Vom Großen Löwenhof zur Universität

Vom Großen Löwenhof zur Universität von Brunner,  Horst, Schmidt,  Hans-Günter
Würzburg war um 1200 eine der bedeutendsten Städte des Reichs. Es verlor seine Bedeutung im Lauf des 13. Jahrhunderts freilich mehr und mehr und wurde von den aufblühenden Reichsstädten Frankfurt und Nürnberg übertroffen. Trotz aller politischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme war Würzburg im 13. und 14. Jahrhundert eine der für die deutsche Literatur wichtigsten Städte des Reichs – bedeutendere Städte können sich in dieser Hinsicht mit der Stadt am Main in keiner Weise messen.Die Erstgründung der Universität durch Bischof Johann von Egloffstein im Jahr 1402 ist nicht zuletzt als Versuch zu sehen, die wirtschaftliche Situation in der Stadt wieder zu verbessern.Anläßlich der 600. Wiederkehr der Erstgründung der Universität der fand im Martin-von-Wagner-Museum in Würzburg die Ausstellung „Vom Großen Löwenhof zur Universität – Würzburg und die deutsche Literatur im Spätmittelalter“ statt. Die Ausstellung präsentierte zum einen die noch erhaltenen Zeugnisse der Erstgründung, darüber hinaus aber auch frühe Drucke des 8. bis 16. Jahrhunderts. Bis heute verbindet sich die Vorstellung von Würzburg als einer Literaturstadt in erster Linie mit dem Namen Walthers von der Vogelweide, des berühmtesten und bedeutendsten Lieddichters des deutschen Mittelalters. Walther dürfte um 1170 geboren sein – seine Geburtsheimat ist umstritten, auch Würzburg wurde vermutet, doch ist in dieser Frage keine Sicherheit zu gewinnen. Etwa eine Generation jünger war der Romandichter Johann von Würzburg, der 1314 den umfangreichen Roman ‚Wilhelm von Österreich‘ beendete, eines der erfolgreichsten Erzählwerke des Spätmittelalters. Der Autor dichtete im Auftrag der Grafen von Hohenlohe-Haigerloch. Leider unbekannt ist der Autor des um 1330/40 in oder bei Würzburg verfaßten Gedichts ‚Die Minneburg‘, der umfangreichsten und systematischsten Minnelehre, eines Kompendiums der Minne, in dem die Liebe gleichsam wissenschaftlich analysiert wird.Neben diesen großen Werken stehen zwei kürzere Erzählungen von Würzburger Autoren. Um 1300 dürfte die Erzählung ‚Die zwei Kaufleute‘ des Ruprecht von Würzburg entstanden sein, die Geschichte einer Keuschheitswette, an deren Ende die Keuschheit und Treue der klugen Ehefrau in vollem Glanz dasteht. Einen etwas anrüchigen Schwank verfaßte ein weiter nicht bekannter Autor, der sich Der arme Konrad nennt, wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In ‚Frau Metze‘ triumphiert eine ungetreue Ehefrau am Ende über ihren Mann, der sich ebenfalls im Fremdgehen versucht. Den Rang Würzburgs als Literaturstadt im 14. Jahrhundert machen vor allem zwei Literatursammler aus: der Deutschordensritter Wilhelm von Kirweiler; vor allem aber Michael de Leone. Michael vom Löwenhof, um 1300 in Würzburg geboren hatte er in Bologna beide Rechte studiert, bevor er sich 1328 als kaiserlicher Notar in seiner Heimatstadt niederließ. Später wirkte er als bischöflicher Protonotar und seit 1350 als Leiter der Schule des Neumünsterstifts. Er verstarb am 3. Januar 1355. Michael, dessen ursprünglicher Name Michael Jude war, nannte sich nach dem von ihm erworbenen Großen Löwenhof (Dominikanergasse 6). Das Haus diente später der ersten Würzburger Universität als eines ihrer Gebäude; im 16. Jahrhundert wohnte hier der Chronist Lorenz Fries. Die Fülle der aus dem mittelalterlichen Würzburg stammenden deutschen Texte und Autoren wirft ein Schlaglicht auf die geistige Lebendigkeit der Stadt in der damaligen Zeit. Sie würde noch deutlicher, wenn man die lateinische Literatur mit einbezöge – Latein war im Mittelalter die Sprache der Wissenschaft und der Theologie, Texte in dieser Sprache machten den im Umfang wesentlichsten Teil der Literaturproduktion aus. Autoren und Sammler, die Ausbildung in den Schulen der Stadt erhalten hatten oder die in Würzburg wirkten, trugen in großem Umfang zum Glanz der deutschen Literaturgeschichte des Mittelalters bei.
