ursprung in actu

ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-06-07
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ursprung in actu

ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-05-20
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ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-05-17
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ursprung in actu von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger
Klaus Heinrichs Beschäftigung mit Heidegger reicht bis in seine Studentenzeit zurück. Wie viele aus der sogenannten Flakhelfer-Generation stand er in der Nachkriegszeit unter dem Bann des französischen Existentialismus und war von Heidegger so fasziniert wie schockiert. Noch seine Habilitationsarbeit »Über die Schwierigkeit nein zu sagen« ist nicht zuletzt eine durchgeführte Heidegger-Kritik. Die Vorlesung – eine kritische Auseinandersetzung mit den ein Jahr zuvor aus dem Nachlaß herausgegebenen und als Fortsetzung von »Sein und Zeit«, wenn nicht als Hauptwerk geltenden »Beiträgen zur Philosophie (Vom Ereignis)« (1936–1939) – versteht sich zugleich als Vivisektion einer postmodernen, vor allem französisch inspirierten Heidegger- und Ereignisfaszination. Schon lange vor Erscheinen der »Schwarzen Hefte« (2014–2018) setzt Heinrich der Suggestion eines Schnitts zwischen dem politisch bekennenden Heidegger von 1933 (Rektoratsrede, Wahlaufruf) und dem seinsgeschichtlich ›andenkenden‹ Heidegger von 1936ff. die These einer inneren Kontinuität entgegen. Bekanntlich hatte sich Heidegger, der in seiner Aspiration als Philosophenführer des NS von Konkurrenten ausgebremst worden war, ab 1934 enttäuscht aus der Politik zurückgezogen – nur um in der ›inneren Emigration‹ die Fundamente des NS tiefer zu legen und mit Hölderlin und Nietzsche die eigentliche ›Bewegung‹ zu beschwören, ja auszuagieren – als ›Ereignis‹. Als eine Philosophie, die vom Pathos des ständigen Unterwegsseins, der Übertrumpfung und Übertreibung, des Subjektwechsels lebt (Heinrich: »Was vorher die zitternde Existenz war – jetzt ist es die ›Erzitterung des Seyns‹«), ist ihre seinsgeschichtliche Kehre schon lange vor der Kehre angelegt. Heinrich verfolgt sie bis auf den Begriff der ontologischen Differenz zurück. Deren Charakter als »aufbrechender Unterschied« (so Heidegger in Vom Wesen des Grundes, 1928) wird von Heinrich als ›Ursprung in actu‹ interpretiert. Gemeint ist damit der entscheidende Schritt über Ontologie als abstraktem Ursprungsmythos (P. Tillich) hinaus – eine aktiv-opferkultische Wende, die später ihre unmißverständliche Formulierung findet: »Im anderen Anfang wird alles Seiende dem Seyn geopfert, und erst von da aus erhält das Seiende als solches seine Wahrheit« (Vom Ereignis). Heideggers späte Philosophie läßt sich mit Heinrich als eine unendliche Initiation in dieses Opfer lesen – als Rekultifizierung des Denkens, ein Amalgam aus Katastrophe und Heilserwartung, Opferkult und Prophetismus, Mysterien- und Bürokratensprache, darin zugleich in tiefster Eintracht mit dem Veranstaltungskult des NS selbst. Heinrich operiert auf mehreren Ebenen. So verfährt er nicht nur philologisch-werkimmanent, sondern auch philosophiehistorisch. In Exkursen zu Kant, den Neukantianern, E. Husserl, N. Hartmann, K. Jaspers geht er auf die Vorgeschichte der ontologischen Differenz ein, wobei sich insbesondere der Rückgang auf W. Windelbands Rektoratsrede von 1900 als fruchtbar erweist. Zum Verständnis der ›ontologischen Differenz‹ trägt auch Heinrichs Hinweis auf Heideggers umgekehrte Lesart der kantischen Antinomientafel bei. Mindestens ebenso wichtig ist die sprachtopographische Ebene. War schon für Adorno die Ideologie »in die Sprache gerutscht« (Jargon der Eigentlichkeit), arbeitet Heinrich ihre zugleich epiphanische Suggestion heraus. Diese besteht nicht zuletzt in einem so archaisierenden wie koketten Rückgang hinter den klassischen Wahrheitsbegriff: als eine Wahrheit, die sich nur in ihrer Verbergung entbirgt, läßt sie sich für Heinrich als eine Zentralfigur für die »Nichtbewältigung unserer eigenen Vergangenheit« entschlüsseln. In die Vorlesung eingefügt ist ein spontaner Nachruf auf den gerade verstorbenen Komponisten Luigi Nono, mit dem Klaus Heinrich Mitte der 80er Jahre eine lange Unterhaltung über den Prometheusstoff geführt hatte. Dabei wird Nonos Œuvre als Antidot zu Heidegger vorgestellt. Ein Anmerkungsapparat, stichwortartiges Inhaltsverzeichnis, Personenregister und editorisches Nachwort schließen den Band ab.
