Das Lächeln des Dionysos

Das Lächeln des Dionysos von Gamsachurdia,  Konstantine
"Das Lächeln des Dionysos" – "Dionisos Ghimili" – ist der erste Roman des Schriftstellers Konstantine Gamsachurdia, der von 1893 bis 1975 lebte und zahlreiche Romane und Erzählungen schrieb, die einen festen und sehr prominenten Platz in der Kulturlandschaft Georgiens einnehmen. Seine Werke gehören zu den meistgelesenen Büchern der georgischen Literatur und er selbst wird zu den Begründern der georgischen Sowjetliteratur gezählt. Sein Sohn wurde der erste Präsident Georgiens, Zviad Gamsachurdia. Dessen Sohn (Konstantine) und sein Enkel leben heute in Berlin. Gamsachurdia hat sich neben seinem eigenen literarischen Schaffen mit der Übersetzung von bedeutenden Werken der Weltliteratur ins Georgische beschäftigt, beispielsweise „Die Leiden des jungen Werthers" und Dantes „Divina Commedia". Er führte Autoren wie Balzac, Byron, Rilke, Tolstoj, Gogol und Thomas Mann in die literarischen Kreise Georgiens ein. Letzteren kannte er persönlich – Thomas Mann verhalf Konstantine Gamsachurdia aus dem Gefangenenlager, in das er nach dem Ersten Weltkrieg gebracht worden war, nachdem er nach dem August-Aufstand von der Universität in Tiflis ausgeschlossen worden war, an der er Deutsche Literatur gelehrt hatte. Auch sonst war Konstantine Gamsachurdia mit Deutschland sehr verbunden. Er veröffentlichte vor dem Ersten Weltkrieg rund dreißig Artikel und einzelne Gedichte in deutschen Zeitungen und lebte lange Zeit in Deutschland. Zuerst im Rahmen seines Studiums und anschließend seiner Arbeit als georgischer Botschafter in Berlin. In seinen Werken sind georgische und europäische Thematiken und Ideen miteinander verflochten. In der 1936 verfassten Erzählung „Chogais Mindia" bearbeitet Gamsachurdia eine dem Faustmotiv verwandte alte georgische Sage. Zu dieser Zeit gründete er auch eine eigenständige Forschungsrichtung in Georgien, die sich mit den Goethe'schen Werken beschäftigte. Der Roman "Dionisos Ghimili" ist das bedeutendste Werk im Frühschaffen Gamsachurdias und berichtet über die Erfahrungen eines jungen Georgiers, der um die Zeit des Ersten Weltkriegs herum durch Westeuropa reist und es aus georgischer Sicht beschreibt. Der Roman ist, angelehnt an Dantes "Göttliche Komödie", in dreizehn Teile (Gesänge genannt) gegliedert. In der Wahl des Titels und dem symbolischen Antagonismus von Dionysos und Christus sind Referenzen auf Nietzsche zu erkennen, der ebenfalls als starker Einfluss auf Gamsachurdia gelten kann. Der Roman wird auch als der "erste moderne georgische Roman" bezeichnet, da er viele Formbrüche und ein loses Narrativ mit einer Totalisierung der subjektiven Perspektive, teilweise bis hin zu einer Auflösung der Grenze zwischen Außenwelt und Psyche, vereint. Man kann von einem "Bewusstseinsstrom" sprechen (welcher ja zeitgleich durch James Joyce populär wurde). Zeitformen ändern sich oft mitten im Absatz und geben über die Wahrnehmung des Geschehenen Aufschluss. Gamsachurdia verbindet deutschen Expressionismus mit französischem Symbolismus – die Erzählweise ist realistisch, es schliessen "kleine" Erlebnisse aneinander an und werden in symbolistisch anmutende, assoziativ zusammengestellte Bilder überführt, woraus sich eine äußerst poetische Erzählweise ergibt. Der Protagonist lernt die Höhen und Tiefen der westeuropäischen Zivilisation kennen, die Umstände, die in Europa die "verlorene Generation" hervorgebracht haben, und kehrt dann in einer entscheidenden Umbruchsperiode nach Georgien zurück. Der Roman fokussiert sich dabei, und das ist ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal Gamsachurdias, auf die psychologischen und philosophischen Hintergründe. Die Entstehungsgeschichte des Romans ist ebenfalls sehr faszinierend: Die erste Fassung des Romans entstand von 1915 bis 1917 in München und Berlin, einer Zeit voller neuer Eindrücke, Widersprüche und Enttäuschungen für Gamsachurdia. Diese erste Fassung ging verloren, wie der Autor im Nachwort zur ersten Ausgabe des Romans (1925) schreibt: Im Herbst des Jahres 1916 sei er von Genf aus über Paris nach Georgien gereist, und an der Grenze in Genf habe er nicht die Erlaubnis erhalten, das Manuskript aus dem Land zu bringen. Erst zwei Jahre später war es ihm dann möglich, wieder nach Genf zu reisen, sein Roman war aber wohl nicht mehr auffindbar. Auch die zweite, 1919 in Berlin geschriebene Fassung verschwand – und zwar 1922 in Tbilissi. Die heute vorliegende Fassung des Romans entstand 1924 in Georgien, nachdem Gamsachurdia sich entschlossen hatte, das Werk zum dritten Mal zu schreiben. „Neun Monate — Tag und Nacht — habe ich so mit dem georgischen Wort gekämpft wie Jakob mit seinem furchtbaren Gott" schreibt er. Die Entstehungsgeschichte des Werkes „Das Lächeln des Dionysos" erstreckt sich also über neun Jahre. Die beiden ersten Fassungen sind nach wie vor verschollen. 1923 fuhr er nach Paris, wo er Vorlesungen in Philosophie (u.a. von Henri Bergson) hörte, für die er sich begeisterte, unter dessen Einfluss er die dritte Fassung erneut schrieb. Konstantine Savarsamidze, der Protagonist, ist ein Mensch, in dem sich etwas „Oblomovtum", ein Stück faustisches Suchen mit dem Schönheitssinn und dem Rausch eines Aschenbach vereinigen. Und doch ist er keine Summe aller dieser Helden; er ist eine neue, äußerst lebendige, anziehende und zugleich abstoßende Gestalt, die durch ihren Zwiespalt Spannung und Kraft ausströmt und so einen ganz besonderen, zu dieser Zeit neuartigen Typ einer zerstörten Persönlichkeit darstellt.
Aktualisiert: 2023-04-17
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Die Entwicklung des georgischen historischen Romans

Die Entwicklung des georgischen historischen Romans von Chotiwari-Jünger ,  Steffi
In der vorliegenden Untersuchung wird eine Problematik behandelt, die sich im weiteren Sinne dem noch ungeklärten genretheoretischen Problem des historischen Romans zuwendet. Erschlossen wird die außerhalb Georgiens weitgehend unbekannte Entwicklung des georgischen historischen Romans. Im Mittelpunkt stehen die Romane Micheil Dshawachischwilis «Die Geächteten von Marabda» (1933), Konstantine Gamsachurdias «Die rechte Hand des großen Meisters» (1939), Grigol Abaschidses «Lascharela» (1958) und «Die lange Nacht» (1964), Tschabua Amiredshibis «Data Tutaschchia» (1973, 1975) und Otar Tschiladses «... daß mich totschlage, wer mich findet» (1976) sowie «Das eiserne Theater» (1981), die in diachronischer und synchronischer Betrachtung, z.T. erweitert in der georgischen Romanentwicklung und im Blick auf andere Literaturen abgehandelt werden.
Aktualisiert: 2019-12-19
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