Der akademische Affe von Zimmermann,  Hans-Joachim

Der akademische Affe

Die Geschichte einer Allegorie aus Cesare Ripas »Iconologia«

In Cesare Ripas „Iconologia“ (Siena, 1613) taucht die Allegorie der „Accademia“ auf. Der ausführliche Artikel wurde mit einem fein gearbeiteten Holzschnitt illustriert. Aus späteren Auflagen der „Iconologia“ geht hervor, dass Giovanni Zaratino Castellini, ein Freund und Mitarbeiter Ripas, die „Accademia“ erfunden hat. Er knüpfte zwar an den traditionellen Typ weiblicher Weisheitsfiguren an, war jedoch darum bemüht, durch zahlreiche symbolische Attribute ein neuartiges Sinnbild zu komponieren. Das wichtigste Attribut der im Hain des Academus vor den Toren Athens thronenden „Accademia“ ist der heilige Pavian des ägyptischen Weisheitsgottes Thot. Im ersten Hauptteil werden Ripas „Iconologia“, die Tierkunde der Renaissance und die Überlieferung der Hieroglyphen behandelt, um sodann den Artikel „Accademia“ und seinen Holzschnitt interpretieren zu können. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt im zweiten Hauptteil: einer Darstellung der Geschichte von Castellinis „Accademia“ durch Übersetzungen und Bearbeitungen und durch verschiedenartige Abbildungen. Neben den Illustrationen eines begleitenden Textes in italienischer oder einer anderen Sprache finden sich auch freie Verwendungen, z.B. für eine Kopfleiste, ein Deckengemälde, eine Medaille, eine Verlegervignette und ein Frontispiz sowie für den Ornamentstich. So entfaltet sich ein weites Panorama der Aneignung von Ripas Handbuch vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Die Stilentwicklungen der europäischen Kunst während vier Jahrhunderte lassen sich an den Abbildungen besonders eindrucksvoll vor Augen führen. Dabei ist zu beobachten, wie der in Europa als Weisheitssymbol weitgehend unbekannt bleibende Thot-Pavian sowohl den Übersetzern als auch den Künstlern erhebliche Schwierigkeiten bereitet hat, so dass sie ihn ständig umstilisieren und uminterpretieren mussten, damit er dem Publikum halbwegs plausibel erschien. Schließlich ziehen sie die unvermeidliche Konsequenz und entfernen den Affen aus der Allegorie, wodurch die „Accademia“ mit anderen etablierten Weisheitsfiguren, etwa der Minerva, weitgehend zusammenfällt und die Karriere der von Castellini erdachten Komposition beendet ist.Im dritten Hauptteil werden die wechselvollen Geschicke der „Accademia“ zu den Entwicklungen der Allegorienlehre, derZoologie und der Hieroglyphenkunde während des 18. Jahrhunderts in Beziehung gesetzt. Die abschließende Betrachtung verschiedener Allegorien und symbolischer Darstellungen der Akademien seit der Renaissance dokumentiert die starke Konkurrenz, in der Castellinis „Accademia“ von Anfang an gestanden hat und gegen die sie sich letzten Endes nicht durchsetzen konnte.Die breit angelegte Studie ist als ein Beitrag zur Geschichte der Allegorik konzipiert, der nicht mit Hilfe theoretischer Interpretationsmodelle argumentiert. Vielmehr wurden die Herkunft und das Schicksal eines genau definierten, neuartigen Sinnbilds in mehreren Ländern über längere Zeiträume untersucht, um vorzuführen, welche später eigenständige Disziplinen eine historisch vergleichende. mehrdimensionale Betrachtung berücksichtigen muss, um zu gesicherten Ergebnissen zu gelangen.Die Publikation wendet sich an alle, die sich für Kunst-, Kultur- und Geistesgeschichte und die Philologien der Epochen Renaissance – Neuzeit interessieren, und auch an diejenigen, die mehr über die Auswirkungen der Geschichte der Zoologie auf die Geisteswissenschaften erfahren wollen.

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