Aktualisiert: 2023-04-12
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Festhalten an Freud

Festhalten an Freud von Heinrich,  Klaus
»Festhalten an Freud« - Festhalten hat einen apologetischen Zug und in der Tat: Hirnforschung, Traumforschung, Verhaltensforschung scheinen über Freud hinweggegangen, seine Spekulation über die Frühzeit des Menschengeschlechts nurmehr ein Exempel spätaufklärerischer Mythenbildung zu sein, Soziologen konstatieren das Ende seiner seismischen Wirksamkeit, er wird heute vorzugsweise aus historischem oder literatischem Interesse gelesen, und selbst in seiner eigenen Disziplin, der Psychoanalyse, haben die Schulen ihn und sein therapeutisches Instrumentarium mit Ehrerbietung hinter sich gelassen. Als ich 1989 eine Rede Freud zu Ehren hilet, zu seinem 50. Todestag also, galt sie keinem Toten. Ich konnte sie demgemäß mit einem offenkundig doppeldeutigen Titel versehen: »Anfangen mit Freud«. Das war einerseits historiographisch, andererseits appellativ gemeint. Zu erzählen war die tröpfelnde, dann politisch explodierende und bald danach von einer dogmatischen Linken kassierte Wiederauferstehung Freuds an den Berliner Universitäten nach der damnatio memoriae des NS. Aufzufordern war zu einem die neuerliche szientifische und gesellschaftliche Isolierung durchstoßenden Neuanfang. Das war damals ein Thema für Psychoanalytiker. Heute, so vermute ich, wende ich mich an Geisteswissenschaftler verschiedener Disziplinen, Intellektuelle über Fachgrenzen hinweg. Natürlich werde ich den Abstand zu damals reflektieren - Deutschlands Normalisierung ist ja durch eine große Verdrängungsleistung erkauft, nennen wir sie in Kürze: die uns vor der eigenen Geschichte abschottende Historisierung des NS. Meine apologetische Formulierung will dem Rechnung tragen, aber sie hat auch dieses Mal Appelcharakter. Festhalten an Freud, das heißt für mich: festhalten an ihm als einem Bundesgenossen unserers Denkens, auf den wir heute weniger denn je verzichten können. Festhalten an Freud, das heißt heute erst einmal: nicht zurückfallen hinter ihn.
Aktualisiert: 2023-04-19
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vom bündnis denken

vom bündnis denken von Heinrich,  Klaus, Kücken,  Hans-Albrecht
Meine Hörer hatten mich gebeten, eine Vorlesung über Religionskritik zu halten. Ich habe ihnen entgegnet: Diese Kritik ist nicht zu trennen von dem Moment der Reflexion in den Religionen selbst, die Reflexion in ihnen und ihnen gegenüber ist eine. – Für diesen Zusammenhang, der den Prozeß der Selbstverständigung der Gattung begleitet hat und ihn bis heute widerspiegelt, habe ich den Namen Religionsphilosophie gewählt. Sie ist die materiale Philosophie, die das kollektiv und individuell Verdrängte der Heilslehre Philosophie zur Sprache bringt, und sie vermag es nur, indem sie das ›Fürchtet euch nicht‹ der historischen Religionen ernst nimmt und es in die erkennende Konfrontation mit bis heute wirksamen fundamentalen Ängsten übersetzt. Religionskritik, die sich dieser Dimension nicht stellt, fiele hinter die Reflexion in den Religionen selbst zurück. Darum habe ich der jetzt bald vor einem Menschenalter gehaltenen Vorlesung den Titel Religionsphilosophie gegeben. Aktueller Hintergrund der Vorlesung war eine unselige Situation in den Geisteswissenschaften – damals zunehmend und mit beschwörerischer Wendung Sozialwissenschaften genannt –, die sich immer stärker abzuzeichnen begann. Reflexions- und darum erfahrungsfeindlich zugleich, und zwar an beiden Polen: dem marxistischen, der einmal ein Hort der Reflexion gewesen war, und dem empiristischen, der Empirie nicht länger mit