Pandora: Das schöne Übel

Pandora: Das schöne Übel von Nennen,  Heinz-Ulrich
Wenn mit der Zivilisation die ersten Städte aufkommen, dann verkörpert Pandora den Typus der mondänen Städterin. Sie steht allegorisch für die zunehmende Vielfalt in den Geschlechterrollen. Dabei zeigt sich die neue Dialektik der Heiligen und der Hure. — Pandora ist eine ebenso begnadete wie exaltierte Diva, ein seltsames Mischwesen, Göttin, Androidin und Mensch zugleich, auch ist sie der Prototyp der ›weiblichen Frauen‹. Zu allen Zeiten glaubte man ohne viel Federlesens zu verstehen, wer sie ist, was mit ihr los sei. Entsprechend schnell sind ihre Interpreten mit Charakterstudien fertig, die doch nur unzulänglich sind: Ein durch und durch verruchtes Weib, eine Strafe der Götter soll sie sein, mit der alle Übel in die Welt gekommen sind... — So einfach kann man es sich machen, ganz so einfach ist es aber nicht. Es sind mit ihr nämlich auch alle göttlichen Gaben vom Himmel auf die Erde gebracht worden. Die Entsendung der Pandora ist Teil einer zutiefst beeindruckenden Götterdämmerung. Was der Mythos den Göttern da unterstellt, könnte als Geste kaum generöser sein. Bevor sie abdanken, übergeben sie zuvor noch alle ihre vormaligen Zuständigkeiten — ganz. So erscheint die Sendung der Pandora in anderem Licht, als hätten die Götter damit sagen wollen: Dann macht doch alles selbst, wenn ihr ernsthaft glaubt, es besser zu können als wir! Pandora ist zweifelsohne die Figur mit dem allergrößten Deutungspotential, denn sie steht als Allegorie für die Selbstermächtigung des Menschen, für Willensfreiheit und dabei vor allem für jenen fragilen Individualismus, der erst sehr viel später mit der Moderne vollends zum Ausdruck kommen wird. Sie ist unvergleichlich in jeder Hinsicht, als Künstlerin, als Intellektuelle, als Frau, Femme fatale, als Muse und Freundin, aber auch ›nur‹ als Mensch.
Aktualisiert: 2020-02-15
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Der Mensch als Maß aller Dinge?

Der Mensch als Maß aller Dinge? von Nennen,  Heinz-Ulrich
Philosophie entsteht, wenn die Götter schlecht gedacht werden. Wo vormals fraglose Maßstäbe nicht mehr gelten, dort betreten Sophisten die Bühne: Der Mensch ist das Maß aller Dinge! — Wenn der berühmte Protagoras von Sokrates befragt wird, was man denn nun gegen teures Geld bei ihm erlernen könne, dann zeigt sich ein tiefgreifender Wandel im menschlichen Selbstverständnis. Protagoras erläutert anhand des Mythos von Prometheus, was Zivilisiation bedeutet. Das Problem sei nicht ein Mangel an Technik, sondern ein geistiges, kulturelles und politisches Problem. Die eigentliche ›Wildnis‹, in der es zu bestehen gilt, liegt längst in den Städten. — Seither muß also ›studiert‹ werden. Dann ist es durchaus möglich, Anerkennung zu finden, auch ohne von Adel zu sein. Und der Mythos schildert, wie es dazu gekommen ist. Pandora ist das Abschiedsgeschenk der abdankenden olympischen Götter, danach kommt nur noch der Mensch. Es sollte keine weitere Dynastie von Göttern mehr geben. — Wir sind werdende Götter in einer Welt, die wir selbst erschaffen haben, für die wir auch ganz allein verantwortlich sind. Mit sämtlichen göttlichen Gaben bedacht, ist Pandora die Allegorie aller Verlockungen, wie sie nur zivilisierte Welten bieten. Zugleich bringt sie auch alle damit verbundenen Übel in die Welt. — Um die Frage nach dem Warum ranken sich seither viele Meistererzählungen. Grund genug, sie erneut zu befragen, um ›unsere‹ Antworten zu finden. Also wie gehen wir um mit unserer Souveränität in Fragen von Moral, Gefühl und Selbstbestimmung? Der Weg führt vom ersten Gewissen bis zur multiplen Identität, immer auf der Suche nach Sinn, Glück und Geborgenheit. — Inzwischen tragen wir die Götter in uns. Die Reihe ZeitGeister ist der Psychogenese gewidmet, denn Orientierungswissen ist von zunehmender Bedeutung. Es geht um die neuen Perspektiven einer Philosophischen Psychologie, die in den Meistererzählungen ein uraltes Orientierungswissen findet, das überraschend aktuell ist.
Aktualisiert: 2020-07-01
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Pandora: Das schöne Übel

