Autor: Karin Lottig

Diese Arbeit befasst sich mit der Therapie von Betablockern (Propranolol) in der Be-handlung infantiler Hämangiome. Zum einen werden Anwendungsmodalitäten wie The-rapiedauer und Dosierung, aber auch Nebenwirkungen in der systemischen sowie der topischen Behandlung diskutiert. Zum anderen wurde anhand des vorliegenden Bild-materials (Fotos, Sonografie- und FKDS-Bilder) eine klinische und sonografische sowie eine farbdopplersonografische Klassifizierung herausgearbeitet und schließlich zur Auswertung herangezogen. In die Studie eingeschlossen wurden 221 Patienten im Zeitraum Januar 2008 bis Feb-ruar 2012, die mit der Verdachtsdiagnose „Hämangiom“ in der Kinderradiologie Gießen (UKGM) vorstellig wurden. Von 146 Kindern mit sicherer Diagnose wurden diejenigen detailliert betrachtet, bei denen eine systemische und/oder topische Propranololtherapie (Off-Label-Use) angewendet wurde (n = 54). Die Patienten erhielten Propranolol (meist Dociton®) einschleichend und am Ende ausschleichend mit einer Zieldosis von 2 mg/kg KG/d über etwa zwölf Monate, in denen regelmäßige ambulante Vorstellungen in der Kinderradiologie erfolgten. Bei einer deutlichen Mehrheit (76%) der Studienteilnehmer war die systemische orale Propranololtherapie als erfolgreich zu bewerten. 27 Kinder konnten ohne Unterbre-chungen behandelt werden. In einem Fall mit oberflächlicher Läsion zeigte sich die topische Anwendung mit Propranololsalbe als alleinige Behandlungsform wirkungsvoll (Kasuistiken 3.6.2); außerdem in je einem Fall in Kombination bzw. im Anschluss an die systemische Therapie zur Verbesserung des kosmetischen Ergebnisses. Nur in zwei Fällen trat nach abgeschlossener Behandlung ein Rezidiv auf. Weiterhin wurden die Hämangiome im Rahmen der Auswertung von Fotos und Sono-grafiebildern während des Therapieverlaufs bezüglich der Systematik nach der CSM-Tiefenausdehnung (c = Cutis, s = Subcutis, m = Muskel) und der farbkodierten dopp-lersonografischen (FKDS-) Graduierung der Durchblutung eingeteilt. Hier zeigten sich als Ausgangsgangsbefunde bei 70% (n = 38) c1s- oder c2s-Hämangiome und mehr-heitlich eine starke Durchblutung mit FKDS-3 (n = 24, 44%) und FKDS-4 (n = 16, 30%). Am Ende der Therapie war bei der Mehrheit eine Verminderung der Tiefenausdehnung sowie, teilweise schon nach einigen Wochen, eine deutliche Reduktion der Durchblu-tung zu beobachten, sodass die Propranololwirkung auch objektiv nachgewiesen wer-den konnte. Bei 59% (n = 32) war keine Durchblutung mehr nachweisbar. 15% konnten als FKDS-1 und 17% als FKDS-2 eingestuft werden, während nur insgesamt 9% noch mindestens stark vermehrte Gefäße (FKDS-3) aufwiesen. In elf von 54 Fällen (20%) war das Hämangiom weder klinisch noch sonografisch nachweisbar, d.h. es handelte sich um c0-Befunde. Weitere 35% (n = 19) zeigten nur noch oberflächliche Teleangiektasien oder erythematöse Hautveränderungen (c1). Es traten keine relevanten Nebenwirkungen auf, die zum Beenden der Therapie geführt hätten. Achtmal wurde von kurzzeitigen Nebenwirkungen bzgl. des Schlafes, wie Müdigkeit oder Alpträumen, berichtet und fünfmal von Bronchospasmen im Rahmen bronchopulmonaler Infekte bzw. hyperreagiblem Bronchialsystem. Insgesamt ist Propranolol Mittel der ersten Wahl in der Behandlung komplizierter infan-tiler Hämangiome geworden, da es ein effektives und gut verträgliches Medikament ist. Über die genaue Therapiedauer und Dosierung sowie Indikation gibt es jedoch teilweise immer noch unterschiedliche Ansichten. Den Ergebnissen dieser Studie nach ist ein möglichst frühzeitiger Beginn der Behandlung entscheidend, insbesondere im Ge-sichtsbereich, sodass keine raumfordernden fibrolipomatösen Residuen oder AV-Shunts als kosmetische und/oder funktionelle Beeinträchtigungen bestehen bleiben. Weiterhin sollte auch bei klinisch guter Regression, eine Therapiedauer von zwölf Mo-naten nicht unterschritten werden, da bei kürzerer Behandlungszeit vermehrt rezidivie-rende Wachstumsprogredienz beobachtet wurde.