Reflexion vermengt sehen wollte, wollten und konnten sie eine materiale Reflexion nicht gelten lassen. Das war besonders deutlich in der von beiden Seiten gleichermaßen betriebenen Marginalisierung und schließlich Eliminierung einer Disziplin, die in den antiautoritären Anfängen der Studentenbewegung noch als ein selbstverständlicher Bundesgenosse gegolten hatte: der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Sie ist in dieser Vorlesung als ein Movens präsent, nicht weniger als die kritische Opfertheorie Horkheimers und Adornos und die politische Theologie Paul Tillichs. Inhalt Anamnetisches Vorwort Erste Vorlesung, Zweite Vorlesung, Dritte Vorlesung, Vierte Vorlesung, Fünfte Vorlesung, Sechste Vorlesung, Siebte Vorlesung, Achte Vorlesung, Neunte Vorlesung Anmerkungen Stichwortartige Übersicht Editorische Notiz
Aktualisiert: 2022-11-22
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tertium datur

tertium datur von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger, Kücken,  Hans-Albrecht, Lux,  Peter, Panhans-Bühler,  Ursula, Strutz,  Jürgen, Tobben,  Irene
Ich erschrak, als ich von dem Unternehmen erfuhr: ausgegraben die alten Vorlesungen, zehn Jahre und länger her, nicht zum Bleiben bestimmt, sondern nachdenklich zu machen und zu verschwinden. Ich hatte selbst darauf Wert gelegt: ›die Würde des vergänglichen Wortes‹, das war mein Argument, nein zu sagen, wenn ich um die Einwilligung zu Tonbandaufnahmen gebeten wurde. Damals stellte ich mir meinen Beruf noch anders vor: mit Muße zum Schreiben. Aber zugleich, begraben unter ›Papieren‹, vorgeblich einer Lawine der Erneuerung, mißtraute ich dem geschriebenen Wort, vertraute auf die Wirkung des gesprochenen. Tertium datur – ein abseitiges Thema? Formen als Inhalte lesen, das Pathos, das diese Beschäftigung mit Logik angeleitet hat, war ein eminent politisches Thema. Religionswissenschaft hat durchaus ihren Gegenstand: das Verdrängte der Philosophie – so habe ich es damals formuliert, mit Blick auf jene Heilslehren, die eine Sicherheit jenseits der Welt der Mischungen versprechen. ›Tertium non datur‹ – das ist ein solcher (der vornehmste) Entmischungssatz einer zwei-, aber ich fürchte durchaus auch mehrgliedrigen Logik; ›tertium non datur‹, das bedeutet: entweder Leben oder Tod – also ein von Tod unangefochtenes Leben. Aber das ›tertium‹, das dieser Satz bestreitet, ist nichts anderes als unser Leben, aus Leben und Tod und all den Stellvertretungen des Todes, die für uns heute aktuell sein mögen, gemischt – und das ist die Sache der Religion, ihm zuliebe sagen die verschiedenen Religionen ihr verschiedenartiges ›Fürchtet euch nicht‹. Inhalt Anamnetisches Vorwort Erste Vorlesung, Zweite Vorlesung, Dritte Vorlesung, Vierte Vorlesung, Fünfte Vorlesung, Sechste Vorlesung, Siebte Vorlesung, Achte Vorlesung, Neunte Vorlesung Anmerkungen Stichwortartige Übersicht Editorische Notiz
Aktualisiert: 2022-11-22
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arbeiten mit ödipus

arbeiten mit ödipus von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Kücken,  Hans-Albrecht, Tobben,  Irene