Pandora: Das schöne Übel von Nennen,  Heinz-Ulrich
Wenn mit der Zivilisation die ersten Städte aufkommen, dann verkörpert Pandora den Typus der mondänen Städterin. Sie steht allegorisch für die zunehmende Vielfalt in den Geschlechterrollen. Dabei zeigt sich die neue Dialektik der Heiligen und der Hure. — Pandora ist eine ebenso begnadete wie exaltierte Diva, ein seltsames Mischwesen, Göttin, Androidin und Mensch zugleich, auch ist sie der Prototyp der ›weiblichen Frauen‹. Zu allen Zeiten glaubte man ohne viel Federlesens zu verstehen, wer sie ist, was mit ihr los sei. Entsprechend schnell sind ihre Interpreten mit Charakterstudien fertig, die doch nur unzulänglich sind: Ein durch und durch verruchtes Weib, eine Strafe der Götter soll sie sein, mit der alle Übel in die Welt gekommen sind... — So einfach kann man es sich machen, ganz so einfach ist es aber nicht. Es sind mit ihr nämlich auch alle göttlichen Gaben vom Himmel auf die Erde gebracht worden. Die Entsendung der Pandora ist Teil einer zutiefst beeindruckenden Götterdämmerung. Was der Mythos den Göttern da unterstellt, könnte als Geste kaum generöser sein. Bevor sie abdanken, übergeben sie zuvor noch alle ihre vormaligen Zuständigkeiten — ganz. So erscheint die Sendung der Pandora in anderem Licht, als hätten die Götter damit sagen wollen: Dann macht doch alles selbst, wenn ihr ernsthaft glaubt, es besser zu können als wir! Pandora ist zweifelsohne die Figur mit dem allergrößten Deutungspotential, denn sie steht als Allegorie für die Selbstermächtigung des Menschen, für Willensfreiheit und dabei vor allem für jenen fragilen Individualismus, der erst sehr viel später mit der Moderne vollends zum Ausdruck kommen wird. Sie ist unvergleichlich in jeder Hinsicht, als Künstlerin, als Intellektuelle, als Frau, Femme fatale, als Muse und Freundin, aber auch ›nur‹ als Mensch.
Aktualisiert: 2020-07-01
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Der Mensch als Maß aller Dinge?

Der Mensch als Maß aller Dinge? von Nennen,  Heinz-Ulrich
Philosophie entsteht, wenn die Götter schlecht gedacht werden. Wo vormals fraglose Maßstäbe nicht mehr gelten, dort betreten Sophisten die Bühne: Der Mensch ist das Maß aller Dinge! — Wenn der berühmte Protagoras von Sokrates befragt wird, was man denn nun gegen teures Geld bei ihm erlernen könne, dann zeigt sich ein tiefgreifender Wandel im menschlichen Selbstverständnis. Protagoras erläutert anhand des Mythos von Prometheus, was Zivilisiation bedeutet. Das Problem sei nicht ein Mangel an Technik, sondern ein geistiges, kulturelles und politisches Problem. Die eigentliche ›Wildnis‹, in der es zu bestehen gilt, liegt längst in den Städten. — Seither muß also ›studiert‹ werden. Dann ist es durchaus möglich, Anerkennung zu finden, auch ohne von Adel zu sein. Und der Mythos schildert, wie es dazu gekommen ist. Pandora ist das Abschiedsgeschenk der abdankenden olympischen Götter, danach kommt nur noch der Mensch. Es sollte keine weitere Dynastie von Göttern mehr geben. — Wir sind werdende Götter in einer Welt, die wir selbst erschaffen haben, für die wir auch ganz allein verantwortlich sind. Mit sämtlichen göttlichen Gaben bedacht, ist Pandora die Allegorie aller Verlockungen, wie sie nur zivilisierte Welten bieten. Zugleich bringt sie auch alle damit verbundenen Übel in die Welt. — Um die Frage nach dem Warum ranken sich seither viele Meistererzählungen. Grund genug, sie erneut zu befragen, um ›unsere‹ Antworten zu finden. Also wie gehen wir um mit unserer Souveränität in Fragen von Moral, Gefühl und Selbstbestimmung? Der Weg führt vom ersten Gewissen bis zur multiplen Identität, immer auf der Suche nach Sinn, Glück und Geborgenheit. — Inzwischen tragen wir die Götter in uns. Die Reihe ZeitGeister ist der Psychogenese gewidmet, denn Orientierungswissen ist von zunehmender Bedeutung. Es geht um die neuen Perspektiven einer Philosophischen Psychologie, die in den Meistererzählungen ein uraltes Orientierungswissen findet, das überraschend aktuell ist.
Aktualisiert: 2020-02-15
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