Aktualisiert: 2023-05-16
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Vom Großen Löwenhof zur Universität

Vom Großen Löwenhof zur Universität von Brunner,  Horst, Schmidt,  Hans-Günter
Würzburg war um 1200 eine der bedeutendsten Städte des Reichs. Es verlor seine Bedeutung im Lauf des 13. Jahrhunderts freilich mehr und mehr und wurde von den aufblühenden Reichsstädten Frankfurt und Nürnberg übertroffen. Trotz aller politischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme war Würzburg im 13. und 14. Jahrhundert eine der für die deutsche Literatur wichtigsten Städte des Reichs – bedeutendere Städte können sich in dieser Hinsicht mit der Stadt am Main in keiner Weise messen.Die Erstgründung der Universität durch Bischof Johann von Egloffstein im Jahr 1402 ist nicht zuletzt als Versuch zu sehen, die wirtschaftliche Situation in der Stadt wieder zu verbessern.Anläßlich der 600. Wiederkehr der Erstgründung der Universität der fand im Martin-von-Wagner-Museum in Würzburg die Ausstellung „Vom Großen Löwenhof zur Universität – Würzburg und die deutsche Literatur im Spätmittelalter“ statt. Die Ausstellung präsentierte zum einen die noch erhaltenen Zeugnisse der Erstgründung, darüber hinaus aber auch frühe Drucke des 8. bis 16. Jahrhunderts. Bis heute verbindet sich die Vorstellung von Würzburg als einer Literaturstadt in erster Linie mit dem Namen Walthers von der Vogelweide, des berühmtesten und bedeutendsten Lieddichters des deutschen Mittelalters. Walther dürfte um 1170 geboren sein – seine Geburtsheimat ist umstritten, auch Würzburg wurde vermutet, doch ist in dieser Frage keine Sicherheit zu gewinnen. Etwa eine Generation jünger war der Romandichter Johann von Würzburg, der 1314 den umfangreichen Roman ‚Wilhelm von Österreich‘ beendete, eines der erfolgreichsten Erzählwerke des Spätmittelalters. Der Autor dichtete im Auftrag der Grafen von Hohenlohe-Haigerloch. Leider unbekannt ist der Autor des um 1330/40 in oder bei Würzburg verfaßten Gedichts ‚Die Minneburg‘, der umfangreichsten und systematischsten Minnelehre, eines Kompendiums der Minne, in dem die Liebe gleichsam wissenschaftlich analysiert wird.Neben diesen großen Werken stehen zwei kürzere Erzählungen von Würzburger Autoren. Um 1300 dürfte die Erzählung ‚Die zwei Kaufleute‘ des Ruprecht von Würzburg entstanden sein, die Geschichte einer Keuschheitswette, an deren Ende die Keuschheit und Treue der klugen Ehefrau in vollem Glanz dasteht. Einen etwas anrüchigen Schwank verfaßte ein weiter nicht bekannter Autor, der sich Der arme Konrad nennt, wohl in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In ‚Frau Metze‘ triumphiert eine ungetreue Ehefrau am Ende über ihren Mann, der sich ebenfalls im Fremdgehen versucht. Den Rang Würzburgs als Literaturstadt im 14. Jahrhundert machen vor allem zwei Literatursammler aus: der Deutschordensritter Wilhelm von Kirweiler; vor allem aber Michael de Leone. Michael vom Löwenhof, um 1300 in Würzburg geboren hatte er in Bologna beide Rechte studiert, bevor er sich 1328 als kaiserlicher Notar in seiner Heimatstadt niederließ. Später wirkte er als bischöflicher Protonotar und seit 1350 als Leiter der Schule des Neumünsterstifts. Er verstarb am 3. Januar 1355. Michael, dessen ursprünglicher Name Michael Jude war, nannte sich nach dem von ihm erworbenen Großen Löwenhof (Dominikanergasse 6). Das Haus diente später der ersten Würzburger Universität als eines ihrer Gebäude; im 16. Jahrhundert wohnte hier der Chronist Lorenz Fries. Die Fülle der aus dem mittelalterlichen Würzburg stammenden deutschen Texte und Autoren wirft ein Schlaglicht auf die geistige Lebendigkeit der Stadt in der damaligen Zeit. Sie würde noch deutlicher, wenn man die lateinische Literatur mit einbezöge – Latein war im Mittelalter die Sprache der Wissenschaft und der Theologie, Texte in dieser Sprache machten den im Umfang wesentlichsten Teil der Literaturproduktion aus. Autoren und Sammler, die Ausbildung in den Schulen der Stadt erhalten hatten oder die in Würzburg wirkten, trugen in großem Umfang zum Glanz der deutschen Literaturgeschichte des Mittelalters bei.
Aktualisiert: 2023-04-04
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