Arbeiten mit Ödipus heißt mit Verdrängung zu arbeiten. Aber arbeiten mit Ödipus heißt auch Verdrängung in seine Arbeit einbeziehen. In unseren Begriffen selbst ist Verdrängung angelegt. Wie können wir da einen nicht verdrängenden Begriff von Verdrängung haben, wie eine mit Verdrängung operierende Wissenschaft? Als ich die Verdrängungsvorlesung hielt, die sich jetzt, nach 20 Jahren, in Buchform materialisieren soll, gab es, in Berlin und an der Freien Universität, einen besonderen Grund den Heros Ödipus für die Rolle der Aufarbeitung in Anspruch zu nehmen. Nicht, daß er ein Opfer der Aufklärung geworden war, die er betrieb – ein ohnehin erst Sophokleischer Impuls, freilich einer, der uns über unzureichende Aufklärung und ohnmächtige Philosophie belehrt –; das würde heute eher zu einem vor Wiederholungstäterschaft warnenden Beispiel taugen. Sondern daß uns seine Geschichte, zentral schon für die antike Reflexion über Schicksal und Reflexion, zentral bei Bacon, zentral bei Hegel, zentral noch in einer gegen Ödipusschicksale immuniserenden strukturalistischen Philosophie, bis an die Bruchstelle von Opferkult und Aufklärung führt, an deren Erforschung die Psychoanalyse Sigmund Freuds all ihre aufklärerische Energie gesetzt hat. Ältere Opferprozeduren werden sichtbar, als die jeweils aktuell praktizierten, und sie betreffen das Triebwesen Mensch in seinem noch nicht entschiedenen Gattungsschicksal. – Geschlechterspannung als treibender Impuls in einem die Gattung stabilisierenden Opferprozeß, der eine Balancierung hintertreibt, die allein diese Spannung auszuhalten und sie in eine Quelle nicht-zerstörerischer Lust umzuwandeln vermag - das ist eine von vielen möglichen Formulierungen dieser Sache. Ich könnte sie auch anders formulieren: die Naturrechtsansprüche (exemplarisch also das Widerstandsrecht des gesellschaftlich verfaßten Naturwesens Mensch) standen, so wie in jeder symptomatologischen Verhandlung eines Stoffes, auf dem Spiel – und tief in Stoffe mich einzulassen, gehörte für mich zu dem Gegenkurs, gegen die ›rechts‹ ebenso wie ›links‹ kurrenten transzendentalistischen Formen von Selbstbehauptung, den ich mit dieser Vorlesung (oder richtiger, der ganzen Reihe in der sie stand) einzuschlagen versuchte. Inhalt Anamnetisches Vorwort Erste Vorlesung, Zweite Vorlesung, Dritte Vorlesung, Vierte Vorlesung, Fünfte Vorlesung, Sechste Vorlesung, Siebte Vorlesung, Achte Vorlesung, Neunte Vorlesung Anmerkungen Stichwortartige Übersicht Editorische Notiz
Aktualisiert: 2022-11-22
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Kinder der Nibelungen

Kinder der Nibelungen von Heerg,  Günther, Heinrich,  Klaus, Müller,  Heiner, Schnabel,  Stefan, Tragelehn,  B K, Wolff,  KD
Die beiden Gespräche, die Klaus Heinrich mit Heiner Müller und über ihn geführt hat und mit deren Veröffentlichung wir Klaus Heinrich zu seinem 80. Geburtstag gratulieren, handeln von den Nibelungen und der Notwendigkeit, die Nation zu beerdigen – also von Deutschland. Der Blick, der darauf geworfen wird, ist alles andere als germanozentrisch verengt, seine Perspektive ist die Geschichte der Gattung. Das erste Gespräch wurde 1987, das zweite fünf Jahre später geführt. Die Texte sind zeitgebunden-unzeitgemäß, also an der Zeit. Ihr Fluchtpunkt ist die Gegenwart und das, was kommt. – Die Pointe von Klaus Heinrichs Ausführungen ist, dass mit dem Niedergang der Nationen und nationalen Mythen die Vorherrschaft der Toten über die Lebenden nicht automatisch zum Einsturz gekommen ist. Ihre aktuelle Gestalt ist die Herrschaft der Untoten. Inhalt Kinder der Niebelungen. Günther Heeg, Stefan Schnabel und KD Wolff Die Faszination der Nibelungen. Klaus Heinrich und Heiner Müller im Gespräch mit Wolfgang Storch »Die Nation beerdigen ...« Klaus Heinrich im Gespräch mit Peter Kammerer B.K. Tragelehn: Der letzte Versuch. In memoriam Heiner Müller
Aktualisiert: 2022-11-22
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arbeiten mit herakles

arbeiten mit herakles von Heinrich,  Klaus, Kücken,  Hans-Albrecht
