Meena Kandasamy erzählt von dem Massaker in Kilvenami (Süd-Indien), bei dem 1968 vierundvierzig Dorfbewohner - landlose Dalit (›Unberührbare‹) - in einer Hütte verbrannt wurden. Sie hatten sich der Kommunistischen Partei angeschlossen und das Undenkbare gewagt: die Stimme zu erheben für eine halbe Portion Reis mehr am Tag. Der Roman bezeugt den Justizskandal, in dem Polize, Politiker und Richter zum Erhalt der Macht der Grundgesitzer beitrugen.
Aber was heißt, Kandasamy erzählt? Kann sie das, die 16 Jahre nach dem Massaker Geborene, der die Geschichte nur durch mündliche Berichte, Zeitungsartikel und Gerichtsakten zugänglich ist?
Kandasamy zerstört lustvoll alle Erwartungshaltungen an Form und Sprache, kokettiert nicht mit Exotismus oder geübtem Storytelling.
Aktualisiert: 2023-05-11
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Meena Kandasamys sprachgewaltiger autobiografischer Roman erzählt literarisch brillant die Chronik einer missbräuchlichen Ehe und zeugt von der unbesiegbaren Kraft der Kunst. Eine kluge, wilde und mutige Auseinandersetzung mit der Ehe im modernen Indien – und nicht nur dort.
Verführt von Politik, Poesie und dem Traum, gemeinsam eine bessere Welt zu schaffen, verliebt sich eine junge Frau in einen charismatischen Universitätsdozenten. Nach der Hochzeit zieht sie zu ihm in eine verregnete Küstenstadt in einer Region Indiens, deren Sprache sie nicht beherrscht, und muss entdecken, dass ihr perfekter Mann sich hinter verschlossenen Türen in ein alles kontrollierendes Monster verwandelt. Als er sie auf seine idealisierte Version einer gehorsamen Frau reduziert, sie schikaniert und ihren Ehrgeiz, Schriftstellerin zu werden, im Keim erstickt, schwört sie, sich zu wehren – ein Widerstand, der sie entweder töten oder ihr die Freiheit zurückgeben wird.
»Dieses Buch ist eine Sensation.« taz
Auf Platz 1 der Litprom-Bestenliste »Weltempfänger« im Sommer 2020.
Auf der Shortlist für den Women’s Prize for Fiction
Die mitreißende Geschichte einer Selbstbefreiung
Ein Guardian Buch des Jahres
Ein Daily Telegraph Buch des Jahres
Ein Observer Buch des Jahres
Ein Financial Times Buch des Jahres
»Meena Kandasamys Protagonistin ist klug und sexy und unabhängig und findet sich trotzdem in einer Situation wieder, in der häusliche Gewalt, Kontrolle und Isolation an der Tagesordnung sind. Also setzt sie alles daran, sie zu unterwandern. Unerwartet, erfrischend und – am überraschendsten – wirklich lustig, ohne dabei jemals zur Farce zu werden.« Mithu Sanyal, WDR – Buch der Woche
»Meena Kandasamys lebhafte, scharfe und präzise Stimme macht diesen eindringlichen Roman zu einem Triumph.« Ayòbámi Adébáyò, The Guardian
»Eine junge angehende Autorin heiratet. Ihr Ehemann ist Marxist und ein berühmter Intellektueller. Was folgt, ist verbale, physische und sexuelle Gewalt. Kandasamy liefert ein vielschichtiges Drehbuch von ehelichem Missbrauch — und schenkt ihrer Heldin die Kraft, sich frei zu schreiben: mit den Waffen der Literatur.« Claudia Kramatschek, Weltempfänger
»Mit ihrem neuen Roman ist Meena Kandasamy ein großer Wurf gelungen … so stark kann Sprache sein.« Julia Riedhammer, Deutschlandfunk Kultur
»Meena Kandasamy schreibt heutig, schnell, kurz und erweist sich als mit allen Wassern der Postmoderne gewaschen. Sie mischt Stile, Erzählhaltungen, Textformen … selbst etwaige Kritik integriert sie in ihr Buch. Langeweile kommt bei all den literarischen Winkelzügen jedenfalls keine auf.« Shirin Sojitrawalla, TAZ
»Ein intelligent komponiertes und bewegendes Stück Literatur.« Jutta Sommerbauer, Die Presse
»Ein ganz erstaunlicher Roman … Meena Kandasamy unterläuft mit erheblichem und originellem ästhetischem Gestaltungswillen alle Erwartungen, die der Bericht einer geschlagenen Frau erst einmal weckt.« Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
»Ein sehr ausdrucksstarker und gewaltiger Roman.« Tamara Marszalkowski, Missy Magazin
»Virtuose, sprachmächtige, atemraubende, schockierende Autofiktion … Unmöglich, Meena Kandasamy zu zähmen. Mit Leidenschaft und Empathie, persönlicher Erfahrung, analytischer Schärfe und poetischer Wucht fegt sie wie ein Hurrikan durch patriarchale, feudale, koloniale Strukturen … Alle Bücher Meena Kandasamys sind Rebellionen, radikal und schonungslos.« Cornelia Zetzsche, BR
»Ein Roman der Selbstermächtigung. Worte werden zu Waffen, die Protagonistin erobert sich ihre Freiheit zurück mit den Mitteln der Kunst. Ein aufsehenerregendes und überaus scharfsinniges Werk, großartig übersetzt von Karen Gerwig.« Claudia Kramatschek, SWR2
»Dieser kunstvolle Text über eine fortwährende Vergewaltigung ist keine Beschreibung eines individuellen Schicksals, auch wenn wahrscheinlich jeder Satz darin wahr ist. Er ist Roman, Kennzeichen und Symbol. Und mehr noch: „Schläge“ ist nicht nur ein höchst intelligentes fiktionales Werk, es benennt die Autorenschaft als rettende Kraft.« Susanne Lenz, Berliner Zeitung
Aktualisiert: 2020-07-31
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Meena Kandasamy erzählt von dem Massaker in Kilvenami (Süd-Indien), bei dem 1968 vierundvierzig Dorfbewohner - landlose Dalit (›Unberührbare‹) - in einer Hütte verbrannt wurden. Sie hatten sich der Kommunistischen Partei angeschlossen und das Undenkbare gewagt: die Stimme zu erheben für eine halbe Portion Reis mehr am Tag. Der Roman bezeugt den Justizskandal, in dem Polize, Politiker und Richter zum Erhalt der Macht der Grundgesitzer beitrugen.
