Das Liebesnest im Turm der Konkordienkirche

Das Liebesnest im Turm der Konkordienkirche von Rietschel,  Gerhard
Konkurrenzkampf über den Dächern Mannheims Bereits 1993 wurde im Turm der Konkordenkirche in Mannheim ein Brutplatz für Wanderfalken eingerichtet, der seit 1994 regelmäßig von wildlebenden Wanderfalken besiedelt ist, die dort im Lauf der Jahre 79 Jungfalken in die Welt entlassen haben. Bis zum Winter 2020/2021 gab es dort keine Probleme um den Horstbesitz, allenfalls inspizierten die deutlich kleineren Turmfalken den auch für sie günstigen Brutplatz, zogen sich aber beim Auftauchen des viel stärkeren Wanderfalken immer wieder zurück. Auch die Ringeltauben zeigten immer wieder Brutinteresse und untersuchten den Nistplatz auch dann noch, wenn das Falkenweibchen schon auf den Eiern brütete. Aber mit dem Schlupf der Jungfalken hörten diese Besuche schlagartig auf. Alle Vorgänge wurden Tag und Nacht von einer außerhalb des Nistplatzes angebrachten Kamera dokumentiert und bilden die Grundlage für diesen Kalender. Nur die bei Tag fotografierten Szenen sind farbig. Erst Ende Dezember 2020 änderte sich diese Situation schlagartig. Eines Nachts tauchte plötzlich ein Uhu-Männchen auf und fand Gefallen an dem Brutplatz. Man muss wissen, dass der Uhu der ärgste Feind des Wanderfalken ist. Die nächtlichen Besuche häuften sich und der „Gesang“ des Vogels tönte nachts über die Dächer der Quadratestadt. Das Titelblatt zeigt den Uhu mit hell aufgeblähter Kehle beim Rufen im letzten Abendlicht. Ab dem 10. Januar gesellte sich eine deutlich größere Partnerin zu dem Männchen und seitdem war nachts durch sein lautstarkes Balzgehabe Highlife im Kirchturm. Tagsüber stand der Brutplatz leer und wurde ab dem zeitigen Frühjahr von Turmfalken, Ringeltauben und ab Mitte Februar auch wieder vom Wanderfalken umkämpft, die alle nichts von den nächtlichen Uhus ahnten. Erst als Anfang März das Wanderfalkenweibchen schon mit dickem Eierbauch erstmals im Nistplatz übernachten wollte, kam es zum Zusammentreffen. Um 21.30 Uhr schreckte das dösende Weibchen auf und stob laut schimpfend davon, eine Wolke aus Staub und Federn hinterlassend. Nach zwei Minuten flog das Uhu-Weibchen ein und übernahm den Platz. Die Wanderfalken tauchten in diesem Jahr nicht wieder auf, übernahmen den Brutplatz auf dem Fernmeldeturm und zogen dort vier Junge auf. Auch der Uhu begann kurz darauf mit der Ablage von insgesamt drei Eiern. Während der Brutzeit wurde das Weibchen vom Männchen ausgiebig mit Nahrung versorgt, wobei Stadttauben den Hauptteil der Beute ausmachten, gelegentlich auch Ratten und einmal ein Halsbandsittich. Am Ende der Brutzeit schlüpften nacheinander alle drei Junge aus, aber nur eines überlebte die ersten 24 Stunden. Dieses wurde aber gut versorgt, wobei der Vater von jetzt an fast nur noch Kaninchen brachte. Ab dem 1. Mai nahm der Vorrat an Kaninchen aber rapide ab, da der Vater keine Beute mehr brachte, er muss auf unbekannte Weise zu Tode gekommen sein. Als kein Futter mehr da und der Jungvogel hungrig war, flog die Alte ab, kam aber ohne Beute zurück und wärmte das hungernde Junge. In der nächsten Nacht verließ sie das Jungtier endgültig und kehrte nie wieder zurück. In einer Aufzucht- und Auswilderungsstation für Greifvögel wuchs der Junguhu zu einem kräftigen Nachtgreif heran und konnte Anfang September in die Natur entlassen werden. Der nun leere Brutkasten wurde umgehend von den Ringeltauben in Beschlag genommen, die dort mehrfach brüteten und Junge aufzogen und in diesem Jahr von keinem Wanderfalken mehr gestört wurden. Diese kamen erst zur Brutsaison 2022 wieder zurück.
Aktualisiert: 2023-03-14
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Mannheims Wanderfalken – Familienleben durch die Kamera

Mannheims Wanderfalken – Familienleben durch die Kamera von Rietschel,  Gerhard
Der Wanderfalke (Falco peregrinus) war Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts in Deutschland fast ausgestorben. In dieser Situation gründete sich 1965 gewissermaßen als „Bürgerinitiative im Artenschutz“ die AGW, die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz. In ihr kämpften naturbegeisterte Bürger aus allen Berufsgruppen ehrenamtlich in vielseitigen Aktivitäten wie Horstbewachung rund um die Uhr gegen Eier- und Jungendiebstahl. Nisthilfenbau in Felswänden und an Gebäuden begünstigten ein Wiedererstarken der Population. Auf Grund dieser intensiven Schutzmaßnahmen, sowie durch das Verbot einiger Umweltgifte wie DDT und PCB, die die Entwicklungsfähigkeit der Eier von am Ende der Nahrungskette stehenden Greifvögeln beeinträchtigten, erholte sich die Population langsam wieder. So konnte sich 1988 erstmals wieder ein Wanderfalkenpaar an einem Mannheimer Kirchturm ansiedeln. Durch diese erste Wildbrut in Mannheim ermutigt, wurden nach und nach an mehreren hohen Gebäuden Mannheims Nistmöglichkeiten für den Wanderfalken angebracht, so dass schließlich der Mannheimer Fernmeldeturm, zwei Kamine des Großkraftwerks sowie ein Kirchturm im Stadtzentrum von wildlebenden Wanderfalken besiedelt wurden. Dazu kamen Spontanansiedlungen an einer Rheinbrücke und in einem stillgelegten Abluftrohr eines Industriegebäudes im Rheinauhafen. Aus diesen Nisthilfen sind nicht nur im Laufe der Jahre fast 200 Jungfalken ins Leben gestartet, sondern sie ermöglichten auch die fotografische Dokumentation des Brutgeschehens, die sich in diesem Kalender für 2020 mit einmaligen Bildern niedergeschlagen und einige neue Erkenntnisse zur Brutbiologie des Wanderfalken erbracht hat. Im Turm der Mannheimer Konkordienkirche wurde schon 1993 eine Nisthilfe für Wanderfalken eingebaut, die seit 1994 regelmäßig zum Brüten genutzt wird. Nachdem ab 2010 das Brutgeschehen über nacheinander mehrere Kameratypen in die angrenzende Mozartschule übertragen werden konnte, sehr zur Begeisterung der Schüler, sponserte der Verein für Naturkunde Mannheim eine fernsteuerbare HD-Kamera, die nach ihrer Montage Anfang 2019 nicht nur die Übertragung in die Schule gewährleistete, sondern zudem hochwertige Bilder und Videos aus dem Familienleben der Falken lieferte und speicherte, die die Grundlage für diesen Kalender bilden. So konnte vermutlich erstmals dokumentiert werden, dass und in welchem Ausmaß die Falkenmutter aktiv ihren Küken beim Schlupf hilft, da diese Aufnahmen ohne die geringste Störung des Altvogels entstanden.
Aktualisiert: 2020-10-12
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