Warum Heros? Warum gerade Herakles? Warum arbeiten mit ihm? – Ich hatte ein paar unbequeme Ziele, als ich diese Vorlesung im Wintersemester 1975/76 hielt. Das ›heroische Ringen‹ der Kriegsberichterstattung der NS-Zeit noch im Ohr, konnte ich im Heros niemals nur den, wennschon am ende scheiternden, Retter oder Befreier sehen. Als Bringer selbstzerstörerischen Schreckens, der er immer auch war, schien er mir bis heute aktuell und darum der Aufklärung nicht weniger bedürftig zu sein als in seiner davon nicht zu trennenden, teils irdisch, teils jenseitig verklärten Heilsbringerrolle. Mit dem in Raserei verfallenden Herakles, der, aus der Unterwelt wiederkehrend und als Retter begrüßt, Frau und Kinder metzelt, der den Mittelpfeiler des Palastes und die Ordnung der Polis zum Einsturz bringt und der am Ende als Wrack von seinem Kumpan Theseus abgeschleppt wird, schien mir Euripides ein bis heute gültiges Bild des Heros gezeichnet zu haben. – Ich habe diesen Herakles und seine, vor den Euripideischen Konsequenzen zurückschreckende, neuere Rezeption zum Ausgangspunkt der Vorlesung gewählt und ihn als existenzielle Projektsfigur bis zu ihrem Ende beibehalten. Dem Heros sein mörderisches Zwielicht zurückzugeben, war mein erstes Ziel. Aber dieses Zwielicht war ja nicht bloß seines, seine Taten – wie zum Beispiel Ungeheuer bekämpfen, gegen Barbaren zu Felde ziehen, Sümpfe trockenlegen, Rinder schlachten, dazu seine Züge bis ans Ende der bewohnten Erde und darüber hinaus in ein teils tödliches, teils paradiesisches Jenseits – waren ebenso viele Gründungsakte der Zivilisation. – Damit lag das zweite Ziel auf der Hand: ich mußte den Riß deutlich machen, der durch unsere Zivilisation hindurchgeht – Freud, der ihn sah, zweifelte an ihren Selbstheilungskräften und setzte dennoch auf sie – und den der Heros, Repräsentant von Todes- und Lebenstrieb, in seiner Person verkörpert. Zerreißungs- und nicht Vermittlungsfigur – denn dazu hätte es des vermittelnden Worts bedurft, das unterscheidet ihn von den Vermittlern der Erlösungsreligionen –, führt er die entdämonisierenden Schlußfiguren der Logik, die sich zur Plausibilisierung ihres im Kern genealogischen Verfahrens auf Heroenmythologie beruft, in figura ad absurdum. Der Figur des Heros, die an ihren Widersprüchen nicht zerbricht, vielmehr dazu herausfordert, sich realistisch auf sie einzulassen, galt meine Aufmerksamkeit. Es war der Begriff der Figur, die ein dialektisches Denken erst möglich machte. Inhalt Anamnetisches Vorwort Erste Vorlesung, Zweite Vorlesung, Dritte Vorlesung, Vierte Vorlesung, Fünfte Vorlesung, Sechste Vorlesung, Siebte Vorlesung, Achte Vorlesung, Neunte Vorlesung, Zehnte Vorlesung, Elfte Vorlesung, Zwölfte Vorlesung, Dreizehnte Vorlesung, Vierzehnte Vorlesung Anmerkungen Stichwortartige Übersicht Editorische Notiz
Aktualisiert: 2022-11-22
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anthropomorphe

anthropomorphe von Albrecht,  Wolfgang, Heinrich,  Klaus, Hentschel,  Rüdiger, Kücken,  Hans-Albrecht, Lux,  Peter, Panhans-Bühler,  Ursula, Strutz,  Jürgen, Tobben,  Irene
Die Vorlesung setzte auf den Reiz eines damals als ebenso exotisch wie überholt geltenden Stoffs: den der mythologischen Figuren, und wies nach, wie dieser, den es doch zu einem Bundesgenossen des Erkennens zu gewinnen gilt – denn wo, wenn nicht in ihm, wird Gattungsgeschichte mit allen ihren Zweideutigkeiten und Verdrängungsmechanismen offenbar? –, selbst der Zurichtung unterliegt. Die Instanz, die hier ins Spiel kommt: Philosophie, bildet einen der stabilsten Mechanismen aus, die unsere okzidentale Tradition begleiten (ja wohl deren rationale Eigentümlichkeiten erst bedingen) – selbst eine, nun freilich auf Verdrängung aufruhende, Figur: die des transzendentalen Subjekts. So mit einem Kantischen