Abschied von morgen

Abschied von morgen von Streber,  Jannek
Vor zehn Jahren hatte ich den Punkt gesetzt unter Erich Strebers »Fragebogen«, wohl wissend, daß das nicht der Schlußpunkt sein konnte. Als ich mich an den zweiten Teil machen wollte, merkte ich, daß die Zeit von 1945 bis zur so genannten Wende so nicht geschrieben werden konnte, wie der erste Teil, dessen Schlußkapitel mir plötzlich gar nicht mehr gefiel. Gleichzeitig mußte ich den »Fragebogen« völlig überarbeiten, weil ich ja die mich betreffenden Passagen dort heraus genommen hatte und die Besuche des Stadtarchivs Bernburg, der Archive der Thälmann-Gedenkstätte in Hamburg und der Geschichtswerkstatt in Hamburg-Barmbek teils neue Sichten, teils Ergänzungen zu bereits Bekanntem zu Tage förderten. Vor allem drängt es mich, jene Aussagen genauer zu fassen, in denen es um die Frage geht, die mich immer wieder beschäftigt – allgemein, auf mich, aber besonders auf meinen Vater bezogen: Warum wirft sich ein Mensch wie Erich, also jemand, der im absoluten Nichts, am untersten Punkt der Gesell­schaft steht, in den politischen Kampf, von dem er nicht genau weiß, wann und wie er enden wird. Und er will das Ende unbedingt erleben ... Es ist zwar nicht so, daß wir Alten den Nachfolgenden unbedingt unsere Erfahrungen und Sichten aufdrücken wollten. Unsere Kinder und Enkel haben völlig andere Vorstellungen über ihr Leben. Das ist mir besonders in den letzten zehn Jahren deutlich geworden. Ich habe »die Alten« nie in die Verantwortung für das genommen, was auf uns gekommen war. Auch sie mußten mit dem fertig werden, was ihnen ihre Altvorderen überlassen hatten. Aber heute gehöre ich zu den »Alten«, und ich weiß ziemlich genau, daß wir »Alten« die aus der DDR heraus gefallenen Jungen in einen fast genauso kaputten gesellschaftli­chen Zustand entlassen haben, wie wir ihn 1945 vorgefunden hatten. Allerdings, es gibt da einen Unterschied: Wir stellten an die Stelle verlorener Illusionen neue Hoffnungen. Bei den Enkeln bin ich mir nicht ganz sicher, ob auch sie, nachdem sich die DDR abge­wickelt hatte, Illusionen verloren haben, ob sie voller neuer Hoffnungen in ihre Zukunft schauen. So oder so, sie müssen die nächsten 30 oder 50 Jahre damit leben oder es so ändern, wie es für sie lebenswert ist. Da kann es denn sein, daß dann die Sichten der »Alten«, ihre Erfahrungen, mehr als einen Euro-Penny wert sind.
Aktualisiert: 2021-09-17
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Zwischen Auflehnung und Aufbruch

Zwischen Auflehnung und Aufbruch von Streber,  Jannek
Vor zehn Jahren hatte ich den Punkt gesetzt unter Erich Strebers »Fragebogen«, wohl wissend, daß das nicht der Schlußpunkt sein konnte. Als ich mich an den zweiten Teil machen wollte, merkte ich, daß die Zeit von 1945 bis zur so genannten Wende so nicht geschrieben werden konnte, wie der erste Teil, dessen Schlußkapitel mir plötzlich gar nicht mehr gefiel. Gleichzeitig mußte ich den »Fragebogen« völlig überarbeiten, weil ich ja die mich betreffenden Passagen dort heraus genommen hatte und die Besuche des Stadtarchivs Bernburg, der Archive der Thälmann-Gedenkstätte in Hamburg und der Geschichtswerkstatt in Hamburg-Barmbek teils neue Sichten, teils Ergänzungen zu bereits Bekanntem zu Tage förderten. Vor allem drängt es mich, jene Aussagen genauer zu fassen, in denen es um die Frage geht, die mich immer wieder beschäftigt allgemein, auf mich, aber besonders auf meinen Vater bezogen: Warum wirft sich ein Mensch wie Erich, also jemand, der im absoluten Nichts, am untersten Punkt der Gesellschaft steht, in den politischen Kampf, von dem er nicht genau weiß, wann und wie er enden wird. Und er will das Ende unbedingt erleben ... Es ist zwar nicht so, daß wir Alten den Nachfolgenden unbedingt unsere Erfahrungen und Sichten aufdrücken wollten. Unsere Kinder und Enkel haben völlig andere Vorstellungen über ihr Leben. Das ist mir besonders in den letzten zehn Jahren deutlich geworden. Ich habe »die Alten« nie in die Verantwortung für das genommen, was auf uns gekommen war. Auch sie mußten mit dem fertig werden, was ihnen ihre Altvorderen überlassen hatten. Aber heute gehöre ich zu den »Alten«, und ich weiß ziemlich genau, daß wir »Alten« die aus der DDR heraus gefallenen Jungen in einen fast genauso kaputten gesellschaftlichen Zustand entlassen haben, wie wir ihn 1945 vorgefunden hatten. Allerdings, es gibt da einen Unterschied: Wir stellten an die Stelle verlorener Illusionen neue Hoffnungen. Bei den Enkeln bin ich mir nicht ganz sicher, ob auch sie, nachdem sich die DDR abgewickelt hatte, Illusionen verloren haben, ob sie voller neuer Hoffnungen in ihre Zukunft schauen. So oder so, sie müssen die nächsten 30 oder 50 Jahre damit leben oder es so ändern, wie es für sie lebenswert ist. Da kann es denn sein, daß dann die Sichten der »Alten«, ihre Erfahrungen, mehr als einen Euro-Penny wert sind.
Aktualisiert: 2021-09-10
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