb mit anderen Großstädten, sowohl auf europäischer Ebene als auch in Deutschland (Hamburg, München). Für die kommenden Jahre ist also trotz des demografischen Wandels für Berlin ein deutlicher Bevölkerungszuwachs zu erwarten. Vom Demografiekonzept 2009 (BMI 2012) über die Fachkräftestudie (SenAIF 2010) bis hin zur aktuellen Arbeit im Rahmen der AG „Wachsende Stadt“ (Senat von Berlin 2014a) hat sich der Berliner Senat intensiv damit beschäftigt. Zuwanderung aus dem In- und Ausland ist der treibende Faktor für das Bevölkerungswachstum. Gleichzeitig steigt der Fachkräftebedarf: „Die Gemeinsame Fachkräftestudie Berlin-Brandenburg prognostiziert für 2020 bereits einen Fachkräftemangel von 362.000 Personen, der sich bis 2030 auf 460.000 Personen erhöhen könnte. Vor allem bei Lehrkräften, bei den medizinischen und pflegerischen, mathematisch-naturwissenschaftlichen und Ingenieursberufen ist eine Mangelsituation absehbar. Dieser Fachkräftebedarf muss einerseits durch Studium, Duale Ausbildung, Qualifikation von Erwerbstätigen und Aktivierung von Erwerbslosen gesichert werden, andererseits leistet aber auch die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte einen wichtigen Beitrag. […] Eine grundsätzliche Steuerung des Zuzugs von Fachkräften nach Berlin findet bisher allerdings nicht statt. In einer Studie soll daher untersucht werden, welches Qualifikationsniveau und welche Berufsprofile die Zuwandernde aufweisen und wie diese sich zum Berliner Fachkräftebedarf verhalten, um auf dieser Grundlage eine gezielte Anwerbung betreiben zu können.“ (Senat von Berlin 2014a: 12) Das Projekt „Fachkräftesicherung durch Integration zuwandernder Fachkräfte aus dem EU-Binnenmarkt – Entwicklung von Handlungsempfehlungen in Bezug auf die Neue Arbeitsmigration aus Polen, Rumänien, Bulgarien und Frankreich nach Berlin“ setzt genau an diesem Punkt an. Es wurde von Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung e. V. auf der Grundlage einer Modellförderung durch die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen von November 2014 bis Dezember 2015 durchgeführt. Das Projekt gliedert sich in mehrere Arbeitspakete, die der Entwicklung von Handlungsempfehlungen, der Generierung des dafür notwendigen Wissens und dem Transfer des Wissens sowie der Handlungsempfehlungen durch Schulungen und Veranstaltungen dienen. Dazu zählen (a) eine Erfassung des Standes der Arbeitsmarkt- und Zuwanderungspolitik in Bezug auf die Integration von Fachkräften aus dem europäischen Ausland in den Berliner Ausbildungs- und Arbeitsmarkt; (b) der Aufbau von Informations- und Kooperationsstrukturen mit Communities neu zugewanderter Ausbildungs- und Arbeitsmigrant/-innen aus Polen, Rumänien, Bulgarien und Frankreich; (c) die Herausarbeitung spezifischer Fragestellungen der Arbeitsmigration in den Berliner Ausbildungs- und Arbeitsmarkt; (d) eine Expertise zur freien Zuwanderung nach Berlin aus Polen, Rumänien, Bulgarien und Frankreich; (e) die Entwicklung von Handlungsempfehlungen für den Senat und Arbeitsmarktakteure und schließlich (f) den Transfer dieser Ergebnisse. Dieses Buch bildet alle diese Handlungsfelder ab: Im Teil I, der die Grundlagen für unsere empirischen Analysen und die entwickelten Handlungsempfehlungen beschreibt, werden zum einen der Stand der Arbeitsmarkt- und Zuwanderungspolitik sowie entsprechende Handlungsstrategien aufgearbeitet. Zum anderen wird die Sicht der vier Communities auf ihre Integration in Berlin auf der Basis von gemeinsam durchgeführten Workshops dargestellt. Teil II des Bandes gibt dann umfassend die Ergebnisse der empirischen Analyse wieder: Wir haben in den vergangenen Monaten in einer umfangreichen Befragung diejenigen Bewohner/-innen Berlins untersucht, die seit 2008 aus Bulgarien, Frankreich, Polen und Rumänien zugewandert sind. Aus ihren Antworten konnten wir ein sehr differenziertes Profil erstellen, das fundierte Aussagen z. B. zu soziodemografischen Merkmalen, zu Migrationsmotiven, zum Spracherwerb, zur sozialen Integration, vor allem aber zur Arbeitsmarktintegration zulässt. Diese Ergebnisse werden zusätzlich mit den Profilen von Neueingewanderten aus Italien und Spanien verglichen, die aus einer weiteren Minor-Studie, der „Langzeitanalyse Neue Arbeitsmigration“, stammen (Pfeffer-Hoffmann 2015). Schließlich werden im Teil III konkrete Handlungsempfehlungen für die Integration der Neuzuwandernden als Fachkräfte in den Berliner Arbeitsmarkt vorgestellt. Von diesen hoffen wir, dass sie geeignet sind, den Berliner Senat ebenso wie Unternehmen, Kammern, Gewerkschaften, Migrantenorganisationen, Beratungsstellen, Bildungseinrichtungen und weitere Akteure bei ihren Bemühungen um eine gelingende Integration der Neuzuwandernden aus Europa zu unterstützen. Unsere Projektergebnisse weisen darauf hin, dass viele zwar vergleichsweise gut vorgebildete Menschen in Berlin einwandern, diese aber noch zu wenig Zugang zu Bildung und Arbeit finden. Sie kommen häufig nach Berlin, um ihre Chancen für eine Migration nach Deutschland auszuloten, also „zu erproben“. Ein wesentlicher Teil bricht diese „Erprobung“ dann mangels gut funktionierender Übergänge in Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten wieder ab. Der Zugang in den Arbeitsmarkt erfolgt teilweise über prekäre Beschäftigung. Überqualifizierung ist ein häufig zu beobachtendes Phänomen. Die Mehrzahl der Neuzugewanderten ist dabei überdurchschnittlich gut gebildet und bemüht sich, schnell Deutsch zu lernen. Institutionelle Beratungsangebote sind jedoch nur unzureichend bekannt und werden kaum genutzt. Viele der neuen Migrant/-innen setzen primär auf informelle Netzwerke, die zwar eine wichtige Rolle für die Selbsthilfe spielen, jedoch negative Auswirkungen auf die Integration in den Arbeitsmarkt haben können. Berlin hat einen Standortvorteil gegenüber anderen Regionen Deutschlands. Es übt eine enorme Anziehungskraft aus, die gesuchte Fachkräfte von allein zuwandern lässt. Eine schnellere und bessere Integration dieser neuen, zugewanderten Berlinerinnen und Berliner in Bildung und Arbeit birgt enorme Chancen für die Weiterentwicklung von Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Gesellschaft. Wir hoffen, mit den vorliegenden Ergebnissen und Empfehlungen dazu einen Beitrag leisten zu können.
Aktualisiert: 2022-12-31
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