Aber was heißt, Kandasamy erzählt? Kann sie das, die 16 Jahre nach dem Massaker Geborene, der die Geschichte nur durch mündliche Berichte, Zeitungsartikel und Gerichtsakten zugänglich ist?
Kandasamy zerstört lustvoll alle Erwartungshaltungen an Form und Sprache, kokettiert nicht mit Exotismus oder geübtem Storytelling.
Aktualisiert: 2023-02-14
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2014 veröffentlichte die indische Autorin Meena Kandasamy auf Englisch den Roman The
Gypsy Goddess, der hier nun in deutscher Übersetzung geboten wird. Sie erzählt darin von
dem Massaker in Kilvenmani (Süd-Indien), bei dem 1968 vierundvierzig landlose Dalit (›Unberührbare‹),
Landarbeiter, in ihren Hütten verbrannt wurden. Kinder und Frauen wurden nicht
geschont. Die Mörder wurden von Grundbesitzern beauftragt. Eine Strafaktion gegen den Anspruch
der Landarbeiter auf bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen. Sie hatten sich der
kommunistischen Partei angeschlossen und das Undenkbare gewagt: die Stimme zu erheben.
Ihre Bitte um eine halbe Portion Reis mehr am Tag führte zu ihrer Ermordung.
Aber was heißt, Kandasamy erzählt? Kann sie das, die 16 Jahre nach dem Massaker Geborene,
der die Geschichte nur durch mündliche Berichte, Zeitungsartikel und Gerichtsakten zugänglich
ist? Das Archivierte zeugt von einem Justizskandal. Polizei, Politiker und Richter waren
auf Seiten der Grundbesitzer und setzten sich brutal gegen die Unberührbaren durch, deren
Ohnmacht und Schweigen ein weiteres Mal besiegelt wird. Einen Roman zu veröffentlichen ist
ein Akt bürgerlicher Souveränität, eine Möglichkeit, die eine entscheidende Differenz markiert
zu den Menschen, denen Kandasamy sich widmen will. Sie ist auf der anderen Seite, verfügt
über die Macht der Sprache und des Wissens.
Kandasamy zerstört alle Erwartungshaltungen an Form und Sprache, kokettiert nicht mit
Exotismus oder geübtem Storytelling. Und gibt dem Ernst und der Tragik der Geschichte auf
paradoxe Weise eine kraftvolle zusätzliche Dimension. Kollektiver Widerstand und individuelles
Handeln erhalten als Geschichte und literarisches Szenario neue Brisanz.
»Gewaltig….Gypsy Goddess hat einen lyrisch, radikalen Kern, der einen mutigen Blick auf die
Beziehung zwischen Armut und Macht wirft.« Guardian
Meena Kandasamy, geboren 1984 in Indien, ist Lyrikerin, Übersetzerin,
Aktivistin und Doktorin für Linguistik. Als Tabubrecherin bekannt, von den
einen bejubelt, von den anderen gehasst, thematisiert sie in ihren Gedichten
die Rechte der Frauen, das Kastensystem im heutigen Indien, Prostitution
und Gewalt. Durch ihr mutiges und engagiertes Auftreten, nicht erst
seit der Herausgabe ihrer Gedichtbände ist sie ständigen Diffamierungen
und Bedrohungen ausgesetzt. Sie lebt heute in
Chennai, Indien.
Claudia Wenner, promovierte Literaturwissenschaftlerin, Literaturkritikerin,
Herausgeberin, übersetzte u.a. Virginia Woolf, Raymond Carver und
Quentin Bell. 1998 ging sie als DAAD-Lektorin nach Delhi und widmet
sich seither indischer Kultur. Für die Neue Zürcher Zeitung schreibt sie
regelmäßig über Indien. Sie lebt im südindischen Pondicherry und in
Frankfurt.
Aktualisiert: 2020-06-26
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