Schlüsselwort: Gertrud Riethmüller

In der Seefahrt bezeichnet das Driften ein seitlich versetzt werden, ein Abweichen vom angestrebten Kurs, verursacht meist durch schwer zu kalkulierende Unterströmung. Juliane Laitzsch und Gertrud Riethmüller haben sich während eines Stipendienaufenthaltes 2014 auf Schloss Wiepersdorf kennengelernt und haben dort die Grundlage für die gemeinsame Ausstellung im Saarländischen Künstlerhaus erarbeitet. Die Arbeiten der beiden Künstlerinnen verbinden Fragestellungen entlang von Sichtbarkeit und Überlagerung. Juliane Laitzsch wiederholt in der hier gezeigten Zeichenserie "Gespenster und Landschaft" wieder und wieder die Erinnerung an eine Naturbeobachtung. 2014 hat sie viel Zeit damit verbracht ins Wasser zu schauen – sich spiegelnde Wolken, treibende Blätter, unklare Untergründe und Fische zu beobachten. Erst ein Jahr später sind kritzelnd und träumend die Zeichnungen entstanden. Dabei erscheint die Erinnerung in der Zeichnung mal ganz konkret, mal abstrakt, naturalistisch oder strukturell. Der Versuch genau zu sein lässt sie weit abdriften. Der Prozess des Erinnern und des Zeichnens vermischten sich zunehmend. Darauf verweist auch der Titel der Arbeit: "Gespenster und Landschaft". Bei Gespenster weiß man nie so genau, ob und überhaupt sie da, oder doch nicht schon wieder weg sind. www.julianelaitzsch.de Gertrud Riethmüller setzt sich in einem performativen Prozess mit dem konkreten Ausstellungsraum auseinander. Die hier im Künstlerhaus entstandene Arbeit "über-zeichnen" wurde in mehreren Schritten entwickelt. Der Ausgangsimpuls war, störende Flecken des Atelierbodens mittels Durchkreuzen der Farbflecke mit Kreppklebeband zu entfernen. Bei einer konsequenten Umsetzung des Durchkreuzens/Durchstreichens der Flecken kippt der vielleicht zuvor als sinnhaft empfundene Eingriff in eine irrationale Gestaltung/Situation, in der die farbfreien Stellen des Bodens als Flecken empfunden und ebenfalls überklebt werden. Mit einer unerschöpflichen Materialmenge könnte der Boden bis zur Decke immer mehr verdichtet werden. Der Begriff des „driftens“ beschreibt für Gertrud Riethmüller den Idealzustand eines künstlerischen Gestaltungsprozess. Sich auf einen Gestaltungsweg zu begeben, inspiriert durch einen Raum, Material oder einem inhaltlichen Impuls, ohne ein vorformuliertes Ziel im Vorfeld beschreiben zu müssen. www.gertrud-riethmueller.de