Begriff fixiert, hat es doch eine lange, im Wortsinn ›klassische‹ Vorgeschichte – die Positionen, die in ihr verhandelt werden, sind solche der antiken Religionsphilosophie. Deren Auseinandersetzung mit dem Anthropomorphismus – der menschengestaltigen Erscheinungsform der Götter – setzt an die Stelle des mythologischen System-Subjekts eine andere, wirksamere ›Menschenform‹ (anthropo-mophé), eben die des transzendentalen Aufsichts- und Kontrollorgans. Daß in ihm der philosophische Begriff zugleich zu einem technologisch bestimmbaren Werkzeug wird, Philosophie und Technologie zuletzt ununterscheidbar werden (aber das heißt auch: es von Anfang an sind), ist eine der bitteren Einsichten, die ich damals meinen Hörern vorzustellen suchte; bitter für die Geschichte aufklärerischen Erkennens, das in dem Transzendentalsubjekt seine – entfremdete Arbeit repräsentierende – Begrenzung findet; aber bitter auch für die Studenten: denn deren Aufbegehren wenige Jahre zuvor war inzwischen vielerorts selbst zu einer Theorie und Praxis der transzendentalen Subjekte geworden, die der Verwandlungsmächtigkeit der Existenz, um die es ihnen doch einmal gegangen war, keine Chance mehr gab. In diesen Prozeß korrigierend einzugreifen, war die erklärte Absicht meiner Vorlesung, der weitere mit eben diesem Ziel folgen sollten. Inhalt Anamnetisches Vorwort Erste Vorlesung, Zweite Vorlesung, Dritte Vorlesung, Vierte Vorlesung, Fünfte Vorlesung, Sechste Vorlesung, Siebte Vorlesung, Achte Vorlesung, Neunte Vorlesung, Zehnte Vorlesung, Elfte Vorlesung Anmerkungen Stichwortartige Übersicht Editorische Notiz
Aktualisiert: 2022-11-22
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gesellschaftlich vermitteltes naturverhältnis

gesellschaftlich vermitteltes naturverhältnis von Heinrich,  Klaus, Kücken,  Hans-Albrecht
Aufklärung war so alt wie die Gattung Mensch und so bedroht wie diese. Prometheus, einem älteren Göttergeschlecht zugehörend, hatte den Menschen nicht nur das Opferfeuer gebracht (damit das Opfer genießbar gemacht und es zugleich den Göttern weggenommen), sondern auch das Geistfeuer der Zivilisation: alle Erfindungen der Menschen stammen von ihm, mit Ausnahme des Staates – dieser blieb die Domäne des Zeus. Der Aufklärer Prometheus, Vordenker des Menschengeschlechts, war der doppeldeutigen Rede und des Einspruchs mächtig, er hatte das Ende der Zeusherrschaft kommen sehen und wurde als ein stellvertrendes Opfer – stellvertretend für alle Ausässigen – an den Fels geschmiedet, seine Leber Opferfraß für den Adler des Zeus. – Daß man »dem intellektuellen Fascismus den Mythos wegnehmen und ihn ins Humane umfunktionieren müsse«: dieser programmatische Konsens zwischen Karl Kerényi und Thomas Mann im Zweiten Weltkrieg hat auch diese Vorlesung dirigiert. Es ist mir heute wie damals wichtig, an das Gattungsziel der Aufklärung zu erinnern, das nicht Erleuchtung, sondern Erhellung ist –so viel Erhellung, daß die Aufarbeitung des Gattungsschreckens gelingt. Das ist für mich bis heute das zentrale Thema einer sich und ihren Gegenstand enstnehmenden Religionswissenschaft. Inhalt Anamnetisches Vorwort Erste Vorlesung, Zweite Vorlesung, Dritte Vorlesung, Vierte Vorlesung, Fünfte Vorlesung, Sechste Vorlesung, Siebte Vorlesung, Achte Vorlesung, Neunte Vorlesung, Zehnte Vorlesung, Elfte Vorlesung Anmerkungen Stichwortartige Übersicht Editorische Notiz
Aktualisiert: 2022-11-22
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Floß der Medusa

Floß der Medusa von Heinrich,  Klaus
