Zahn- und Kieferveränderungen beim KaninchenDiagnostik, Auftreten und Heritabilitäten

Zahn- und Kieferveränderungen beim KaninchenDiagnostik, Auftreten und Heritabilitäten von Korn,  Anne Karin
Ziel dieser Dissertation war es, Zahnveränderungen mittels klinischer Diagnostik zu charakterisieren und deren zeitliches Auftreten parallel zur Entwicklung der Kaninchen in verschiedenen Alterstufen zu dokumentieren, Zusammenhänge zwischen Mineralstoffgehalten im Blut und auftretenden Schmelzveränderungen zu prüfen sowie Erblichkeiten für ausgewählte Zahn- und Kieferbefunde zu schätzen. In der vorliegenden Arbeit wurden Zahnbefunde von 281 Kaninchen ausgewertet. Dazu wurden 14 Rammler und 18 Häsinnen zehn verschiedener Rassen als Elterntiere eingesetzt, aus denen in 42 Würfen 235 Jungtiere gezogen wurden. Zusätzlich war ein Wurf aus dritter Generation vorhanden. Die Jungtiere verblieben bis zum Absetzen in der achten Lebenswoche bei der Häsin. Die Aufstallung erfolgte praxisnah in Gruppen mit Ausnahme der geschlechtsreifen Rammler mit freiem Zugang zu Heu und Wasser. Pelletiertes Alleinfuttermittel stand für Häsinnen zum Ende der Trächtigkeit und in der Laktation ad libitum, ansonsten individuell portioniert zur Verfügung. Allen Elterntieren wurde vor dem ersten Zuchteinsatz eine Blutprobe entnommen. Bei den Jungtieren erfolgte dies zum Zeitpunkt des Absetzens in der achten Lebenswoche und bei Erreichen des rasseabhängigen Adultstatus (5, 6 oder 7 Monate). Das Blutserum wurde auf den Gehalt an Gesamtcalcium, ionisiertem Calcium und Magnesium und Phosphor untersucht. Daraus wurde anschließend das Calcium-Phosphor-Verhältnis ermittelt. Das Körpergewicht der Jungtiere wurde beim Absetzen und im Alter von drei Monaten erfasst. Pro Wurf wurden zwei Kaninchen einer Untersuchung der Maulhöhle in Allgemeinanästhesie unterzogen, um insbesondere den Zahnstatus der Backenzähne aufnehmen zu können. Von vier Elterntieren und 15 ausgewachsenen Jungtieren wurden nach Indikation aus den vorangegangenen klinischen Untersuchungen Röntgenbilder des Kopfes in Allgemeinanästhesie angefertigt und anhand der Methode nach HOLTGRAVE und MÜLLER (1993), ergänzt nach DE ABREU et al. (2006) sowie nach den anatomischen Referenzlinien von BÖHMER und CROSSLEY (2009) beurteilt. Als Kontrolle standen zwölf klinisch zahngesunde Jungtiere aus den entsprechenden Würfen zur Verfügung. Für drei definierte Phänotypen (Brachygnathia superior, Aufbiss und Schmelzveränderungen) wurden mit zwei verschiedenen Datensätzen die Erblichkeiten geschätzt. Zunächst wurden alle Informationen aus den Untersuchungen von der dritten Lebenswoche bis zur letzten bei Erreichen des Adultstatus in Abhängigkeit der Rasse verwendet. Für den zweiten Datensatz wurden dann nur noch die Befunde der jeweils letzten Untersuchung eines Kaninchens berücksichtigt. Eine Zahnlücke zwischen den mandibularen Incisivi stellte den häufigsten Befund in 3182 klinischen Untersuchungen an jungen Kaninchen im Alter zwischen drei Wochen und adult (fünf bis sieben Monate) dar. Bislang im Schrifttum nicht charakterisiert, führte diese Veränderung, je nach Schweregrad, zu Schwierigkeiten bei der Fellpflege und Futteraufnahme durch eingeklemmtes Fell und Heuhalme. Bei männlichen Kaninchen von Zwerg- und kleinen Rassen überschritt die Häufigkeit aller beobachteten Zahn- und Kieferveränderungen ab der zwölften Lebenswoche das Maximum, so dass dieser Zeitpunkt als frühestmöglicher zur Remontierung zukünftiger Zuchtrammler empfohlen werden kann. Speziell für die Brachygnathia superior sollte vor allem in Hinblick auf Zwerg- und kleine Rassen bis zur 20. Lebenswoche gewartet werden. Eine erste Einschätzung könnte für Häsinnen nach der fünften Lebenswoche erfolgen. Kaninchen mittelgroßer und großer Rassen sollten abschließend bezüglich des Zahnstatus gesamt so spät wie möglich, in Anlehnung an die Ergebnisse dieser Arbeit nicht vor der 26. Lebenswoche beurteilt werden. Signifikante Zusammenhänge zwischen dem Zahnstatus und dem Absetzgewicht wurden nicht ermittelt, allerdings waren die Gewichte bei Tieren, die pathologische Merkmale zeigten, im Mittel geringer. Die Ergebnisse der Blutanalyse zeigten, dass Kaninchen ohne Querrillen oder Schmelzveränderungen an den Incisivi höhere Konzentrationen an Gesamtcalcium und ionisiertem Calcium aufwiesen als Tiere mit diesen Befunden, wobei alle Tiere Werte im Referenzbereich aufwiesen. Dies führte zur Annahme, dass nicht nur die Versorgung der Tiere mit diesen Mineralstoffen über die tägliche Futterration einen Einfluss auf die Calcifizierung der Zahnsubstanz haben muss, sondern auch Stoffwechselprozesse nach der Resorption im Intestinum beteiligt sind. Alters- und geschlechtsabhängige Phosphorkonzentrationen wie im Schrifttum aufgeführt, konnten auch in der vorliegenden Arbeit bestätigt werden. Der Zeitpunkt der Blutentnahme wirkte sich auf die gemessenen Parameter Gesamtcalcium, ionisiertes Calcium und Phosphor sowie auf das berechnete Calcium-Phosphor-Verhältnis höchst signifikant aus, was bei der Beurteilung dieser Parameter berücksichtigt werden sollte. Aufgrund der Auswertung der angefertigten Röntgenbilder lässt sich folgern, dass Vermessungen nach der Methode von HOLTGRAVE und MÜLLER (1993) nicht geeignet sind, um in der Praxis am lebenden Tier vergleichbare Messergebnisse zu erheben, um Aussagen zur Rassedisposition bezüglich Kieferveränderungen machen zu können. Hingegen stellten die anatomischen Referenzlinien nach BÖHMER und CROSSLEY (2009) ein geeignetes Instrument zur Einschätzung des Zahn- und Kieferstatus dar. Die geschätzten Erblichkeiten für das Auftreten einer Brachygnathia superior betrugen 0,254 ± 0,169 unter Berücksichtigung aller Untersuchungen und 0,105 ± 0,092 unter Einschluss der jeweils letzten Untersuchung eines Kaninchens bei Erreichen des rasseabhängigen Adultstatus. Für den Phänotyp „Aufbiss“ sowie die Schmelzveränderungen konnte keine additiv genetische Varianz festgestellt werden.
Aktualisiert: 2019-08-14
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