›Floß der Medusa‹ ist nur ein anderer Name für das von Katastrophen bedrohte Vehikel der Zivilisation, das die Geschlechterspannung, dank der wir leben, im Zustand der Erstarrung transportiert. Das Verhältnis zwischen Perseus und Medusa harrt bis heute der Aufarbeitung – so viel wenigstens haben uns die frühen Intellektuellen, die wir Mythologen nennen, und die Artisten bis heute gezeigt. ›Faszinationsgeschichte‹, diese Dimension der Realgeschichte, in der die Gattung über ihre eigenen Bedürfnisse auf dem Stockenden hält – wiederum dank der Geschlechterspannung als ihrem Movens, Faszinosum und Tractandum zugleich –, ist ja nichts anderes als das intellektuelle Medium der Künste. Aus dem Nachwort von 1994: Der Vortrag über das Floß der Medusa enthält zum ersten Mal das Wort ›Faszinationsgeschichte‹, das ich von da an regelmäßig als gattungsgeschichtlichen Schlüsselbegriff verwendet habe. Die drei Studien bauen aufeinander auf, die beigefügten Anmerkungen und Exkurse versuchen, so viel wie möglich von den an sie anschließenden Diskussionen über Methode, Stoff, Begriffsgeschichte aufzufangen – sie greifen auf Themen und Einsichten zurück, die ich über Jahrzehnte hinweg in meinen Veranstaltungen zum Ästhetischen Subjekt und den ihnen parallel laufenden Colloquien zum Erfahrungsbegriff der Renaissance entwickelt habe. Den Begriff ›Geschlechterspannung‹ endlich habe ich erstmals 1962 gebraucht – von ihr, nicht vom hypostasierten Geschlecht ist auszugehen, wenn das Verhältnis der Geschlechter zueinander und in uns selbst gedacht werden soll – und ihn seitdem ständig genutzt. Inhalt Vorwort I Das Floß der Medusa II Der Untergang von Religion in Kunst und Wissenschaft III Götter und Halbgötter der Renaissance. Eine Betrachtung am Beispiel der Galatea Beilagen Aufsässigkeit Ovids, Realität der Maske, Wahrheitsanspruch. Auszüge aus der Medusa-Diskussion Der Satyr der Helmzier. Über das Janushaupt des Cellinischen Perseus, unter Berücksichtigung einer Bronzestatuette aus dem Vindonissa-Museum in Brugg Zur Deutung des Perseus-Andromeda-Reliefs Galatea – Roma. Eine Triumphspekulation Anhang Geschlechterspannung und Emanzipation – Beantwortung einer Umfrage der ›Berliner Hefte für Politik und Kultur / Das Argument‹ zur Empanzipation der Frau aus dem Jahre 1962 Nachwort von 1994 Verlagsnotiz: Der ça ira-Verlag hat mit der Aufnahme des Titels in sein Programm, dem Buch eine weitere Beilage zugegeben: eine A4-formatige Abbildung von Théodore Géricaults Das Floß der Medusa, die sich auf Seite 49 (Abbildung 4) in kleinerem Format bereits abgedruckt befindet.
Aktualisiert: 2022-06-30
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psychoanalyse Sigmund Freuds

psychoanalyse Sigmund Freuds von Heinrich,  Klaus, Kücken,  Hans-Albrecht
Nachrichten aus einer anderen Welt – das war mein erster Eindruck, als diese Vorlesung, fertig gesetzt, zur Zeremonie des Wiedererkennens vor mir lag. Das ›konkrete gesellschaftliche Allgemeine‹ – wer würde es heute, wo wir es dank Aufhebung der Kluft zwischen virtuell und real, nach Wegfall der Blockaden von Raum und Zeit, mit Händen zu greifen meinen, noch so benennen? Wer auch nur nach ihm fragen, nachdem die Religion des Marktes es, samt den seine Ankunft beglaubigenden Emotionen, sakramental zu verbürgen scheint? Aber dann wendete sich das Blatt. Nichts war vergangen. Die Fragen, vor 25 Jahren gestellt, mochten verschüttet sein, aber sie waren darum nicht weniger aktuell. Der Begriff des ›konkreten gesellschaftlichen Allgemeinen‹, vom Herausgeber mit Recht in den Titel dieser Vorlesung gesetzt, die Sozialwissenschaftler und Philosophen in ›Grundbegriffe der Psychoanalyse Sigmund Freuds‹ einführen sollte, war nicht nur der materiale Existenzbegriff, den ich den abstrakten Zwängen entgegenhielt, sondern bezeichnete die Utopie, die ich den Sozialwissenschaften zurückgewinnen wollte. Mit dem Begriff des konkreten gesellschaftlichen Allgemeinen suchte ich an der materialen Reflexion in der Psychoanalyse Freuds ebenso wie an der in Marx' Kritik der politischen Ökonomie festzuhalten. Ich warb darum – und diese Werbung ist heute aktueller denn je –, den Reflexionsanspruch, der beiden gemeinsam ist, nicht preiszugeben. Das tertium der Reflexion hier wie dort ist Opferlogik, sie ist so alt wie die Gattung selbst – das aus der Psychoanalyse Sigmund Freuds zu lernen, befähigt zu Kritik an vorschneller Instrumentalisierung der Maxschen Theorie (als sei mit der Beseitigung des kapitalistischen Krebsgeschwürs die Opferlogik außer Kraft gesetzt) und Ausmalung der aus ihr ableitbaren Utopien (als sei ein neuer opferfreier Ursprung in der Zukunft ansiedelbar). Wie die Opfergesellschaft in eine der opferfreien Bündnisse verwandelt werden kann, muß als die emanzipatorische Grundfrage der Religionswissenschaft verstanden werden. Inhalt Anamnetisches Vorwort Erste Vorlesung, Zweite Vorlesung, Dritte Vorlesung, Vierte Vorlesung, Fünfte Vorlesung, Sechste Vorlesung, Siebte Vorlesung, Achte Vorlesung, Neunte Vorlesung, Zehnte Vorlesung, Elfte Vorlesung, Zwölfte Vorlesung Anmerkungen Stichwortartige Übersicht Editorische Notiz
Aktualisiert: 2023-04-19
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Parmenides und Jona

Parmenides und Jona von Heinrich,  Klaus
Ein Buch nicht der Re-Mythisierung, sondern der Mythoskritik, allerdings einer Kritik, die den Mythos ernst nimmt. Daher: »Mein Thema lautet: die Funktion der Genealogie im Mythos. So formuliert, setzt es eine rationale Vorstellung vom Funktionieren des Mythos voraus – es fordert zu einer systematischen Erörtertung auf. Wir brauchen nicht zu befürchten, daß eine systematische Erörterung das Mystische des Mythos verfehlt, weil sie archaische Verhältnisse dem Zwang der Rationalität unterwirft. Eher wird sie die Verbindung deutlich machen, die zwischen Mythos, Rationalität und Zwang besteht.« Inhaltsverzeichnis: I Die Funktion der Genealogie im Mythos II Mytheninterpretation bei Francis Bacon III Parmenides und Jona. Eine religionswissenschaftlicher Vergleich IV Antike Kyniker und Zynismus in der Gegenwart Nachwort von 1964 Anmerkungen Vorrede an meine japanischen Leser (1972) Notiz zur Neuauflage (1982) Verlagsnotiz: Parmenides und Jona erschien erstmals 1982 bei Suhrkamp und wurde 1982 bei Roter Stern / Stroemfeld erneut publiziert; 2020 wird der zwischenzeitlich vergriffene Titel bei ça ira neu aufgelegt.
Aktualisiert: 2022-11-22
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Versuch über die Schwierigkeit nein zu sagen

Versuch über die Schwierigkeit nein zu sagen von Heinrich,  Klaus
Neinsagen ist die Formel des Protestes. In einer Welt, die zu Protesten Anlaß bietet, scheint es nicht überflüssig, diese Formel zu untersuchen. Inhalt Vorbemerkung über Protestieren I Das Problem des Versuchs als Einführung in die Schwierigkeit nein zu sagen 1. Exkurs: Über die Quellen der Belehrung 2. Exkurs: Über Odysseus und Herrn K. II Die Schwierigkeit nein zu sagen als das Problem der Identität unter der Drohung des Identitätsverlustes Exkurs: Über Eulenspiegel als Maieutiker III Die Schwierigkeit nein zu sagen als das Problem der Sprache im Zustand der Sprachlosigkeit Exkurs: Über Buddhismus als Ausweg IV Die Schwierigkeit nein zu sagen als das Problem des Widerstandes in den Bewegungen der Selbstzerstörung Anmerkungen Nachwort zur Neuauflage von 1982
Aktualisiert: 2022-11-22
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